Medikamenteninteraktionen elegant checken

Neulich habe ich eine Patientin gesehen, die genau 23 verschiedene Medikamentensorten erhalten hat. OK, da brauche ich kein Programm zur Interaktionsanalyse, da muss ich einfach die Hälfte absetzen.
Aber natürlich gibt es zahlreiche Fälle, in denen eine Kombination aus verschiedenen Substanzen erforderlich ist. Und dann ist es wichtig zu wissen, ob sich der verordnete Cocktail auch verträgt. Einige wichtige Interaktionen von häufig verwendeten Medikamenten hat man ja im Kopf und kann so versuchen, die wichtigsten Fehler zu vermeiden. So kann man sich leicht merken, dass Carbamazepin ein Inzyminduktor ist, der die Plasmaspiegel der meisten Neuroleptika reduziert. Aber der Trend geht ja zu etwas komplizierteren Interaktionen. Und da braucht man entweder eine pharmakologische Beratung, ein dickes Buch oder ein ordentliches Programm. Beliebt sind hier Internetplatformen mit monatlicher Grundgebühr, wie mediq.ch. Diese Seite ist sehr gut, aber auf die Dauer teuer.
Weitaus eleganter ist es natürlich, das iPhone zu zücken und mit einer App mal eben zu gucken, was geht. Arznei Check von ifap kostet einmalig 7,99 €, und danach nichts mehr, keine monatliche Gebühr. Und funktioniert prächtig. Man kann mehrere Substanzen eingeben und die App meldet in klar verständlicher Form, welche Interaktion zu erwarten ist, auf welchem Mechanismus diese beruht und was man dagegen tun kann (Pharmakologischer Effekt, Mechanismus, Maßnahmen, Diskussion, Literatur). Man kann die Informationen auch per email versenden. So ein Bericht ließt sich dann so:

Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Olanzapin – CT 10mg Schmelztabletten und Carbamazepin 200 1A Ph
Wirkstoffgruppe: Olanzapin / Carbamazepin
Das Risiko der Wechselwirkung wird als geringfügig eingestuft.

Pharmakologischer Effekt: Die Olanzapin-Plasmakonzentrationen können vermindert werden, wodurch die pharmakologische Wirkung abnimmt.

Mechanismus: Es wird angenommen, dass Carbamazepin Lebermikrosomenenzyme (CYP1A2) induziert.

Maßnahmen: Das klinische Ansprechen des Patienten beobachten. Bei Verdacht auf eine Wechselwirkung die Olanzapin-Dosis bedarfsgemäß anpassen.

Diskussion: Die Auswirkungen von Carbamazepin auf die Pharmakokinetik von Olanzapin wurden an elf gesunden Männern untersucht.(1) Die Probanden erhielten eine Olanzapin-Einzeldosis zu 10 mg allein sowie wiederum nach einer 14-tägigen Behandlung mit zweimal täglich 200 mg Carbamazepin. Im Vergleich zur alleinigen Verabreichung von Olanzapin bewirkte die gleichzeitige Verabreichung von Carbamazepin eine Abnahme der maximalen Olanzapin-Plasmakonzentration um 25 %, eine Abnahme der AUC um 34 %, eine Abnahme der Eliminationshalbwertzeit um 20 % und eine Zunahme des Verteilungsvolumens um 18 %. Angesichts der großen therapeutischen Breite von Olanzapin wurde nicht erwartet, dass pharmakokinetische Änderungen diesen Ausmaßes klinisch relevant sind. Bei 15 Patienten, die nur Olanzapin und bei 16 Patienten, die außerdem Carbamazepin erhielten, wurden die Konzentrationen an freiem und glucuronidiertem Olanzapin bestimmt.(2) Das Verhältnis aus Konzentration und Dosis fiel bei den mit Olanzapin plus Carbamazepin behandelten Patienten für freies Olanzapin um 38 % niedriger aus, während glucuronidiertes Olanzapin vermehrt auftrat, was darauf hinweist, dass Carbamazepin den Olanzapin-Metabolismus induzierte. Bei einem 23 Jahre alten Patienten mit paranoider Schizophrenie wurden während der gleichzeitigen Verabreichung von Carbamazepin 600 mg/Tag und Olanzapin 15 mg/Tag verminderte Olanzapin-Plasmakonzentrationen gemessen.(3) Vor Absetzen von Carbamazepin betrug der Olanzapin-Plasmaspiegel 21 ng/ml. Dieser Spiegel stieg über die Woche nach dem Absetzen von Carbamazepin um 114 % an (auf 45 ng/ml). Sechs Wochen später wurde die Olanzapin-Dosis auf 10 mg/Tag vermindert und es kam zu einer entsprechenden Abnahme des Plasmaspiegels. Es werden weitere Studien benötigt, um die klinische Bedeutung dieser Wechselwirkung klären zu können.
Literatur:
(1) Lucas RA, et al. Eur J Clin Pharmacol. 1998;54:639.
(2) Linnet K, et al. Ther Drug Monit. 2002;24:512.
(3) Licht RW, et al. J Clin Psychopharmacol. 2000;20:110.
Hinweis: Bitte kontaktieren Sie vor der Einnahme der betroffenen Arzneimittel Ihren Arzt oder Apotheker. Die dargestellten Informationen dienen lediglich der Orientierung und ersetzen in keinem Fall die Packungsbeilage, Fachinformation oder die Hinweise Ihres Arztes oder Apothekers.

Von der gleichen Firma kann man kostenlos die App Arznei aktuell laden, die über Medikamente, Darreichungsformen, Packungsgrößen, Preise und so informiert, wie die Rote Liste.

Vielen Dank für den Tipp, Dr. Horn!

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Aktualisiert: 27.10.2011

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