Psychotherapie per Skype

Jeff Zeig berichtete in einem Gespräch, in Amerika sei es nicht unüblich, Psychotherapie über Skype anzubieten. Es gebe das Modell, sich bei den ersten ein, zwei Treffen face to face zu treffen, er selbst erhalte aber so viele Anfragen von weit entfernten Klienten, dass er regelmäßig Psychotherapien auch direkt per Skype beginne und erfolgreich fortführe. Selbst hypnotherapeutische Techniken seien über Skype möglich. Er sei sicher, dass dies in der Zukunft immer üblicher werde, die weiten Entfernungen gerade in Amerika ließen kaum etwas anderes zu. Selbstverständlich biete sich Skype auch in der Ausbildung seiner Studenten immer mehr an, er habe auch häufiger Seminare, in denen seine ihm bekannten engagiertesten Studenten in einem google+ Kreis virtuell versammelt seien und er nach und nach jeden zu einer Intervention auffordert.

In Deutschland ist es praktisch noch nicht möglich, Psychotherapie über das Internet anzubieten. Es gibt gerade am St. Alexius/ St. Josef Krankenhaus in Neuss ein Pilotprojekt, ein psychotherapeutisches modulares Programm in email Form zu validieren, eine Pilotstudie zusammen mit der Uni Düsseldorf.

Eine 15 minütige kostenlose telefonische psychologische Kurzberatung oder eine email Beratung gibt es hier.

Ich bin sicher, dass sich Psychotherapie per Videostreaming in der Zukunft etablieren wird. Die mangelhafte Versorgung mit Psychotherapeuten auf dem Land, die hohe Therapeutendichte in der Stadt, die zunehmende Akzeptanz digitaler Kommunikation werden meiner Meinung nach den Weg ebnen. Wobei ich es bevorzugen würde, den Klienten beim ersten Mal und danach so etwa alle 10 Sitzungen persönlich zu treffen.

Was haltet ihr von online-Psychotherapie?

P.S.: Das Video, das Jeff Zeig gestern auf dem Festvortrag gezeigt hat, das die 5. Symphonie Beethovens als Ehestreitchoreografie zeigt, und das absolut großartig ist, findet ihr hier:

2 Gedanken zu “Psychotherapie per Skype

  1. Wolfgang 9. Februar 2012 / 09:53

    Im ländlichen Bereich absolut eine Möglichkeit zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung. Auch und gerade für ältere Menschen könnte es die einzige Möglichkeit sein einen Zugang zu einer ambulanten Behandlung zu bekommen (solange die Therapeuten keine Hausbesuche machen). In Holland zum Beispiel scheinen ja (nach Mitteilung dort tätiger Therapeuten 🙂 ) die e-health Projekte schon weiter verbreitet mit anscheinend guten Ergebnissen.

  2. Psychotante 10. März 2012 / 16:35

    Grundlegend finde ich die Idee auch nicht schlecht – bei einigen Supervisoren gehörte das in der Ausbildung schon dazu. Ich stelle es mir nur schwer vor, sich via Skype ebenso in einen Patienten einzufühlen wie real – es geht ja wahrscheinlich einiges an Körpersprache und Information verloren. Eine stabile Therapiebeziehung muss da also schon vorhanden sein und für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen würde ich es (nach meiner Vorstellung!) eher nicht geeignet halten.
    Und zum Thema ländliche Versorgung: das sieht die KV sicher anders, nach deren Berechnungen sind (unsere) Provinznester überversorgt – dass Patienten schon Glück haben, wenn sie irgendwo auf Warteliste genommen werden, interessiert nicht so wirklich 😦
    PS: Danke für den schönen Blog!

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