Falldiskussion Schizoaffektive Psychose Teil II

Gestern hatte ich hier ein Fallbeispiel mit Frage vorgestellt. Wer den Fall noch nicht gelesen hat, bitte erst mal hier clicken und den Fall lesen.
Heute nun die Diskussion:
Bei unzureichender Wirkung stellt sich immer zunächst die Frage, ob ein ausreichender Blutspiegel des Medikamentes erreicht wird. Im gestern dargestellten Fall reicht die rezidivprophylaktische antipsychotische Wirkung nicht aus. Im ersten Schritt könnte man daher den Risperdal Blutspiegel bestimmen.
Es würde nicht überraschen, wenn der zu niedrig läge. Carbamazepin ist ein Enzyminduktor. Es induziert das Cytochrom P450 in der Leber, und zwar vor allem CYP1A2, CYP2C9 und CYP3A4.

Mehr als 50 Prozent aller Arzneistoffe werden über das CYP450-Enzym 3A4 metabolisiert, (neue) Wechselwirkungen können auftreten, wenn das Enzym induziert oder inhibiert wird.
Wichtige Induktoren von CYP3A4 sind die Antiepileptika Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital. Auch Rauchen kann Cytochromoxidasen induzieren, neben CYP1A2 auch CYP3A4.
Bekannte Inhibitoren von CYP3A4 sind z.B. die Azol Antimykotika Itraconazol und Ketoconazol, einige Antibiotika, aber auch Grapefruitsaft.

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p>Risperidon wird hepatisch eliminiert, teilweise über die Cytochromoxidasen, hier hauptsächlich wie viele Neuroleptika über CYP2D6, aber auch wie ebenfalls viele Medikamente über CYP3A4, teilweise über die ebenfalls hepatische N-Dealkylierung.
Die Induktion von CYP3A4, die Carbamazepin auslöst, führt also zu einem zu schnelleren Abbau des Risperidons. Dies kann eine unzureichende Wirkung erklären.
Da Lithium nicht vertragen wurde, könnte man von Carbamazepin auf Valproat umstellen, das nicht in gleichem Maße enzyminduzierend wirkt.
 

6 Gedanken zu “Falldiskussion Schizoaffektive Psychose Teil II

  1. Die Psychiatrie ist die einzige Profession die Ihre Patienten selbst produziert 4. April 2012 / 06:50

    Das ist doch alles pseudowissenschaftlicher Unsinn.
    Natürlich kann man den Patienten mit Neuroleptika und Antiepileptika zufüllen, bis er nicht mehr „babb“ sagen und gerade laufen kann.
    Damit „verhindere“ ich natürlich auch eine „Psychose“.
    Alternativ kann man ihn auch gleich ins Koma legen, da merkt er wenigstens von seinem erbärmlichen Zustands nicht mehr.
    Aber sein Problem, warum er immer wieder austickt, ist damit natürlich immer noch nicht gelöst.
    Aber das ist wohl zu komplex für einen Psychiater.

  2. Susanne Stetter 4. April 2012 / 10:54

    Risperidon usw. ist doch keine Stoffe, die der Organismus als „unbedenklich“ einstufen würde. Blutspiegel sind nur zu erreichen durch Überrumpelung der Regulationsmechanismen. Und was diese Mechanismen im Einzelnen sind, das ist doch nur ansatzweise verstanden bisher. Vor dem Hintergrund die „psychotischen“ Aussetzer des Betroffenen auf „Unwirksamkeit“ der Medikation durch „zu schnellen“ Abbau zurückzuführen, ist schon ein sehr bedenkliches Vorgehen. (Es ist dies die Sache der sogen. „personalisierten“ Medikation, für die Forschungsgelder verplempert werden.)

    Wenn das Zeug Bindungsstellen blockiert, über Blut, Gewebeflüssigkeit an den Wirkort transportiert wird, dort aber nicht mehr zum Zug kommt, weil der Organismus seine (neugebildeten, regenerierten) Bindungsstellen so modifiziert hat, dass die nicht mehr ansprechen, dann ist dies eine nicht ungewöhnliche „Überlebensstrategie“.

    Es ist an der Zeit, einfach zuzugeben, dass sogenannte „Antipsychotika“ Wunschtraum und nicht Wirklichkeit sind.

  3. M.S. 4. April 2012 / 15:12

    Ich nehme die Waschmaschine, das Messerset, die Duftkerzen und den Kinogutschein.

    • Mar 4. September 2018 / 17:49

      Hier eine mögliche ursächliche Behandlungsidee, aber da in der Fallbeschreibung die Sozialanamnese völlig fehlte ist das natürlich nur so in den Raum gestellt.

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