Schwangere dürfen schon mal einen größeren Bauchumfang haben. Bei nichtschwangeren Frauen und bei Männern, die einen Bauchumfang von mehr als 94 cm haben, müsste man an das Metabolische Syndrom denken. Es entwickelt sich oft in Folge eines ungesunden Lebensstils (wenig Bewegung, zu viel Essen). Für die Psychiatrie spielt es eine besonders große Rolle, da es durch Neuroleptika ausgelöst oder verstärkt werden kann.
Das metabolische Syndrom (manchmal auch als tödliches Quartett bezeichnet) wird heute als der entscheidende Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten angesehen. Es ist charakterisiert durch diese vier Faktoren:
- abdominelle Fettleibigkeit
- Bluthochdruck
- veränderte Blutfettwerte und
- Insulinresistenz.
Bauchumfang als Leitkriterium
Eine große Rolle für die Definition des metabolischen Syndroms spielt der erhöhte Bauchumfang. Denn für das kardiovaskuläre Risiko ist bei Vorliegen eines Übergewichts das Fettverteilungsmuster von Bedeutung: Besonders nachteilig wirken sich hier Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen aus. Dieses innere Bauchfett ist sehr stoffwechselaktiv. Es beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel, so dass Fettstoffwechselstörungen und Diabetes die Folge sein können.
Voraussetzung für das Vorhandensein des metabolischen Syndroms ist das Vorliegen einer bauchbetonten (sogenannten zentralen) Adipositas: Bei Männern Bauchumfang ≥ 94 cm, bei Frauen ≥ 80 cm (Menschen europäischer Herkunft, für Asiaten gelten andere Werte).
Kommen zu diesem Leitfaktor noch mindestens zwei der Risikofaktoren
- Nüchternblutzuckerwerte von > 100 mg/dl oder diagnostizierter Diabetes mellitus,
- erhöhte Triglyceride > 150 mg/dl oder bereits eingeleitete Therapie zur Senkung der Triglyzeride,
- niedriges HDL-Cholesterin: < 40 mg/dl bei Männern und < 50 mg/dl bei Frauen oder bereits eingeleitete Therapie zur Erhöhung des HDL
- Bluthochdruck (ab > 130 mmHg systolisch und > 85 mmHg diastolisch) oder bereits behandelte Hypertonie
hinzu, besteht eine deutlich höhere Gefahr, im Laufe des Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden.
Einige Neuroleptika können bei einem Teil der Patienten eine deutliche Gewichtssteigerung verursachen. Besonders ausgeprägt ist dies bei Clozapin (Leponex), das manchmal Gewichtssteigerungen von bis zu 25 Kilogramm verursachen kann. Aber auch Olanzapin (Zyprexa) und seltener auch anderen Atypika können bei etwa einem Fünftel bis einem Zehntel der Patienten eine Gewichtszunahme von mehreren Kilogramm verursachen. Auch Antidepressiva wie Mirtazapin oder die Gruppe der trizyklischen Antidepressiva können eine Gewichtszunahme verursachen. Diese liegt meist in der Größenordnung von 3-5 Kilogramm, kann aber im Einzelfall auch ausgeprägter sein. Entweder in Folge der Gewichtszunahme oder als direkte Folge der Medikation kann es auch zur Entwicklung der anderen Risikofaktoren kommen: Entwicklung eines Diabetes, Erhöhung der Blutfette, Entwicklung einer arteriellen Hypertonie.
Über die Gefahr des Auftretens oder der Verstärkung eines metabolischen Syndromes sollte man die Patienten vor Verordnung dieser Substanzen aufklären.
Treten diese Veränderungen unter neuroleptischer Medikation auf, sollte man unbedingt einen Wechsel des Präparates versuchen. Für Clozapin gilt, dass dies aufgrund seiner Nebenwirkungen (Gefahr einer Agranulozytose, Gewichtszunahme, Speichelfluß, Müdigkeit) trotz seiner besondres guten Wirksamkeit erst dann eingesetzt wird, wenn alle anderen Neuroleptika keine ausreichende Wirkung gezeigt haben. So kann man für viele Patienten diese Nebenwirkung vermeiden.
Bei Olanzapin und den anderen Atypika hat es sich bewährt, bei einer Gewichtszunahme von mehr als 3 Kilogramm in den ersten sechs Wochen nach Beginn der Behandlung einen Wechsel des Präparates vorzuschlagen. Darüber hinaus sollte man einen gesunden Lebensstil besprechen, also insbesondere genügend körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und die Beibehaltung eines normalen Gewichtes; zunächst steht also in der Regel eine Diät an. Liegt ein Diabetes mellitus vor, sollte er bei nicht ausreichender Wirkung der Ernährungs- und Bewegungstherapie medikamentös behandelt werden. Gleiches gilt für die Einstellung des Bluthochdrucks.
In der ICD-10 kann man das metabolische Syndrom nur hilfsweise mit dem Code E.88.9 „Stoffwechselstörung, nicht näher bezeichnet“ kodieren.
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