Das BGH Urteil zur Zwangsmedikation unter BtG ist richtig. Aber es braucht eine Übergangsregelung.

Der 12. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat mit diesem Urteil gesprochen, dass Zwangsmedikationen auf der Rechtsgrundlage des aktuellen Betreuungsrechtes gegenwärtig nicht möglich sind. Die Anforderungen, die für einen so erheblichen Eingriff in die Menschenwürde, wie sie eine Zwangsmedikation darstellt, an die gesetzliche Grundlage gestellt werden müssen, erfülle das Betreuungsrecht gegenwärtig nicht.

Der Bundesgerichtshof hat Recht. Eine Zwangsmedikation ist ein erheblicher Eingriff in die Würde des Menschen. Das aktuelle Betreuungsrecht regelt diesen Eingriff, seine Voraussetzungen und Kontrollen, nicht ausreichend explizit.

Im § 1906 BGB heißt es wörtlich:

(1) Eine Unterbringung des Betreuten durch den Betreuer, die mit Freiheitsentziehung verbunden ist, ist nur zulässig, solange sie zum Wohl des Betreuten erforderlich ist, weil

1. auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung des Betreuten die Gefahr besteht, dass er sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt, oder

2. eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff notwendig ist, ohne die Unterbringung des Betreuten nicht durchgeführt werden kann und der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung die Notwendigkeit der Unterbringung nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann.

Die Formulierung „Unterbringung zur“…“Heilbehandlung oder ein(em) ärztlicher Eingriff“, impliziert nach weit verbreiteter, aber nicht einheitlicher Auslegung auch die medizinisch gebotene Behandlung, erforderlichenfalls auch per Zwangsmedikation.

Vor nicht all zu langer Zeit hatte das Bundesverfassungsgericht hier mit seiner Rechtsprechung zur Zwangsbehandlung auf der Rechtsgrundlage des Maßregelvollzugsgesetzes den Gesetzgeber zur Korrektur aufgefordert. Es hatte auf das Problem hingewiesen, dass eine Zwangsmedikation eben gerade einer ausreichenden Rechtsgrundlage bedürfe und sonst nicht rechtmäßig sei, denn

Artikel 2 des Grundgesetzes lautet:

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Genau das ist aber laut Bundesgerichtshof auch für das Betreuungsgesetz gegenwärtig nicht der Fall. Das Betreuungsgesetz regelt die Zwangsmedikation eben gerade nicht explizit. Und genau deswegen ist es gegenwärtig nach Auffassung des BGH eben rechtswidrig, weil Grundgesetzwidrig, eine Zwangsbehandlung aufgrund des Betreuungsgesetzes durchzuführen. Und damit hat der BGH Recht.

Der BGH konnte also nicht anders entscheiden. Das Urteil ist richtig. Es ist nun Aufgabe des Gesetzgebers, sehr zügig den §1906 BGB zu überarbeiten und eine eindeutige Regelung bezüglich der Zwangsmedikation aufzunehmen, die den rechtlichen Ansprüchen, die das Bundesverfassungsgericht für Eingriffe in den Art. 2 Grundgesetz gefordert hat, erfüllen. Es zeichnet sich ab, dass hier ein Richtervorbehalt kommen wird, das heißt, dass eine Partei, die von der Klinik unabhängig ist, die Zwangsmedikation anordnen muss. Das war bislang immer der Betreuer, der aber oft der Familie angehört und in Zukunft dem Anschein nach nicht mehr hierfür ausreichend ist. Also wird es wohl der Richter werden. Der wird sich vermutlich medizinischen Sachverstand in Form eines Gutachten eines Arztes einholen müssen. Ob dieses Gutachten von einem an der Behandlung beteiligten Arzt oder von einem unabhängigen Sachverständigen zu erstatten sein wird, bleibt noch zu regeln.

In der Übergangszeit, bis der §1906 reformiert sein wird, ist es fraglich, ob Umstände vorstellbar sind, in denen der die Unterbringung anordnende Richter unter der besonderen Situation des Richtervorbehaltes eine Zwangsmedikation nach BtG anordnen kann. Für die Patienten kann eine unterlassene Medikation fatale Folgen haben, eine unbehandelte schwere psychische Erkrankung kann mit erheblichen Schäden für die Gesundheit einhergehen.

Der BGH hätte möglicherweise viel Schaden verhindern können, wenn er eine Übergangsregelung vorgeschlagen hätte, in der zum Beispiel nach einem externen Gutachten und Vorbehalt der expliziten richterlichen Anordnung im Unterbringungsbeschluss eine Zwangsmedikation weiter möglich geblieben wäre.

Links zu diesem Urteil:

35 Gedanken zu “Das BGH Urteil zur Zwangsmedikation unter BtG ist richtig. Aber es braucht eine Übergangsregelung.

  1. Wolfgang 22. Juli 2012 / 11:59

    Habe schon die sehr guten ptg posts vermisst!
    Zum aktuellen Artikel: Gute Information-bin auch hier über die Entwicklung der gerichtlichen Entscheidungen gespannt!

  2. psychiatrienogo 22. Juli 2012 / 13:05

    Wir brauchen den 1906 BGB überhaupt nicht. Und damit auch keine Übergangsregelung.
    Dessen Abschaffung ist seit langem eine Forderung der Betroffenverbände.
    Ersatzweise kann man den Inhalt des 1906 BGB wie
    § 28 Abs 1. Satz 3 des Infektionsschutzgesetzes formulieren
    “Eine (Heil)behandlung darf nicht durch geführt werden. ”

    Siehe:
    http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__28.html

    Im Übrigen ist im § 1901a BGB längst alles geregelt ist.
    Danach hat der Betreuer hat den Willen des Patienten umzusetzen.
    Auch in der UN-Behindertenkonvention ist von Assistenz die Rede und nicht von Bevormundung.
    Nur bis zur Psychiatrie ist dies noch nicht vorgedrungen.
    Die Psychiater sind immer noch im längst abgeschafften Vormundschaftschaftsrecht verhaftet.

    Hinzu kommt, dass das was man in der Psychiatrie “Behandlung” nennt, nichts anderes ist als das Herumpfuschen im Hirnstoffwechsel ohne wissenschaftliche Grundlage auf Grund einer Diagnostik die esoterischer Kaffeesatzleserei gleichkommt.

    siehe:

    http://www.springerlink.com/content/n7h03268452078u5/

    http://www.springerlink.com/content/e307uv11×5hq7u40/

    http://psychiatrienogo.wordpress.com/2012/04/11/wunderheilung-in-der-stiftung-tannenhof-remscheid/

    Beispiel für die Diagnose in der Psychiatrie:

    F.99.99 Bauchweh
    Mindestens 2 Diagnosekritererien von drei müssen vorhanden sein
    1.Patient hält sich den Bauch
    2.Patient stöhnt
    3.Patient klagt über Schmerzen in der Bauchgegend

    ob es ein Bauchdurchschuss, eine Blinddarmentzündung oder eine Gallenkolik ist, ist für die Diagnostik in der Psychiatrie vollkommen gleich.

    Siehe auch

    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Leonhard#Bildlicher_Vergleich_der_beiden_Sichtweisen

    Die dabei eingesetzten Nervengifte haben u. a. folgende Wirkungen:

    Todesfälle durch plötzlichen Herztod.

    malignes Neuroleptischen Syndrom, welches nur noch intensivmedizinisch behandelt werden kann

    Zungenschlundkrämpfe, eine Verkrampfung der Zungen-Schlund Muskulatur. Dabei hat man subjektiv das Gefühl zu ersticken.

    Keine dieser Wirkungen sind ausschließbar und durch die Unterschiedlichkeit der Metabolisierung in der Leber auch nicht primär abhängig von der Dosis.

    Weiter führt die Behandlung mit diesen Nervengiften zu:

    psychisch-geistiger Abstumpfung und Einengung, die akut auftreten oder sehr langsam erfolgen kann. Wegen der entstehenden Gefühlsleere spricht man auch vom »RoboterSyndrom«

    Depressionen, oft auch mit Selbstmordgefahr

    unbestimmten Angstzuständen

    neurologischen Erkrankungen, z.B. »Parkinson-Syndrom«

    (Einschränkung der Spontanbeweglichkeit, Zittern, kleinschrittiger Gang), sowie unter bedrohlichen Muskelverkrampfungen und Akathisie, der Unmöglichkeit, ruhig zu sitzen

    Spät-Dyskinesien, das heißt stark entstellenden, oft unheilbaren

    Bewegungsstörungen

    vegetativen Veränderungen, z. B. Herz-Kreislauf-Störungen

    hormonellen Störungen, Dämpfung der sexuellen Lust, Potenzstörungen

    Gewichtszunahme

    Verringerung der weißen Blutkörperchen

    (Zitiert aus: Zehenbauer Josef, „Körpereigene Drogen – Die ungenutzten Fähigkeiten unseres Gehirns, Patmos 2001 S. 130-132)

    Kein Wunder das keiner dieses Dreckzeug fressen will. Eine Heilbehandlung sieht anders aus.

    Die Aussage:
    „Für die Patienten kann eine unterlassene Medikation fatale Folgen haben, eine unbehandelte schwere psychische Erkrankung kann mit erheblichen Schäden für die Gesundheit einhergehen.“
    ist Unsinn und ohne wissenschaftliche Grundlage.
    Sie dient nur der Angstmacherei.

    siehe auch

    http://tkron.wordpress.com/2012/03/24/antipsychotika-studien-erneut-kritik-am-selektiven-publizieren/

    http://psychiatrienogo.wordpress.com/2012/06/12/was-heist-eigentlich-evidenzbasierte-behandlung-in-der-psychiatrie/

    Johannes Georg Bischoff

  3. psychiatrienogo 22. Juli 2012 / 13:18

    Zu dem Link Schräglage:

    Wenn das nicht wieder einer der fiktiven Lehrbuchfälle ist, ist hier doch der Alkohol und die sonstigen Drogen das Problem und nicht die Diagnose „Schizophrenie“, die im Übrigen bei einer substanzinduzierten Psychose garnicht gestellt werden darf.

    Zitatanfang
    Die Diagnose Schizophrenie soll bei ausgeprägten depressiven oder manischen Symptomen nicht gestellt werden, es sei denn, schizophrene Symptome wären der affektiven Störung vorausgegangen. Ebenso wenig ist eine Schizophrenie bei eindeutiger Gehirnerkrankung, während einer Intoxikation oder während eines Entzugssyndroms zu diagnostizieren. Ähnliche Störungen bei Epilepsie oder anderen Hirnerkrankungen sollen unter F06.2 kodiert werden,
    die durch psychotrope Substanzen bedingten psychotischen Störungen unter F10-F19, vierte Stelle .5.
    Zitatende
    Siehe:

    http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2011/block-f20-f29.htm

    Vielleicht sollte man mal fragen warum der Mensch das Leben nur unter Drogen erträgt, anstatt ihm mit Neuroleptika zusätzlich im Hirnstoffwechsel herumzupfuschen. Die Diagnose Schizophrenie ist auch nach dem Kaffeesatzlesesystem ICD 10 F auf jeden Fall falsch.

    Johannes Georg Bischoff

    • wjl 5. August 2012 / 20:13

      Schon der erste Satz zeigt das der Schreiber nicht die geringste Ahnung hat worüber er da eigentlich schreibt – das ist ein ganz durchschnittlicher Fall wie er sich in jeder größeren Psychiatrie dutzendweise findet.
      Wenn man keine Ahnung hat bitte einfach mal die Klappe halten. Oder sich über das Thema bitte nur Abends mit identisch indoktrinierten SozPäd-Freunden in der Kneipe diskutieren oder sich nachts auf dem Balkon, während der Joint herumgeht, darüber echauffieren.
      Ich wette der Schreiber hat gegen einen gelegentlichen Joint nichts einzuwenden. Der Inhalt des Joints wird zwar von einem wildfremden Kriminellen beschafft, aber alles halb so wild – das Dope ist ja „natürlich“. Andererseits wird dann, spätestens in der Apotheke, darüber gejammert das man „harte Chemie“ nehmen muß wenn sich die Einnahme eines Medikaments doch mal nicht vermeiden lässt.

      • psychiatrienogo 8. August 2012 / 22:10

        Der Schreiber kennt die Psychiatrie aus jeder Richtung von, als Insasse (wenn auch schon etwas länger her), als Angehöriger, als Mitglied einer Patientenvertretung und als Diplom-Psychologe.

        Als der Schreiber das letzte mal in einer Klinik jemand besuchte fand er folgendes vor:
        – ein Mensch Lag auf dem Boden
        – mehrere Menschen liefen im von Akathisie getrieben im Kreis
        – Das Personal kickerte bzw saß beim Kaffee

        Am nächsten Tag lag der Patient immer noch oder schon wieder auf dem Boden
        – mehrere Menschen liefen im von Akathisie getrieben im Kreis
        – Mensch saß wippend auf einer Bank, abgefüllt bis zur Oberkante, um ihn kümmert sich eine Patienten.
        vom Personal weiterhin keine Spur

        Das Studium hat 2011 der Schreiber mit 51 Jahren mit sehr gut abgeschlossen und hat sich in klinischer Prüfung, obwohl er sämtliche Veranstaltungen besucht hat, mit der Begründung „für so einen Blödsinn habe ich keinen Speicherplatz“ nicht prüfen lassen.
        Der Schreiber hat er sich als Forschungsvertiefung mit Biologischer Psychologie = Hirnforschung beschäftigt und dabei festgestellt, dass das was die Psychiatrie betreibt konträr zur Hirnforschung steht und die „genetische bedingte Stoffwechselstörung“ als Ursache für eine Psychose ein Märchen ist.
        Es ist zwar richtig, dass wenn man Parkinsonpatienten zuviel LDopa gibt, dass man damit Psychose ähnliche Symptome hervorufen kann. Der Umkehrschluss dass eine Psychose aus zuviel Dopamin resultiert ist allerdings nicht zulässig.
        Denn nur weil jemand der besoffen ist nicht Autofahren kann, sind noch lange nicht alle die nicht Autofahren können besoffen.
        Auch das lernt man in der ersten paar Stunden Methodenlehre, die bei Medizin offensichtlich zu kurz kommt.
        Der Schreiber der Methodenlehre und der Statistik mächtig und weiß damit auch, dass wenn eine Methode weder, valide noch reliabel ist wie die Diagnostik in der Psychiatrie, es auf die Objektivität, nichts anderes ist die Interraterrelabilität, auch nicht mehr ankommt.
        Aufgrund dessen ist der Schreiber der Ansicht, dass man in der Psychiatrie vor allem die Dichtkunst beherscht.

        Hier zwei ausgewählte Beispiel

        http://psychiatrienogo.wordpress.com/2012/04/11/wunderheilung-in-der-stiftung-tannenhof-remscheid/

        Der IQ des Schreibers hat 2 Standardabweichungen nach oben, was ihn in dazu befähigt sich mit jedem Thema auseinanderzusetzten.

        Mit Sozialpädagogen hat der Schreiber nichts am Hut.
        Ebenso hat der Schreiber schon seit mindestens 25 Jahren keinen Joint mehr geraucht.

  4. psychiatrienogo 22. Juli 2012 / 19:42

    Nachtrag zu dem Link Schräglage

    1. Warum hat man mit dem Patient nach dem zweiten Aufenthalt nicht eine Behandlungsvereinbarung = Patientverfügung abgeschlossen.
    Das Beispiel ist fingiert um Klischees zu bedienen. Die Realität sieht oft sogar so aus dass man Symptome unterstellet die garnicht vorhanden sind, und behauptet der Patient würde sie wegsimulieren.

    2. Der Märchenerzähler aus München zensiert. Er Löscht kritische Kommentare!

  5. psychiatrienogo 22. Juli 2012 / 20:24

    Und hier noch ein ganz besonderes Bonbon.

    Wenn der Diagnostizierte keine Symptome zeigt dann dissimuliert er halt.

  6. psychiatrienogo 31. Juli 2012 / 19:08

    Was sagt den der Herr Oberpsychiater dazu:

    So wird der Vorsitzende des Hartmannbundes Klaus Reinhardt im Ärzteblatt wie folgt zitiert:

    „Bei der vermeintlich so einfachen Bestimmung der Einwilligungsfähigkeit des Patienten treten in der täglichen Praxis Tausende Grenzfälle auf“, sagte der HB-Vorsitzende. Es sei inkonsequent und inakzeptabel, Ärzte aufzufordern, die Einwilligungsfähigkeit der Patienten zu bestimmen, ihnen aber als Grundlage dafür nur schwammige Rechts­begriffe an die Hand zu geben.

    Siehe
    http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/50994
    auch
    http://www.hartmannbund.de/enews/2199/144/Behandlung-von-unter-Betreuung-stehenden-Patienten-muss-dringend-raus-aus-der-rechtlichen-Grauzone/

    Auf welch schwammiger Grundlage hat man denn hier Menschen gegen ihren erklärten Willen Nervengifte zugeführt ????

  7. Der Pfleger 1. August 2012 / 17:34

    Also zurück zur Zwangsjacke und zur Gummizelle?
    Damit werden geschützte Psychiatrien zu einer Farce degradiert, und Menschen die zwar gequält sind in Ihrer Krankheit, dies aber zu Krankheitshochzeiten nicht erkennen bleiben krank.
    Pflege darf sich dann demnächst durch unmedizierte, wahnhafte Patienten verprügeln lassen?
    Hoffentlich wird da bald nachgebessert, ansonsten wird die Psychiatrie zu einer Verwahrungsanstalt.

    • psychiatrienogo 2. August 2012 / 14:59

      Der Herr Wärter sieht also also nur die Zwangsjacke und die Gummizelle als Alternative zur Foltern mit Nervengiften.
      Der Herr Wärter sollte vielleicht lieber einen anderen Beruf ergreifen, bei dem er nichts mit Menschen zu tun hat. Niemand ist gezwungen in diesen Folternanstalten zu arbeiten.
      Als Krankenpfleger hat er sich mit dieser Aussage und diesem Menschenbild auf jeden disqualifiziert.
      Wenn man die Menschen schlechter hält als anderswo das Vieh, wie es die Psychiatrie macht, braucht man sich nicht zu wundern wenn sie aggressiv werden.
      Ich kenne viele, einschließlich mich, die würden lieber ins Gefängnis gehen als sich in der Psychiatrie mit Nervenlähmungsmitteln foltern zu lassen.
      Zwangspsychiatrie = Gefängnis + Folter.
      Gerne empfehle ich dem Herrn Pfleger einen Selbstversuch mit einer mittleren Dosis eines beliebigen Neuroleptikums über mehrere Wochen. Danach können wir gerne weiterdiskutieren.
      Man soll auch nicht in die orwellsche Doppelsprech verfallen und von „geschützt“ sprechen wenn man einsperren und mit Nervengiften foltern meint.

      • wjl 12. August 2012 / 23:46

        Vor Jahrzehnten hatten viele Psychiater tatsächlich noch den Mumm und haben die Medikamente auch selbst genommen um selbst zu erfahren was diese bewirken.
        Meine Frau hat sehr große Angst (vor allen Medikamenten) und ich war selbst dazu gezwungen bei einigen der Neuroleptika mehrfach die gleiche Dosis zu nehmen die sie eigentlich hätte nehmen müssen um sie zu überzeugen das da keine Gefahr droht.
        Das waren allerdings alles Atypika und zumindest zu denen kann ich mit Sicherheit sagen das die Attribute „Nervengift“ und „Folter“ alles andere als zutreffend sind. Das war für mich eine ganz rationale Risikoabwägung: Rückfall/Verschlechterung der Erkrankung meiner Frau versus dem Risiko einer schweren Nebenwirkung bei einem Medikament das immerhin rund 10 Jahre bis zur Zulassung gebraucht hat. Immerhin wesentlich weniger Risiko als sich sein Dope im Stadtpark von einem dahergelaufenen Typen zu holen – ein Risiko das tagtäglich sicher 100.000e Menschen in der BRD eingehen.

  8. Der Pfleger 3. August 2012 / 15:21

    Ich bin für Vorschläge offen, wenn es sinnvolle Alternativen zu Neuroleptikern, Fixierung u.a. gibt immer her damit. Aber das eine rein Antipsychiatrische Bewegung nicht funktioniert sollte sich bereits in den 1960er Jahren gezeigt haben.
    Das Neuroleptika mit Sicherheit nicht das „ultimative Heilmittel“ sind, möchte ich an dieser Stelle garantiert nicht bestreiten. Persönlich habe ich es allerdings erlebt, dass es einige Patienten gibt, die sich nach einer Behandlung deutlich besser gefühlt haben und angstfreier leben konnten.
    Den Begriff „geschützte“ Station verwende ich im übrigen ganz bewusst, da es auch Personen gibt die sich freiwillig aufgrund von Suizidalität, Angststörungen und anderen Erkrankungen einweisen lassen.

    So oder so wird keine positive Entwicklung stattfinden, nur weil es keine Zwangsmedikation unter dem BTG mehr geben soll. Krankenhausaufenthalte in der Psychiatrie werden sich verlängern und die Zahl der PsychKGs wird zunehmen. Vielleicht sind wir uns in dem Punkt ja einig, dass das keinem hilft.

    • psychiatrienogo 4. August 2012 / 07:17

      Es geht hier primär nicht um die Abschaffung der Behandlung mit Neuroleptika auch wenn die Soteria seit Jahren gezeigt hat, dass Psychosen auch ohne die Gabe von Nervengiften abklingen.
      Es für mich ist es die einzige Lösung ist Psychosen psychotherapeutisch zu behandeln, was aber nicht „Psychoeduktion“ bedeutet sondern „Fehler suchen, Fehler beheben“.
      Siehe z.B.:
      http://psychiatrienogo.wordpress.com/2012/07/31/psychotherapie-von-psychosen/

      Sondern es geht in diesem Blogthema um um das ZWANGSWEISE Verabreichen von Nervengiften GEGEN DEN ERKLÄRTEN WILLEN des Patienten bzw. die NÖTIGUNG des Patienten diese zu nehmen, was gegen die Menschenrechte verstößt.
      Nämlich, des Einen gegen das Recht auf körperliche Unversehrteit und des Anderen gegen das Recht auf Selbstbestimmung.

      Des Weiteren führt eine Zwangsbehandlung so gut wie immer zu einer Traumatisierung, die bei der entsprechenden Vorgeschichte (vorhergangene Traumatisierung z.B. durch Vergewalting, Missbrauch, Krieg, ) nicht mehr behandelbar ist.

      Wenn man die Menschen wirklich ernstnimmt und Sie dabei unterstützt Ihre Problem in den Griff zu bekommen kommen die Menschen überhaupt nicht mehr in der Psychiatrie. Ich kenne hierzu viele Menschen in meinem Umfeld und bin selbst dafür ein lebendes Beispiel:
      Siehe
      http://psychiatrienogo.wordpress.com/about/

      Ein Mensch wird nicht dadurch gesund, dass man ihn unter Drogen setzt die grausame Wirkungen, haben und in handlungsunfähig machen, sondern indem man seine Problem erkennt und löst. Dazu braucht es natürlich qualifiziertes Personal und keine Medikamentenverteiler. Für das dreimalige Verteilen von Nervengiften und die Stellung eines Bettes im Mehrbettzimmer muss die Krankenkasse keine 250 Euro am Tag bezahlen.

      Was würden sie sagen wenn bei Ihrem Motorrad das Gas nicht mehr zurück geht was verschiedene Ursachen haben kann, (z.b. Gaszug hängt, Schwimmer im Vergaser klemmt, Dichtung zwischen Ansaugkrümmer und Zylinder undicht usw.), die Werkstatt sagen würde:
      Ihr Motorrad hat das „Gas geht nicht weg Syndrom“,
      Wir können Ihnen entweder Sand ins Getriebe schütten, Zucker in den Tank schütten oder die Hinterradbremse blockieren aber die Ursache suchen können und wollen wir nicht und wenn Sie den Werkstattinhaber, mit Recht fragen ober er sie noch alle hat, würde man Ihnen den Führerschein abnehmen.
      Nichts anderes macht im übetragen Sinne die Psychiatrie mit einem Menschen der emotional übererregt (nichts anderes ist für mich das was die Psychiatrie Psychose nennt) ist.

      Die erblich bedingte Stoffwechselstörung als Ursache einer Psychose ist eine Mär der Psychiatrie die sie im Übrigen selbst nicht glaubt
      Siehe auch:
      http://www.springerlink.com/content/n7h03268452078u5/
      http://www.springerlink.com/content/e307uv11x5hq7u40/

      Johannes Georg Bischoff
      Diplom-Psychologe

  9. wjl 12. August 2012 / 23:25

    Sehr geehrter Herr Bischoff,

    das was Sie über sich selbst schreiben hört sich vernünftig an und einige der Zustände die Sie beschreiben kann ich aus eigener Erfahrung leider auch so bestätigen.
    Um so unverständlicher das Sie hier zum größten Teil Polemik von sich geben. Es bewegt sich nicht mal ansatzweise auf dem Niveau z.B. von Aderhold oder Finzen. Die Zustände in der (geschlossenen) Psychiatrie sind suboptimal (zu wenig Zeit, zu wenig Geld), das werden selbst viele dort tätige Ärzte nicht bestreiten.

    Die vielen Polemiken dienen aber keineswegs der Verbesserung der Zustände in der Psychiatrie sondern den meisten die sie vorbringen als Vehikel für eigene Zwecke (siehe z.B. Nina Hagen: „Geisteskrank? Ihre eigene Entscheidung!“ – ein ganz mieser Witz, viele psychisch schwer kranke Patienten wären überglücklich wenn es so wäre).

    Darüber hinaus führt die ganze polemische Stimmungsmache gegen die Psychiatrie nur zu einer Verschlechterung der Situation da der ganze komplex psychisch Kranke / Psychiatrie in der Allgemeinheit in dem Abseits bleibt in dem er schon ist oder noch weiter rein gedrängt wird.
    Sagen Sie doch mal einem Ihrer Nachbarn, der keine Ahnung von psychischen Erkrankungen oder der Psychiatrie hat, das Sie eine Psychose haben – da können Sie schon an seinem Gesichtsausdruck erkennen was in seinem Kopf vorgeht.
    DARAN hat die ganze Stimmungsmache gegen die Psychiatrie einen ganz wesentlichen Anteil. Denken Sie da mal darüber nach.

    Leider ist nicht zu erwarten das sich da was ändern wird (ich befürchte leider auch bei Ihnen) – dumm daher geredet ist eben schnell, konstruktive Vorschläge oder Arbeit kostet da schon sehr viel mehr Mühe.

    Analytische Psychosentherapie die wirkt? Immer her damit, meine Frau würde so ein Angebot sofort annehmen – aber woher, wenn in den Psychiatrien oft nicht mal Geld und Zeit für Psychoedukation da ist und alle niedergelassenen Psychotherapeuten Psychose-Patienten in der Regel ablehnen weil das „zu schwierig ist“ (O-Ton, mehrfach selbst gehört). Schon klar, Narzissten und Burnout-geplagte Manager sind eben ein einfacheres Klientel – leider ist Ihre Zunft offenbar ein Haufen von Weichlingen (Sorry – das konnte ich mir einfach nicht verkneifen.), die bösen Psychiater sollen sich mit den richtig schwierigen Fällen herumschlagen und zum Dank bekommen sie dann noch eins auf die Mütze.

    Dopamin-Hypothese der Schizophrenie nicht mehr zeitgemäß? Alarm – verständigen Sie die Medien! Ich empfehle den aktuellen Benkert/Hippius zu lesen dann wird Ihnen schnell klar werden das das in der Psychiatrie schon länger klar ist. Auch der Richtungsschwenk im DSM/ICD, von ursächlich zu beschreibend, ist ein klarer Beleg dafür. Alternativen zu der Hypothese?: keine, einstweilen bleibt es also als Arbeitshypothese bestehen bis etwas besseres zu Verfügung steht.
    Warum das trotz dem noch immer von Pharmazeutika-Herstellern und Ärzten verbreitet wird? Zum einen ist das der Backlash aus den 60ern (wo die Erziehung/Umfeld/Umwelt für alles verantwortlich gemacht wurde) – heute wird eben alles auf die Gene/Physis geschoben und zum anderen ist es eine Entlastung für die Patienten/Angehörigen gegenüber einer Allgemeinheit die überaus gewillt ist anzunehmen das psychisch Kranke an ihrer Erkrankung selbst schuld sind und keinerlei Interesse an der Komplexität des ganzen Themas hat.

    Psychose eine „emotionale Übererregung“? Das lässt mich ernsthaft an Ihren Erfahrungen mit wirklich psychisch Kranken (hier: Psychose) zweifeln. Ich empfehle Ihnen mehrere Wochen Tag und Nacht mit einem nicht-medikamentierten Psychose-Patienten zu verbringen – da wird Ihnen relativ bald klar werden das eine Psychose sehr viel tiefgreifender ist. Genau das habe ich mit meiner Frau erlebt. Und warum?: weil kein niedergelassener Arzt den Mut hatte sie unter Zwang einweisen zu lassen. Eine irrtümlich gerufene Notärztin hat es dann ohne Umschweife gemacht weil sie den Ernst der Lage gleich begriffen hat. Vielen Dank Anti-Psychiatrie kann ich da nur sagen.
    Wobei damit nicht gesagt werden soll das ein fähiger und ausdauernder Psychologe da keine Besserung hätte erzielen können, aber so einen habe ich in meinem ganzen Leben bisher nur ein einziges Mal getroffen (der hatte aber außer Psychologie noch zusätzlich Philosophie studiert und über Kant promoviert, ein echtes Schwergewicht also 🙂 ).

    Mit freundlichen Grüßen,
    wjl

    • psychiatrienogo 14. August 2012 / 12:07

      Wenn sie meinen Blog gelesen haben, werden sie erkannt haben das man bei mir selbst das diagnostizierte was man eine Psychose nennt.

      wenn Sie das gelesen haben

      http://psychiatrienogo.wordpress.com/2012/04/11/wunderheilung-in-der-stiftung-tannenhof-remscheid/

      werden sie wissen warum ich die Psychiatrie nicht mehr ernst nehme.
      Das ist auch keine Einzelfall. Ich kenne mehrereJema solcher Fälle,
      Ich konnte nur bei diesem Fall den Arzt überrumpeln mir die Sachen aus der Patientenakte bei der Entlassung zu kopieren.
      Ich habe auch eine Partnerin bei der mehrfach eine „Psychose“ diagnostiziert wurde.
      Wenn ich mir aber Ihr Leben anschaue kann ich ihr Verhalten komplett nachvollziehen und erklären.

      Mag sein das ich polemisch bin, aber ich habe noch nie soviel Unsinn gehört wie in den Vorlesungen zu klinischer Psychologie und Psychiatrie.
      Ich kann die Psychiatrie nicht mehr ernst nehmen.

      Es ist auch nicht mein Ziel das Niveau von Aderhold oder Finzen zu haben.
      Ich bin kein Psychiater und keine Psychotherapeut und will auch keiner werden.
      Ich bin Diplom-Psychologe der sich im Hauptstudium vor allem mit Hirnforschung und mit der Schizophrenie auseinandergesetzt hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass die Hirnforschung recht hat und die Psychiatrie esoterische Kaffeesatzleserei ist.

      Es gibt auch noch eine Andere Aussage zu einer Psychose die ich Unterschreiben kann
      „Die Patienten sehen sich in einer ausweglosen Situation. Ihr Wahn ist für sie ein Aus-
      weg.“ Er ist eine ganz persönliche, „kreative“ Lösung für ihr ganz spezielles Pro-
      blem. Eine Lösung, die die Außenwelt nicht versteht.“

      Siehe :

      Klicke, um auf 201207Tagesspiegel_Gefangen_in_der_eigenen_Welt.pdf zuzugreifen

      Jemand der eine Psychose hat ein Problem, das muss man finden und lösen und nicht ihn unter Drogen setzten.

      • wjl 15. August 2012 / 17:55

        Mal ganz konkret: wo hat die Hirnforschung Recht und die Psychiatrie nicht?

      • psychiatrienogo 16. August 2012 / 11:52

        @ wjl

        Mal ganz konkret: wo hat die Hirnforschung Recht und die Psychiatrie nicht?

        Ich empfehle Ihnen dazu

        Damasio: „Descartes Irrtum“
        oder
        Le Doux: „Das Netz der Gefühle“

        Sie werden hier ganz schnell feststellen, das bei der Komplexität des Gehirns und der Komplexität der Abläufe die Reduktion eine psychiatrischen Erkrankung auf eine „Stoffwechselstörung“ und damit die Dopaminhypothese der Schizophrenie und die Serotininhypothese der Depression auch als grobe Vereinfachung hanebüchener Unsinn sind.

        Zu bipolaren Störungen empfehle ich den eher sozialpsychiatrischen Ansatz von
        Stavros Mentzos „Depression und Manie“
        der zeigt dass der Ansatz, als Therapie die Ionenkanäle zu verstopfen, nichts anderes macht man mit Antiepileptika, genauso ein Unsinn ist.
        Naürlich kann man jemand damit „lähmen“. Das Ursprungsproblem wird damit allerdings nicht gelöst.

        Bei ADHS gibt es Ansätze mit Biofeedback die ebenfalls der gängigen Theorie, der Dopaminmangelhypothese, widersprechen.

        Einen Sehr interessanten wenn auch noch experimentellen Ansatz hat Prof. Niels Birbaumer, der für mich ein Genie ist, auf der DGPPN Tagung 2011 vorgestellt

        siehe:

        http://www.fr-online.de/wissenschaft/hirnforschung-mit-gehirntraining-depressionen-heilen,1472788,11243216.html

        http://bibliothek.dgppn.de/index.php?id=848&eprs%5Br%5D=482

        Zur Schizophrenie ab Minute 27

  10. Andreas 14. August 2012 / 10:18

    Es spricht Hohn in meinen Ohren, wenn man von psychischer „Krankheit“ spricht – obwohl es trotzdem eine ist.
    Aber wenn ich die Ursache meiner „Krankheit“ hernehme, dann wird mir diese Welt irgendwie ein wenig eindeutiger.
    Es war nämlich so, dass ich vor einigen Jahren zu einem Zeitpunkt „plötzlich“ an akuten physischen Symptomen litt (Herzrasen, Angsterregung, Schweißausbrüche, … und besonderer Wahrnehmungsfähigkeit auf allen Sinnen). Dieser Augenblick war für mich deswegen bedeutend, dass er meine Befürchtung bestätigte. Denn ich hatte direkt zuvor beobachtet, dass man mich vergiften wollte (und offensichtlich hatte). Daran betseht nicht der geringste Zweifel. Nur anerkennen wollte es niemand (Ärzte, Polizei und sonstige damit konfrontierte).
    Interessanterweise begannen alle Symptome mit dem morgendlichen genuß von Tabak – und zwar in der Sekunde nach dem Zug von der Zigarrette – sonderbar. Hat aber auch niemanden interessiert. Die angegebenen Symptome wurden ohne Zweifel als Wahn interpretiert und diverse krankheitsschlüssel aus dem psychischem Spektrum wurden aufgezählt.

    Beachtlich also ist, dass man selbst eine eigenäugig beobachtete Vergiftung über sich ergehen lassen muß und dies den äÄzten etwa trotzdem nicht dazu veranlasst, dass sie nach der Ursache forschen, sondern umgehend an geistiger Verwirrung denken.
    Dies ist auch aus der einschlägigen Literatur nur so zu entnehmen, wo solche Fälle fast gleicher Situationen Beschrieben werden, woraufhin man ausschliesslich dahingehend Diagnostiziert, dass es eine akute psychische Krankheit sei, die da diese Wahnvorstellungen hervorbringt.
    Es kann also irgendwer durch die Welt laufen, andere Menschen vergiften und keiner wird sich jemals darüber Gedanken machen. Alles sei ja nur eine Ausgeburt des kranken Geistes – den es gilt ruhigzustellen.

    Wie krank ist das denn erst?

    Noch zu erwähnen sei, dass in der Folgezeit (über Jahre hinweg) immer wieder besondere Wahrnehmungen auftaten, jedoch das Wohlbefinden noch relativ gut war. Bis es zu einem weiteren Aufenthalt in der Anstalt kam, nachdem es mir danach völlig anders ging – meine ganze Gefühls- und Empfindungswelt verändert war. Dieser Zustand hielt aber nicht lange an und wurde begleitet durch ebenso plötzlich auftretene Kopfschmerzen (in der rechten Kopfhälfte), die sich im Laufe des Jahres dann ganz langsam veränderten und immer tiefer im Gehirn wanderten. Gleichzeitig begann sich meine Empfindungsfähigkeit zu reduzieren, die heute auf dem Niveau gleich null sich befindet. Gefühle sind mir also inzwischen nicht mehr gegeben. Ausser Schmerzen (Kopf-, psychosomatische…) gibt es kaum mehr etwas, dass man an mentalen Empfindungen beschreiben könnte.

    Fakt ist, … dass der Auslöser meiner akuten psychologischen Probleme unzweifelhaft diese Vergiftung gewesen war. Nur, dass sich darum niemand auch nur im Ansatz kümmert. Und hier liegt eben dann auch mein Zweifel an der Institution der Psychiatrien. Immerhin sei in meinem Fall (und wie ich höre auch in vielen anderen) eine Ursche deutlich erkannt worden, aber behandelt wird anhand der Listen und der in Gesellschaft nicht geduldeten Symptome…

  11. psychiatrienogo 14. August 2012 / 12:11

    Nachtrag:

    Die Psychiatrien bekommen pro Patient und Tag rund 230 Euro.
    Was machen die denn damit ?
    Vielleicht sollte man die Bastelstunde was man dort „Beschäftungstherapie“ nennt und das Schrauben sortieren was man dort „Arbeitstherapie“ nennt, streichen.
    Vielleicht auch dem Chefarzt die Limousine und den Tennisplatz für die Psychiater auf dem Klinikgelände schließen.

    • wjl 15. August 2012 / 18:22

      Das wäre in der Tat mal interessant zu sehen wie da die Kosten für einige Kliniken aufgeschlüsselt sind. Ist ja vermutlich eine Mischkalkulation für die ganze Klinik, ein Großteil der Kosten dürfte Personal sein (wie in vielen Betrieben/Bereichen), darüber hinaus wäre es interessant zu sehen ob die Psychiatrie für die Klinik ein Verlust- oder Gewinnbringer ist.
      In vielen Kliniken werden die Chefarztposten immer weiter reduziert oder ganz abgeschafft und durch leitende Oberärzte im Rotationssystem ersetzt (Chefärzte kosten zu viel und bringen im Verhältnis zu den Kosten zu wenig), Tennisplätze für Ärzte (geschweige denn für Psychiater) habe ich bisher noch an keiner Klinik gesehen.

  12. psychiatrienogo 14. August 2012 / 12:18

    ZU:
    „Meine Frau hat sehr große Angst (vor allen Medikamenten) und ich war selbst dazu gezwungen bei einigen der Neuroleptika mehrfach die gleiche Dosis zu nehmen die sie eigentlich hätte nehmen müssen um sie zu überzeugen das da keine Gefahr
    droht.“

    Das Problem ist weniger die einmalige Einahme, sondern die Dauermedikation.
    Des anderen gibt es durch die unterschiedliche Metabolisierung in der Leber
    einen Faktor bis zu 20 in der Wirkung.
    d.h. Was bei Ihnen 20mg bewirken, kann bei Ihrer Frau 1 mg bewirken oder aber auch umgekehrt.

    Siehe z.B.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Cytochrom_P450

    • wjl 15. August 2012 / 18:11

      Die Verstoffwechslungsrate meiner Frau und auch mir ist mir bekannt (ich bin z.B. CYP2D6 UR-Metabolizer). Sowohl meine Frau als auch ich rauchen (was ja für CYP1A2 von Belang ist). Diese Faktoren habe ich bei meiner Aussage berücksichtigt – z.B. raucht meine Frau ca. 40 Zigaretten/Tag, ich hingegen nur 20 so das die Nebenwirkungen von Olanzapin bei mir stärker waren.
      Darüber hinaus sind zumindest die meisten Nebenwirkungen unmittelbar spürbar so das ich meine Aussage zu den Atypika nach wie vor aufrecht halte (das zumindest bei den Atypika von „Folter“ oder „Nervengiften“ nicht die Rede sein kann).

      • psychiatrienogo 15. August 2012 / 21:44

        1. Man kann auch mit Atypischen extrapyramidale Syndrome erzeugen, wenn auch nicht so regelmäsig wie mit typischen.
        2. Meine Partnerin hat Atypische genommen. Mit Atypischen nicht in der Lage die Treppe zu putzen ohne atypische Gasthörer an der Uni
        3. Meine Partnerin hat man mit Atypischen „sterilisiert“
        4. …..
        Böse Zungen behaupten die Atypischen sind typische mit eingebautem Biperiden. Mit allen Folgen. Muskelerschlaffung z.B. Mageneingang, Magenausgang, Augen usw.
        Das man mit Rauchen die Wirkung von Neuroleptika reduzieren kann ist bekannt.
        Gut für die Lunge ist das aber nicht, dann doch lieber gleich weniger oder garkeine Neuroleptika, anstatt das eine Gift mit dem anderen bekämpfen.
        Ich will hier auch niemand auffordern, Medikamente abzusetzen von denen er sich eine positive Wirḱung verspricht, hier versetzt der Glaube auch oft Berge, auch wenn ich NIE WIEDER auch nur einmal Neuroleptika oder Antidepressiva einnehmen werde.
        Ich habe nur etwas gegen die ZWANGSWEISE Verabreichung.

  13. thomas 30. August 2012 / 13:01

    Ich bin selbst mehrfach in der Psychiatrie gewesen – freiwillig und Zwangsweise untergebracht. Die Methoden dort sind natürlich bedenklich. Und die Bedingungen, die überhaupt zur Aufnahme auf solche Stationen führen sind ebenso fraglich – gar anmaßend. Die Praxis bei derartigen Entscheidungen sieht so aus: Man fragt sich überhaupt nicht, was der „Patient“ mit seinen Worten aussagen will (Heterophänomenologie). Entscheidend ist nur, wie der Patient sich gerade „benimmt“. Dabei kommen mit sicherheit einige „Sichtweisen“ in Konflikt. Gründe für eine medikamentöse Therapie lassen sich so gut wie bei jedem Zustand finden. Eine „Normalität“ in diesem Sinne scheint es nicht zu geben. Der Beweggrund einer notwendigen Behandlung scheint also bisher nicht direkt ausgesprochen zu sein. Ich habe da eine besondere Version davon.

    Was die Medikamente angeht, sei gesagt, dass es scheinbar eine Art „Verlegenheitsmaßnahme“ sei. Das Hauptziel ist die Ruhigstellung, die dem Zustand (wie auch immer der sei) Zeit verschafft, sich zu verändern. Diese Strategie kann durchaus hilfreich sein. Aus dieser Sicht kann auch gut verstanden werden, wie Personal die Situationen in der Klinik beschreiben und was sie dabei für Sorgen haben. Auch, dass sie von „Erfolgen“ reden können, die sie erkannt haben wollen. Es ist aber nur ein bestimmter Blickwinkel… und zwar eben einer aus sozusagen dritter Porition – Beobachter, welche sonst keinen Bezug zu den Individuen hätten. Man sollte solche Aussagen keinen Wert zusprechen, außer man nähme die Zustände als unausweichliche Realität.

    Politisch gesehen trennt die moderne Psychiatrie von heute im Kern nichts von den „Methoden“ und Strukturen von vor hundert Jahren. Die Psyachiatrie ist das Mittel der Wahl, wenn Individuen sozial desintegriert sind und dies nicht geduldet werden will. Faktisch haben die Patienten in psychiatrischer Behandlung/Unterbringung noch weniger Rechte und Lobby, als Strafgefangene. Dazu braucht es nur ein Gutachten oder gar nur eine irgendwie schnell interpretierte Angstvision von Polizei und Richter. Unbedingt nämlich soll wahrscheinlichst die „Ordnung“ hergestellt und bewahrt werden, was offenbar nur gelingt, wenn man vermeintliche Abweichungen im Keim erstickt. Gefahren hierbei lassen sich beliebig viele erkennen (wenn man nur will). Weswegen etwa das oben besprochene Urteil kaum eine Relevanz besitzt – Gründe gibt es wie gesagt noch immer reichlich – und wenn man eben den Patienten in seiner Integrität verletzt (reizt), sodass der den Grund liefert (unkooperativ wird), ihn zwangstherapieren zu können.

    Die Konsequenz aus diesen Zuständen und wahrscheinlichen Sichtweisen kann dann aber nicht nur sein, dass man dieses Urteil für richtig und wichtig hält und sich darüber aufregte, dass es erst so spät kam, sondern auch, dass man der Gesellschaft zukünftig mit noch mehr Misstrauen begegnet, als eh schon. Insgesamt kann man niemanden eine objektive und redliche Haltung dazu unterstellen oder erhoffen, dass sie entsteht. Die Konflikte, die zu einer psychiatrischen Therapie führen, sind dabei eben diese politischen und werden aber per Ideologie in einen persönlichen Rahmen getragen und dem Individuum als Schuld auferlegt. Die Summe der Bedingungen und Begebenheiten, die zur psychiatrischen Behandlung führen, suggeriert ausschliesslich, dass der „Patient“ in Gesellschaft nicht funktioniert – die „Normalität“ also nicht gegeben ist. Unter solchen Ideologien wird man in Gesellschaft vergeblich auf kooperierende Anteilnahme hoffen können. Das Stigma des „Irren und Wirren“ Individuums verdrängt jede Realität. Hier hilft dem Patienten nur dass er plötzlich Vernunftswahrheit erkennt und walten lässt. Na, wenn das mal nicht eindeutig Machtausübung ist… anstatt Hilfestellung zu sein.

    Aber wie oben schon angesprochen gibt es für all diese Methoden und ihre strukturell bedingte Notwendigkeit eine besondere Ursache, für die sich bisher niemand hat eingesetzt oder sie wenigstens erkannt hat (und öffentlich gemacht). Die nämlich hat es wahrhaftig in sich und ist nur schwer mit den demokratischen Strukturen und dem Weltbild der Menschheit zu vereinbaren. Die Möglichkeit, dass dies im Zweifel alle MEnschen begreifen und notwendigerweise auch mit umgehen werden können, ist nicht gegeben. Es wird unausweichlich einen Bewusstseinswechsel geben, der die Organisation von Gesellschaft unmöglich machen würde. Ausserdem besteht die Gefahr, dass diese besonderen ursächlichen Bedingungen durch unauthorisierte Individuen missbraucht werden. Ausserdem stellt allein das Wissen um die Bedingungen schon die Macht in Frage, wie sie seit tausenden von Jahren funktioniert.

    Es ist anzuraten, dass man sich auch in der Frage der Psychiatrie unterwirft, wie man es andernorts auch tut. Soviel Überwindung mag man wohl auch noch aufbringen können – immerhin will man einem damit ja auch helfen. Leider nur wird man sich mit „Nebenwirkungen“ wie Übergewicht, Emotionslosigkeit, Ambitionslosigkeit und viele weitere Symptome abfinden müssen – wie sie eben auftreten, wenn es zu erheblichen „Gebrauch“ von psychisch/neurologisch wirksamen Substanzen kommt. Ausserdem sei zu erwarten, dass Persönlichkeit zerstezt wird – eine Nebenwirkung, die die meisten gar nicht wahrnehmen – sich also auf einer völlig falschen Beobachtungsstufe befinden – wenn sie überhaupt noch in der Lage seien, die Abläufe zu erkennen. Die unterschwellig ablaufende Einschüchterung ist dabei behiflich, dass hierbei ein Bewusstseinszustand entsteht, der es nur schwer möglich macht, die ablaufende Realität zu erkennen. Allermeist werden durch die Behandlungen nicht Ängste verringert, sondern erst erheblich verstärkt – woraus zu schliessen ist, dass es hierbei um einen Hautpbestandteil der Therapien handelt – die Bewusstseinsbeeinflussung – da Angst den effektivsten Einfluß ausübt und das Individuum erheblich hemmt. Man kann es damit beschreiben, dass man beim Individuum Aufmerksamkteit und Wahrnehmung erwecken will, die Notwendig sei, um „Erfolge“ zu erzielen.

    Die Frage, ob man also hier leben kann, wie es einem beliebt, scheint damit eschöpfend beantwortet. Man kann es selbstverständlich nicht… damit dieser Eindruck jedoch nicht entsteht, diagnostiziert man psychische Krankheiten, damit das Individuum in Zweifel gerät (verunsicherung) und suggeriert aber gleichzeitig, dass es frei sei.

  14. Apollonia 29. September 2012 / 18:09

    Guten Tag zusammen! Ees gibt hier sehr viel Für und Wider bezgl. des Themas. Zunächst einmal muss man sagen, wenn jemand akut psychisch erkrankt ist, dann schadet es ihm gesundheitlich, wenn er keine Medikation bekommt. Das wäre in etwa dasselbe man würde einem Patienten mit Herzinfarkt nicht behandeln, nur weil er gegen Medikamente ist. Folge: er stirbt zu 99%.

    Was würdet ihr denn dann in so einer Situation vorschlagen? Was soll man mit so einem Patienten machen, der so krank ist, dass er keine Einsicht hat, dass er keine Medikamente will? Ich bin gespannt auf eure Vorschläge.
    GLG
    Apollonia

  15. Michael 2. November 2012 / 12:28

    Wenn ein Mensch keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht, egal ob durch Herzinfarkt oder durch eine Depression, dann ist es ihm selbst überlassen ob der sterben will oder nicht. Das ist die eigene Verantwortung, die jeder von uns haben sollte und uns das Grundrecht und die Menschenrechte garantieren.
    Genau dafür benötigt man aber Patientenverfügungen. Warum?
    Ich finde es traurig, das ein garantiertes Grundrecht erst nochmals durch eine (Patienten)Verfügung bestätigt werden muss, wenn es doch im Gesetzt festgeschrieben ist. Schließlich ist der Suizid nicht strafbar, oder?

    Macht Euch mal Gedanken darüber…

    GLG
    Michael

  16. Anna 5. Januar 2014 / 23:33

    @Michael: Ich war akut „psychisch krank“ und es ist von allein vorübergegangen.

    Der Vergleich mit dem Herzinfarkt könnte falscher nicht sein. Denn man stirbt an psychischer Krankheit nicht, es entsteht noch nicht mal ein Gesundheitsschaden. Man stirbt an Selbstmord, nicht an Depression !

  17. KHK Herzinfarkt 29. Oktober 2015 / 21:57

    Lässt sich denn nach knapp 3 Jahren sagen, dass es mittlerweile eine Übergangsregel gibt oder liegen Betroffene noch immer auf Glatteis? Wie Regeln und Abkommen doch manchmal das ganze Leben beeinflussen können – und das in jeglicher Hinsicht…!

  18. Mogli 29. Juli 2016 / 09:48

    Ich bin absolut gegen Zwangsunterbringungen und eine Zwangsmedikation. Leider ist es immer noch so, dass Psychiatrie und Justiz eine ungute Allianz eingehen. Das Betreuungsgesetz (seit 1992) hat die Entmündigung nicht verbessert; Betreute werden nach wie vor durch Zwangsbehandlungen entmündigt.
    Ich bin Betreuerin für einen Menschen, der an einem postoperativen Delir leidet. Nach einer depressiven Phase (er lebt mittlerweile im Pflegeheim) hat er suizidale Gedanken geäußert, ist jedoch rein physisch überhaupt nicht in der Lage, diese auszuführen. Er wollte freiwillig in eine Klinik (ein von einer Ordensgemeinschaft mitgetragenes psychiatrisches Krankenhaus). In der Klinik hat man dann – schwupps! – eine Zwangseinweisung daraus gemacht, ohne mit mir zu sprechen, d. h. man wollte mit dieser Zwangseinweisung erreichen, dass das Aufenthaltsbestimmungsrecht der Betreuerin für den Betreuten außer Kraft gesetzt wird. – Das ist kein Witz!!!
    Ich bitte um Tipps, wie ich im Nachhinein mit diesem Umstand umgehen kann. Hat eine Klage Aussicht auf Erfolg? Wo kann ich diese unglaubliche Geschichte einmal veröffentlichen?
    Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Psychiatrie sich von ihrer Vergangenheit in finsetren Zeiten nicht gelöst hat, sondern dass die Strukturen, die eine Zwangsbehandlung ermöglichen, immer noch aus dieser Zeit stammen.
    Sorry. psychiatrietogo, aber das musste gesagt werden! Antworten Sie mir? Auch gerne an meine Mailadresse!
    Grüße von Mogli

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