Galantamin (z.B. Reminyl®)

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Galantamin (z.B. Reminyl®)

Ich hatte hier etwas über die Wirkprinzipien der Antidementiva geschrieben. Im Folgenden möchte ich einige Substanzen vorstellen. Ich beginne mit Galantamin.

Historie

Galantamin ist ein Pflanzenalkaloid, das aus dem Kleinen Schneeglöckchen, dem Kaukasischen Schneeglöckchen sowie einigen Narzissenarten wie der Gelben Narzisse (Osterglocke) gewonnen werden kann. Erstmals isoliert wurde es 1953 aus den Zwiebeln des Kaukasischen Schneeglöckchens. Heutzutage wird der Wirkstoff synthetisch hergestellt.

Klinische Verwendung

Galantamin ist ein Acetylcholinesterase-Hemmer, es ist zugelassen für leichte bis mittelgradig schwere Formen der Alzheimer-Demenz.

Dosierung

  • Im ersten Monat gibt man 8 mg Galantamin retard einmal täglich morgens mit dem Essen. ​
  • Im zweiten Monat kann man bei guter Verträglichkeit auf 16 mg pro Tag steigern. ​
  • Im dritten Monat kann man bei guter Verträglichkeit auf 24 mg pro Tag steigern.
  • Bei dieser Dosis bleibt man dann.

Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung ist Übelkeit im Rahmen der Eindosierung. Bei langsamer Aufdosierung tritt Übelkeit seltener auf, bleibt sie bestehen, muss man die Dosis wieder reduzieren. Manche Patienten leiden unter Erbrechen.

Beurteilung

Galantamin ist meiner Erfahrung nach sehr gut verträglich und einfach zu dosieren. Wenn man sich an die oben beschriebene Dosissteigerung alle vier Wochen hält, tritt die häufigste Nebenwirkung Übelkeit nicht oft auf. Das Medikament ist daher recht gut anwendbar. Es wird empfohlen, die Zieldosis von 24 mg zu erreichen, im Einzelfall können aber auch 16 mg pro Tag reichen. Ich selbst habe überwiegend gute Erfahrungen mit der Verordnung von Galantamin gemacht.

Sollte der Tag kommen, an dem ich eine beginnende Demenz entwickele, würde ich von den vier zur Verfügung stehenden Antidementiva wohl zunächst Galantamin auswählen und einen Behandlungsversuch hiermit machen.

Innerhalb der Diagnosegruppe der Alzheimer-Demenz gibt es keine Hinweise darauf, dass einer der Acetylcholinesterase-Hemmer bei bestimmten Patienten eine bessere Wirkung hat als ein Anderer. Allenfalls die Nebenwirkungen unterscheiden sich, aber auch die unterscheiden sich nicht stark. Allen gemeinsam ist, dass sie eben genau die Nebenwirkungen verursachen, die durch einen erhöhten Acetylcholinspiegel verursacht werden, häufig ist das als erstes Übelkeit.

Disclaimer

Wie bei allen Darstellungen in diesem blog gilt natürlich, dass dieser Text der generellen Orientierung dient. Er ersetzt nicht die ärztliche Behandlung. Im Einzelfall sind noch eine Reihe weiterer Faktoren zu berücksichtigen, die sich auf die Auswahl des Präparates, die Dosierung und andere Umstände auswirken können. Klar, oder!

Copyright

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.

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