Der Elefant, sein Reiter und ihr gemeinsamer Weg

In diesem Artikel des sehr lesenswerten Blogs Barking up the wrong tree erläutert Erik Barker eine sehr schöne Metapher über unser Gehirn: Der Elefant und sein Reiter. Dabei steht der Elefant für den alten, archaischen Teil unseres Gehirnes, der alle grundlegenden Entscheidungen trifft und in Zeiten der Not sowie bei wirklich lebensnotwendigen Dingen die Entscheidungshoheit hat. Der Reiter steht für den neueren, verbal ausgerichteten Teil unseres Gehirns. Der Teil, der Planungen macht, sich mit Ethik, Moral und unserem Selbstbild beschäftigt, und mit dem wir uns in der Regel besonders stark identifizieren. Wir identifizieren uns selbst fast ausschließlich mit diesem Teil des Gehirns, dieser Teil sind in unseren Augen wir selbst. Tatsächlich ist es so, dass der Reiter eines Elefanten diesen dirigieren kann, wenn der Elefant ruhig, satt und ausgeglichen ist. Dann kann der Reiter die Richtung vorgeben und den Elefanten auch zur Arbeit antreiben. Aber nur, wenn der Elefant auch will. Wenn der Elefant Hunger, Angst oder Schmerzen hat, wird er selbst entscheiden, was zu tun ist. Der Reiter ist dann eine nutzlose Dekoration, die rufen kann, was sie will, der Elefant wird erst mal das machen, was er für erforderlich hält. Sie haben das schon mal erlebt, als Sie eine Diät gemacht haben, sich gesagt haben, sie essen heute Abend nichts mehr, und mit sich und ihrem Entschluss ganz im Reinen waren. Sie haben sich selbst in diesem Entschluss wieder erkannt und hatten keinen Zweifel an ihrer Identität: “Der das sagt, bin ich.” Dann ist ihr Körper wie von Geisterhand geführt zum Kühlschrank gegangen und hat einen Schokopudding gegessen. Ja, wer war jetzt das? Das war der Elefant, der sich in Zeiten der Not nur ungern an die Leine legen lässt. Er hat sich dann mal was zu essen geholt, und Ihnen gezeigt, wer eigentlich der Herr im Hause ist. Danach hat er sie wieder sagen lassen: „Jetzt ess´ ich aber keinen zweiten!“. Und ist auch nicht mehr zum Kühlschrank gegangen. Er war so höflich, Ihnen Ihr Selbstbild zu lassen. Und hat sie gleichzeitig vor dem Verhungern geschützt. Ich finde diese Metapher aus mehreren Gründen sehr schön:

  • Weil sie wahr ist.
  • Weil sie uns ein wenig Demut lehrt.
  • Weil sie uns darauf aufmerksam macht, dass der Elefant uns beschützt und Gutes verfolgt, selbst, wenn wir das nicht erkennen. Sie kann uns helfen, den Elefantenanteil unseres Selbst besser zu würdigen und uns auch mit diesem Anteil mehr zu identifizieren.
  • Und sie kann uns manchmal helfen, das Verhalten anderer besser zu verstehen. Manchmal sagen uns Andere ganz vernünftige Dinge, setzen sie aber nicht in die Tat um oder tun genau das Gegenteil. Manchmal tun Menschen ganz irrational erscheinende Dinge. Das Bild vom Elefanten kann dann helfen, diese Menschen besser zu verstehen und ihr Handeln zu würdigen.
Entscheidend ist, dass wir die Rahmenbedingungen, die unser Gehirn für uns fordert, akzeptieren, auch wenn es uns manchmal etwas archaisch vorkommt. Nur innerhalb dieser Rahmenbedingungen sind wir frei, uns zu bewegen. Aber innerhalb dieser sind wir tatsächlich frei, uns zu bewegen.
 

Wir sind nicht nur der Reiter. Wir sind auch der Elefant. Und das ist auch gut so.
Reiter und Elefant können einen gemeinsamen Weg gehen, wenn beide das wollen.

2 Gedanken zu “Der Elefant, sein Reiter und ihr gemeinsamer Weg

  1. Jay 21. Februar 2014 / 02:35

    Erinnert an den Psychischen Apparat von Freud.
    Der Elefant als das triebhafte Unbewusste – das „Es“.
    Der Reiter als das „Über-Ich“ – die übergeordnete, führende, korrektive Instanz.
    Der Rüssel ist dann vielleicht das „Ich“, welches sich blind durch die Gegend tastet um die Wirklichkeit zu erfühlen und zu erriechen.

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