Es ist ja landauf landein gute Sitte, dass psychiatrische Stationen so etwa einmal im Monat eine externe Supervision haben. Dann treffen sich alle verfügbaren Teammitglieder aller Berufsgruppen dieser Station mit einem ausgebildeten Supervisor, der nicht aus dem Krankenhaus kommt, und besprechen einen oder zwei schwierige Fälle.
Unlängst hatten wir einen Patienten, der immer wieder zwischen der offenen und der geschlossenen Station hin und her verlegt werden musste; über ziemlich viele Wochen. Wir haben dann eine Supervision mit beiden Stationen zusammen gemacht.
Für mich war das eine sehr positive Erfahrung. Zum einen ist das eingetreten, was bei Supervisionen auch nur einer Station oft eintritt:
- Mehrere Personen tragen ihre Informationen über einen Patienten zusammen, so dass man einen wesentlich umfangreicheren Blick auf den Patienten gewinnt.
- Es ist Raum, auch über bestimmte Emotionen, Gedanken und Vorstellungen der Teammitglieder in Bezug auf den Patienten zu sprechen und darüber, was das für die Behandlung bedeutet.
- Durch den weiteren Betrachtungswinkel findet man oft neue Ideen und kann seine Behandlungsstrategie ändern.
- Der Blick auf den Patienten war noch mal umfassender, weil er verschiedene Behandlungssettings umfasste.
- Die beiden Stationsteams konnten am praktischen Fall erleben, dass sie bei einem schwierigen Patienten in einem Boot saßen und an einem Strang ziehen. Das ist sicher hilfreich, wenn es eine Verlegungssituation gibt. Man kann dann genauer überlegen, was die jeweils andere Station anders macht und was nur durch eine Verlegung zu bewirken ist.
- Beide Stationen konnten sich für diesen Patienten als ein Team erleben.
Aus diesem Grund lese ich Fachbücher aus allen psychotherapeutischen Schulen und sehe das nicht so eng wie die jeweiligen Vertreter selbst. Es ist sogar so, dass mein Psychotherapeut mit meinem angeeigneten Fachwissen rechnet und wir das teilweise sogar näher besprechen. LG Yezrel