Auf das Timing des Alkohol-Entzugs-Delirs kann man sich eigentlich immer verlassen. Es tritt meist am dritten bis vierten Tag nach Trinkende auf.
Es kann auch schon mal am zweiten Tag nach Trinkende oder mal nach fünf Tagen Abstinenz kommen, aber kaum je später als nach fünf Tagen.
Manche Patienten kommen erst ein bis zwei Tage nach Beginn der deliranten Symptomatik ins Krankenhaus, diese Zeit muss man dann natürlich dazu rechnen.
Wenn bei einem Patienten eine auffällige Symptomatik mit Unruhe und Verwirrtheit erst außerhalb dieses „Zeitfensters“ beginnt, spricht das diagnostisch gegen ein reines Alkohol-Entzugs-Delir und für eine andere Ursache. Hier ist zum Beispiel auch an eine hepatische Enzephalopathie oder ähnliches zu denken. Auch Patienten, die langwirksame Benzodiazepine konsumiert haben, bekommen typischerweise etwas später eine delirante Symptomatik. Natürliche gibt es auch Ausnahmen wie das Diskontinuitätsdelir.
Aber das klassische Alkoholentzugsdelir, das kommen kann, wenn jemand täglich eine Flasche Wodka getrunken hat und dann auf einen Schlag aufhört, kommt schon recht pünktlich am dritten bis vierten Tag nach Trinkende. Nicht selten geht der deliranten Symptomatik ein Entzugskrampfanfall unmittelbar voraus.
Hier findet ihr die neurologische Therapie-Leitlinie „Alkoholentzugsdelir“
Naja, ob das so einfach ist? Einmal Kontinuitätsdelir unter Google eingeben, bitte… Beste Grüße aus der Psychiatrie an die Psychiatrie.
Danke für den Hinweis, ich habe den Artikel präzisiert und auch das Zeitfenster etwas erweitert…
Witzigerweise sind die eindrucksvollsten Delire, an die ich mich erinnern kann, auch die Kontinuitätsdelire gewesen. Dass es so was gibt, konnte ich anfangs gar nicht glauben.
Was das Entzugsdelir angeht, gebe ich Dir zu 100% Recht. Da kann man die Uhr danach stellen. Für mich war das immer eine sehr „archaische“ Psychiatrie. Wenn ich so zurückdenke, mussten wir im BKH Augsburg so etwa 10 bis 20% der Delire auf die internistische Intensiv verlegen, weil sie auf der psychiatrischen Akutstation nicht mehr beherrschbar waren. Wie ist das bei Euch?
In der Praxis sehe ich so etwas ja gar nicht mehr.
Ja, so etwa 10 % der Patienten mit ausgeprägtem Delir verlegen wir auch heute noch auf Intensivstationen. Ich bin immer noch bei jedem Patienten froh, wenn ihm nichts passiert und er das Delir unbeschadet übersteht….