Das Dopamin-System

Als Psychiater kann man nie genug über das Dopamin-System wissen. Es ist in mindestens sechs unabhängigen Bereichen in der Psychiatrie wichtig:

  1. Die neuen Abhängigen interessieren sich kaum noch für die guten alten Drogen wie Heroin oder LSD. Der Trend geht stark zu Amphetaminen, Methamphetamin und Kokain. Diese Substanzen erhöhen die Dopamin Konzentration im synaptischen Spalt. Also muss irgendwas dran sein, an diesem Dopamin.
  2. Es gibt eine Erkrankung, bei der eine zu hohe Dopamin-Konzentration eine Rolle spielt: Die Psychose. Aber im Gegensatz zum Kokain-Rausch ist sie nicht angenehm, obwohl beide Konstellationen, der Kokain-Rausch und die Psychose, scheinbar mit einer erhöhten Dopamin-Konzentration zu tun haben.
  3. Es gibt eine Erkrankung, bei der die Dopamin-Konzentration zu niedrig ist: Der Morbus Parkinson. Er führt zu ausgeprägten Bewegungsstörungen, aber auch zu Depressionen, Störungen der Konzentration, der Motivation und der Fähigkeit, Ziele zu verfolgen.
  4. Eine zweite Erkrankung, die möglicherweise mit einem funktionellen Dopaminmangel einher geht, ist das Krankheitsbild der Restless Legs. Die Beschwerden werden durch Dopamingabe typischerweise sofort durchgreifend gebessert, was dafür spricht, dass zumindest ein Teil der Ursache dieser Erkrankung ein funktioneller Dopaminmangel ist.
  5. Die Behandlung der Psychose erfolgt in der Regel mit Medikamenten, die hauptsächlich oder zumindest zu einem wesentlichen Teil die Verfügbarkeit von Dopamin im synaptischen Spalt reduzieren. Also wieder zu wenig Dopamin. Unerwünschte Wirkungen dieser Behandlungen können Anhedonie, Antriebsstörungen und Bewegungsstörungen wie beim M. Parkinson sein.
  6. Dopamin ist auch der im Hypothalamus freigesetzte prolactin inhibiting factor, das heißt, Medikamente, die Dopamin blockieren, führen zu einem Anstieg des Prolactins im Blut, was zur Galactorrhoe führen kann.

Sieht die Welt dopaminmäßig also so aus?

Dopaminmenge Klinische Erscheinung
Viel zu wenig Dopamin durch Krankheit M. Parkinson
Zu wenig Dopamin durch Neuroleptika Parkinsonoid / Akathisie
Etwas zu wenig Dopamin durch Krankheit Restless Legs
Normal Gesund
Zu viel Dopamin Psychose
Kokain: Exzessiv viel Dopamin Rush

Oder als Grafik:

© by Psychiatrietogo, licensed under creative commons 2.0
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Das ist natürlich zu stark vereinfacht. So wird die Bewegung hauptsächlich von den dopaminergen Neuronen in der substantia nigra gesteuert; Psychosen haben ihren Ursprung eher im mesolimbischen System und Kokain wirkt aus unerfindlichen Gründen sehr stark am Belohnungssystem, macht aber kaum Überbeweglichkeit, wie es eine zu hoch dosierte dopaminerge Parkinsonmedikation verursachen kann. Auch gibt es fünf verschiedene Dopaminrezeptoren (D1-D5), die sehr unterschiedliche Effekte vermitteln.

Wir fassen zusammen: Dopamin macht in der substantia nigra was mit Bewegung, im Hypothalamus was mit Prolactin und im mesolimbischen System was mit Psychose.

Aber wie sieht das jetzt genau mit Belohnung und Motivation aus? Wie funktioniert das mit dem Dopamin da? Das geht so:

Wenn Versuchstiere den Boden nach Nahrung absuchen, und plötzlich und unerwartet unter einer Abdeckung Nahrung finden, dann feuern 70% aller dopaminergen Neuronen. Boom.

Dopamin zeigt also an: Hier ist etwas besser als erwartet und in Zukunft sollte ich ähnliche Handlungen wiederholen.

So ähnlich klappt es auch beim Lernen: Wenn Versuchstiere jeweils zwei Bilder gleichzeitig gezeigt bekommen, und das Berühren eines der Bilder führt zu einer Belohnung (zum Beispiel einem Tropfen Zuckerlösung), und das andere Bild führt zu keiner Belohnung, sondern zur Unterbrechung des Programms, dann folgt in der Phase des Lernens auf die Belohnung eine Dopaminausschüttung. Auf das Auswählen des falschen Bildes mit ausbleibender Belohnung folgt eine verminderte Dopaminfreisetzung. Interessant ist, das nach einigen Durchgängen, wenn gelernt wurde: Das eine Bild bringt die Belohnung, das andere nicht, selbst nach dem Auswählen des richtigen Bildes keine Dopaminfreisetzung mehr folgt.

Ganz präzise kann man sagen, dass die ausgeschüttete Dopaminmenge mit dem Maß an Nicht-Erwarteter-Belohnung korreliert. Wenn ich Wasser finde, wo ich bislang keins vermutet hatte, dann schütte ich Dopamin aus. Wenn ich die richtige Lösung eines bislang ungelösten Problems finde, dann schütte ich Dopamin aus. Wenn ich merke: Immer hinter den gelben Türen ist die Süßigkeit, dann schütte ich Dopamin aus.

Dopaminerge Drogen

Drogen wie Kokain, Amphetamine oder Methamphetamin erhöhen die Konzentration von Dopamin im synaptischen Spalt. Das führt natürlich dazu, dass der Körper sich denkt: Super; hier läuft etwas besser als erwartet, dieses Verhalten wiederhole ich bei Gelegenheit. Macht also abhängig. Und mit etwas Pech psychotisch. Und vielleicht das Schlimmste: Es verdirbt einen für normale Glücksmomente.

Folgendes Experiment: Sie messen bei einer Maus im Labor die Dopamin-Konzentration im synaptischen Spalt im Belohnungssystem. Sie normieren den gemessenen Wert in Ruhe auf 100. Dann lassen sie ein hübsches Mäuseweibchen in den Käfig. Wenn sich die beiden gut verstehen, messen Sie noch mal die Dopamin-Konzentration, und zwar beim Orgasmus des glücklichen Mäuserichs. Der gemessene Wert beträgt für eine kurze Zeit 200.
Am nächsten Tag geben Sie dem Mäuserich einmalig Methamphetamin. Was schätzen Sie, wie hoch der Wert jetzt steigt? Die Antwort ist: Etwa 1250.
(Quelle: Hier findet sich eine sehr schöne kurze Video-Vorlesung zu diesem Thema. Bitte flash zulassen und schauen!)

Man könnte nun sagen: Na gut, dann ist Meth ja auch schön. Aber das Problem ist, dass sich das Belohnungssystem dauerhaft verändert; es wird unempfindlicher gegenüber Dopamin. Bereits nach der einmaligen Gabe des in der Wirkung verwandten Kokains kehrt der Ruhebereich des Dopaminsystems dauerhaft nicht mehr auf 100 zurück, sondern auf einen höheren Wert. Natürlich ohne begleitendes Glücksgefühl. Das Problem dabei ist, dass ein normales angenehmes Ereignis jetzt nicht mehr so viel ausrichten kann. Erst Kokain verändert den Wert wieder spürbar. Und nun ist die Maus wirklich abhängig. Und sie vernachlässigt alles andere. Das ist wahrscheinlich das Hauptproblem am Kokain…

Also: Einfach kein Kokain, Amphetamin oder Methamphetamin nehmen. Hält dauerhaft glücklicher…

Einen sehr guten, frei zugänglichen Übersichtsartikel aus der Zeitschrift „Neuron“ zur Wirkung von Dopamin auf das Belohnungssystem findet ihr hier: Übersichtsartikel zu Dopamin.

29 Gedanken zu “Das Dopamin-System

  1. Ovid 19. Juli 2014 / 18:12

    Frage: Weshalb ist es eigentlich so schwierig, Neuroleptika so zu dosieren, dass sie die unerwünschten Nebenwirkungen nicht haben? ( Oder sind sie gar erwünscht – Stichwort „neuroleptische Potenz“?) Müsste man vor einer Behandlung den dopaminspiegel nicht messen? Ist das überhaupt möglich? Oder heißt das : eigentlich wird symptomatisch behandelt, ohne dass erwiesen ist, dass es in einem speziellen Fall wirklich am Dopaminüberschuss liegt? Könnte es sein, dass Dopaminüberschuss nur ein möglicher Auslöser für Psychosen ist , aber nicht der einzig mögliche? Das würde auch die hohe Zahl an non- respondern etc erklären . ( Ich meine, bei Parkinson wirkt L- Dopa ja auch – da gibt es kein non- responding) Der Artikel ist gut erklärt, danke – bei mir wirft er eine Menge weiterführender Fragen auf.

    • Sandra 2. März 2018 / 22:26

      Wo ist da der Gewinn bei der Pharma Industrie …da würde man sehen das die diese Medikamente nicht brauchen… deshalb macht man keine Tests vorher…

  2. Anna_Cranach 20. Juli 2014 / 02:11

    Was ist mit nichtpsychotischer Manie ? Das ist ja dem Kokainrausch ähnlich.

  3. Anna_Cranach 20. Juli 2014 / 02:15

    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Restless-Legs-Symdrom und Akathisie? Sind die Bewegungen bei der Akathisie unwillkürlich oder erleidet der Patient halt eine quälende Unruhe, die ihn zappeln lässt? Wie ist es beim Restless-Legs-Symdrom?

    Meiner Info nach gibt es das auch manchmal mit den Armen, sowohl Restless-Legs-Symdrom als auch Akathisie. Aber seltener.

    • Ovid 20. Juli 2014 / 16:20

      Restless- legs ist rein neurologisch, besonders nachts, lässt die Leute schlecht schlafen. ich hatte Akathisie durch Haldol – ich konnte einfach nicht still sitzen. Keine Buchseite lesen, keine Nachrichten schauen, nix. Bin nur herumgelaufen und habe vor Verzweiflung mit den Händen an die Wand geklatscht. Akathasie fühlt sich an, als würde der Geist auseinanderlaufen und nie wieder zur Ruhe kommen – ganz anders als RL. Das einzig positive: Habe innerhalb weniger Monate 30 kg abgenommen ( positiv, deshalb weil ich die durch die Atypika vorher zugenommen hatte).

      • Anna_Cranach 24. Juli 2014 / 14:43

        oh weia, das hört sich an wie agitierte Depression , aber Faktor 20 schlimmer.

        Da bin ich auch ziellos umhergelaufen und habe auch manchmal mit den Händen an die Küchenschränke geklatscht.

        wie ich agitierte Depression hatte

        am übelsten muss die Kombi mit geschlossener Station sein….

  4. Jay 20. Juli 2014 / 02:16

    Sehr interessant. Der Punkt Bipolare Störung bzw. Manie hätte noch angesprochen werden sollen. Ein Kokainrausch lässt sich eher mit einer manischen Phase vergleichen als mit einer reinen Psychose wie z.B, einer Schizophrenie – obwohl natürlich die Grenzen fließend und die Übergänge zwischen Manie und Psychose sehr haarfein sind. Mischformem gibt es ja auch.
    Seroquel wirkt z.B. sehr gezielt an den Rezeptoren, die für die psychische Komponente verantwortlich sind, greift aber nicht wie z.B. das uralte Haldol in den dopamingesteuerten Bewegungsapparat ein.

  5. Anna_Cranach 20. Juli 2014 / 02:53

    Ich habe mal die Behauptung gehört, die Atypika seien das Gegenteil von LSD, die Typika das Gegenteil von Kokain.

    Ich kenne LSD und Seroquel aus eigener Erfahrung. Und was die Wirkung bei mir betrifft, ja, Seroquel ist bei mir das Gegenteil von LSD.

    LSD: sehr assoziatives Denken, ganz viele Einfälle auf einmal, Gedankenwelt im Fluss, leichte Euphorie, tiefes Erleben von Musik

    Seroquel: (fast) keine Einfälle mehr haben und deswegen Langeweile an sich selbst, Anhedonie und Anorgasmie, kein Gefühl mehr für Musik

    (zwischen den beiden Drogenerfahrungen liegen 11 Jahre dazwischen)

    Die eigenen Einfälle und Ideenwelt sind eine wichtige Quelle der Individualität. Das heißt, die eigene Persönlichkeit geht einem durch diese Wirkung von NL verloren, es ist persönlichkeits-nivellierend. Und dass weniger Wahnideen entstehen, wenn man auf NL ist, ist ja auch kein Wunder, wenn allgemein weniger Ideen entstehen…..

    Antipsychotische Wirkung. Aber teuer erkauft. Entspricht Unkrautbekämpfung durch Betonieren. Da muss unbedingt was Besseres gegen Psychosen gefunden werden, der gegenwärtige Zustand der pharmakologischen Behandlung ist da ja wirklich unerfreulich.

    Außerdem ist mir bei Seroquel aufgefallen, dass es schwer für mich war, im Geiste Musik laufen zu lassen, es war schwierig für mich, mir Melodien vorzustelllen, usw. Kein Wunder, dass dass ein Medikament dieser Art gegen Stimmenhören hilft. Aber auch das erkauft sich der NL-Konsument teuer, durch Verlust von Musikalität…..

  6. Anna_Cranach 20. Juli 2014 / 03:15

    Ich kenne auch die Wirkung von Kokain. Aber ich habe nie Typika genommen.

    Abilify habe ich mal genommen (10 bzw. 15 mg). Da war bei mir die psychische Wirkung so, wie andere Leute oft die psychische Wirkung von Fluphenazin und anderen Typika beschreiben.

    Dauerdeprimierte Stimmung, Freudlosigkeit, Interessenverlust. Also in gewisser Weise schon das Gegenteil von Kokain.

    Aber ich hatte keine Dyskinesien. Störung des Bewegungsapparates hatte ich allerdings schon, ausgeprägte Schwäche. Ich konnte nicht mehr schwimmen, weil ich nicht mehr die Kraft hatte, die Arme durchs Wasser zu ziehen um voranzukommen.

    Eine Freundin von mir hat Dyskinesien wegen 10 mg Abilify. Sie nimmt Akineton dagegen, das hilft ihr.

    Abilify ist ja ein Partialagonist am Dopamin-Rezeptor, man kann es also durchaus als typisches NL bezeichnen, als Dopaminblocker (und es ist gleichzeitig Dopamin-Agonist)

  7. Anna_Cranach 20. Juli 2014 / 03:34

    Dass Dopaminblocker gegen Psychosen helfen, muss garnicht daran liegen, dass bei Psychosen ein Dopamin-Überschuss vorliegt. Es könnte auch eine indirekt vermittelte Wirkung sein.

    Meiner Meinung nach haben Psychosen viel mit bestimmten Denkweisen zu tun. Viele Leute befällt immer wieder das Gefühl, nächstens würde was Schlimmes passieren…. aber die meisten davon sind sich bewußt, dass sie gerade eine Panik-Attacke erleiden.

    Andere nicht. Ich habe im Psychose-Seminar einen kennengelernt, der behauptet, er hätte Vorahnungen, eine Begabung zum Vorraussehen…
    Zum Beispiel hätte er das Kraftwerksunglück von Tschernobyl vorausgesehen. (Was kein Kunststück ist, bei der Kernenergie war bereits Anfang der 80er Jahre vielen nicht wohl, die können sich jetzt alle als Propheten fühlen…. aber die meisten tun es nicht.)

    „Ich habe das mit Tschernobyl vorausgesehen, da bin ich Mitte April 1986 gleich schon mal freiwillig in die Klappse“
    Ich habe ihn gefragt, was nützt Dir da denn die Klappse? Die ist auch nicht aus Blei gebaut. Dosenkonserven einkaufen oder Urlaub in Australien machen wären sinnvolle Aktionen, wenn man sowas voraussieht, aber Psychiatrieaufenthalt? Die dortigen Gebäude sind keine Strahlenschutzbunker.

    Die obere Argumentation habe ich auch gebracht. Aber er besteht darauf, seine Vorahnung sei etwas Besonderes gewesen und den Psychiatrieaufenthalt hätte er gebraucht gegen die psychischen Folgen davon, wenn so eine Katastrophe passiert. Und aufgrund von Vorahnung wäre er da Mitte April freiwillig reingegangen.

    Na ja, wie das mit den Vorahnungen so ist. Wenn einen die Vorahnung überfällt, dass etwas Schlimmes passieren wird und dann passiert die nächsten 10 Tage im privaten Umfeld nichts Schlimmes,
    dann muss man eben in die Zeitung gucken, da findet sich dann was. Und die Vorahnungs-Begabung ist bestätigt.

    Keine Ahnung, warum der das nicht kapiert. Aber vielleicht braucht er es halt einfach, sich jemand mit einer besonderen Begabung zu sehen, ist ja nichts Schlimmes.

    Er nervt halt nur, wenn er in entsprechend gestimmten Phasen ständig irgendwelche ziemlich unwahrscheinlichen Katastrophen befürchtet und ich das dann als möglich, aber halt Unwahrscheinlich bezeichne, dann beruft er sich auf seine „Begabung“

    • Ovid 20. Juli 2014 / 16:22

      Diese Bemerkung bringt mich auf eine neue Frage: Wenn die Dopamin- Hypothesen stimmen – schützt dann Schizophrenie vor Parkinson und Parkinson vor Schizophrenie?

      • Anna_Cranach 20. Juli 2014 / 23:24

        nein, es ist angeblich unabhängig. Schizophrene kriegen genauso häufig Parkinson wie andere Leute auch. Manche Quellen sagen sogar, sie kriegen es häufiger, auch wenn sie keine NL nehmen.

        In papers wird auch überhaupt kein Dopamin-Überschuss bei Schizophrenen postuliert. Sondern es wird vermutet, dass der Dopamin-Haushalt bei ihnen stark schwankt.
        Gerade zu wenig da –> Negativsymptome
        Ausschlag in andere Richtung –> psychotische Symptome

        Das ist aber auch irgendwie fragwürdig, denn negative und psychotische Symptome sind oft zeitgleich vorhanden.

        Ich finde diese ganzen Neurotransmitter-Modelle sowieso fragwürdig. Ich meine, es ist nicht falsch. ALLE geistigen und psychischen Vorgänge haben ihr neurobiologisches und neurochemisches Korrelat im Gehirn. Aber wo ist Ursache und wo Wirkung?

        Wenn man z.B. erschrickt, ist das eindeutig ein nichtstofflicher Einfluss auf das Nervensystem. Aber es wird eine ganze Kaskade an Neurotransmittern, Stresshormonen, usw. ausgeschüttet.

        Schlafmangel, Schichtarbeit oder Stress ist auch nichtstofflicher Einfluss. Und hat stoffliche Konsequenzen im Gehirn und im Körper.

        Dann gibt es neurobiologische Forschungen, die zeigen, dass bei Schizophrenen manche Gehirnteile nicht so gut miteinander kommunizieren wie bei Leuten ohne diese Diagnose.

        Aber wie behandelt der Neurologe sowas? Nicht mit Medikamenten. Wenn z.B. bei jemandem die Hand-Auge-Korrelation nicht gut funktioniert (solche Leute haben Schwierigkeiten, Bälle zu fangen und noch andere Schwierigkeiten, die im Alltag eine Rolle spielen), wie lindert oder behebt man das? Durch Medikamente nicht. Sondern durch ÜBEN. In schwierigen Fällen mit Hilfe eines erfahrenen Physiotherapeuten/Krankengymnasten.

  8. Kleine Chemikerin 21. Juli 2014 / 16:28

    Danke, mit dem Restles Legs Syndrom wieder was gelernt und festgestellt, dass es das ist, was mich abends manchmal in den Wahnsinn treibt. Paradoxer Weise hilft bei mir, es zu ignorieren und mich bewusst gar nicht zu bewegen.
    Spielt denn der weibliche Zyklus da auch mit rein?

    Ich müsste mal Buch führen, ob das zyklisch mit den Stimmungslöchern (anti)korreliert, aber die Beine sind momentan relativ friedlich und die Stimmungslöcher von der Pille gekillt. Hätte ich jetzt darauf geachtet, wüsste ich, ob die Beine auch seitdem Ruhe gegeben haben, aber das war mir nie so wichtig.

    Meine Nachforschungen haben bisher nur Depressionen durch die Pille zu Tage gefördert aber nie verbesserter Psychischer Zustand durch die Pille, RL zeigt sich beim Googeln noch ergebnisloser und Frauenärztin war schon bei meinen Fragen zur geänderten Grundstimmung desinteressiert.

    • Anna_Cranach 23. Juli 2014 / 18:08

      ja, das ist eine gute Idee, Buch führen und gucken, wie es mit der Stimmung zusammenhängt. Möglicherweise wird RLS durch Nervosität oder sowas befördert. Ein Arbeitskollege von mir hat es auch und war ziemlich verzweifelt, wie Tetrazepam die Zulassung entzogen wurde, weil es ihm bisher ganz gut geholfen hatte, wenn es schlimm kam.
      Aber er hat mittlerweile Ersatz gefunden.

      Er nimmt nur Medikamente dagegen, wenn es gerade schlimm ist, ansonsten nicht.

    • Anna_Cranach 23. Juli 2014 / 18:09

      @ kleine Chemikerin: Warst Du schon mal beim Neurologen deswegen, wegen RLS ?

      • Kleine Chemikerin 24. Juli 2014 / 11:04

        Da ich erst seit lesen des Artikels weiß, dass das einen Namen hat – natürlich nicht. 😉
        Mal sehen, ob es überhaupt nervig wieder kommt, die schlimmste Phase hatte ich in der Pubertät, hab es da aber als nicht behandlungswürdig wahrgenommen und danach einfach als nervigen Bug („Kind, du bewegst dich zu viel/ wenig, ernährst dich falsch) meiner Lebensweise akzeptiert.

  9. Anna_Cranach 24. Juli 2014 / 05:43

    Dazu fällt mir nochwas ein:

    Ist die Akathisie nicht ziemlich ähnlich der agitierten Depression ?

    • Ovid 24. Juli 2014 / 17:13

      Dazu ist Akathasie wieder „zu körperlich“. Wenn ich eine Steigerung vom Körperlichen zum Seelischen machen müsste, würde ich RL – Akathisie – agitierte Depression steigern. Bei Akathasie muss man sich übrigens nicht schlecht fühlen, man kann nur nicht ruhig sitzen. Die Stimmung kann gedrückt, sie kann ängstlich, sie kann aber auch gehoben sein.

      • Anna_Cranach 24. Juli 2014 / 19:38

        OK, danke für die Info. Ich hatte zum Glück nie Akathisie, aber dafür immer wieder agitierte Depression.

  10. Anne 27. Juli 2014 / 15:29

    mir fehlt ADHS bei den Dopaminmangelerkrankungen …

  11. Alice Wunder 16. Mai 2015 / 22:18

    Hat dies auf meinedrogenpolitik rebloggt und kommentierte:

    Rausch, Abhängigkeit und Gehirn, mal richtig schön verständlich erklärt. (Besser kann’s nur der Teufel in South Park 18/06)

  12. Felix 27. Februar 2016 / 17:12

    Akathisie ist der Hauptgrund warum man keine Neuroleptika nehmen sollte und weshalb Psychiater eigentlich veranwortungslose Verbrecher mit höchst paradoxer Funktion sind.

    • Ovid 27. Februar 2016 / 18:56

      Da könnte ich dir noch mehr Gründe aufzählen 😉

  13. Ulrich B. 24. September 2016 / 22:38

    ADHS ist zentral geprägt von Dopaminmangel im Striatum. Ursache sind mehrere Gene (bis zu 15), die (durch frühkindlichen Stress epigenetsch (und leider unumkehrbar) aktiviert) jedes seinen kleinen Anteil am Dopaminmangel hat. Das eine erhöht die Wiederaufnahmetranspoerter (DAT1), das andere macht Rezeptoren unempfindlicher (DRD4), das dritte verstärkt Enzyme, die Dopamin abbauen (COMT) usw usw. Man muss nur genug dieser Gene aktiviert haben, dann reichts für zu wenig Dopamin im Striatum. Welche der 15 es sind, ist recht egal. Kommt noch Stress dazu, braucht man noch weniger. Psychotherapie kann vor allem den Stress vermeiden (kognitive VT den Umgang mit den Symptomen, achtsamkeitsnasierte VT die Verringerung von Stress), Medikamente (Stimulanzien) das Dopamin erhöhen. (Brennecke-Modell).
    Aggressionsstörungen, die häufig mit ADHS komorbid sind, werden durch eine bestimmte Variante des MAO-A Gens hervorgerufen, und mit D2-Rezeptorantagonisten behandelt. Was beweist: Komorbidität, nicht Teil von ADHS. Und Psychotika sind als ADHS-Mittel ungeeignet, sondern nur für die komorbide Psychose hilfreich.

  14. Josh 20. November 2017 / 20:56

    Mag nach einer dummen Frage klingen, liegt wohl auch daran, dass ich mich das erste Mal wirklich mit dem Thema beschäftige, aber dennoch: Wenn bei Parkinson erhebliches Dopamindefizit vorliegt und durch Kokainkonsum ein Dopaminüberschuss erzeugt wird, wäre es dann nicht möglich Parkinson mit Kokain zu heilen, jedenfalls temporär..
    Freue mich über jede Antwort.

  15. Manuel 29. Dezember 2018 / 18:41

    Ist die nach dem Kokainkonsum verminderte Rezeptorempfindlichkeit nie vollständig reversibel ? Ich frage, weil es der Formulierung nach so geklungen hat: „Bereits nach der einmaligen Gabe des in der Wirkung verwandten Kokains kehrt der Ruhebereich des Dopaminsystems dauerhaft nicht mehr auf 100 zurück,…“

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