Schön wäre auch ein Tag der seltsamen Erkrankungen. Nach kurzer Überlegung geht mein persönlicher Oskar für seltene und seltsame psychiatrische Erkrankungen an das Capgras-Syndrom.
Das
Capgras-Syndrom
ist ein sehr seltenes
, bei dem der Betroffene glaubt, nahestehende Personen seien durch identisch aussehende
ersetzt worden. Es wurde nach
(1873–1950) benannt, der das Syndrom 1923 erstmals beschrieb. (Quelle: Wikipedia)
Ich habe in meinem Leben einen Patienten mit einem eindeutigen Capgras-Syndrom erlebt. Er war ein sonst recht unauffällig lebender älterer Herr, der allerdings seit Jahren unverrückbar davon überzeugt war, dass seine Ehefrau durch eine identisch aussehende Doppelgängerin ausgetauscht worden war. Er kam ins Krankenhaus, weil ihm das jetzt nach all den Jahren mit der Doppelgängerin zu blöd geworden war. Nach ein paar Tagen stationärer Behandlung war er immer noch unverändert und unverrückbar davon überzeugt, dass die Frau, die sich für seine Ehefrau ausgab, eine Doppelgängerin war. Er hatte sich aber wieder damit arrangiert und konnte entlassen werden. Die Frau nahm es ebenfalls gelassen, und die beiden lebten wohl halbwegs zufrieden weiter zusammen. Ja, wir haben ein Neuroleptikum gegeben. Nein, es hat nicht durchschlagend gewirkt. Wem vergebt ihr euren Oskar für die setsamste seltene psychiatrische Erkrankung? Nominierungen in den Kommentaren!
Und wenn der ältere Mann RECHT hatte ? Kennt denn keiner den Film „Die Körperfresser kommen“ ?…….
ich nominiere aber das ALIEN_ Hand Syndrom ….das ist schon sehr merkwürdig, oder?
Ich arbeite in der neurologischen Reha – da gibt’s solche Seltsamkeiten öfter. 😉
Ausgeprägte Anosognosie ist auch immer wieder spannend – „nein, ich bin nicht gelähmt, wie kommen Sie darauf?“
Oder wenn zwei Neglect-Patienten, die über ihren Neglect aufgeklärt sind und grundsätzlich wissen, dass sie links immer was übersehen, dann spielen: „Ich sehe was, das Du nicht siehst, und das ist LINKS“.
Zu Deinem Capras-Patienten: hatte er einen Unfall oder könnte es sonst eine organische Ursache geben? Ich empfehle dazu das Buch von Ramachandran „Die blinde Frau, die Sehen kann“ – dort beschreibt er neurophysiologische Vermutungen zu dem Syndrom. Das Buch ist auch sonst empfehlenswert.
Mir ist bei diesem Patienten kein Unfall bekannt, das kam wohl einfach so…
Also ich habe eine Bekannte, die vermutet ständig irgendwie ein Double, wenn jemand sich nicht so verhält, wie sie erwartet.
Wenn sie Personen mag und die sagen oder machen etwas, was ihr nicht ins Schwarz-Weiß-Denken passt, dann vermutet sie ein Double. (Andere alternative Erklärungen von ihr: Derjenige wird zu diesem Verhalten erpresst. Aber dass dieser Heilige freiwillig etwas macht, was ihr nicht in den Kram passt… kann nicht sein. Das ist dann entweder sein Double oder derjenige wird erpresst. Wenn ich ihr am Telefon die Meinung sage, dann angeblich deswegen, weil mir gerade jemand ein Messer an die Brust hält oder meinen Bruder entführt hat und mich erpresst, etc.)
Aber einen Doppelgänger vermutet sie auch öfters, sogar wenn die Person lebendig vor ihr steht.
Ja, sie nimmt Neuroleptika, aber das führt nur dazu, dass sie ihre Umgebung weniger nervt (sie ist nie handgreiflich geworden, fängt ausschließlich verbal Streit an), weil sie von dem Zeugs ziemlich platt und antriebslos ist. Abklingen ihrer Wahnhaften Neigungen?? Fehlanzeige. Die ist durch Zwangsbehandlung noch mehr paranoid geworden.
Bei ihr führen Neuroleptika zu depressiven Verstimmungen. Ihre Meinung geht so: Ihre Verfolger wollen sie in die Klappse zwangseingewiesen und mit NL zwangsbehandelt haben, damit sie sich wegen der pharmakogenen Depressionen selber umbringt. Dann haben diejenigen ihr Ziel erreicht, die ihren Tod wollen. Elegante Methode, auf die Weise haben ihre Verfolger ja keinen direkten Mord verübt und können nicht strafrechtlich belangt werden. Praktisch.
Sie hat sich im Jahr 2004 überreden lassen, freiwillig NL zu nehmen, erst Amisulprid, dann Olanzapin. Seitdem lehnt sie Neuroleptika ab.
2007 wurde sie dann 5 Wochen mit Serdolect und Diazepam zwangsbehandelt, 2012-2013 erst mit Orap, dann mit Sycrest, seit Juni 2014 jetzt mit 10 mg Abilify (sie gehört zu den Leuten, die wegen Abilify in ein antriebsloses depressives Loch sinken, es hat bei ihr keinerlei aktivierende Eigenschaften.)
Was auch Paranoia-fördernd ist, sie war mit gewalttätigen Mitpatientinnen auf dem Zimmer. Sie hat während dieser Zeit keine Neuroleptika konsumiert und hat keinem was getan, hat noch nicht mal besonders rumgenervt, hat sich nur öfters beschwert, ihre Mitpatienten würden sie beleidigen oder über sie reden (hört Stimmen und kapiert aber nicht, dass sie Stimmen hört.).
Ihre Mitpatientinnen haben ganz offensichtlich unter Neuroleptika gestanden (starrer Blick, Verlangsamung, steifer Gang), von denen hat sie Schläge bekommen.
Soviel zum Thema, wenn zwangseingewiesene Psychotiker nicht unter NL gesetzt werden, dann sind ihre Mitpatienten nicht sicher… von wegen. Vor meiner Bekannten brauchte sich niemand fürchten, obwohl sie keinerlei Psychopharmaka konsumiert hat, weder Benzos noch NL. Ihre abgefüllten Mitpatientinnen haben sie aber geschlagen.
Ihr Zwangsbehandlungsverfahren hat 8 Wochen gedauert, dann wurde sie zwangsbehandelt. Sie wurde in der Klinik behalten und zwangsbehandelt, obwohl ich ihr auf der Soteria Zwiefalten einen Platz organisiert hatte. Die Ärzte haben sie aber nicht weggelassen.
Mittlerweile nimmt sie unter Druck, Drohung und Einschüchterung unter Aufsicht im Wohnheim Neuroleptika, an ihrer Paranoia hat das aber nichts geändert.
Ich finde die Wahnhaftigkeit der Psychiater interessant, die ständig behaupten, mit den ganzen Zwangsmaßnahmen doch nur zum Besten der Patienten zu handeln und das selber glauben.
Auch wenn der Patient noch Jahre später zum zwanzigsten Mal was anderes sagt, die Meinung ist unverrückbar….
(Rationalisierung des Wahns, z.B: „Der ist halt immer noch verblendet und sieht’s halt immer noch nicht ein, dass ihm geholfen wurde, kann er ja aufgrund der Rest-Psychose anscheinend nicht….“ , „Der will nur nicht zugeben, dass ihm gegen seinen Willen geholfen wurde“ , „ohne Zwangseinweisung hätte der garantiert was gemacht, was er heute bereuen würde, das sieht er halt nicht ein“, usw….., „das Zwangs-Medikament hat ihm doch entscheidend geholfen, s. dazu selbst verfasste Krankenakten“)
Es wurde ihm ganz geholfen, die Meinung ist unverrückbar!!
Es wurde ihm geholfen, die Meinung ist unverrückbar!
@Anna Cranach, dein Beitrag ist klasse, ich nominiere diesen Wahn unter dem Namen: „dementia psychiatra“ .(wahlweise auch delusio psychiatra, das ist aber Google-Übersetzung)
eng verwandt mit einer milderen Form, „delusio autoritates parentialis“,
also mit autoritären Eltern, die ihrn 16jährigen Kindern ihren gesamten Lebensstil vorschreiben, weil sie doch nur deren Bestes wollen.
Inkl. massiven Drucks in Sachen gutes Abitur, etc.
Entgegen des Eindrucks, den die Presse so gerne niederschreibt, ist dieser Erziehungsstil immer noch häufiger anzutreffen.
(Mich würde mal interessieren, was in den Patientenverfügungen solcher Leute drinsteht, liefern die sich mit Haut und Haaren ihren Kollegen aus ?)
Was ich gar nicht nachvollziehen kann, das sind Menschen, die sich selber verstümmeln mit gewollter anschliessender Behinderung. Die Krankheit heisst Body Integrity Identity Disorder (BIID).
Über diese Krankheit wäre es auch spannend mehr zu wissen: HÄMATOMANIE
http://de.pluspedia.org/wiki/H%C3%A4matomanie