Die „Pille danach“ gibt es jetzt auch in Deutschland direkt in der Apotheke

Es hat hier in Deutschland ja eine gründliche Diskussion gegeben, ob die „Pille danach“ nur von einem Arzt verschrieben werden darf, oder wie in den meisten Ländern auch unter bestimmten Einschränkungen und nach sorgfältiger Beratung durch einen Apotheker – oder eine Apothekerin – direkt abgegeben werden darf. Viel Bewegung ist in die Diskussion gekommen, als öffentlich herausgearbeitet wurde, dass sowohl Levonorgestrel als auch Ulipristalacetat keinen sehr frühzeitigen Schwangerschaftsabbruch bewirken, also weder für die Religionsgemeinschaften noch für den Gesetzgeber als aktive Beendigung einer bereits eingetretenen Schwangerschaft zu werten sind.

Tatsächlich verschieben sie den Eisprung und sind so als „Notfallkontrazeptivum“, also als spät gewähltes Verhütungsmittel zu verstehen. Durch das Verschieben des Eisprunges um einige Tage nach hinten verhindern sie das Eintreten einer Befruchtung und damit das Entstehen einer Schwangerschaft. In den Fällen, in denen eine Befruchtung schon eingetreten ist, sind beide Präparate wirkungslos und schaden der bereits eingetretenen Schwangerschaft nicht. Sie fallen damit juristisch und moralisch beide in die gleiche Kategorie wie die normale „Pille“, also die normale hormonelle Kontrazeption, nur dass diese schon vor dem Geschlechtsverkehr genommen wird. Natürlich sind die Dosierungen und die Nebenwirkungen der „Pille danach“ wesentlich höher, und es versteht sich von selbst, dass dies kein regulärer Verhütungsweg sein soll.

Die Beratung in der Apotheke hat eine große Reihe von Vorteilen gegenüber der Beratung beim Arzt, namentlich weil sie niederschwelliger ist und so praktisch schneller erreichbar ist. Die Beratungsqualität ist sicherlich gleich gut, denn die Beratung wird ja eben gerade von einem Apotheker durchgeführt. Der weiß schon, was er tut. Glaubt mir. Und der weiß auch, wann er die  „Pille danach“ nicht abgibt und zu einem Gynäkologen schickt.

Pharmama hat hier einen ausgezeichneten Artikel geschrieben, wie sich die Beratung, Abgabe und Dokumentation aus Sicht der Apotheke organisieren lässt und gleich auf einen Vordruck für die Aufklärungsdokumentation verlinkt.

7 Gedanken zu “Die „Pille danach“ gibt es jetzt auch in Deutschland direkt in der Apotheke

  1. dienstarzt 15. März 2015 / 13:08

    Schöner Artikel. Allerdings sollte der Apotheker die Patientin wohl eher nicht zum Gynäkologen schicken, sondern zu einem Arzt, der unmittelbar verfügbar ist, also in eine Hausarztpraxis oder zu Randzeiten auf eine Notfallstation. Die Wahrscheinlichkeit einer Wirkung der Pille danach nimmt nämlich mit zunehmendem zeitlichen Abstand rapide ab.

  2. Punkt 16. März 2015 / 11:04

    Nach all den Leitlinien, Beschränkungen, Dokumentationen und Checklisten frage ich mich nur, warum die für Ärzte nicht verpflichtend sind (bzw. waren).

    Vor einigen Wochen im Sonntagsnotdienst fragte ich die junge Dame, ob der Arzt aus der Anlaufpraxis ihr denn etwas zur Einnahme der PiDaNa gesagt hat. „Nein, gar nichts. Das Rezept war schon fertig, er hats kurz auf dem Flur unterschrieben und mir einen Infozettel in die Hand gedrückt. Ich soll in die Apotheke gehen und mir das da erklären lassen…“

    Solche Gespräche lassen mich zweifeln. Sehr.

  3. ToGr 17. März 2015 / 14:58

    Wenn ich das Wort „Beratung + Apotheke“ zusammen höre, muss ich fast lachen! In großen Apotheken wird fast nicht beraten.

    • Aponette 18. März 2015 / 06:30

      Einspruch! Ich arbeite in einer sog. „Großen“ Apotheke und wir beraten – wir bekommen immer wieder Dankes Worte unserer Kunden, sie kommen so gerne, weil wir so gut beraten.
      Ich habe über acht Jahre Vertretungen in diversesten Apotheken gemacht und da war KEINE dabei, die sich nicht bemüht hat gut und sinnvoll zu beraten.
      Ansonsten: geh halt einfach nicht in eine Apotheke, wo nicht beraten wird, dann löst sich das Problem von allein!
      Gruß aponette

    • Momo 27. März 2015 / 17:15

      und was berätst DU so qualifiziert?

  4. Momo 27. März 2015 / 17:14

    Hallo Ihr Lieben Debattierenden
    Als deutsche Apothekerin arbeite ich seit > 10 Jahren in der Schweiz und da ist die Pille danach seitdem ich angefangen habe, hier zu arbeiten in der Apotheke nach „Abarbeiten“ des Protokolles niederschwellig in der Apotheke zu haben.
    An ToGr: Deine Behauptung der wenigen Beratung … lasse ich mal dahingestellt … dadurch, dass die Abgabe der PiDa mit dem Ausfüllen einer Checkliste verbunden ist, findet in der CH in ALLEN Kategorien von Apotheken hier die korrekte Beratung statt (Konfidenzintervall von mir geprüft :-)).
    ICh selber habe die Abgabe 2 oder 3 mal verweigert, aber insgesamt wahrscheinlich ca. 100 mal abgegeben.
    Ja: Apotheker können das und sind z.B. durch die Apotheken in den grossen Bahnhöfen in der CH auch enorm leicht erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen und abends bis 21:00.
    Ja: meine Erfahrung zeigt, dass das Angebot Sinn macht.
    Momo

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