Takt ist der Höflichkeit stets überlegen

Wir alle werden ja zu höflichen Menschen erzogen, und das ist auch gut so, denn Höflichkeit ist das soziale Öl in unseren Interaktionen, ohne die wir es alle schwerer hätten. Und es ist auch richtig, dass Unhöflichkeit durch nichts zu entschuldigen ist. Ich habe nichts gegen klare Aussagen. Aber man sollte sie höflich formulieren. So weit so klar.

Aber noch besser als Höflichkeit ist Takt. Neulich habe ich irgendwo eine schöne Erklärung gehört, die den Unterschied von Höflichkeit und Takt verdeutlicht:

Ein Mann irrt sich in einem öffentlichen Schwimmbad in der Tür zu den Duschen und betritt unabsichtlich statt der Herrendusche die Damendusche. Er sieht eine hübsche junge Frau völlig nackt duschen. Natürlich dreht er sich sofort um und tritt den Rückweg nach draußen an. Höflich ist er, wenn er im Umdrehen sagt: „Entschuldigen Sie bitte, meine Dame“. Taktvoll ist er, wenn er im Umdrehen sagt: „Entschuldigen Sie bitte, mein Herr“.

Sehr schön erklärt. Menschen, die taktvoll sind, versetzen sich in ihr gegenüber und versuchen, ihr oder ihm unangenehme Gefühle, insbesondere Beschämung, so weit als möglich zu ersparen. Wenn man der Empfänger taktvollen Verhaltens ist, dann ist das in manchen Situationen Balsam statt Brüskierung. Takt ist ein wertvolles Geschenk.

Ich erkläre den heutigen Tag zum Tag des Taktgefühls! 

2 Gedanken zu “Takt ist der Höflichkeit stets überlegen

  1. Der Maskierte 2. Mai 2015 / 23:45

    Die Dame könnte ob des Herren aber geradewegs verletzt sein. Taktvoller fände ich einfach ein „Entschuldigen Sie bitte.“ nachdem man sich umgedreht hat.

  2. Ovid 3. Mai 2015 / 16:49

    Das Beispiel im Text beruht auf einem Witz, den es schon länger gibt, aber grundsätzlich ist die Überlegung richtig: Takt sorgt dafür , dass das Gegenüber sich nicht mies fühlt.
    In Frankreich war mal ein Neureicher bei einem Marquis zu Besuch. Es gab ein Hummergericht und dazu Fingerschalen mit Zitronenwasser. Der Gast kannte das nicht, sondern griff nach der Fingerschale und trank sie aus. Was tat der Gastgeber? Er nahm seine Fingerschale ebenfalls und hat sie getrunken. Alles nur, damit sich der Gast nicht schlecht fühlt. Das nenne ich Taktgefühl! Höflichkeit ist kühl und regelhaft, man kann auch unheimlich höflich verletzend sein. Taktvoll verletzen – nein, das gibt es nicht.

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