Post Traumatic Growth

TED-Talks sind immer inspirierend. Ich habe heute morgen diesen Talk von Regina Hartley gesehen, in dem sie beschreibt, warum man nicht unbedingt am besten denjenigen einstellt, der schon mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden ist, sondern vielleicht eher mal dem einen Job anbietet, der sich von Anfang an hat durchkämpfen müssen. Und der nicht aufgegeben hat, sondern trotz widriger Umstände seine Ziele verfolgt und erreicht hat. Sie selbst sei immer so eine Kämpferin gewesen. Guter Vortrag; wahrer Inhalt. Besonders gefallen hat mir aber ein neuer Begriff, den ich in diesem Talk gehört habe: „Post Traumatic Growth“. Die wissenschaftliche Erforschung des von ihr beschriebenen Phänomens habe ergeben, dass Menschen, die sich besonderen Herausforderungen in ihrem Leben haben stellen müssen, daraus nicht selten eine ganz besondere Stärke gezogen hätten. So habe ein großer Teil der sehr erfolgreichen Unternehmenslenker, einschließlich des Heiligen Steve Jobs, eine Legastenie, eine Adoptionsgeschichte oder eine andere ziemlich schwere Herausforderung gehabt. Aber keiner der zukünftig erfolgreichen Menschen habe das Selbstbild gehabt, trotz dieser Herausforderungen erfolgreich geworden zu sein. Alle hätten das Selbstbild gehabt, wegen dieser Herausforderung das geworden zu sein, was sie geworden sind. Es ist politisch ja nicht ganz korrekt, das Positive in solchen schweren Herausforderungen zu sehen. Aber es ist wahr, dass Menschen gearde aus der Überwindung solcher Herausforderungen eine ganz besondere Kraft ziehen können. Post Traumatic Growth. Gefällt mir sehr gut.

5 Gedanken zu “Post Traumatic Growth

  1. spyri 31. Januar 2016 / 17:06

    Hm, ist das nicht nur der nächste Twist im Sinne einer Verwertungslogik? Wer ist der bessere Arbeiter? Nach dieser Denkweise derjenige, der immer hart ranklotzen musste. Mag sicher was dran sein, aber irgendwie gefällt mir diese (wie so ziemlich jede andere) Hierarchisierung nicht. Der vermeintliche Status quo, in welchem jenen ohne silbernen Löffel vielleicht eher Stigmatisierung entgegengebracht wird, wird durch seine Umkehrung nicht besser.

  2. Alice Wunder 31. Januar 2016 / 22:32

    Ich glaub‘, das stimmt schon. Was uns nicht umbringt, macht uns härter. Ein Boxer wird ja auch nur durch die Schläge, die er abkriegt, besser. Und Leute, die als Kinder regelmäßig mißhandelt wurden, haben da einen riesen Vorsprung. Über politische Korrektheit denkt man meistens nicht nach, wenn man von so einem auf die Glocke kriegt. Falls die Seele also genau wie der Körper, zähes Narbengewebe bilden kann, dann wird sicher auch der Kapitalismus versuchen, aus dieser medizinischen Tatsache Gewinn zu schlagen. Das versucht der immer und mit allem, deshalb ist er ja so unsympathisch, der Kapitalismus. Da stimme ich spyri zu. Aber so problematisch finde ich das jetzt nicht. Denn auch beim Boxkampf wissen alle beteiligten: Die Talente werden sich anstrengen und dafür aufs Maul kriegen. Und gewinnen werden Promoter und Buchmacher.

  3. Manu 4. Februar 2016 / 19:29

    (TW: suicide, alcohol abuse, mental health)

    „What doesn’t kill you makes you wish you were dead.
    What doesn’t kill you makes you jump at the slightest noise.
    What doesn’t kill you makes you an alcoholic and an impossible person to live with.
    What doesn’t kill you makes you hide in a corner and draw the shades so no one can see in.“

    Sicher, post traumatic growth gibt es. Keine Biografie ist sugar coated. Menschen gewinnen viel Kraft und Inspiration aus dem Kampf gegen die Traumata, schweren Schicksale und Rückschläge in ihrem Leben.

    Aber es soll mir keiner sagen, ich solle dankbar sein für die Scheisse in meinem Leben.

    • Manu 4. Februar 2016 / 21:36

      Sorry, pet peeve. Sollte keine Unterstellung sein.

  4. nickel 13. Februar 2016 / 22:53

    Kann ich unterschreiben. Durch diese „Hindernisse“ ist man gezwungen, sich mit sich selbst zu beschäftigen – und zwar intensiv und über Grenze hinaus. Weit hinaus. Wer macht sowas schon freiwillig? Eben.

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