Ich stelle mir Ziele manchmal wie große Sterne vor, zwischen denen ich als Astronaut in meinem Raumanzug so durch den Weltraum fliege.
Ziele geben, ebenso wie Sterne, eine Orientierung. Wo bin ich, wie weit bin ich von einem bestimmten Ziel entfernt, wie komme ich dem Ziel näher.
Und das schöne an feststehenden und klaren Zielen ist, dass ich mich jeden Tag neu an ihnen ausrichten kann. Wenn ein Ziel gestern auf meiner rechten Seite lag, und ein kleinerer oder größerer Weltraumsturm mich irgendwie weit abgetrieben hat, und das Ziel von gestern jetzt weiter weg, vorne links und etwas unten liegt, dann stört mich das überhaupt nicht. Ich richte mich einfach neu an dieser Zielrichtung aus und strebe es erneut an.
Auf diese Weise komme ich in tausend kleinen Iterationen immer näher an das Ziel heran, egal, wie viele Irritationen, Ablenkungen, Meteoritenstürme oder Raumzeitkrümmungen mich so durchs All schleudern. Erfahrungsgemäß sind die Strecken der Annäherung doch immer wieder größer als die Strecken der ungewollten Entfernungen. Jedenfalls bei wirklich klaren Zielen.
Und dann kommt noch etwas anderes hinzu: Wenn ich einem Ziel näher komme, ganz wie im Bild mit dem Planeten, dann spüre ich auch eine zunehmende Gravitation, die von diesem Ziel ausgeht. Es wird die letzten Tage vor Erreichen des Zieles immer leichter, nun auch noch die letzte Strecke zu schaffen, weil das Ziel in greifbarer Nähe ist und es hilft selbst auch durch seine eigene, magische Gravitationskraft.
Für mich werden Ziele solider, entwickeln eine größere Lenkungswirkung und auch eine größere eigene Gravitation, wenn ich sie mir aufschreibe und immer wieder über sie nachdenke.
Warum schreibe ich diesen für meinen blog ungewöhnlich prosaischen Text hier? Weil ich der festen Überzeugung bin, dass ein Element der Achtsamkeit im eigenen Leben ist, nicht nur ziellos durch den Weltraum zu treiben, sondern sich selbst Ziele zu setzen. Und weil ich immer wieder froh und dankbar bin, wenn ich ein Ziel erreiche. (Natürlich gibt es auch Ziele, die man kontinuierlich anstrebt und nie endgültig erreicht, und die sind genau so wichtig.)
Wie wichtig sind dir Ziele? Schreibst Du sie auf? Hast Du ein bestimmtes Ritual, einen bestimmten Platz oder ein bestimmtes Vorgehen, sie zu verfolgen? Wie sehen Ziele in Deiner Phantasie aus? Ab damit in die Kommentare!
Einfach dran bleiben. Habe hier gerade einen Turm Schulzeug im KH. Das Blöde dabei ist aber, dass ich im Moment kaum etwas Sinnvolles hinkriege, obwohl ich will, da ich einfach total müde bin. Und die Arbeit wird ja gleichzeitig immer mehr. Großer Mist, diese Ziele. 😀
Jedi-Techniken helfen da immer: Dranbleiben, dranbleiben, kurzaussteigenundfastaufgeben, und dann wieder dranbleiben…
Einfach durch das Visier des Raumanzug-Helms gucken, die Sonne sehen, egal wie weit sie weg ist, und weitermachen…
Mein Vorbild ist da eher Gigi, der Straßenfeger. Wichtigstes Ziel war ihm die nächste schmutzige Bodenplatte. Nicht die übernächste. Und bloß nie an das Ende der Straße denken. Der Planet ist auch ein schönes Bild, aber eher für größere Geister wie Momo, Meister Hora oder die allerweiseste Cassiopeia, als Normalsterblicher bleibe ich bei vorsichtigen kleinen Schritten und laß mich im übrigen gern ziellos durch Zeit und Raum treiben.
Gigi als Vorbild, damit kann ich mich anfreunden! 🙂
Ich finde es wichtig, dass es MEINE eigenen Ziele sind. Nicht die Ziele anderer Menschen, nicht die Ziele derjenigen, die es sogar gut mit einem meinen können, wie beispielsweise Psychiater. Mein Psychiater möchte immer, dass ich mich mit anderen Menschen zum Spazierengehen, Kaffeetrinken etc. treffe. Wenn ich das tun würde, würde er mich für „gesünder“ halten. Das Problem dabei ist, dass das gar nicht mein Ziel ist. Auch „Tagesstruktur“ , “ Arbeit in einer Werkstatt“ sind nicht meine Ziele.
Auf der anderen Seite weiß ich nur, was ich NICHT will. Was ich so RICHTIG will, habe ich auf dem Weg verloren. Bei wem könnte ich Unterstützung oder Anleitung bekommen, meine Ziele herauszufinden? @psychiatrietogo, was sagen Sie Ihren Patienten zum Thema?
Kleine Ziele. Ziele für den heutigen Tag. Erst wenn das klappt: Ein Wochenziel…
Geht es so rum denn auch? Ich dachte immer, man braucht ein Lebensziel, dem man die „kleinen Ziele“ dann unterordnet. Beispiel: Ich muss noch in einem Sachbuch Seite 5 – 15 lesen. SINN macht das aber doch nur, wenn ich das im Hinblick auf ein großes Ziel tu: eine Ausbildung beenden, mich beruflich fort- oder auch nur ganz persönlich weiterbilden. Wenn ich diese „großen Ziele“ nicht habe, ist es doch ziemlich wurst, ob ich die Buchseiten lese oder nicht. Bei ihrer Methode „Tagesziel“ und dann „Wochenziel“, was genau motiviert die Patienten dann?
Ich weiß auch immer genau, was ich NICHT will und nicht, was ich RICHTIG will. Da bist du also nicht allein.
🙂
Ich habe eine Liste mit all den Dingen, die ich in meinem Leben gerne noch umsetzen würde. Diese sind bunt gemischt – Ziele wie eine gute Zeit mit den Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind und für sie da zu sein, noch viele spannende Bücher zu lesen oder kurzfristigere wie ein bestimmtes Land besuchen und mein Studium abzuschließen.
Während meiner depressiven Episoden hat mir diese Liste geholfen durchzuhalten, aber auch wenn es mir wieder besser geht werfe ich immer wieder mal einen Blick darauf, um mich zu motivieren und an meinen Träumen festzuhalten.
Schön beschrieben, der Text oben. 🙂
Mit Zielen tue ich mich ein bisschen schwer. Damit habe ich im Laufe meines Lebens einige besondere Erfahrungen gemacht: „Du willst zu sehr“, hat mir mal jemand gesagt, als ich mich meiner Meinung nach endlich für die konkrete Verwirklichung meines wichtigsten Berufszieles eingesetzt hatte. Das Gesagte spiegelte in meiner Wahrnehmung auch viel von der Aussprecherin wider, aber es fand auch Widerhall in mir: Da ist etwas Verkrampftes, Unflexibles, wenn ich ein Ziel erreichen will. Erst wenn ich es schaffe loszulassen, dann findet das Ziel zu mir. Im Film „Das letzte Einhorn“ sagt Schmendrick, der glücklose Zauberer „Zauber, tu was du willst“ und vollbringt endlich einen echten Zauber. Ich kann keinen richtigen Begriff dafür finden. Vielleicht ist es ein Aspekt von Demut? Das Loslassen von Kontrollbedürfitgkeit? Irgendwie in die Richtung geht es wohl.
Schätzen Sie Breivik als krank ein und falls ja, wie würden Sie Ihn behandeln?
Ich habe hier einen post dazu geschrieben: https://psychiatrietogo.de/2012/04/13/ist-breivik-fanatisch-oder-psychotisch/