Die Schizophrenie wird unter anderem anhand der auftretenden Halluzinationen diagnostiziert. Schizophrene Patienten leiden oft unter folgenden Halluzinationen:
- Akustische Halluzinationen: Der Patient hört etwas, was nicht da ist. Am häufigsten ist das Hören von Stimmen, Murmeln, Tuscheln; aber auch merkwürdige Geräusche wie Brummen, Klackern oder ähnliches werden berichtet. Wenn es sich um verstehbare Stimmen handelt, kann man auch den Inhalt des Gesprochenen genauer klassifizieren. Kommentierende oder dialogisierende Stimmen sind für die Diagnose einer Schizophrenie so spezifisch, dass sie von Kurt Schneider als „Symptome ersten Ranges“ beschrieben worden sind.
- Zönästhesien: Fehlwahrnehmungen des Körpers
- Geruchshalluzinationen
- Geschmackshalluzinationen
Aber optische Halluzinationen sind interessanterweise eben gerade nicht typisch für schizophrene Patienten. Ganz selten habe ich mal einen wirklich schizophrenen Patienten kennen gelernt, der optische Halluzinationen angab, und dann war es zumeist ein seit vielen Jahren chronisch und schwer Kranker. Wirklich die Ausnahme.
Typischerweise finden sich optische Halluzinationen bei drei anderen Krankheitsbildern:
1) Drogeninduzierte Psychosen: Das ein LSD-Trip optische Halluzinationen verursacht, ist weithin bekannt. Auch Kokain, Amphetamine und einige andere Drogen verursachen häufig optische Halluzinationen, vor allem, wenn der Patient eine viel zu hohe Dosis konsumiert hat.
2) Delirien: Im Alkoholentzugsdelir sehen Patienten wirklich manchmal die sprichwörtlichen weißen Mäuse auf dem Boden umherflitzen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss man aber sagen, dass häufiger von kleinen Käfern, Ameisen, Flöhen oder ähnlichen Insekten berichtet wird, die auf dem Fußboden oder der Bettdecke umherkrabbeln.
Das größte Tier, von dem mir ein Patient im Alkoholentzugsdelir mal berichtet hat, war ein Nashorn, das ihm an der letzten Straßenkreuzung vor der Ambulanz entgegengekommen sei. Ich hatte keines gesehen, und ich saß schon länger in der Ambulanz, also muss auch das halluziniert gewesen sein…
3) Organische Schäden des Gehirns: Patienten nach einer traumatischen Schädigung des Gehirns beispielsweise nach einem Unfall oder Patienten mit einem Hirntumor haben nicht selten optische Halluzinationen.
Konsequenz für die Klinik
Wenn ein Patient berichtet, er sehe Dinge, die nicht da sind, dann sind dies optische Halluzinationen. Im Gegensatz zu anderen Halluzinationen stützen diese aber normalerweise gerade eben nicht die Diagnose einer Schizophrenie, sondern sollten in jedem Fall eine MRT-Untersuchung des Kopfes und ein Drogenscreening veranlassen.