Grenzwerte der QTc-Zeit

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Inzwischen weiß wohl jeder Psychiater, dass er auf die QTc-Zeit im EKG achten muss. Es gibt Medikamente, die die Erregungsausbreitung im Herzen verlangsamen können und im schlimmsten Fall eine tödliche Herzrhythmusstörung auslösen können. Ob und in welchem Maße dieses Problem auftritt, kann man im EKG anhand der QTc-Zeit ablesen. Einen ausführlichen post dazu habe ich hier geschrieben.

Ich bereite gerade einen Vortrag für das Forum für medizinische Fortbildungen im Sommer vor, und habe die wichtigsten take-home-messages zur QTc-Zeit auf Folien zusammengestellt.

Die QTc- Zeit ist kritisch, wenn sie

  • bei Männern > 450 ms beträgt
  • bei Frauen > 470 ms beträgt
  • unter der Medikation um 60 ms oder mehr angestiegen ist.

Ich habe auch noch zwei Folien erstellt, die für die Gruppe der Antidepressiva und der Antipsychotika jeweils drei unkritische, mittelmäßig verdächtige und kritische Medikamente nennt.

qtc-zeiten-und-antidepressivaqtc-zeiten-und-antipsychotika

Ich habe die Folien hier hochgeladen; wer sie für Fortbildungsveranstaltungen verwenden will, darf das gerne tun, unter Hinweis auf die Quelle.

12 Gedanken zu “Grenzwerte der QTc-Zeit

  1. Lena 22. März 2017 / 08:19

    Das ist ein Irrtum, dass dies jeder Psychiater weiß.

    Auch die Durchführungen der EKG´s werden speziell in den Kliniken individuell geführt.
    Während manche Kliniken, während des Aufenthalts bzw. der medikamentösen Therapie selbst ein EKG schreiben, schreiben andere direkt bei der Aufnahme ein EKG, und danach, wenn QT-Zeit beeinflussende Medikamente (oft in wilden Kombinationen) dazu kommen nicht mehr, was ich für inkompetent und grotesk halte.

    Im niedergelassenen Bereich habe ich noch nie einen Facharzt für Psychiatrie kennen gelernt, welcher einen aus eigenem Antrieb heraus zu einem Kontroll-EKG geschickt hätte. Da muss man schon so mündig sein, um zu sagen „Hr. Dr., könnte ich bitte ein EKG haben, um meine QT Zeit zu überprüfen.“ was dann meist anstandslos gewährt wird, nach dem Motto („achja, genauuu“). Doch ist das, das Ziel und Zweck? Als Patient möchte ich dem Arzt vertrauen und nicht selbst Bücher wälzen.

    Alles in allem erweckt es leider den Eindruck, dass sich nicht viele Ärzte mit der Materie beschäftigen, denn es gilt ja auch die Interaktionen zwischen einzelnen Wirkstoffen zu beachten, was auch Fachbereiche überlappend geschehen sollte. Allgemeinmedizin: z.b. Antibiotika + Psychopharmaka oder ebenso Medikamentengruppen die in Psychiatrien absolut nicht jeden Tag verschrieben werden. Bei einer Streptokokkenangina, bekommt man auch dort AB gereicht.

    • Dr c kalb 27. November 2018 / 16:48

      Sehr richtig. Kann ich als allgemeinarzt nur zustimmen! Mir hilft die App von ifap. Hier checke ich Kompatibilität.

    • Klaus 15. Oktober 2019 / 15:57

      in unserer psychiatr. Klinik auch eher selten ekg

  2. mickeyunddavid 26. April 2017 / 20:19

    Ich bin eine Frau, ich leide an Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa und nehme Quetiapin. Man würde sich vorstellen, in einer perfekten Welt sieht der zuständige Psychiater die drei Risikofaktoren (Cave Hypokaliämie bei BN!) und verlangt irgendwann mal ein EKG. In der realen Welt händigt er der Patientin drei Jahre lang regelmässig ein Rezept aus, ohne je mehr als drei Sätze mit ihr zu sprechen (Hallo, hier ist ihr Rezept, Tschüss). In einer perfekten Welt hätte eine Beschwerde bei der Landesärztekammer Erfolg und die Rechte und Interessen der Patienten würden ernst genommen – primum non nocere! In der realen Welt stellt sich die Krähe….ähm die Sprecherin der LÄK hinter die andere Kr—–den anderen Arzt.

    Ehrlich, was ist los mit den Ärzten??

  3. anima1962 3. November 2018 / 08:11

    Sehr gute, einprägsame und knappe Darstellung. Vielen Dank!

  4. Andrea 27. Januar 2019 / 16:09

    Dann habe ich ja eine gute Ärztin der Phychiatrie. Sie verlangte erst ein EKG, wegen dem Qtc Wert.
    Dann hat sie mir Medikamente aufgeschrieben, die mit der Apotheke und dem Hausarzt überprüfen lassen soll. Wegen der Verträglichkeit mit meinen anderen Medikamenten. Ich glaube , das sie jetzt das richtige Medikament für mich verschreibt.

  5. Grit 19. Juni 2019 / 09:19

    Im vergangenen Jahr habe ich als Patientin in der Klinik die gleichen Erfahrungen gemacht: EKG bei der Aufnahme und dann nie wieder, obwohl während meines Aufenthaltes die Dosis von Venlafaxin und Mirtazapin erhöht wurde.

    Nach der Entlassung war mein Psychiater dann doch sehr erstaunt, was in der Klinik alles so unterlassen wurde. Auch meine Hausärztin ist da sehr gewissenhaft. Die Kontrolle zeigte dann in der Folge (vierteljährlich) regelmäßig eine grenzwertige QTc-Zeit. Letztendlich musste ich das Mirtazapin absetzen.

  6. Lutz Reinsperger 30. November 2020 / 07:07

    Mein Psychiater will mich mit Olanzapin behandeln und hat mir an meine Hausärztin einen Überweisungsschein mit der Bitte um Bestimmung der QTc-Zeit ausgestellt. Geht doch!

  7. Tobias 5. Januar 2023 / 18:49

    Auch ich kann bestätigen, daß bei mir als Patient der zumindest der Unterschied vor und während der Behandlung mit Quetiapin nicht festgestellt wurde. Während der langjährigen Behandlung wurde der QTc-Zeit einige male kontrolliert.

  8. Anonym 15. Februar 2023 / 12:30

    Ja, ich denke auch, dass man als Patient:in leider selbst die Inititative ergreifen muss. Oft ist die Haltung bei Ärzten verbreitet „Och, bei den Minimaldosierungen wird ja schon nichts passieren ….“. Traurig, aber wahr.

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