Warum nächtlich verwirrte Patienten keine „Schlafgäste“ auf der geschützten Station sein sollten

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Photo by Rye Jessen on Unsplash

Es gibt ja Patienten, die tagsüber noch gut orientiert sind, deshalb auch auf einer offenen Station behandelt werden, die aber nächtliche Verwirrtheitszustände zeigen. In diesen nächtlichen Verwirrtheitszuständen können Hinlauftendenzen und eine Eigengefährdung durch Hilflosigkeit bestehen.

Es gibt nun die Option, diese Patienten nur für die Nächte, als „Schlafgäste“, auf die geschützte Station zu verlegen. Klingt erstmal plausibel. Denn tags kommt der Patient ja auf der offenen Station zurecht, und man möchte ihm vielleicht auch tags nicht die etwas unruhigere Atmosphäre der geschützten Station antun. Außerdem ist der Platz dort knapp. Und der Patient schläft ja nachts ohnehin, oder?

Dagegen spricht, dass zu den in Granit gemeißelten Basics der Delirprophylaxe gehört, dass alles nur erdenklich Mögliche getan wird, dass sich der Patient zuverlässig orientieren kann: Eigene Brille, eigenes Hörgerät, Kalender und Uhr, feste Ansprechpartner, ruhige und stabile Umgebung…

Das genau führt dann aber zu der Überlegung, dass es für die Orientierung nicht gut sein kann, wenn der Patient wie ein Rucksackreisender sein Zelt jede Nacht an einer anderen Stelle aufschlagen soll, als dem Ort, an dem er den Tag verbracht hat. Das kann nur zur Verwirrung beitragen.

Ich denke, dass Patienten, die unter nächtlicher Verwirrtheit leiden, in aller Regel auf einer Station behandelt werden sollten, die nachts für ausreichend Sicherheit sorgen kann. Und zwar ganz, oder gar nicht. Keine Schlafgäste!

(Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel…)

Ein Gedanke zu “Warum nächtlich verwirrte Patienten keine „Schlafgäste“ auf der geschützten Station sein sollten

  1. Felix 13. März 2019 / 19:46

    Naja, ich arbeite zufällig als Fachkrankenpfleger auf einer offenen Station und das auch gerne mal im Nachtdienst und i.d.R alleine 😉
    Leider sind einem relativ schnell die Hände gebunden wenn ein Patient dieses Bild zeigt und aufgrund von mangelnden Alternativen (Einzelzimmer, 1:1 Begleitung,.) gibt´s dann auch nur noch den Weg den Patienten auf die geschlossene Station zu verlegen.
    Zudem habe ich auch noch im Schnitt 21 andere Patienten zu versorgen die sich dann in ihrer Nachtruhe eventuell gestört fühlen könnten.
    Sie haben mit ihren Argumenten Recht aber solange sich das System nicht ändert ist es leider auch nur bedingt möglich anders an dieses (pflegerische -) Problem heran zu gehen.

    Beste Grüße Felix H.

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