Die Wallraff-Psychiatrie-Reportage

Günther Wallraffs Stil des investigativen Journalismus unter Verwendung von Undercover-Journalisten ist nicht unumstritten, und das Format „Team Wallraff“ im Privatfernsehen könnte den Verdacht nahelegen, dass eine reißerische Berichterstattung begünstigt wird.

Ich habe mir die Folge über Psychiatrische Kliniken und Einrichtungen der Jugendhilfe, die gestern gesendet wurde und jetzt online verfügbar ist, angesehen, und ich bin wirklich schockiert.

Ausgewählt wurden mehrere Kliniken, in denen besonders augenfällige Mißstände bekannt seien, und in diesen wurden besonders schockierende Szenen aus dem Zusammenhang genommen und in einer dramatischen Form zusammengeschnitten.

Was man aber in der kurzen Zeit an Mißständen, falschen Haltungen und unangemessenem Verhalten sehen muss, erinnert an die siebziger Jahre, aber nicht daran, wie Psychiatrie der Gegenwart sein soll und in sehr vielen Kliniken auch ist.

Und man sieht Szenen, die klar rechtswidrig sind. So erklärt eine Pflegekraft vor laufender, wenn auch versteckter Kamera, dass sie einem Patienten die Medikation unter die Käsescheibe aufs Brot legt, da er sie nicht freiwillig einnehme. Das ist eine Straftat, nämlich Körperverletzung. Und die Klinik hat eine augenscheinlich unangemessene Reaktion auf diese Szene gezeigt, in der sie sie einfach geleugnet hat.

Die Reportage ist in diesen Teilen wirklich sehr schmerzhaft anzusehen. Erfreulicherweise schließt sie mit einem positiven Beispiel für eine Klinik, die eine moderne, respektvolle und zeitgemäße Haltung zeigt, und dem Hinweis, dass nicht nur diese eine Klinik in der Gegenwart angekommen sein wird.

Ich empfehle jedem, der diesen Blog liest, sich die Zeit zu nehmen, die Reportage anzusehen. Ihr findet sie hier:

https://www.tvnow.de/shows/team-wallraff-reporter-undercover-2384/staffel-6/episode-1-undercover-in-psychiatrien-1504359

19 Gedanken zu “Die Wallraff-Psychiatrie-Reportage

  1. anneinsideoffice 19. März 2019 / 21:40

    Ich werde es mir lieber am Wochenende tagsüber anschauen, sonst raubt es mir garantiert den Schlaf 😥

  2. Jochen 19. März 2019 / 22:59

    Nachdem ich heute im Verlauf des Tages ein gefühltes dutzend Mal darauf angesprochen wurde, habe ich mir die Dokumentation eben komplett angesehen. Meine spontanen Gedanken:

    Teil 1:
    – Passiv-aggressive Erwiderungen des Pflegepersonals: Sicherer Weg zur Eskalation für ohnehin schon agitierte Patienten
    – Abwimmeln von Patientenanliegen, Tür vor der Nase zuknallen: Selbstverständlich kann man schon allein aus organisatorischen Gründen nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen, manche Wünsche sind schlicht nicht erfüllbar und hin und wieder müssen sich Patienten gedulden. Solche Reaktionen sind aber indiskutabel und wären es selbst dann, wenn die konkreten Anliegen (Körperpflege und frische Kleidung) nicht berechtigt wären.
    – Psychosozialer Stress durch laute, aggressive, distanzlose, exhibitionistische Mitpatienten: Auf der Akutstation dürfte es sich zu einem bedeutenden Teil um akut psychotische Patienten handeln, bei denen „high expressed emotion“ im Umfeld einer der bestreplizierten, negativen, prognostischen Faktoren darstellt.
    – Diebstahl von Kleidungsgegenständen und Sachbeschädigung durch Mitpatienten: Die Klinik hat hier eine Garantenstellung, die Rechtsgüter der Patienten vor Mitpatienten zu schützen und in dieser Sache untätiges Pflegepersonal macht sich womöglich strafbar (§13 StGB).
    – Ungepflegtheit und unvollständige Bekleidung von Patienten: Die einzige Alternative wäre hier eine Durchführung von Körperpflegemaßnahmen und die vollständige Bekleidung der Patienten durch physischen Zwang, was eine strafbare Nötigung darstellen würde.
    – Zimmerbelegung mit „schwierigen“ Mitpatienten zur Disziplinierung (als „Strafe“ für die Äußerung von Suizidideation): Absolut indiskutabel und völlig kontraproduktiv, wieder ein Beispiel für „schwarze Verhaltenstherapie“ wie im Skandalfilm „Elternschule“ letztes Jahr.

    Teil 2:
    – Zwangsmaßnahmen zur „Erpressung“ der Medikamentencompliance, Patient wird wegen Einnahmeverweigerung fixiert: Strafrechtlich relevant als Nötigung.
    – Mehrwöchige Fixierungen: Lassen den vom BVerfG eingeführten Richtervorbehalt, der von vielen für eine praxisfremde Bürokratenmaßnahme gehalten wurde, in einem ganz neuen Licht erscheinen.
    – Fixierung (statt Isolation), obwohl keine Selbst- sondern „nur“ Fremdgefährung: Weil Isolation im Vergleich zur Fixierung der mildere Freiheitsentzug ist und beide eine Fremdgefährung gleichermaßen unterbinden, könnte hier das Angemessenheitskriterium des rechtfertigenden Notstands verletzt sein und der anordnende Arzt und das durchführende Pflegepersonal sich strafbar gemacht haben.
    – Visite auf dem Flur in der Gegenwart anderer Patienten: Strafbare Verletzung der Verschwiegenheitspflicht.
    – Zwei-Satz-„Visite“: Hier ist nicht klar, inwiefern die Szene in RTLs/Wallraffs Sinne geschnitten wurde, aber falls diese sogenannte „Visite“ ungekürzt dargestellt wurde und eine solche Luftleistung abgerechnet wurde, wäre hier über Abrechnungsbetrug zu diskutieren.
    – Einer englischsprachigen Patientin wird fälschlicherweise erklärt, dass „wir“, also das Krankenhauspersonal, und nicht das Gericht, über die Dauer der Zwangsunterbringung entscheide: Falsche Rechtsberatung, nicht strafbar, aber unethisch.

    Teil 3:
    – Nahrungs- und Schlafentzug als Disziplinarmaßnahmen: „Schwarze Verhaltenstherapie“ scheint offenbar kein Einzelfall zu sein.
    – Isolation ohne Fremdgefährung und ohne Überwachung, dabei kein freier Zugang zu Getränken und ein Eimer als Toilettenersatz: Kommentar erübrigt sich.
    – Kampfsportschulungen des Pflegepersonals: Hier wird in der Dokumentation eine Selbstverständlichkeit skandalisiert. Ein Arbeitsvertrag ist keine Grundrechtsverzichtserklärung, Notwehr und Nothilfe sind legitim. Medizinisches Personal muss keine Körperverletzungen oder ähnliches durch Patienten hinnehmen, auch wenn sie offenkundig vermindert schuldfähig sind und daher „Schutzwehr vor Trutzwehr“ gilt. Das allerdings als Deeskalation zu bezeichnen, ist lächerlich. Notwehr und Nothilfe sind der letzte Schritt, wenn alle Deeskalationsbemühungen gescheitert sind.
    – Krankenpflegerin (?) berichtet über eigene Gewaltandrohung („Tränen aus dem Gesicht schlagen“) gegen Patienten: Jeder Kommentar erübrigt sich.
    – Trichotillomane/selbstverletzende (?) Patientin wird mit körperlichem Zwang unter Begleitung von irgendeinem „Psychobabble“ über Impulskontrolle zu wiederholtem Treppensteigen genötigt: Wieder ein Fall fürs Strafrecht, mindestens Nötigung, womöglich Körperverletzung.

    Teil 4:
    – Patient uriniert in Raucherraum, selbst nach Stunden weder Reinigung noch Absperrung: Unhaltbare, hygienische Zustände.
    – In der Dokumentation wird bemängelt, dass die Urinpfütze nicht vom Pflegepersonal beseitigt wird: Eine unsinnige Skandalisierung, denn Fachpfleger sind keine Reinigungskräfte. Sie stehen allerdings in der Verantwortung, diese zeitnah zu benachrichtigen und die verschmutzte Stelle bis dahin aus hygienischen Gründen für die Patienten unzugänglich zu machen.
    – Überbelegung, Patientenbetten auf Fluren: Schlafentzug ist für psychotische oder manische Patienten Gift. Die Dokumentation bliebt hier leider sehr oberflächlich. Es wäre interessant gewesen, wie das Personal reagiert, wenn der eingeschleuste „Praktikant“ eine Überlastungsanzeige angeregt hätte…
    – Medikamente heimlich im Essen versteckt: Strafbare Körperverletzung.
    – Irreführende Auskünfte über Medikamente: Auf die Frage, ob es sich bei einer Tablette um „Tavor“ handele, wird gesagt, es sei „Lora(zepam)“: Hier wird die Unwissenheit der Patientin, dass Tavor der Markenname für den Wirkstoff Lorazepam ist, ausgenutzt, um sie gegen ihren erklärten Willen durch Täuschung zur Einnahme zu bewegen. Könnte möglicherweise strafbar sein.
    – Tabletten werden vom Pflegepersonal mit der bloßen Hand berührt: Lausige Hygienestandards.

    Selbst wenn man den Hörensagen-Teil und die emotionshaschenden und platten Kommentierungen komplett ignoriert, bleibt immer noch eine ganze Reihe von Stellen, die gar nicht so sinnentstellend geschnitten worden sein können, dass sich dafür doch noch eine nicht-kompromittierende Erklärung finden ließe.

    Fazit: Seriöser Investigativjournalismus und insbesondere dessen dokumentarische Aufarbeitung sehen zwar deutlich anders aus, aber ein bedeutender Teil der Missstände scheint unzweifelhaft real zu sein und der Skandal ist jetzt zu Recht da.

  3. miasraum 20. März 2019 / 03:17

    Herzlichen Dank für den Tipp. Werde ich mir definitiv anschauen. Kommt zeitlich sehr passend zu meinem neuen Projekt👍

  4. anca 20. März 2019 / 22:19

    Mich würde interessieren ob die letztgenannte, positiv kommentierte Klinik für gleiche Kriterien zur Patientenaufnahme verpflichtet ist wie die ersten beiden Kliniken, die wohl der psychiatrischen Akutversorgung des entsprechenden Einzugsgebietes dienen. Selbstverständlich ist das Konzept der Klinik sehr lobenswert, aber wenn es kein Obligatversorger ist, der ohne triftige Begründung keinen Patienten ablehnen darf, schon gar keinen hochpsychotischen in Begleitung von Polizei und Rettungsdienst, dann vergleicht man hier nunmal Äpfel mit Birnen. Eine internistische Notaufnahme ist schließlich auch nicht mit einer internistischen Rehaklinik zu vergleichen. Ich finde den Mangel an Konzepten im Umgang mit hochakuten Patienten sehr bedauerlich, in dem Kontext finde ich es immer wieder nicht zielführend, wenn Kliniken als Gegenbeispiel herangezogen werden, die psychiatrisch Schwerstbetroffene nicht annehmen, sondern auf besagte verteufelte Aufnahmestationen verweisen, wo dann genannte Umstände entstehen, unter denen gerade diese Schwerkranken leiden. Eine psychiatrische Station betreut numal nicht nur kompensierte Patienten mit Bipolarer Störung, sondern hochpsychotische Schizophrene, fremdaggressive Maniker, suizidgefährdete Persönlichkeitsgestörte, sexuell enthemmte Demenzpatienten etc.
    Am Ende wird bei solchen Dokumentationen sehr viel auf den professionellen oder persönlichen Mängeln, vor allem des Pflegepersonals, herumgeritten, wobei dabei niemand sich traut mal ins System hereinzublicken, das Einzugsgebiete über mehrere hundert Kilometer für eine Psychiatrie vorsieht, ambulante Einweiser und Pflegeheime, die Patienten wegen nichtigen Gründen einweisen, weil sie überfordert sind und der Patient schwierig, erschwerte Entlassbedingungen durch fehlende Pflegeheimplätze oder Mängel in der ambulanten Versorgung des Patienten, ein Gräuel an Dokumentationsarbeit und Pflegemangel und nicht zum Schluss auch eine gesellschaftliche Ambivalenz nach dem Motto: „bitte bei jeder Nichtigkeit sofort wegsperren, denn sowas wollen wir nicht sehen, aber bitte nicht einsperren, denn das ist unethisch“.
    Selbstverständlich ist dies nun eine Wallraff Doku, aber gemeinsam ist auch der Grundton der meisten Dokumentationen über Psychiatrien, gemeinsam mit der pauschalen Verteuflung von Medikation; dass diese bei medizinisch sinnvoller Indikation und ethischen Verabreichungsbedingungen unter Umständen viel Leid erspart, auch unter Umständen Leben retten kann, habe ich noch nie in irgendeiner Doku über die Psy. gehört, gefühlt gibts da nur eine einzige Indikation für psychiatrische Medikation: Ruhigstellung. 🙂

    Dennoch denke ich dass wir viel im Bereich der Psychiatrie zu bearbeiten haben und fundierte Dokumentationen brauchen: die psychische Abstumpfung, teilweise auch eine grenzwertige „Korpsgeistmentalität“ kennt glaube ich jeder, der mal im Akutbereich gearbeitet hat. Insgesamt gibt es doch kleine Fortschritte, beispielsweise ein verstärkter Fokus auf Co- und Milieutherapie, Arbeit an sozialen Netzwerken und Ambulanzversorgung (ich hörte in Hamburg gibt es ein Hometreatmentkonzept?) und vermehrte Lösungsideen für das Therapiesetting, die Privatsphäre und den Umgang mit geschlossenen Türen. Eigentlich können und müssen wir uns leisten vernünftigere Konzepte zu entwickeln, die gezeigten Zustände kennt man vielleicht aus einem Entwicklungsland, für uns als reichen Staat einfach nur beschämend.

    • anca 20. März 2019 / 22:53

      Ich möchte mich aber korrigieren. „Der Mangel an Konzeptem im Umgang mit psychisch Schwerkranken“ stimmt so nicht ganz, denn es gibt ja einiges an verschiedenen Konzepten bspw. im Umgang mit der geschlossenen Tür, mit patientenorientierten Visiten und Milieutherapie. Ich denke nur dass das wenig Platz in der medialen AUfmerksamkeit finden, da poppt alle Jahre wieder eine kleine Skandaldoku auf über die schlechten Zustände in psychiatrischen Kliniken (z.B. zum Anlass neuer Gesetzesnetwürfe), die Leute sind ein bisschen geschockt und ein bisschen froh nicht betroffen zu sein, dann versinkt alles wieder in Vergessenheit. Dass es tatsächlich Ansätze gibt und dass diese stellenweise auch durchgesetzt werden kommt medial eigentlich zu kurz, und das ist schade, denn dies würde sicher auch ein wenig zur Entstigmatisierung solcher EInrichtung und ihrer Patienten und Mitarbeiter beitragen. Diese Klischees werden eigentlich bedauerlciherweise immer weiter produziert („Pfleger = abgestumpfte Wärter, Psychiater = desinteressiert, eigentlich keine richtigen Ärzte, psychotische Patienten = Verrückte, die nur schlagen und rumschreien“)

    • Jochen 21. März 2019 / 00:07

      „Dennoch denke ich dass wir viel im Bereich der Psychiatrie zu bearbeiten haben und fundierte Dokumentationen brauchen: die psychische Abstumpfung, teilweise auch eine grenzwertige „Korpsgeistmentalität“ kennt glaube ich jeder, der mal im Akutbereich gearbeitet hat.“

      Mitgefühlserschöpfung ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Hinzu kommt, dass über psychische Krankheiten leider häufig reichlich esoterisch anmutende Vorstellungen vorherrschen und das nicht nur in der Allgemeinbevölkerung, sondern selbst unter einigen Ärzten und Fachpflegern.

      Man weiß aus der Forschung zur Stigmatisierung, dass Erkrankungen intuitiv auf einem kontinuierlichen Spektrum von „biologisch/somatisch“ zu „psychisch/mental“ eingeordnet werden. Nicht sozialadäquates Krankheitsverhalten von Patienten mit den als „biologisch/somatisch“ eingestuften Erkrankungen wie Demenzen oder Autismus-Spektrum-Störungen wird tendenziell eher mit Verweis auf die fehlende Möglichkeit zur willentlichen Steuerung „entschuldigt“, wohingegen ähnliches Verhalten im Kontext der eher als „psychisch/mental“ aufgefassten, affektiven und psychotischen Störungen oft als absichtliche, schuldhafte Verfehlung aufgefasst und mit feindseligen Reaktionen bedacht wird.

      Gerade Patienten mit narzisstischer Persönlichkeitsakzentuierung oder einem feindselig-dominanten Beziehungsstil lösen auch bei Behandlern und Pflegepersonal häufig heftige Gegenübertragungen („Was für ein arrogantes Arschloch!“) aus. Gleiches gilt für histrionische, augenscheinlich völlig unbegründet ängstliche und sehr weinerlich oder wehleidig erscheinende Patienten („Reiß dich endlich mal zu zusammen, so schlimm bist du jetzt auch nicht dran!“). Dagegen würde z.B. kaum jemand einem agitierten Autisten Taktlosigkeit oder Dreistigkeit oder einem dysexekutiven Demenzkranken ein Defizit persönlicher Anstrengung unterstellen.

  5. honeyandprozac 21. März 2019 / 00:00

    Ich glaube, der Rahmen, in dem diese Sendung gezeigt wurde, war eher kontraproduktiv. Es ist wichtig, dass über Problematiken und Fehlverhalten speziell in solch sensiblen Bereichen aufgeklärt wird. Aber ich als Laiin bin nach diesen Eindrücken noch einmal mehr von dem Gedanken abgerückt, dass eine psychiatrische Klinik im Notfall eine Anlaufstelle sein kann.

    Einfach, weil ich nicht einschätzen kann, ob das kritisierte Vorgehen nun doch eher dem deutschen Alltag in Psychiatrien entspricht. Ich glaube auch, dass es gute Kliniken gibt, wie der in der Sendung zuletzt dargestellte Fall. Aber das Risiko, eben an ein Negativbeispiel zu geraten, wäre mir nun zu hoch. Eine professionelle (journalistische) Einordnung, mehr Beispiele und vielleicht ein detailliertes Gesamtbild hätten da möglicherweise geholfen. Aber so ist einfach nicht das Sendungs- und Senderkonzept.

  6. Johannes Georg Bischoff 21. März 2019 / 07:04

    Was hier gezeigt wurde ist in vielen psychiatrischen Anstalten Realität. In manchen Kliniken arbeiten Psychopathen die ihrer sadistische Ader an den Patienten ausleben.
    Ausnahmen sind die gezeigte Klinik in Herne, das Klinikum Heidenheim und einige Andere die sich auf den Weg gemacht haben. Der Fisch stimmt immer am Kopf. (Chefarzt und Pflegedienstleitung)

  7. Edmund Schönenberger 22. März 2019 / 14:59

    Als Verteidiger Zwangspsychiatrisierter in der Schweiz kann ich ein Liedlein singen, was dort passiert. Aus Statistiken kann man herauslesen, dass die Kadenz der Einweisungsrate pro Kopf der Bevölkerung eine der höchsten in Europa ist. All die in der Reportage geäusserten Klagen kenne ich in- und auswendig. Über zehntausend Betroffene habe ich persönlich angehört, daneben sind über 30‘000 Dossiers psychiatrisch Versenkter durch meine Hände gegangen. Meine Erfahrungen habe ich in meiner Fundamentalkritik der Zwangspsychiatrie zusammengefasst: http://edmund.ch/more/1/FundamentalkritikZwangspsychiatrie.pdf

    Klicke, um auf ceterum-censeo.pdf zuzugreifen

    Der Aspekt, dass die Zwangspsychiatrie nichts mit Fürsorge zu tun hat, sondern ein Herrschaftsinstrument ist, geht in der Reportage unter. Um darauf zu stossen, muss man sich lange intensiv und professionell mit dem in den Psychiatrien herrschenden inquisitorisch/holocaust’schen Regime befasst und auseinandergesetzt haben. Indem man an Einzelnen diese scharfen Exempel statuiert, werden die Menschen in ganz Europa und in all den Ländern mit psychiatrischen Anstalten darauf konditioniert, sich zu unterwerfen und zu „funktionieren“.

                                RA Edmund Schönenberger
    
  8. Mona 24. März 2019 / 07:42

    Mir ist bewusst, dass Akutstationen etwas Spezielles sind.
    Gehört eine alte Frau mit Depression wirklich dahin, vor allem wenn die Station sowieso überbelegt sind? Sie nimmt vielleicht sogar jemandem den Platz weg, der vielleicht im Wahn ist und den Platz dringender braucht. Uhr tut es auch nicht gut.
    Wenn sie Suizidgedanken äußert, dann hat sie die eben. Wenn ich dadurch auf so eine Station käme, dann würde ich direkt, wenn ich frei bin, noch mehr am Ende sein und mir vielleicht etwas antun (bevor ich nochmal in so einer Umgebung sein muss) oder nie mehr meine echten Gedanken mitteilen. Außerdem ist es Suizidgedanken nur zu haben oder danach zu handeln ganz unterschiedliche Dinge für mich sind. Ich bin aber nur Laie.

  9. Zitronen_Gemüse_Schnitzel 28. März 2019 / 22:04

    Ich habe mir diese Dokumentation angesehen. Es war wirklich ein Flashbackerlebnis vom Feinsten. Der Grund war, dass ich in einer anderen Klinik mal zwangsfixiert und medikamentiert wurde.
    Die Umstände waren, dass ich aufgrund meines atypischen Autismus und ADHS halt manchmal ziemliche Kreativitätsschübe habe. Und je nach Blickwinkel und Stressbelastung es auch als psychotischer Schub wirken kann.
    Da ich mich bei meinem kreativen Chaos nie so wirklich reinreden lasssen hab und aggressiv reagiert habe als eine Pflegekraft versucht hat es zu unterbinden wurde ich handgreiflich und habe um mich geschlagen.
    Daraufhin habe ich eine Flusbi Spritze bekommen und wurde fixiert.

    • Jochen 29. März 2019 / 16:59

      „Der Grund war, dass ich in einer anderen Klinik mal zwangsfixiert und medikamentiert wurde.“

      Darf ich fragen, in welchem Jahr das stattgefunden hat?

      Das Problem der Zwangsmaßnahmen wäre mit ausreichendem, politischen Willen mit einer einzigen Ausnahme, nämlich der Isolation bei Fremdgefährdung, komplett zu entschärfen. Und zwar auf eine ganz ähnliche Weise, wie bei der Organspende als Alternative zur aktuellen Zustimmungslösung und zu der höchstwahrscheinlich verfassungswidrigen Widerspruchslösung angeregt: Bei Beantragung des Personalausweises wird jeder verbindlich gefragt, ob er im Falle einer Selbst- und/oder Fremdgefährdung Zwangsmaßnahmen gegen seinen (dann) erklärten Willen wünscht, und wenn ja welche.

      Werden bei alleiniger Selbstgefährdung keine Zwangsmaßnahmen gewünscht, wird auch nichts unternommen. Das mag zwar im Einzelfall zwar höchst „unvernünftig“ erscheinen, zumal der oft als Gegenargument bemühte, selbstbestimmte Suizid des nihilistischen Philosophen eher Legendencharakter hat, ist aber im Rahmen der Patientenautonomie jedermanns gutes Recht. Werden restriktivere Maßnahmen wie Fixierung oder Medikation abgelehnt, wird bei Fremdgefährdung allein die mildere Isolation durchgeführt. Fixiert oder mediziert wird, egal ob Selbst- oder Fremdgefährdung oder beides vorliegt, nur noch dann, wenn es zuvor in einem einwilligungsfähigen Zustand explizit gewünscht wurde.

  10. Ian 30. März 2019 / 08:14

    Ein großes Problem ist, dass Psychiatrien teils erlösorientierten Konzernen gehören. Die Finanzierung der Krankenhäuser ist eigentlich dazu gedacht, Kosten zu decken. Daher werden sogenannte „Kalkulationshäuser“ ausgewertet. Die privaten lassen sich jedoch nicht in die Karten gucken und missbrauchen das System zur Gewinnerzielung. Dass da Weiterbildung des Personals und ein vernünftiger Personalschlüssel u.U. auf der Strecke bleiben liegt nahe. Fatal ist, dass solche Kliniken auch zwangsuntergebrachte Patienten „behandeln“. Man landet also u.U. Zwangsweise in einem Konzern, der mit einem Geld verdient. Und der Petsonalschlüssel bzw. die Qualifikation des Personals ist für die Bezahlung durch die Krankenkasse irrelevant.

  11. Ian 30. März 2019 / 08:18

    Ach ja, und „schwere Fälle“ bzw. Fixierungen werden extra „vergütet“. Wenn man Geld verdienen will ist folglich klar, dass eine Gesundung des Pat. Für den Konzern eher nicht so gut ist.

  12. Ian 30. März 2019 / 08:23

    Wenn man zynisch ist, dann verdient man am meisten Geld, wenn man die Leute lange liegenlässt, nicht richtig behandelt und provoziert, damit sie fremd- und vielleicht eigengefärdend sind. Zum kostendrücken setzt man natürlich auf möglichst gering qualifiziertes Personal und fixiert schnell und lange. Die psychpv gilt eigentlich nur für die „Kalkulationshäuser“.

  13. Ian 30. März 2019 / 08:42

    Ärztliche Leistungen wie visiten und einzelgespräche werden in aller Regel nicht vergütet. Ob ein Psychologe mit den akutpatienten redet oder nicht auch nicht. Was mache ich also wenn ich Geld für meine Aktionäre verdienen will? Richtig, ich habe gar keinen Psychologen auf der Akutstation , und vielleicht auch gar keinen Arzt. Dafür aber ein paar billige Altenpflegehelfer..,

    • Ian 30. März 2019 / 08:46

      Das scheint politisch so gewollt. Vielleicht sollte man sich mal an seinen Bundestagsabgeordneten wenden.

      • RA Edmund Schönenberger 30. März 2019 / 11:09

        Hallo Jan – Deine Kommentare kann ich mehr als nachvollziehen. In der Schweiz mit über 50 psychiatrischen Anstalten sind schon bald die Hälfte in private Aktiengesellschaften umgewandelt worden. Sich an einen Bundestagsabgeordneten wenden? Das läuft auf einen Versuch am untauglichen Objekt hinaus: In all diesen Parlamenten überstimmen die Geldherren mit ihren Gefolgsleuten und ideologisch Gleichgesinnten mit Leichtigkeit die Feigenblattminderheiten.

        Nein, nein – wie ich schon weiter oben ausgeführt habe, ist die Zwangspsychiatrie ein Herrschaftsinstrument, mit welchen an den Nichtfunktionierenden diese scharfen Exempel statuiert werden, damit das gemeine Volk weiss, was ihm blüht, wenn es sich in den heutigen von den Geldgierigen in die Welt gesetzten Maschinerien nicht in die Riemen legt.

        RA Edmund Schönenberger

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