Vorschlag für eine therapiestrategieorientierte Klassifikation des Delirs

Für die Therapie des Delirs sind zwei psychopathologische Kriterien wegweisend:

  • Agitation: Nur bei Agitation soll man Benzodiazepine geben:
    • Nicht agitiert: Man soll kein Benzodiazepin geben
    • Agitiert: Man soll ein Benzodiazepin geben
  • Psychotisches Erleben: Nur bei psychotischem Erleben soll man Antipsychotika geben:
    • Ohne psychotische Symptome: Man soll kein Antipsychotikum geben
    • Mit psychotischen Symptomen: Man soll ein Antipsychotikum geben

Daraus ergeben sich diese vier Subtypen des Delirs:

  • Nicht agitiertes Delir ohne psychotische Symptome
  • Nicht agitiertes Delir mit psychotischen Symptomen
  • Agitiertes Delir ohne psychotische Symptome
  • Agitiertes Delir mit psychotischen Symptomen
Therapie des Delirs

Oder sehr vereinfacht so:

Wie sieht die übliche Klassifikation des Delirs aus?

Die übliche Unterteilung des Delirs orientiert sich nur an der psychomotorischen Aktivität des Patienten, ohne die Dimension zu berücksichtigen, ob er psychotische Symptome hat oder nicht. Das sieht dann so aus:

Delirklassifikation Blogpost 2019 06 16 16 00 38

Kann man machen, aber dann gehen Diagnose und Therapie nicht Hand in Hand.

Daher habe ich die obere Darstellung erstellt. Sie vermittelt gut, wann man ein Benzodiazepin geben soll und wann man ein Antipsychotikum geben soll. Denn hier geht in der Praxis vieles durcheinander. Wenn ein Patient hyperaktiv aber nicht psychotisch ist, bekommt er oft ein Antipsychotikum, obwohl das in den Leitlinien nicht vorgesehen ist. Und wenn er hypoaktiv aber psychotisch ist, bekommt er oft ein Benzodiazepin, auch wenn das möglicherweise mehr schadet als nutzt.

Was haltet ihr von diesem Vorschlag? Ist das praktikabel? Hat das Bild oben einen didaktischen Wert? Schreibt Eure Gedanken dazu bitte in die Kommentare!

3 Gedanken zu “Vorschlag für eine therapiestrategieorientierte Klassifikation des Delirs

  1. Ff 16. Juni 2019 / 16:45

    Warum überhaupt Benzo und kein niederpotentes neuroleptikum zum sedieren? Was halten Sie von der teilweise beobachteten pro-delirogenen Wirkung von Benzos, insbesondere bei älteren Patienten?

  2. Heike Utsch 16. Juni 2019 / 19:03

    Die Info ist doppelt – die Meds in den Aussenkästchen braucht es doch nicht, oder? Ich habe ausserdem in meiner Schlampigkeit hypo und hyper nicht beim ersten Mal gelesen/unterschieden. Kannst Du das mit einem Bindestrich von „aktiv“ absetzen? Nicht optimal – hast Du vielleicht eine bessere Idee? Und ich würde „mit psychotischen Symptomen“ und „ohne psychotische Symptome“ oben drüber, nicht unter den Kubus setzen.

    • Dr. Jan Dreher 16. Juni 2019 / 19:35

      Hi Heike! Das sind sehr gute Verbesserungsvorschläge, die ich gleich mal umgesetzt habe. Die Kästen sind jetzt oben und ich habe die Delirtypen in „Nicht-agitiert“ und „Agitiert“ umbenannt. Vielen Dank für Deine Vorschläge!

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