11 Gedanken zu “Neues Video: Kann ich Antidepressiva einfach so absetzen?”
Iris Heffmann23. Februar 2021 / 19:54
Hallo!
Ähnliches berichtet auch Wendy Burns, die ehemalige Präsidentin des
Royal College of Psychiatrists – sie habe im beruflichen Kontext wenige Menschen mit größeren Problemen beim Absetzen getroffen.
Dennoch nimmt das Royal College of Psychiatrists in den UK die steigende Anzahl von Berichte von Betroffenengruppen inzwischen so ernst, dass diese Erfahrungen in den aktuellen Infoflyer zum Absetzen von Antidepressiva eingeflossen sind.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Auf dem letztjährigen DGPPN habe ich den diesbezüglichen Vortrag als sehr interessant in Erinnerung.
Als klinisch tätiger Arzt in einer Akutpsychiatrie schleiche ich Antidepressiva aus.
Absetzphänomene wurden auch mir selten beschrieben.
Bettina13. August 2021 / 19:20
Hallo, das kann ich mir kaum vorstellen. Nehmen Sie mal 11 Jahre Cymbalta und schleichen sie aus. Eine Hölle über mehrere Monate könnte nicht schlimmer sein.
Irgendwann werde ich gegen diesen Konzern etwas unternehmen. Aber erst, wenn ich es geschafft haben sollte.
Mit freundlichen Grüssen
David25. März 2021 / 17:11
Guten Tag,
das Problem besteht darin, dass Absetzsymptome in vielen Fällen zeitverzögert auftreten und in fulminanten Syndromen (nicht nur „brain-zaps“ und Grippegefühl für 1-2 Wochen), die dann direkt als Relapse oder Neuerkrankung definiert werden, obgleich sie das nicht sind – eben weil es in der psychiatrischen Fachwelt noch kaum ein Bewusstsein für die Problematik gibt. Wenn Klinikärzte wie Sie Absetzsymptome kaum beobachten, dann liegt das nicht nur an der Kürze des Beobachtungszeitraums, sondern an fehlenden diagnostischen Kategorien. Absetzprobleme gab es ja lange nicht…
für Betroffene ist es ganz bitter, Ihre Aussagen zu hören/lesen, denn sie sind derart verharmlosend und marginalisieren das, was beim „Entzug“ eines SSRIs, insbesondere nach Langzeitgebrauch, mit einem gesunden und voll-funktionsfähigen Menschen geschehen kann. Als Betroffener hatte ich gut zwei Monate nach Absetzen plötzlich aus dem Nichts heraus ein facettenreiches psychiatrisches Syndrom und konnte sprichwörtlich gar nix mehr. Bis ich wusste was mit mir los war, wurde eine Medikamentenkaskade gestartet und ich institutionalisiert und als Schwerkranker tituliert.
Seit ich weiß worauf meine „Krankheit“ basierte, schleiche ich das SSRI in Minischritten aus…
Bekommen habe ich es gut 8 Jahre zuvor in Folge anhaltender Erschöpfung nach Mononucleose – ich war in meinem Leben nie depressiv, noch kannte ich Ängste. Erst beim Absetzen explodierten die und viele weitere Symptome wie ein Feuerwerk. So was wünsche ich keinem!
Lesen Sie doch bitte mal die Berichte in den entsprechenden Online-Foren – oder lesen Sie die Studien, die haben sich genau dies schon angeschaut. Wissenschaftl. Evidenz ist vorhanden!
Klapperatratsch29. März 2021 / 15:52
Ich an Ihrer Stelle wäre froh, wenn ich das Zeug nicht mehr nehmen müsste. Es ist wirklich ein unerträglicher Level an Überverordnung erreicht, der weg muss! Wir sind doch keine unmündigen Kinder!
Marcus30. März 2021 / 15:50
Keiner wird gezwungen, Antidepressiva einzunehmen. Wer sie nicht will, der soll das lassen.
Manch einem helfen sie, bei anderen machen sie nur Nebenwirkungen… Der mündige Patient kann ja Gottseidank selbst entscheiden.
warum nicht9. Mai 2021 / 08:45
@david
kann es sein das Sie ursprünglich fehldiagnostiziert und dann auch fehlerhaft behandelt wurden?
Es nicht Depression ging sondern um CFS infolge von Eppstein-Barr ja nichts Unbekanntes?
Es kann sehr wohl „plötzlich aus dem Nichts heraus ein facettenreiches psychiatrisches Syndrom kommen“ einfach so. Das muss überhaupt nichts mit irgend einer Medikamenteneinnahme zu tun haben.
Gerade im Zusammenhang mit CFS wäre das nicht mal überraschend.
Walter29. April 2021 / 21:39
Ab einem gewissen Punkt kann man leider nicht mehr selbst entscheiden, nämlich genau dann, wenn man das SSRI nicht mehr loswird ohne dabei völlig zu kollabieren.
Ich hab beim ersten Mal völlig ahnungslos und auf Rat meines Psychiaters hin „einfach weggelassen“… erst fühlte ich mich nur grippig und labil, ein paar Wochen später wurde ich plötzlich überwältigt von den absurdesten Symptomen die für mich völlig neu waren: Hatte eine so starke Angst, dass ich nicht mehr alleine aus dem Hause konnte, hatte bohrende Zwangsgedanken Tag und Nacht, hab gezittert und geschwitzt und nur versucht den Moment zu überstehen… meine Gefühle haben quasi minütlich gewechselt – ich war schwerst krank, dabei hatte ich damals einen burnout, jetzt war ich plötzlich Psychiatrie-Patient! Und nun der Clou: das Wiedereindosieren hat bei mir nicht funktioniert! die symptome wurden nicht besser eher noch schlechter… in meiner Not hab ich mich auf alle möglichen Medikamente eingelassen, aber nix hat geholfen ausser ein Benzodiazepin. Ich war in meinem Leben noch nie in so einem schlimmen Zustand…
jetzt kommt das Beste: Keiner hat mir meine Theorie geglaubt, dass es mit dem Absetzen kam, dass ich vorher nicht so krank war…man hat mich milde belächelt..
ich wünsche wirklich keinem in so eine Lage zu geraten! Da muss Aufklärung her und zwar schleunigst.
Klapperatratsch4. Mai 2021 / 20:10
hatte bohrende Zwangsgedanken Tag und Nacht
Das ist aber keine Depression. Warum wird die Lösung immer vor allem in Medikamenten gesucht? Vielleicht könnte auch eine analytische oder tiefenpsychologisch fundierte Therapie helfen?
Bettina13. August 2021 / 19:33
Lieber Walter,
Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe sowas – wie beim Absetzen von Cymbalta- noch nie erlebt. Krampfanfälle, schwerste Depressionen, Ängste, die ich bisher nicht kannte. Ich war jetzt deshalb 8 Wochen in einer tollen Klinik, die auch nicht versucht haben, mir wieder Medikamente zu nehmen. Sie haben mir geglaubt und mich unterstützt. Und ich bin immer noch nicht durch. Das muss dringend verboten werden, dafür werde ich kämpfen. Definitiv. Es ist menschenunwürdig, ein Präparat so lange zu verschreiben.
Warum nicht9. Mai 2021 / 09:15
Die Eingangsfrage ist ganz einfach zu beantworten.
Ja man kann sie einfach so absetzen. Das kann super funktionieren.
Allerdings kann es eben zu Probleme kommen. Und warum Problem provozieren wenn man die Gefahr doch minimieren kann?
Ich habe hohe und Höchstdosierung ebenfalls erst mal stark reduziert und dann im 2 Wochenrhythmus weiter gesenkt. Jeweils stärker gesenkt als zuvor im selben Rhythmus aufdosiert.
Denn einzigen Absetzschaden hat wohl Venlafaxin hinterlassen. Allerdings ist es schwierig zu sagen ob es wirklich am Medikament lag oder einfach nur eine zufällige Korrelation ist.
Bei dieser Microdosierung beim absetzen bin ich gespalten. Die Frage wie hoch der Problemanteil von psychische (gerade auch Placebo/Nocebo) im Verhältnis zu einer möglichen physischen niedrigst Dosen Beeinflussung (kennt man aus der Toxikologie, wenn die Gegensteuerungs-/Abwehrmechanismis noch nicht greifen) ist, kann ich nicht sagen. Aber wenn man so Beschreibung ließt wie lange das geht, halte ich den psychischen Anteil für hoch und die Frage ob nicht einen Minimaldoses auf Dauer eben doch besser ist, für gegeben.
Hallo!
Ähnliches berichtet auch Wendy Burns, die ehemalige Präsidentin des
Royal College of Psychiatrists – sie habe im beruflichen Kontext wenige Menschen mit größeren Problemen beim Absetzen getroffen.
Dennoch nimmt das Royal College of Psychiatrists in den UK die steigende Anzahl von Berichte von Betroffenengruppen inzwischen so ernst, dass diese Erfahrungen in den aktuellen Infoflyer zum Absetzen von Antidepressiva eingeflossen sind.
https://www.rcpsych.ac.uk/docs/default-source/mental-health/treatments-and-wellbeing/print-outs/stopping-antidepressant-printable.pdf?sfvrsn=2c9a63e0_2
Vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Auf dem letztjährigen DGPPN habe ich den diesbezüglichen Vortrag als sehr interessant in Erinnerung.
Als klinisch tätiger Arzt in einer Akutpsychiatrie schleiche ich Antidepressiva aus.
Absetzphänomene wurden auch mir selten beschrieben.
Hallo, das kann ich mir kaum vorstellen. Nehmen Sie mal 11 Jahre Cymbalta und schleichen sie aus. Eine Hölle über mehrere Monate könnte nicht schlimmer sein.
Irgendwann werde ich gegen diesen Konzern etwas unternehmen. Aber erst, wenn ich es geschafft haben sollte.
Mit freundlichen Grüssen
Guten Tag,
das Problem besteht darin, dass Absetzsymptome in vielen Fällen zeitverzögert auftreten und in fulminanten Syndromen (nicht nur „brain-zaps“ und Grippegefühl für 1-2 Wochen), die dann direkt als Relapse oder Neuerkrankung definiert werden, obgleich sie das nicht sind – eben weil es in der psychiatrischen Fachwelt noch kaum ein Bewusstsein für die Problematik gibt. Wenn Klinikärzte wie Sie Absetzsymptome kaum beobachten, dann liegt das nicht nur an der Kürze des Beobachtungszeitraums, sondern an fehlenden diagnostischen Kategorien. Absetzprobleme gab es ja lange nicht…
für Betroffene ist es ganz bitter, Ihre Aussagen zu hören/lesen, denn sie sind derart verharmlosend und marginalisieren das, was beim „Entzug“ eines SSRIs, insbesondere nach Langzeitgebrauch, mit einem gesunden und voll-funktionsfähigen Menschen geschehen kann. Als Betroffener hatte ich gut zwei Monate nach Absetzen plötzlich aus dem Nichts heraus ein facettenreiches psychiatrisches Syndrom und konnte sprichwörtlich gar nix mehr. Bis ich wusste was mit mir los war, wurde eine Medikamentenkaskade gestartet und ich institutionalisiert und als Schwerkranker tituliert.
Seit ich weiß worauf meine „Krankheit“ basierte, schleiche ich das SSRI in Minischritten aus…
Bekommen habe ich es gut 8 Jahre zuvor in Folge anhaltender Erschöpfung nach Mononucleose – ich war in meinem Leben nie depressiv, noch kannte ich Ängste. Erst beim Absetzen explodierten die und viele weitere Symptome wie ein Feuerwerk. So was wünsche ich keinem!
Lesen Sie doch bitte mal die Berichte in den entsprechenden Online-Foren – oder lesen Sie die Studien, die haben sich genau dies schon angeschaut. Wissenschaftl. Evidenz ist vorhanden!
Ich an Ihrer Stelle wäre froh, wenn ich das Zeug nicht mehr nehmen müsste. Es ist wirklich ein unerträglicher Level an Überverordnung erreicht, der weg muss! Wir sind doch keine unmündigen Kinder!
Keiner wird gezwungen, Antidepressiva einzunehmen. Wer sie nicht will, der soll das lassen.
Manch einem helfen sie, bei anderen machen sie nur Nebenwirkungen… Der mündige Patient kann ja Gottseidank selbst entscheiden.
@david
kann es sein das Sie ursprünglich fehldiagnostiziert und dann auch fehlerhaft behandelt wurden?
Es nicht Depression ging sondern um CFS infolge von Eppstein-Barr ja nichts Unbekanntes?
Es kann sehr wohl „plötzlich aus dem Nichts heraus ein facettenreiches psychiatrisches Syndrom kommen“ einfach so. Das muss überhaupt nichts mit irgend einer Medikamenteneinnahme zu tun haben.
Gerade im Zusammenhang mit CFS wäre das nicht mal überraschend.
Ab einem gewissen Punkt kann man leider nicht mehr selbst entscheiden, nämlich genau dann, wenn man das SSRI nicht mehr loswird ohne dabei völlig zu kollabieren.
Ich hab beim ersten Mal völlig ahnungslos und auf Rat meines Psychiaters hin „einfach weggelassen“… erst fühlte ich mich nur grippig und labil, ein paar Wochen später wurde ich plötzlich überwältigt von den absurdesten Symptomen die für mich völlig neu waren: Hatte eine so starke Angst, dass ich nicht mehr alleine aus dem Hause konnte, hatte bohrende Zwangsgedanken Tag und Nacht, hab gezittert und geschwitzt und nur versucht den Moment zu überstehen… meine Gefühle haben quasi minütlich gewechselt – ich war schwerst krank, dabei hatte ich damals einen burnout, jetzt war ich plötzlich Psychiatrie-Patient! Und nun der Clou: das Wiedereindosieren hat bei mir nicht funktioniert! die symptome wurden nicht besser eher noch schlechter… in meiner Not hab ich mich auf alle möglichen Medikamente eingelassen, aber nix hat geholfen ausser ein Benzodiazepin. Ich war in meinem Leben noch nie in so einem schlimmen Zustand…
jetzt kommt das Beste: Keiner hat mir meine Theorie geglaubt, dass es mit dem Absetzen kam, dass ich vorher nicht so krank war…man hat mich milde belächelt..
ich wünsche wirklich keinem in so eine Lage zu geraten! Da muss Aufklärung her und zwar schleunigst.
Das ist aber keine Depression. Warum wird die Lösung immer vor allem in Medikamenten gesucht? Vielleicht könnte auch eine analytische oder tiefenpsychologisch fundierte Therapie helfen?
Lieber Walter,
Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe sowas – wie beim Absetzen von Cymbalta- noch nie erlebt. Krampfanfälle, schwerste Depressionen, Ängste, die ich bisher nicht kannte. Ich war jetzt deshalb 8 Wochen in einer tollen Klinik, die auch nicht versucht haben, mir wieder Medikamente zu nehmen. Sie haben mir geglaubt und mich unterstützt. Und ich bin immer noch nicht durch. Das muss dringend verboten werden, dafür werde ich kämpfen. Definitiv. Es ist menschenunwürdig, ein Präparat so lange zu verschreiben.
Die Eingangsfrage ist ganz einfach zu beantworten.
Ja man kann sie einfach so absetzen. Das kann super funktionieren.
Allerdings kann es eben zu Probleme kommen. Und warum Problem provozieren wenn man die Gefahr doch minimieren kann?
Ich habe hohe und Höchstdosierung ebenfalls erst mal stark reduziert und dann im 2 Wochenrhythmus weiter gesenkt. Jeweils stärker gesenkt als zuvor im selben Rhythmus aufdosiert.
Denn einzigen Absetzschaden hat wohl Venlafaxin hinterlassen. Allerdings ist es schwierig zu sagen ob es wirklich am Medikament lag oder einfach nur eine zufällige Korrelation ist.
Bei dieser Microdosierung beim absetzen bin ich gespalten. Die Frage wie hoch der Problemanteil von psychische (gerade auch Placebo/Nocebo) im Verhältnis zu einer möglichen physischen niedrigst Dosen Beeinflussung (kennt man aus der Toxikologie, wenn die Gegensteuerungs-/Abwehrmechanismis noch nicht greifen) ist, kann ich nicht sagen. Aber wenn man so Beschreibung ließt wie lange das geht, halte ich den psychischen Anteil für hoch und die Frage ob nicht einen Minimaldoses auf Dauer eben doch besser ist, für gegeben.