NICHTS, was Du über akute Schmerzen weißt, gilt für chronische Schmerzen!
In der 113 PsychCast Folge widmen wir uns dem Thema Schmerzen. Wir unterteilen in Akute Schmerzen, Chronische Schmerzen und Mischformen. Dabei beschreiben wir, warum man diese drei Formen ganz unterschiedlich behandeln muss und welche Vorgehensweisen wir häufig wählen.
Corona ist schrecklich. Aber auch wenn wir im Moment alle dazu gezwungen werden, unser Leben zu verlangsamen, kann es hilfreich sein, im Sinne der Resilienz an der einen oder anderen Stelle zu gucken, wie man eben doch das Beste draus machen kann. In diesem Video, das ich gemeinsam mit DocCheck aufgenommen habe, erkläre ich, wie ich das in meinem Alltag versuche…
ist zugelassen zur Behandlung der Depression und zur Unterstützung der Rauchentwöhnung.
ist ein Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI). Es ist chemisch den Amphetaminen verwandt.
gilt als nicht ganz so wirkstark wie klassische SSRI, aber als gut verträglich.
wird im ersten Monat mit 150 mg morgens dosiert, bei unzureichender Wirkung ab dem zweiten Monat mit 300 mg morgens.
Bupropion nimmt unter den Antidepressiva eine Sonderrolle ein, da es sich chemisch, pharmakologisch und bezüglich seiner Nebenwirkungen von den SSRI und SSNRI unterscheidet. Es hemmt die Noradrenalin- und Dopaminwiederaufnahme und wird daher als NDRI klassifiziert. Chemisch gehört es zur Gruppe der Amphetamine, und es hat bei einigen Patienten tatsächlich eine aktivierende Wirkung.
In Deutschland wird es als antriebssteigerndes Antidepressivum und zur Unterstützung der Rauchentwöhnung eingesetzt.
Vor allem in den USA wird es auch in der Behandlung von ADHS, pathologischem Spielen und der Unterstützung der Entzugsbehandlung von Amphetaminen und Cocain eingesetzt [3].
Bupropion kann Unruhe verursachen, die Krampfschwelle senken und bei einigen Patienten in geringem Maße ein Mißbrauchspotential entwickeln.
Pharmakologie
Wirkungsweise (Pharmakodynamik)
Bupropion hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin. Es wird daher als SNDRI klassifiziert. Klinisch steht die Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung im Vordergrund. Es hemmt nur minimal die Wiederaufnahme von Serotonin. Es hemmt nicht die Aktivität der MAO´s.
Dieses Profil ist für ein Antidepressivum ungewöhnlich. Die fehlende Serotonin-Wiederaufnahmehemmung erklärt, warum Bupropion die für SSRI typischen Nebenwirkungen nicht verursacht.
Verstoffwechselung (Pharmakokinetik)
Obwohl Bupropion selbst nicht über das Enzym CYP 2D6 metabolisiert wird, hemmt es den CYP 2D6 Stoffwechselweg.
Medikamente, die über CYP 2D6 abgebaut werden, wie zum Beispiel Risperidon oder Metoprolol können bei gleichzeitiger Behandlung mit Bupropion einen deutlich höheren Blutspiegel aufbauen. Auch das häufig verordnete Citalopram, das nicht in erster Linie über CYP 2D6 metabolisiert wird, zeigte in einer Studie bei gleichzeitiger Behandlung mit Bupropion 30-40% erhöhte Blutspiegel.
Andererseits können Medikamente wie Tamoxifen, das erst durch die Aktivität des CYP 2D6 Enzyms in seine wirksame Form Endoxifen überführt werden muss, unter gleichzeitiger Behandlung mit Bupropion möglicherweise zu niedrige Wirkspiegel aufbauen.
Bupropion selbst wird hauptsächlich vom CYP 2B6 Isoenzym abgebaut. CYP 2B6 Inhibitoren wie Clopidogrel können daher den Bupropion-Spiegel erhöhen und den Spiegel des aktiven Metaboliten Hydroxybupropion erniedrigen.
Die gleichzeitige Anwendung von Bupropion und einem Nikotinpflaster kann zu Blutdruckanstieg führen.
Bupropion kann problemlos mit den Neuen Oralen Antikoagulantien (NOAK) kombiniert werden, da es die Serotoninwiederaufnahme nicht hemmt und daher die Thrombozytenfunktion nicht stört.
Da Bupropion chemisch der Klasse der Amphetamine angehört, kann die Einnahme von Bupropion falsch positive Drogentests auf Amphetamine verursachen.
Klinischer Einsatz
Bupropion wird als Antidepressivum üblicherweise erst als Mittel der zweiten oder dritten Wahl eingesetzt, wenn SSRI und SNRI versagt haben, oder wenn deren Nebenwirkungen zu ausgeprägt waren. Bei leichten und mittelschweren Depressionen mit reduziertem Antrieb kann Bupropion gut wirksam sein.
Bupropion kann die Rauchentwöhnung wirksam unterstützen. Für diese Indikation ist es in Deutschland unter dem Handelsnamen Zyban® zugelassen. In einer Metaanalyse von 31 Studien zeigte sich, dass in der mit Bupropion behandelten Gruppe 19 % über sechs Monate abstinent blieben, in der Placebogruppe waren es lediglich 10,3 %. [5]
Es wird auch bei ADHS eingesetzt, in dieser Indikation jedoch off-label.
Dosierung
Im ersten Monat 150 – 0 – 0 – 0 mg.
Bei unzureichender Wirkung im zweiten Monat auf 300 – 0 – 0 – 0 mg.
Bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen beträgt die Höchstdosis 150 – 0 – 0 – 0 mg.
Nebenwirkungen
Bupropion zeigt kaum die Nebenwirkungen klassischer SSRI sondern eher das Nebenwirkungsprofil der Psychostimulanzien. Insbesondere treten vor allem zu Beginn der Behandlung häufig Schlaflosigkeit, Unruhe und Mundtrockenheit auf.
Weitere Nebenwirkungen können Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Sehstörungen, erhöhter Blutdruck, Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen sein.
Es kann zu einer Absenkung der Krampfschwelle kommen, allerdings trat dies in den Studien eher ab einer Dosis von 600 mg pro Tag und mehr auf, was inzwischen nicht mehr verordnet werden darf. Patienten, die während der Behandlung mit Bupropion einen Krampfanfall erleiden, müssen es absetzen und dürfen die Behandlung nicht wieder aufnehmen.
Die unter SSRI häufiger auftretenden Nebenwirkungen im sexuellen Bereich, insbesondere der verzögerte Orgasmus, kommen unter Bupropion selten vor.
Evidenz based medicine
Das IQWiG hat im Jahr 2009 eine Nutzenbewertung von Bupropion durchgeführt [4]. Im Ergebnis des Berichtes wird ausgeführt:
„Es gibt einen Beleg für einen Nutzen von Bupropion XL im Vergleich zu Placebo in der Kurzzeitakuttherapie für die Zielgrößen Remission und Response. Ein Nutzen bezüglich der mittleren Änderung der antidepressiven Symptomatik auf der MADRS ist nicht belegt.
Im Vergleich zu Venlafaxin XR ist ein geringerer Nutzen von Bupropion XL für die Remission und die Response belegt.“
IQWiG 2009. „Bupropion, Mirtazapin und Reboxetin bei der Behandlung der Depression – Abschlussbericht“
Mein persönliches Fazit
Ich wende Bupropion als Antidepressivum der zweiten oder dritten Wahl an, insbesondere, wenn SSRI und SNRI zu starke Nebenwirkungen gehabt haben. Dies ist am ehesten dann der Fall, wenn Männer bei Behandlung mit SSRI unter verzögertem Orgasmus leiden.
In meiner Erfahrung und nach dem aktuellen Literaturstand ist es schwächer wirksam als SSRI. Dennoch gibt es Patienten mit mittelgradigen, eher antriebsgeminderten Depressionen, die unter Bupropion wirksam und nebenwirkungsarm behandelt werden können.
Als Unterstützung der Rauchentwöhnung ist es der Studienlage nach neben Vareniclin gut wirksam.
Das sind die Ergebnisse meiner bisherigen Recherchen. Auf diesem Blog stelle ich solche Texte ja explizit zur Diskussion und bitte euch um eure Ergänzungen, Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge. Auch bin ich sehr interessiert an eurer Einschätzung zu Bupropion. Setzt ihr es ein? In welchen Situationen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht. Auch interessiert mich sehr die Rückmeldung von Patient:innen, die es selbst einnehmen! Wie vertragt ihr es? Wie hat es bei euch gewirkt? Schreibt euer Feedback bitte gerne hier in die Kommentare!
Alex hat sein Buch „Dann ist das wohl psychosomatisch“ so geschrieben, wie er auch den PsychCast macht: Menschlich, persönlich, von einem Praktiker für Praktiker. Die notwendigen Theorien werden angesprochen, aber der Fokus liegt auf den praktisch wichtigen Aspekten der wichtigsten psychosomatischen Erkrankungen, die er von oben bis unten durch geht. Wer uns auf dem PsychCast verfolgt, der wird auch an Alex Buch wirklich Freude haben. Meine unbedingte Empfehlung!
Sie ist wieder da! Dr. med. Yael Adler ist wieder zu Gast bei uns und berichtet über die Beziehung zwischen Patient und Arzt in den somatischen Fächern. Es geht um Dino-Ärzte vom alten Schlag, Technokraten und Narzissten – und wie Ärzte oder Patienten zu einer gelingenden Beziehung im Behandlungszimmer beitragen können. Yael beschreibt so konstruktiv, wie wir es im PsychCast für die Psycho-Fächer versuchen, Wege für die Organmedizin, mehr bindungsorientiert zu arbeiten. Außerdem geht es ums Bücher Schreiben und gute Aufklärung über medizinische Zusammenhänge.
Dieses Video habe ich bei doccheck.com aufgenommen. Was bedeuten die Corona-Maßnahmen für psychisch Erkrankte? Tun der Rückzug und die Entschleunigung gut oder leiden die Patienten unter den Kontaktbeschränkungen?
Endlich! Ende August und wir sind aus der Sommerpause zurück. Wir freuen uns, den PsychCast mit Euch fortzusetzen!
Alex hat gerade seine Druckfahnen korrigiert und damit den fast zweijährigen Prozess an seinem neuen Buch “Dann ist das wohl psychosomatisch!: Wenn Körper und Seele SOS senden und die Ärzte einfach nichts finden” beendet. Wir nehmen das zum Anlass, darüber zu sprechen, wie wir jeweils darauf kamen, unsere Bücher zu schreiben und wie Psychiatrie- bzw. Psychosomatik-Bücher bei uns entstehen, wie die Zusammenarbeit mit dem Verlag funktioniert und warum sich die intensive Arbeit an einem Thema total lohnt. Viel Spaß. Die Ergebnisse findet Ihr hier bzw. könnt sie hier vorbestellen:
Ihr könnte die Episode hier anhören oder direkt hier auf der Seite reinhören:
Die renomierte Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft hat einen sehr lesenswerten Artikel über Anhedonie geschrieben, zu dem ich auch einen kleinen Beitrag geleistet habe. Den Artikel findet ihr online hier…