Die Bibel ist neu erschienen…

Der Benkert / Hippius gilt zurecht als die Bibel der Psychopharmakologie. Es gibt ihn gefühlt schon seit Christi Geburt, jeder Gläubige hat ein Exemplar, und wenn´s drauf ankommt, wird hieraus gelesen.

Anders als die Bibel wird der Benkert / Hippius allerdings alle zwei Jahre aktualisiert. Vor wenigen Tagen ist nun die elfte Auflage erschienen: Benkert / Hippius (affiliate-link).

Seinem Konzept treu bleibend ist der Benkert / Hippius ein Lehrbuch und ein Nachschlagewerk in einem.

Die großen Kapitel (Antidepressiva, Antipsychotika, Anxiolytika, …) beginnen mit mehrseitigen Übersichtsartikeln zu den Grundprinzipien der Therapie in diesen Bereichen. Diese Kapitel erklären auch für relative Neulinge die wesentlichen Therapieprinzipien gut verständlich.

Es folgen ausführliche Darstellungen der einzelnen Präparate der Gruppe, mit Angaben zu Pharmakodynamik, Pharmakokinetik, Indikationen, Dosierung, Nebenwirkungen, Risikopopulationen (in dieser Auflage neu), Kontraindikationen, Interaktionen und einer Bewertung. So kann man sich schnell ein sehr gründliches Bild von jedem einzelnen Medikament machen.

Dabei geht der Benkert stets extrem weit ins Detail. Die Autoren sind mit jeder Rezeptorenuntergruppe per Du und berichten in größter Akkurratesse auch über chemische und pharmakologische Details, die in anderen Büchern fehlen. Diese Informationen machen das Buch dann doch eher zu einem Nachschlagewerk für Kundige. Aber Bibeln sind nun mal eher ausführlich und detailliert, oder?

Auch spezielle Gebiete wie zum Beispiel „Medikamente zur Behandlung von Essstörungen und Adipositas“ oder das sehr interessante Kapitel „Psychopharmakotherapie psychiatrischer Notfallsituationen“ erklären Bereiche, die selbst in den umfangreichsten Lehrbüchern der Psychiatrie traditionell zu kurz kommen.

Zum Glück ist auch die neue Auflage wieder solide gebunden. Zumindest bei mir wird sie es in den nächsten zwei Jahren sicher brauchen….

Bei Amazon findet ihr das Buch hier: Benkert / Hippius (affiliate-link)

Zwei unklare Todesfälle unter Olanzapin Depot

Wer diesen blog hier mag, interessiert sich sicher auch für den blog zum „Kompendium psychiatrische Pharmakologie“, der eine Ergänzung zum berühmten und ausgezeichneten Pharmakologiebuch von Benkert /Hippius ist und über wichtige aktuelle Neuigkeiten informiert, bevor diese in die nächste Auflage eingehen. Es erscheint nur alle paar Wochen ein post, wenn aber einer erscheint, ist er regelmäßig wirklich wichtig und relevant. Also bitte ab damit in den feed-reader…

Heute informiert der blog in diesem Artikel über zwei unklare Todesfälle wenige Tage nach Injektion einer üblichen Dosis Zypadhera, also Olanzapin-Depot. Bei Zypadhera ist bekannt, dass nach der Injektion ein „Postinjektionssyndrom“ auftreten kann, wenn der Wirkstoff fälschlich in die venöse Blutbahn gelangt und zu einer starken Wirkstoffüberdosierung führt. Dies kann zu Benommenheit, Verwirrtheit und einem schweren Krankheitsbild führen, das intensivmedizinisch überwacht werden muss, dann aber nach einigen Stunden oder wenigen Tagen abklingt. Da diese Komplikation bekannt ist, müssen Patienten nach der Injektion von Zypadhera 3 Stunden überwacht werden, sie dürfen nach der Injektion nicht Auto fahren.

Die EMA schreibt hierzu:

Postinjektionssyndrom: Während klinischer Studien vor der Zulassung, traten Ereignisse mit Symptomen passend zu einer Olanzapin-Überdosierung bei < 0,1 % der Injektionen und ungefähr 2 % der Patienten auf. Die meisten dieser Patienten entwickelten Symptome einer Sedierung (reichend von einem leichten Schweregrad bis zum Koma) und/oder Delirium (einschließlich Verwirrtheit, Desorientiertheit, Agitation, Angst und anderen kognitive Beeinträchtigungen). Andere berichtete Symptome waren extrapyramidale Symptome, Sprachstörungen, Ataxie, Aggression, Schwindel, Schwäche, Hypertension und Krampfanfälle. In den meisten Fällen traten die initialen Anzeichen und Symptome dieser Ereignisse innerhalb 1 Stunde nach der Injektion auf. In allen Fällen wurde ein vollständiges Abklingen der Symptome innerhalb von 24 – 72 Stunden nach der Injektion berichtet. Die Ereignisse traten selten (< 1 von 1.000 Injektionen) zwischen 1 und 3 Stunden und sehr selten (< 1 von 10.000 Injektionen) nach 3 Stunden auf. Bei jeder Gabe von ZYPADHERA müssen die Patienten immer über dieses potenzielle Risiko und die Notwendigkeit einer Nachbeobachtung von 3 Stunden in einer medizinischen Einrichtung informiert werden. Berichte zum Postinjektionssyndrom nach Zulassung und Markteinführung von ZYPADHERA stimmen grundsätzlich mit dem überein, was in klinischen Studien beobachtet wurde.

Das Postinjektionssyndrom ist schon schlimm genug. Bislang war es aber nicht zu berichteten Todesfällen gekommen. Sollte sich ein ursächlicher Zusammenhang mit Olanzapin bestätigen, wäre eine neue Risiko/Nutzen Abwägung erforderlich. In dem verlinkten Artikel wird über 82 unklare Todesfälle im Zusammenhang mit Zypadhera berichtet, ohne dass beurteilt werden kann, ob und wenn ja in welchem Ausmaß hier ein ursächlicher Zusammenhang besteht.

Meine persönliche Wertung:

Bislang habe ich Zypadhera in wenigen bestimmten Fällen verordnet. Es macht keine EPMS und wird von vielen Patienten sehr gut vertragen und explizit gewünscht.

Ich werde es nun aber zunächst einmal nicht mehr empfehlen, bis aufgeklärt ist, ob es sich bei den beschriebenen Todesfällen um Folgen des Postinjektionssyndromes handelt.

Olanzapin in Tablettenform kann nicht zu dieser Komplikation führen. Es ist in meinen Augen weiterhin eine gute und sichere Behandlungsmethode.