Sinnvolle Kontrolluntersuchungen unter Psychopharmaka

Sinnvolle Laborkontrollen bei Therapie mit Psychopharmaka.jpg

Hier dürft ihr Euch diese Tabelle gerne als PDF herunterladen: Sinnvolle Laborkontrollen bei Therapie mit Psychopharmaka

Die Frage, welche Kontrolluntersuchungen man bei welchem Medikament durchführen sollte, kann man nicht einfach beantworten. Grund dafür ist, dass sich individuelle Bedingungen des Patienten wie körperliche Erkrankungen, weitere Medikamente und die aktuelle Situation einschließlich des klinischen Befunden in jedem einzelnen Fall unterscheiden und dies über die jeweiligen Hinweise der Hersteller hinaus ganz unterschiedliche Vorgehensweisen erforderlich macht.

Wie oft soll man beispielsweise bei einer Behandlung mit Carbamazepin das Blutbild bestimmen, um zu kontrollieren, ob Blutbildschäden auftreten?

Carbamazepin alleine gegeben verursacht vereinzelt, aber selten Blutbildschäden. So könnte man entscheiden, dass man bei einer Monotherapie mit Carbamazepin in der Eindosierungsphase das Blutbild monatlich und danach halbjährlich kontrollieren möchte. Wenn man aber Carbamazepin mit Metronidazol kombiniert, das ebenfalls Blutbildschäden verursachen kann, sollte man die Häufigkeit der Laborkontrollen entsprechend deutlich anheben. Wenn der Patient früher schon mal eine Knochenmarkserkrankung hatte, sollte man noch häufiger kontrollieren. Entwickelt er dann irgendwann Fieber, nimmt man noch einmal zusätzlich Blut ab. Es sind also in jedem Fall eine Würdigung der Gesamtsituation und gesunder Menschenverstand gefragt.

Eine Orientierung für unkomplizierte Fälle

In meinem Buch Psychopharmakotherapie griffbereit habe ich bewusst eine Auswahl an Medikamenten getroffen, um das Feld übersichtlich zu halten. Für die obige Tabelle ist das besonders hilfreich, denn darin habe ich mich auf genau diese Medikamente beschränkt, was die Tabelle schon mal übersichtlicher macht. Ausserdem habe ich mich auf das normale Vorgehen im unkomplizierten Fall beschränkt. Bei Auffälligkeiten jeder Art (vorbestellende Erkrankung, schlechter klinischer Befund, erhöhte Werte in einer Voruntersuchung, etc.) muss man natürlich nach ärztlicher Einschätzung und individuellem Ermessen vorgehen.

Wie geht ihr vor?

Geht ihr anders mit Kontrolluntersuchungen bei den gängigen Psychopharmaka um? Hast Du einen Fehler in dieser Tabelle entdeckt? Dann schreib es in die Kommentare oder mail mir an psychiatrietogo2012@gmail.com.

Copyright

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.

Labor in der Sahara

Stell Dir vor, Du bist in der Wüste, und darfst nur 3 Laborwerte bestimmen. Welche wählst Du?

In der Psychiatrie sind wir es gewöhnt, bei den meisten Patienten ein “Routinelabor” zu bestimmen, was auch immer das sein mag. Das hat auch einige Vorteile, weil so sichergestellt ist, dass man zu Beginn der Behandlung nichts übersieht. Aber spätestens im Verlauf der Behandlung sollte man sich an den Rat eines weisen Internisten halten, der auch schon in der Sahara Medizin praktiziert hat, und daher die Situation kennt, dass man eben nicht schrotschussartig mal alle Laborwerte bestimmen kann. Bevor man ein Labor anordnet, auch vor dem ersten Aufnahmelabor, sollte man den Patienten klinisch untersuchen und nachdenken. Man sollte sich fragen: Was könnte dieser Patient für eine Krankheit haben, die ich durch das Labor herausfinde. Welche Werte helfen mir hier weiter. Wenn ich nur drei Werte bestimmen dürfte, welche Werte würde ich dann wählen. Und dann einfach mal nicht “Routinekontrolle” anordnen, sondern genau diese drei Werte.