Messie Syndrom: Symptom oder Erkrankung?

Das Messie Syndrom ist klinisch eine eindrucksvolle Entität. Wer einmal Fotos der Wohnung eines Betroffenen gesehen hat, hat keinen Zweifel mehr daran, dass es sich hier um eine ernstzunehmende psychische Störung handelt, die nach aller Möglichkeit therapiert werden sollte.

Die Frage, die sich jedem, der damit erstmalig zu tun hat, aufdrängt, ist, ob das Messe Syndrom eine eigene Krankheit repräsentiert oder als ein Symptom / Syndrom bei unterschiedlichen anderen psychiatrischen Erkrankungen auftreten kann. In der ICD-10 wird das Messe Syndrom nicht als unabhängige Erkrankung aufgeführt. Die Krankheit findet in der wissenschaftlichen Literatur aber zunehmend einen festen Platz, im englischen als compulsive hoarding, im Deutschen als Desorganisiertheits-Sndrom bezeichnet. Da die Betroffenen nicht sehr häufig selbst den Psychiater aufsuchen, weder ambulant noch stationär, ist es gar nicht so leicht, sich einen Eindruck davon zu verschaffen, welche Erkrankungen häufiger gleichzeitig mit dem Messe-Syndrom auftreten. Sicher ist, dass es einige Erkrankungen gibt, die beim Messie Syndrom deutlich gehäuft auftreten. Meiner Wahrnehmung nach tritt es gehäuft auf bei:

  • Schizophrenen Residuen: Oft ist hier die Grenze dessen, was als eigenständiges Messe-Syndrom wahrgenommen wird und was der Minus-Symptomatik des schizophrenen Residuums zugeschrieben wird, uneindeutig. Es gibt auch Fälle von ausgeprägter Schizoider Persönlichkeitsstörung oder Schizotypie, die recht ausgeprägte Messe-Symptomatiken zeigen.
  • Minderbegabung in Verbindung mit Sehschwäche, Minderbegabung in Verbindung mit körperlicher Schwäche oder Rollstuhlpflichtigkeit: Hier entsteht der Eindruck, die Betroffenen seien einfach nicht (mehr) in der Lage, den Herausforderungen, Ordnung zu halten, gerecht zu werden und hätten es dann irgendwann aufgegeben.
  • Demenz: Nicht selten aber zumeist durch Unterbringung in ein Heim zu lösen.
  • Chronifizierte Depressionen: Nicht häufig, aber möglich.
  • Zwangserkrankungen: Habe ich selbst bislang noch nie wirklich überzeugend gesehen, wird aber immer wieder diskutiert.

Liegt eine der oben genannten Diagnosen vor, ist es natürlich wichtig, diese so gut es geht zu behandeln.

Darüber hinaus gibt es aber auch eine Gruppe von Patienten, die keine weitere deutlich ausgeprägte psychiatrische Diagnose aufweisen. Normalintelligente, nicht psychosekranke, nicht depressive, nicht zwanghafte, nicht blinde Patienten, die eben nur ein Messe-Syndrom haben. Auch hier ist eine Therapie indiziert, es wird eine spezifische Verhaltenstherapie im Sinne eines Haushaltsorganisationstrainings favorisiert. Es ist nicht unüblich, einen Versuch mit SSRI zu unternehmen.

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