Die QTc Zeit immer mal wieder…

Bild: psychiatrietogo. creative commons.

QTc Zeit

Aufmerksame Leser dieses blogs wisssen es natürlich spätestens seit dem Artikel über Sertindol; bei einer ganzen Reihe von Neuroleptika ist es von großer Bedeutung, vor Beginn der Behandlung, nach Erreichen eines steady state und im Verlauf immer mal wieder die QTc Zeit zu bestimmen. In der Praxis sollte man meiner Meinung nach so vorgehen:

  • Erstes EKG: Vor Beginn der Behandlung mit einem verdächtigen Medikament
  • Zweites EKG: Eine Woche nach der Neuverabreichung oder Dosissteigerung eines verdächtigen Medikamentes
  • Nächstes EKG: Bei Sertindol alle drei Monate, bei anderen verdächtigen Medikamenten möglicherweise in etwas längeren Abständen, aber regelmäßig.

Grenzwerte für die QTc Zeit sind:

  • Männer: QTc Zeit > 450 msec
  • Frauen: QTc Zeit> 470 msec
  • Beide: QTc Zeit hat sich seit der letzten Messung deutlich verlängert.

Die Grafik oben zeigt einige wichtige oder häufig verordnete Neuroleptika, geordnet nach dem Ausmaß der durchschnittlichen QTc Zeit Verlängerung. Die Grafik ist natürlich nicht vollständig, andere Substanzen verlängern ebenfalls die QTc Zeit, hier muss man sich immer im Einzelnen ein Bild machen, wie ausgeprägt dies ist. Und man muss bedenken, dass die Kombination von Substanzen, die jeweils die QTc Zeit verlängern können, dies zusammen noch sehr viel stärker tun können. Am ausgeprägtesten ist die QTc Zeit Verlängerung durchschnittlich unter Thioridazin, das als Melleril vertrieben wird. Bei Verwendung von Thioridazin sind regelmäßige EKG Kontrollen sinnvoll. Pimozid wird als Orap vertrieben. Hier ist ein sehr guter Artikel aus dem Ärzteblatt, der sehr viel differenzierter über die einzelnen Substanzen berichtet und mehr Substanzen in Bezug auf ihre QTc Zeit Verlängerung beschreibt. Im Fall von Haloperidol ist es wohl so, dass Es eine überzeugende Datenlage zur Gefahr von QTc Zeit Verlängerungen mit daraus sich ergebender Torsade de pointes Rhythmusstörung gab, was auch daran liegen kann, dass Haloperidol i.v. Oft auf Intensivstationen gegeben wird, und diese Nebenwirkung hier sehr gut beobachtet werden kann und daher öfter auffällt. Zuroralen Gabe von Haloperidol und damit verlängerter QTc Zeitgibt es meines Wissens nach noch nicht so dramatische Erkenntnisse, was nicht heißt, dass Haldol oral unbedenklich ist. Aufgrund der Sicherlich durch Haldol i.v. Gabe verursachbaren Rhythmusstörungen ist es inzwischen nicht mehr erlaubt, Haloperidol intravenös zu verabreichen. Bei Gabe von Medikamenten, die die QTc Zeit verlängern können, ist es wichtig, Kalium und Magnesium im Blut zu untersuchen, da hypokaliämien und Hypomagnesiämien eine Torsade de Pointes begünstigen können. Eine deutlich verlängerte QTc Zeit kann zu ernsthaften Herzrhythmusstörungen führen, im schlimmsten Falle auch zu einer Torsade de Pointes.