4 Gedanken zu “Neues Video: die TOP 10 Turftechniken der Psychiatrie – und wie man ihnen beikommt!

  1. Avatar von Frank Frank 4. September 2023 / 17:42

    Ich habe nach zahllosen Diensten eher das Gefühl, das IN die Psychiatrie geturft wird. Aus Pflegeheimen sehr gerne, oft ohne Unterlagen, Vorankündigung und auch ohne telefonische Erreichbarkeit. Von Angehörigen, wenn Oma plötzlich dement geworden ist und daheim nicht mehr wohnen kann. Nun gut, behandlungsbedürftig ist Oma nicht, läuft halt nur weg und lässt den Herd an. Wir dürfen dann aber ein Heim suchen und Oma ggf, monatelang nichtbehandeln.
    Super sind auch die plötzlichen Entgiftungswünsche von chronischen Suchtpatienten gegen Mitternacht. Warum ihnen nicht zugemutet werden kann, einen Elektivtermin abzuwarten, bleibt unklar.
    Seien wir doch mal ehrlich, die wenigsten Vorstellungen im Dienst sind wirklich Notfälle. Auf der anderen Seite haben wir begrenzte Ressourcen und müssen die Defizite der ambulanten Versorgung auffangen. Die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz liegt hier irgendwo zwischen einem Jahr und unendlich.
    Viele Patienten, die eigentlich mit einer ambulanten Psychotherapie gut behandelt werden könnten, landen irgendwann auf Station.

  2. Avatar von Wolfspelz Wolfspelz 12. September 2023 / 01:20

    Der Kommentar, dass der Verweis auf die Somatik eine unberechtigte „Turftechnik“ sei, da der Rettungsdienst ja bereits die Indikation für eine psychiatrische Aufnahme gestellt hat…..
    Da fehlen einem die Worte.
    Eine Hyponatriämie, als eine von unzähligen möglichen Beispielen für eine somatische Ursache die mit psychiatrischer Symptomatik einhergehen kann, wird vom kompetenten Rettungsdienst natürlich ausgeschlossen.
    Das zeugt nicht von fachlicher Kompetenz oder zeigt. Wenn man schon Videos veröffentlicht, dann die Thematik bitte auch mit der notwendigen Differenziertheit behandeln.

  3. Avatar von 024680 024680 14. September 2023 / 02:11

    Ich war mal in der Psychiatrie, dort haben sie einen erheblichen Kaliummangel festgestellt. Hätte ich damals alles besser gewusst, wäre ich vielleicht nicht mit ein paar Kaliumtabletten gut wieder aus der Sache herausgekommen. Auch wenn es ein Kampf war…

  4. Avatar von Friedrich Friedrich 14. September 2023 / 07:42

    Ich kenne beide Seiten. Damals, in der Neurologie, sind wir praktisch nie jemanden ohne weiteres in die Psychiatrie losgeworden. Die haben Alkoholiker nur mit 0,0 Promille und elektiv aufgenommen und sonst drauf bestanden, dass ein PsychKG eingeleitet wird, da man eh schon 4 Flurbetten habe und 5 Aufnahmen parallel… die Kollegen waren oft den Tränen nah ;-).
    Nun in der Psychiatrie sieht es so aus, dass im Dienst viele sehr fragwürde PsychKG-Unterbringungen kommen, die man ja erstmal mehr oder weniger aufnehmen muss. Ansonsten werden Pat. eher unangekündigt vorbeigebracht: In der Regel Suchtpatienten, die das System dysfunktional und bedarfsorientiert nutzen und in aller Regel keine Therapie wollen sondern einen Schlafplatz und Essen. Ansonsten gerne Freitag nachmittags Menschen aus Heimen, wenn dort der Pflegeschlüssel schlecht ist. Die kommen dann häufig ohne Einweisung und Rechtsgrundlage, ggf. auch mit Hausarzt-Einweisung „nach Aktenlage“. Gelegentlich alte, offensichtlich delirante Menschen, die dann tatsächlich erstmal böse in die Somatik geturft werden, allerdings nicht, weil wir keinen Bock auf Arbeiten haben sondern weil wir nicht zeitnah ein Notfall-Labor und auch keine Bildgebung bekommen.
    Die Postleitzahl des Heimatortes ist im Dienst herzlich egal, da der Rettungsdienst die nächstgelegene Klinik anfährt. Ggf. kann man Pat. dann, wenn man eine Aufnahmeindikation stellt, in die regional zuständige Klinik weiterleiten, das macht man aber tatsächlich eher selten.
    Was kommt noch so…. Psychosepatienten, die ihre Medikation abgesetzt haben und wieder auf THC umgestiegen sind… kann man schlecht turfen. Angstpatienten, die es daheim nicht mehr aushalten… kann man auch schlecht turfen. Alkoholiker, die meinen, dass man dankbar sein muss, dass sie sich endlich helfen lassen wollen und nun bereit sind für eine Entzugsbehandlung. Aber nur nun (2:45) und morgen früh nicht mehr… Kann man in der Regel auch nicht turfen. Nichtmal wieder heimschicken, wenn sie mit Bademantel und Duschschlappen vor einem stehen.
    Wir sehen, das Abturfen ist in der Realität aus der Psychiatrie eher schwierig. In die Psychiatrie hinein ist es sehr leicht. Stichwort Suizidalität oder einfach mal ein PsychKG machen. Das macht hier jeder, der weiß wie es geht. Orthopäden, Internisten, Hausärzte… alle, die gerne schwierige, anstrengende oder sonstwie als lästig empfundene Pat. loswerden wollen. Da wird es dann auch mal mit der Wahrheit nicht so genau genommen.

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