Doxylamin

In diesem Blogpost möchte ich mal wieder eine Alternative zu den Benzodiazepin-Schlafmitteln vorstellen: Das gute alte Doxylamin, wie man es zu Beispiel in Hoggar Night oder WICK MediNait findet…

Doxylamin

  • ist ein Antihistaminikum mit zusätzlichen anticholiergen Eigenschaften
  • ist ein häufig zu findender Wirkstoff rezeptfreier Schlafmittel
  • macht nicht abhängig
  • kann mit anderen Sedativa, insbesondere aber mit MAO-Hemmern, problematische Wechselwirkungen verursachen

Pharmakologie

Doxylamin ist ein Histamin H1-Antagonist. Durch Hemmung der Entzündungsmediator-Funktion des Histamins wirkt Doxylamin als Antiallergikum. Im Zentralnervensystem wirkt Doxylamin darüber hinaus sedierend und brechreizhemmend. Es hat auch ausgeprägte anticholinerge Wirkungen.

Klinischer Einsatz

Doxylamin wird wie viele Antihistaminika sowohl als Schlafmittel als auch als Antiallergikum eingesetzt. Darüber hinaus wird Doxylamin als Medikament gegen Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt, da es keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung gibt.

Dosierung

  • 25–50 mg zur Nacht

Nebenwirkungen

Doxylamin kann zusammen mit anderen Sedativa einen überadditiven Effekt haben. Die Kombination mit MAO-Hemmern ist kontraindiziert. Es kann zu anticholinergen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Akkomodationsstörungen kommen.

Mein persönliches Fazit

In der ambulanten Verschreibungspraxis und im stationären Alltag wird auf die Klage „Schlafstörung“ oft reflexartig eine Z-Substanz oder ein Benzodiazepin verordnet. Dabei ist ein Therapieversuch mit einer nicht Sucht-erzeugenden Substanz in vielen Fällen erfolgreich. Ich verordne es bei Einschlafstörungen in Kombination mit einer Aufklärung über gute Schlafhygiene.

Copyright

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.

10 Gedanken zu “Doxylamin

  1. Ovid 13. Juli 2015 / 19:50

    nur kurzfristig anwenden
    es gibt ein Missbrauchspotential. Der Schauspieler Heath Ledger ist an einem Medikamentencocktail, das unter anderem Doxylamin enthielt, gestorben
    Absetzsymptome sind wohl möglich, die Quellenlage ist unklar

    • Anna_Cranach 13. Juli 2015 / 20:25

      Was alles angeblich nicht abhängig macht…..

      Das Schlafmittel* Amitriptylin macht angeblich auch nicht abhängig.

      Ich habe mehr als 2 Jahre jeden Abend 25 mg Amitritptylin genommen. Wie ich es nicht mehr nehmen wollte, hat schnelles Ausschleichen nicht funktioniert
      (—->Schlafprobleme), langsames Ausschleichen schon.

      Seitdem ich Amitriptylin nun los bin, schlafe ich genausogut wie vorher mit. Die Schlafprobleme nach schnellem Ausschleichen (Ausschleichen über 4 Wochen) waren also eine Entzugserscheinung.

      Diese Schlafprobleme nach schnellem Ausschleichen hatten mit den ursprünglichen Schlafproblemen also nichts mehr zu tun, es war nur eine Entzugserscheinung.

      *Amitriptylin wird zu verschiedenen Anlässen eingesetzt, als Antidepressivum, als Schlafmittel und gegen chronische Schmerzen.

      • Anna_Cranach 13. Juli 2015 / 20:30

        Natürlich machen Doxylamin, Amitriptylin, Antidepressiva, Neuroleptika, etc. nicht so schnell abhängig wie Benzodiazepine oder Opiate. Die Zeiträume sind anders, aber abhängig machen sie halt nach monatelangem oder jahrelangen Konsum dann doch. (Cannabis übrigens auch) Es treten dann nach Dosisreduktion/Absetzen Rebound-Effekte auf und das ist Entzug.

    • Gast 13. November 2016 / 13:41

      Es ist völlig irrelevant für Leute, die Doxylamin nach den Anweisungen des Arztes / des Herstellers verwenden, ob ein Schauspieler an einem Medikamentencocktail gestorben ist.

      Du könntest genauso sagen, dass du kein Paracetamol verwenden sollst, weil ein Politiker nach einer massiven Überdosis Paracetamol im Gramm-Bereich und in Verbindung mit Alkohol gestorben ist.

  2. Hans Dampf 14. Juli 2015 / 00:23

    Anna Cranach: Amitriptylin ist eine ganz andere Substanzklasse, man vergleicht hier Äpfel und Bohnen! Reboundeffekte und Absetzungserscheinungen können unabhängig von einer Abhängigkeit auftreten, dass muss nicht zwanghaft auf Abhängigkeit hindeuten.
    Was Cannabis betrifft kann zwar sehr wohl eine psychische Abhängigkeit entstehen, körperliche Abhängigkeit ist aber felsenfest ausgeschlossen worden!

    Doxylamin halte ich nicht in jedem Fall für den Z-Substanzen überlegen. Der Vorteil bei letzteren ist doch gerade die relativ kurze Halbwertszeit was sinnvoll ist um einen Hangover am nächsten Tag zu vemeiden. Die ganzen H1 Histaminika sind allsamt recht lang wirksam und auch der nächste Tag war zumindest bei mir dann oft im Eimer während Zopiclon keinerlei solcher Probleme verursacht hat. Von den anticholinergen Nebenwirkungen ganz zu schweigen (Harnverhalt ist toll!)

    • Anna_Cranach 14. Juli 2015 / 22:51

      Da haben wir anscheinend verschiedene Definitionen von Abhängigkeit, was Abhängigkeit ist.

      Amitriptylin ist zwar schon eine ganz andere Substanzklasse als Doxylamin, aber auch Amitriptylin bezieht seine Schlafmittelwirkung daraus, dass es ein Antihistamin ist.

      Sowohl von Amitritptylin als auch von Doxylamin wird gemeinhin behauptet, es würde „nicht abhängig machen“, aber seltsamerweise kann man sie nach monatelangem oder auch nur wochenlangem Konsum nicht einfach weglassen, obwohl die ursprünglichen Schlafprobleme, die der Grund für die Einnahme waren, schon nicht mehr existieren. Sowas verstehe ich unter Abhängigkeit.

      Auch bei Cannabis gibt es das, manche Leute können ohne ihren abendlichen Dübel nicht schlafen. Wenn sie nicht mehr täglich konsumieren wollen, müssen sie durch eine unangenehme Zeit mit Schlafproblemen und anderen unangenehmen Absetzsymptomen.

      Üblich ist es bei Cannabis, dass sich das Gehirn an die leicht halluzinogene Wirkung der Droge gewöhnt hat und nach Aufhören tritt dann ein Gefühl der Langeweile an sich selbst ein, das erst nach Wochen oder sogar Monaten wieder abklingt.

      Das ist doch eine Entzugswirkung? Wenn auch keine körperlich gefährliche, aber eine Art Entzug ist es. Und es vermittelt die Neigung, wieder mit Joints rauchen anzufangen, es ist also eine Abhängigkeit, ob körperlich oder psychisch, ist Definitionssache. (Ich würde das erstere Entzugssymptom, Schlaflosigkeit, als körperlichen Entzug sehen, das zweite als psychische Entzugserscheinung.)

  3. Annie 14. Juli 2015 / 19:14

    Ich glaube ich verlasse mich weiterhin auf mein altbewährtes Kytta Sedativum. Rein pflanzlich und ich schlafe damit so super ein. Sogar wenn ich innerlich sehr aufgelöst bin und das Gefühl habe zu zittern. Eine Tablette eingeschmissen, Entspannungstraining und ich dämmere weg 🙂
    Ist natürlich nicht für jeden etwas.

  4. Gast 14. November 2016 / 20:11

    Der Abschnitt mit dem Verschreiben von Z-Drugs oder Benzodiazepinen stimmt leider mit der Realität überein.

    Rezeptfreie Antihistaminika (Dimenhydrat, Diphenhydramin, Doxylamin, …) wirken sehr gut als Schlafmittel. Zwar können auch sie je nach Verfassung des Patienten abhängig machen (sowohl körperlich als auch psychisch) und missbraucht werden, aber für kurzfristige Zwecke reichen diese gut aus und im Falle eines Missbrauchs oder einer körperlichen Abhängigkeit ist ein Entzug wesentlich einfacher als ein solcher von Z-Drugs oder Benzodiazepinen.

  5. Julia 16. Oktober 2018 / 20:33

    Was ist der Unterschied zu Diphenhydramin?

    • Mona 26. Dezember 2018 / 21:03

      Das würde ich auch gern wissen. Weiß einer die Antwort?

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