Vor einigen Jahren kam in der Drogenszene ein neues Produkt in Mode, das Spice (Englisch für Gewürz) geannt wurde. Wenn man Spice online bestellte, bekam man Pflanzenteile, die entfernt an die getrockneten Blätter der Cannabispflanze erinnerten. Zunächst lautete die Vermarktung, dass es sich hierbei um exotische Gewürze handele, die psychogene Wirkungen entfalteten und völlig legal seien. Die chemische Analyse zeigte aber, dass die tatsächliche Wirkung nicht von exotischen orientalischen Kräutern, sondern von unterschiedlichen synthetischen Cannabinoiden, insbesondere dem Cannabicyclohexanol verursacht wird.
Pharmakologie
Die im Spice typischerweise enthaltenen synthetischen Cannabinoide binden an Cannabinoid-Rezeptoren und lösen einen Rausch aus, wie man ihn vom Konsum von Cannabis kennt. Allerdings haben die synthetischen Cannabinoide eine bis zu 400 mal höhere pharmakologische Potenz. Dies führt oft zu Überdosierungen mit erheblichen Komplikationen wie Krampfanfällen oder vital bedrohlichen Zuständen, die unter normalem THC-Konsum praktisch nicht auftreten.
Anwendungen
Spice wird wie Gras geraucht. Eine orale Aufnahme ist unüblich und aufgrund der noch schlechteren Dosierbarkeit nicht ratsam.
Spice fällt bei den üblichen Drogentests nicht auf, da die enthaltenen synthetischen Cannabinoide chemisch geringfüge Abweichungen zum Tetrahydrocannabinol (THC) aufweisen. Dies macht Spice für Gefängnisinsassen und andere Menschen, die negative Konsequenzen bei einem positiven Drogenscreening befürchten müssen, besonders interessant.
Rechtliche Lage
Früher gab es eine Lücke im Betäubungsmittelgesetz, da nur solche Substanzen verboten waren, die vom Gesetz explizit genannt waren. Findige Chemiker konnten so bestimmte Moleküle, insbesondere die Grundstruktur der Amphetamine und die der Cannabinoide, jeweils geringfügig modifizieren, und hatten so für einige Monate, bis zum expliziten Verbot, sogenannte „legal highs“, also noch erlaubte Substanzen mit Wirkungen, die dem Betäubungsmittel, von dem sie abgeleitet worden sind, entsprachen. Seit dem 26.11.2016 gilt in Deutschland nun das „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG)“. Herstellung, Handel, Umgang und Besitz stehen seither jeweils für die gesamte Stoffgruppe unter Strafe. Hierunter fallen auch alle synthetischen Cannabinoide, wie sie in Spice enthalten sind.
P.S.: Zu diesem Post passt diese Mitteilung des Ärzteblattes ganz gut: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72031/New-York-Zombie-Epidemie-durch-synthetisches-Cannabinoid-mit-85-facher-Potenz
Der Beitrag erscheint mit einem sehr merkwürdigen Teaser bei mir im Reader. Wurdest du von der NSA gehackt? 😉
OOPs, bei mir auch. Ich habe in Ulysses die Copyright-Info des Bildes in die Notizten geschrieben. Jetzt weiß ich, wie ich geheime Botschaften übermitteln kann… 😉
Ah 😀
Ich dachte, spice wurde nach der fiktiven droge aus “ Dune der Wüstenplanet“ benannt.
Vielen Dank für den Artikel! Wie diagnostiziert und therapiert man denn eine Überdosierung mit Cannabinoiden und gibt es in der Praxis einen Unterschied zwischen einer Überdosierung mit Marihuana oder Spice?