Wie funktioniert eigentlich Lippenlesen?

Wie funktioniert eigentlich Lippenlesen? Und wie gut geht das? Gehörlose Menschen lernen das Lippenlesen, wie andere Menschen Buchstaben lesen lernen. Sie kennen das „Mundbild“  der verschiedenen Phoneme. Das „Mundbild“ setzt sich zusammen aus der Stellung der Lippen, des unteren Mundbereichs, sowie des sichtbaren Teils der Zunge. Im Englischen wird das visuell sichtbare Mundbild in Angleichung an den Begriff Phonem als Visem bezeichnet. Mundbilder können oft nicht die vollständige Ausformung eines Wortes komplett wiedergeben, sondern nur Teile davon und zwar speziell die Teile des Wortes, die beim Sprechen zu besonders deutlichen und typischen Mundstellungen führen. Töne, die vor allem im Kehlkopf oder durch Variation der Zungenstellung produziert werden, lassen sich am Mundbild weniger gut oder gar nicht differenzieren. So sieht zum Beispiel das Mundbild von „Mama“ und „Papa“ gleich aus, daher bedarf es sehr viel mehr des Verständnisses des Zusammenhanges als in der Schriftsprache. In der Schriftsprache gibt es zwar einige gleiche Bilder für unterschiedliche Bedeutungen, etwa bei den Begriffen „Bank“ für Sparkasse und „Bank“ für Sitzgelegenheit, diese Homonyme sind aber nur selten irgendwie zu verwechseln.

Lippenleser berichten, dass es erforderlich ist, zu wissen, in welcher Sprache man spricht, da man nur im richtigen Kontext die Phoneme richtig erkennt und richtig zuordnet. Auch sei es wichtig, den Sprecher möglichst direkt anzusehen und ordentliche Lichtverhältnisse zu haben. Und schließlich sind ein guter Wortschatz und Übung hilfreich.

Manche Hörbehinderte haben auch noch „freies Hörvermögen“, oder hören durch ein Cochlea Implantat etwas mehr, und können diese akustischen Informationen mit den optischen Informationen kombinieren.

Es ist erwiesen, dass bereits Säuglinge Lippenlesen können. Experimentell kann dies dadurch gezeigt werden, dass Babys Videos ohne Ton in ihrer Muttersprache deutlich länger anschauen als Videos ohne Ton von Sprechern einer fremden Sprache.

Ein wirklich interessanter blog, von dem ich die obenstehenden Informaionen habe, ist dieser hier.

2 Gedanken zu “Wie funktioniert eigentlich Lippenlesen?

  1. A.V. 3. April 2014 / 04:22

    Danke für den Artikel! Vielleicht ein kleiner Hinweis: Das Wort „taub“ wird von den Betroffenen oft als diskriminierend empfunden (v.a. aufgrund der Ethymologie) Es ist viel schöner, den Ausdruck „gehörlos“ zu verwenden 🙂

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