Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs,
Sprache schafft Realität, da sind wir uns ja einig. Und daher ist es richtig, immer zumindest zwei der vielen möglichen Geschlechter auszuschreiben, also zum Beispiel „Die Busfahrerin / Der Busfahrer öffnet der Fahrgastin / dem Fahrgast die Tür / der Tür.“
Aber das liest sich etwas sperrig, da sind wir uns auch einig.
Daher gibt es auch die Schreibweisen
- BusfahrerInnen
- Busfahrer*innen
- Busfahrer_innen
- Busfahrer/-innen
und sicher noch einige andere. Liest sich auch nicht so doll.
Die Zeit hat jetzt hier beschrieben, wie sie es in Hinkunft halten wird: Bei der ersten Erwähnung einer Bezeichnung, die in verschiedenen Geschlechtern möglich ist, werden beide Geschlechter ausgeschrieben, danach wechselnd entweder die weibliche oder die männliche Form. Damit ist klar, dass die Autorin / der Autor an alle Geschlechter gedacht hat, dies respektiert und würdigt, und danach kann der Autor einfach so schreiben, wie es sich besser liest. Die Redaktion von ze.tt, dem jungen Onlineangebot des Zeitverlags, macht es anders, die schreiben immer beide Formen aus.
Ich emfinde das Vorgehen der Zeit als einen guten Kompromiss aus Korrektheit und Lesbarkeit.
Gerade auf einem Blog, der sich mit der Psyche beschäftigt, möchte ich mich hier wirklich vernünftig verhalten, bin zuletzt aber auch immer daran gescheitert, dass eine konsequente Verwendung der Doppelform wirklich schlecht lesbar ist.
Wenn ihr in Zukunft also hier auf dem Blog zu Beginn einmal beide Geschlechter erwähnt findet, und danach nur noch eines, wisst ihr, dass ich durchgehend alle Geschlechter meine, auch die über männlich und weiblich hinausgehenden.
Wie haltet ihr es in euren Texten mit dem gendern 2018? Schreibt euer Vorgehen mal in die Kommentare!
Das ist doch alles Gewohnheitssache.Ich nutze „Guten Tag“,statt „Sehr geehrte Damen und Herren“ und Busfahrer_innen.Auf Arbeit heißt es: Wir sind Filmemacher_in…, Meine Chefin ist die Filmemacherin und ich bin der Filmemacher. Sind wir nicht dran gewöhnt, halte ich für eine Ausrede.Sprache ist nichts Feststehendes und an die jetzt vorherrschende Sprache haben wir uns auch gewöhnt/ gewöhnen müssen. Doch je öfter es dasteht, desto schneller setzt der Gewöhnungseffekt ein.
So muss das! 🙂
Achso…Busfahrer/innen und BusfahrerInnen halte ich für nicht gelungen, da es impliziert, dass es nur ein weibliches und ein männliches Geschlecht gibt, was so nicht stimmt. Der Unterstrich steht eher für eine Bandbreite.
Kannst Du mir bitte sagen, wie ich die Bandbreite durch Unterstrich aussprechen muss, dann kann ich sie auch respektvoll lesen und vorlesen.
Doch und ob das stimmt. Es stimmt sogar ganz genau. Es gibt unterschiedlichste Geschlechtsidentitäten und das darf auch so sein. Geschlechter gibt es aber nur zwei: Männlich und Weiblich. Basta. Ende. Mehr existieren nun mal biologisch einfach nicht. Was aber nicht bedeutet, dass nicht alle das Recht hat zu entscheiden, wie man leben möchte.
Naja… finde zwar, nur weil man etwas immer und immer wieder wiederholt wird es weder besser noch richtig oder gar wahr.
Reales und sprachliches Geschlecht sind eben nicht unbedingt ein und dasselbe…
Und Merhzahlen werden schonmal gar nicht gegendert 😛
Ich bin dieses Argument „es liest sich nicht gut“ ziemlich leid. Es ist tatsächlich eine Gewöhnungssache, wie H. Böttcher schreibt – und auch wenn es vielleicht anfangs ungewohnt ist möglichst inklusive Formulierungen zu benutzen, es kann einem ziemlich schnell in Fleisch und Blut übergehen. Das ist anfangs vielleicht ein bisschen mehr kognitiver Aufwand, sowohl für die Leser_innen, als auch für die Person die schreibt – aber das legt sich, versprochen ;-). Uns Hirn leistet so viel Anpassung, wir schaffen und lernen ständig neue Wörter, die Eingang in unseren Sprachgebrauch finden und da gibt es keine vergleichbaren Widerstände.
Die Forschung zeigt u.a., dass eine generische Formulierung von den Lesenden als das Geschlecht verstanden wird, das da steht (sehr empfehlenswerter Beitrag von Anatol Stefanowitsch dazu: http://www.sprachlog.de/2015/06/09/geschlechtergerechte-sprache-und-lebensentscheidungen/). Und ich bin ziemlich sicher, dass es da keinen großen Unterschied macht, wenn man dann am Anfang einmal alle Geschlechter angesprochen hat. Das ist ein Feigenblatt.
Es gibt so viel Forschung zu dem Thema, die in eine eindeutige Richtung weist (Überblick z.B. hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4735429/). Trotzdem wird das aus Bequemlichkeit weggewischt. Es wäre vor allem an Menschen, die aus einer privilegierten Position heraus sprechen_schreiben, da mal Nägel mit Köpfen zu machen.
Also, ich finde es super, dass du über das Thema Gendern nachdenkst und es hier auch thematisierst – aber ich finde auch, dass „eine inklusive Formulierung und dann weiter im generischen Maskulinum“ ziemlich 2017 ist ^^.
…also die Zeit macht einmal die Doppelform und dann weiter in WECHSELNDEM Geschlecht. Also nur eins, aber mal männlich, mal weiblich. Liest sich auch sperrig, aber weit weniger sperrig als die Doppelform.
Aber vielleicht hast Du Recht und ich bleibe beim Binnen-I oder dem Unterstrich, die stören mich beim Schreiben auch nicht so…
Ich fände mehr Mut zum Gendern super (Überraschung ;)).
Was ist denn z.B. mit „Leser:innen“? Das sehe ich auch des Öfteren und finde, dass es sich ziemlich gut liest mit dem Doppelpunkt.
Stimmt, das liest sich wirklich gut!
Den Doppelpunkt kannte ich auch noch nicht und finde ihn eine interessante Möglichkeit.
Für mich liest er sich ebenfalls gut.
Er wirkt auf mich wie eine abgeschwächte Form des *, der für mich ausdrückt, dass an der Stelle eigentlich etwas fehlt: Die Vielfalt der Geschlechtidentitäten, neben dem Femininum und dem Maskulinum.
Bei Bloggen gendere ich, Macht der Gewohnheit, – noch – nicht, was sich aber durchaus ändern könnte.
An anderer Stelle haben wir uns entschlossen, wo möglich, neutrale Bezeichnungen zu verwenden (mal abgesehen von den oft wirklich nicht passenden Partizipformen) und ansonsten den *.
Teilnehmende sind dann Teilnehmende, wenn sich das auf die zu einem konkreten Zeitpunkt an einer Veranstaltung tatsächlich teilnehmenden Menschen bezieht, ansonsten sind es Teilnehmer*innen, bei mir jedenfalls.
„Ich höre immer wieder das Argument, man solle doch anstelle des Sprachgebrauchs lieber die gesellschaftliche Wirklichkeit ändern. Aber gesellschaftliche Wirklichkeit ändert sich eben (auch) über den Sprachgebrauch.“
Diesen Effekt gibt es. Die zitierte Quelle vernachlässigt aber, ebenso wie es bei diesem Thema Gang und Gäbe ist, dass vor allem auch der umgekehrte Fall zutrifft: Die Wirklichkeit schlägt sich in der Sprache nieder. Und das oft einfach unter ganz objektiven Gesichtspunkten. Ja nun sicher kann man sich selbst an die umständlichsten und unangenehmst denkbaren Genderformen gewöhnen, die Frage ist bloß, wozu eigentlich? Werden BusfahrerInnen, Busfahrer_innen, Busfahrer:innen, Busfahrende, oder alle ihre Konsorten die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern? Wohl kaum! Eine Änderung begünstigen? Ja vermutlich schon. Ebenso bergen sie aber die Gefahr, den „Kampf“ auf dem falschen Feld auszutragen und das eigentliche Kernproblem aus den Augen zu lassen.
Das generische Maskulinum hat sich derweil weder entwickelt, weil man Frauen gerne diskriminiert, noch um den Status quo einer patriarchalen Gesellschaft zu erhalten oder ähnliches. Der Sinn und Zweck ist einfach und objektiv: Begriffe sind in der männlichen Form meist kürzer.
Studien wie die, die an obiger Stelle zitiert werden, zeigen, dass die verwendeten Begriffe Einfluss auf unser Denken haben. Das ist ein allseits bekannter Fakt. Methodische Fehler sind bei ihnen allerdings höchst verbreitet, zumal wenn es um die Interpretation der Ergebnisse geht. Es werden Gegebenheiten als Fakten angenommen, die nicht haltbar sind, unzulässige Schlüsse gezogen und ähnliche Fehler begangen, die zugegebenermaßen bei hermeneutischem Vorgehen schwer zu vermeiden sind. Dies ändert, vom Standpunkt einer objektiven Wissenschaftlichkeit her gesehen, nichts an ihrer Unzulässigkeit .
Oder „Die Busfahrkraft öffnet den Busfahrenden die Tür“ (hab ich von meinen Jungs in Zürich gelernt) 😉
Ich (weiblich – bei dem Thema wichtig zu erwähnen) hab es gern wenn nur eine Form und zwar die männliche Form genommen wird. Für mich am besten lesbar. Ich (Betonung liegt auf ICH) finde da wird viel zu viel Theater drum gemacht. (Und nein, ich bin weder Heterosexuell noch typisch weiblich oder was auch immer.)
Die Idee ist nicht schlecht gemeint.
Wenn Du Dich schon dieser „sprachlichen“ Verunhunzung hingeben möchtest, dann schaue doch mal in den Duden:
Es heißt Fahrtgästin, nicht Fahrgastin 😀
Man kann es auf die Spitze treiben, wenn man sich treiben lässt. Und ich bin gespannt, wie Du das meistern wirst. Du bist Arzt und nicht Germanist!
Nicht alles was sinnvoll erscheint, ist sinngebend.
Ich würde mich freuen, wenn ich hier nicht lesen muss, wie Du nie mit Deinen Patienten/Innen reden würdest.
Ich habe heute Geburtstag, tue mir den Gefallen und achte lieber darauf, dass Du als Arzt im Blog und im Cast nicht ständig Fachbegriffe benutzt, die keine deutsche Entsprechung haben. Beziehungsweise, fasse sie in eine allgemeinverständliche Sprache.
So schließt Du eher die meisten der Patienten aus, die von der „Maschinerie – Einmal Psychiatrie – gesellschaftsunfähig“ so unheimlich Angst vor Stigmatisierung haben, dass sie sich keine Hilfe suchen oder Hilfe zulassen.
Guten Tag (Frau,Herr,…?)*In,
schön, dass Sie sich durch Ihr ELTER Hilfe bei uns holen. Schade, dass Ihr andere Elter keine Zeit hatte, sie zu begleiten.
Ich bin Dr. … ChefarztIn in dieser Klinik und hoffe, dass unsere TeammitgliederInnen und ich Sie unterstützen können, damit es Ihnen schnellstmöglich besser geht.
Unserer PsychologInnen und dem BruderInnen- und SchwesterEN-Personal wird Sie im Klinikalltag mit Rat und Tat beiseite stehen. ….
Genau, oft findet man mit ein bisschen Nachdenken (oder dieser Seite 😉 http://geschicktgendern.de) neutrale Formen, die vielleicht zunächst ungewohnt sind, aber halt in einem Wort alle Geschlechter einschließen (z.B. „Teilnehmende“, „Lehrkräfte“, auch so einfache Dinge wie „alle“ statt „jeder“ – wie bereits erwähnt erleicher die Nennung des Plural oft das Gendern.) Und wie auch schon erwähnt, ist dieses „das ist so ungewohnt“-Argument ohnehin Schwachsinn. Teils wird aber auch absichtlich die Doppelform mit Unterstirch oder Sternchen genannt, um beim Lesen ein „Stolpern“ zu verursachen, sodass die Person eben sehr explizit darauf aufmerksam gemacht wird, dass nicht nur Männer gemeint sind. Nach meinem Dafürhalten leider immer noch durchaus sinnvoll. Wobei ich glaube, dass die Leute sich auch an diese vermeintlich umständliche Schreibweise schnell gewöhnen. Wenn sie denn wollen.
Ich benutze sowohl diese Schreibweise als auch neutrale.
Auch versuche ich (und auch andere, die ich kenne) beim Sprechen darauf zu achten, jedoch muss ich zugeben, dass es dort viel schwerer ist, sich von der Gewohnheit loszueisen, was aber nicht heißt, dass ich es nicht weiter verbessern will. (Auch unter sprachsensiblen Feministinnen herrscht soweit ich das mitbekomme, Uneinigkeit darüber, ob „man“ jetzt nun gegendert gehört oder nicht. Ich habe da keine abgeschlossene Meinung zu. Vieles in unserer Sprache ist leider vom Maskulinen durchwirkt – s.o. „herrscht“…)
Wenn man die Geschlechter abwechselt, besteht die Gefahr, dass in Kontexten, wo es vielleicht wichtig ist, Verwirrung über das Geschlecht/die Geschlechter der gemeinten Gruppe entsteht.
Ich habe auch dazu noch keine abeschlossene Meinung, aber dass eine öffentliche Plattform wie eine Zeitung oder ein Blog sich an irgendeiner Stelle (die idealerweise von jeder Stelle der Website aus leicht zu finden ist) zu ihren Genderprinzipien äußert, und diese nicht darin bestehen, dass „wegen der einfacheren Lesbarkeit nur das maskulin verwendet wird, alle anderen aber selbstverständlich mitgemeint sind“, ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
(Übrigens habe ich gerade angefangen, die Kommentare unter dem Zeitartikel zu lesen, dann aber angeekelt abgebrochen. Mein Kommentarspaltenaufnahmevolumen ist für heute schon voll dank facebook.)
Na toll. Hier gibt es ein Problem mit den Sternchen? Ich habe zweimal eins verwendet, und an den Stellen ist der Text von normal zu kursiv und wieder zurückgewechselt. Solche komischen formellen Hürden müssten natürlich behoben werden. 😉
(oder wohl eher „formale“.
jetzt ist aber Schluss.)