Lebensvertrag


Viele in der Psychiatrie Tätige und viele Psychiatrie-Erfahrene kennen den "Anti-Suizid-Vertrag". Wenn jemand unter starkem Druck steht, sich etwas anzutun, kann eine schriftliche Vereinbarung, für eine bestimmte Zeit sich eben nichts anzutun, sondern andere Verhaltensweisen zu wählen, zum Beispiel zum Pflegepersonal zu gehen und zu besprechen, welche Skills helfen, ein Gewinn sein.

Der Begriff Anti-Suizid-Vertrag ist recht sperrig, umgangssprchlich wird er dann oft auch noch zu "Suizid-Vertrag" verkürzt, was ja nun wirklich gar nicht geht.

Heute habe ich (schon wieder in einer Prüfung) einen sehr viel besseren Namen für diesen Vertrag gehört:

Lebensvertrag

Na also. Geht doch. Ich werde ihn ab jetzt nie mehr anders nennen.

12 Gedanken zu “Lebensvertrag

  1. Avatar von pinkpanther66 pinkpanther66 5. Oktober 2013 / 20:51

    Den Namen finde ich auch viel besser!
    Damals in der Kinder und Jugendpsychiatrie musste ich für die ganze Zeit der Therapie einen Unterschreiben. Die haben es immer „Non-suizid-Vertrag“ genannt.. fand ich komisch.. Lebensvertrag gefällt mir besser =)

  2. Avatar von markohhh markohhh 6. Oktober 2013 / 10:37

    Der Name passt besser … Aber als echten Hamburger hatte meiner Therapeutin ´nen Handschlag gereicht 🙂

  3. Avatar von weltenallerlei weltenallerlei 6. Oktober 2013 / 15:45

    Mir erschließt sich der Sinn eines solchen Vertrages nicht so recht. Kann ein solcher Vertrag wirklich einen verzweifelten Menschen davon abhalten?

    Dennoch klingt Lebensvertrag sehr lebensbejahend. Das gefällt mir. Ich persönlich würde ihn abschließen. Jedoch nicht aus einem Notfall heraus, sondern generell. Ich würde nicht davon schreiben, dass ich mir nichts antue, vielmehr wie ich mein Leben lebenswert gestalten kann. Was ich dafür tun kann, welche Unterstützung ich nutzen könnte und vor allem, was ich erreichen möchte (kleine Ziele natürlich)…hach „Lebensvertrag“ inspiriert jedenfalls gerade.

    • Avatar von stellinchen stellinchen 7. Oktober 2013 / 23:50

      Huhu, ja das kann einen schon stützen.
      Ich dachte auch immer, dass die Behandler Schwierigkeiten bekommen könnten und das wollte ich nicht.

    • Avatar von markohhh markohhh 9. Oktober 2013 / 08:00

      Ich kann zwar schlecht für alle Depressiven sprechen – aber zumindest bei mir war es so: Mein eigenes Leben war eh nix als Belastung, also eh egal. Aber jemand anderen mit meinem Nicht-Leben-Wollen Probleme machen – keine Chance. Das war auch mein Hauptgrund, NICHT die nächsten Bahngleise aufzusuchen. Der Lokführer kann schließlich auch nix dafür, das ICH mit meinem Leben nicht klargekommen bin … :/

  4. Avatar von Tired Tired 6. Oktober 2013 / 16:37

    Ich kenns auch eher als Versprechen in die Hand, ohne spezielle Namensgebung und eher mit einem Kommentar wie: Machen Sie keinen Unsinn“.
    Naja, in dem Moment ist es ja kein Unsinn, aber trotzdem wirkt es irgendwie, vor allem bei Menschen die sich normalerweise an ihre Versprechen halten.
    Lebensvertrag hört sich auf jeden Fall recht freundlich an, von meinem Gefühl her würde ich ihn aber eher als einen Überlebensvertrag bezeichnen.
    Denn, zu solch einem Zeitpunkt hat man keine Sympathie für das Leben und es geht ja erst mal darum solange zu überleben bis man diese Sympathie wieder spürt und sich dann auch wieder gerne darauf einlässt. Es gilt also zu überleben bis sich die Zeiten ändern, das Leben beginnt frühestens wieder wenn der Vertrag nicht mehr nötig ist..

  5. Avatar von mänsch seelenteil 6. Oktober 2013 / 19:22

    ich hatte keinen, ein freund ja.
    finde den „über-lebensvertrag“ gut. es hilft oft bis „morgen“ keinen suizid zu begehen. man kann dann zwar noch im kopf „planen“ aber man weiß „erst nach morgen!“ und bis dahin kann man nochmal einen tag dran hängen und dann will man es vielleicht nicht mehr, weil die zwei tage zeigten, dass man druch diese verzweiflung hindruch kommt.

    für richtig lange zeit würde ich den nie unterschreiben. man weiß doch gar nicht wie man in ein paar monaten so ist, was alles passiert etc…

  6. Avatar von Ted Ted 2. August 2022 / 21:22

    Hallo,
    Ich fand den Non Suizid Vertrag besser. Ich kann versprechen das ich mir nichts antue aber aber nicht das ich lebe. Wenn ich leben könnte bräuchte ich so einen Vertrag nicht. Ich finde den Anspruch fürs erste zu hoch…

  7. Avatar von Marc Marc 17. August 2022 / 23:31

    Hallo,
    Für mich sind Suizid Gedanken seit vielen Jahren ein Problem, manchmal leicht in den Griff zu bekommen aber manchmal war es grenzwertig. Musste auch so einen Vertrag unterschreiben und dachte mir dabei: wenn es mir gerade so schlecht geht das mir egal ist wie schlecht es all meinen Mitmenschen nach meinem Suizid geht, Momente in denen es mir egal ist, dass ich meine Kinder für den Rest ihres Lebens psychisch zerstöre, genau da denke ich mir: Achtung Sarkasmus natürlich darf ich mich nicht umbringen, hab ja dafür unterschrieben.

    Ganz ehrlich ich glaube diesen Vertrag gibt’s damit Psychologen und Psychiater keine Probleme bekommen wenn der Patient wirklich einen Suizid begeht. Also bekommt ihn der Patient quasi wenn der Therapeut nicht an Erfolg der Therapie glaubt.

    • Avatar von Lena Lena 26. September 2024 / 12:21

      Gut zusammengefasst, so ist es wohl.

  8. Avatar von Lizz Lizz 1. Oktober 2024 / 06:25

    Ja vllt ist es ein Stück Absicherung. Wem kann man es verübeln. Niemand möchte das Gefühl haben Schuld an etwas zu sein, vor allem nicht wenn jemand sich das Leben nimmt. Gleichzeitig hab ich die Erfahrung in der Arbeit gemacht zumindest bei Kindern und Jugendlichen, dass dies sehr wohl hilft. Die Kinder/Jugendlichen konzentrieren sich wieder mit dem Außen was kann ICH tun damit es mir besser geht und man gewinnt Zeit, Zeit die goldwert sein kann. Und als selber Betroffene, mir wurde immer zugesagt ich werde das nicht tun und es logisch erklärt. Das war ok und Vllt hätte mich dieser Vertrag noch zusätzlich mehr abgeholt. Im Sinne ich schließe den Vertrag, weil ich auch glaube es wird nicht so sein. Heute weiß ich das diese Suizid-Gedanken Kontrollversuche sind wenn alles drumrum gefühlt nicht mehr zu kontrollieren ist. Der Gedanke hilft mir dann auch zu sehen, was kann ich kontrollieren.
    Und am Ende, natürlich wenn sich jemand etwas antun möchte dann wird er es tun ob Vertrag oder Skills hin oder her. Und trotzdem darf es doch Hoffnung geben vllt etwas mitzugeben was dann die Personen doch noch davon abhält. Sinn einer Therapie ist es nun mal auch die Menschen zu unterstützen und manchmal versteht man den Sinn hinter bestimmten Dingen erst später , vllt auch bei einem Lebensvertrag der einem am Anfang total blödsinnig vorkommt.

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