Psychotherapie im Internet: Das Modellprojekt net-step

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In diesem blog ging es ja immer mal wieder um Psychotherapie übers Internet. Mich selbst wundert es wirklich, dass sich das nicht schon viel mehr etabliert hat. Ich denke schon, dass das Erstgespräch in der Regel und nach Möglichkeit “live” mit einem persönlichen Kontakt sein sollte, aber danach kann es für viele Therapien mehr Vor- als Nachteile bringen, die eigentlichen Sitzungen überwiegend per Skype zu machen.
Im Krisenfall muss es natürlich verläßliche Strukturen geben, die ggf. erforderliche intensivere Behandlungen sicherstellen. Das Ganze sollte natürlich bei gegebener Indikation von der Krankenkasse finanziert werden und von qualifizierten Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Genau das gibt es als Modellprojekt schon seit 2012 am St. Alexius / St. Josef Krankenhaus in Neuss. Das Krankenhaus gewährleistet mit 400 Betten die Regelversorgung in einem weiten Sektor in Neuss und hat eine große Institutsambulanz.

Das Projekt heißt net-step und richtet sich aktuell an Patienten, die unter einer sozialer Phobie, einer Depressionen oder einer Panikstörung leiden. Auf der homepage gibt es einen kurzen Film dazu, den man sich bei Interesse an dem Thema angucken sollte. Im Projekt net-step wird gegenwärtig wechselseitig über getippte Text kommuniziert, es findet also kein Video-Telefonat wie bei Skype statt.

7 Gedanken zu “Psychotherapie im Internet: Das Modellprojekt net-step

  1. Yezrel 19. März 2014 / 18:32

    Es gibt aber schon jetzt viele Patienten, die ihren Psychotherapeuten E-Mails schreiben, die dann in der Sitzung besprochen werden. Läuft bei mir auch so, von Anfang an. Ist aber meistens die Idee der Patienten! Soo begeistert sind die Theras nicht unbedingt! gg
    LG Yezrel

  2. Tired 19. März 2014 / 18:45

    Also ich habe oft Schwierigkeiten bestimmte Dinge zu erzählen, hab dann vieles aufgeschrieben und wenn mich mal das Mütchen packte dem Thera den Zettel gegeben. Irgendwann hat er mir dann seine Mail Addi gegeben, ich muss sagen das ich mich bei bestimmten Themen schriftlich einfach viel besser ausdrücken kann, mehr in mich hinein spüre, mündlich gibts an den Stellen meist einen Black-Out.

  3. Yezrel 19. März 2014 / 18:50

    Es spart auch viel Zeit, weil der Therapeut durch die E-Mails auf das aktuelle Thema vorbereitet wird und dann in der Sitzung selbst gleich zur Lösungssuche übergegangen werden kann. Es ist viel effizienter. So kann es nicht passieren, dass ein Patient ein halbes Jahr braucht, bis er sich zur Preisgabe eines tabuisierten Geheimnisses überwindet. Die Kombi macht´s, finde aber, dass die Therapeuten diesbezüglich oft noch recht einsilbig schreiben. Das sollte unbedingt bei den angehenden Therapeuten geschult werden. LG Yezrel

  4. blumenelfe 19. März 2014 / 19:09

    Könnte ich meinem Psychologen keine Emails schreiben, wüsste er bis heute nicht wirklich was von mir. Ich denke es kommt immer auf die Konstellation an, doch in einigen Fällen ist es sicherlich sehr hilfreich.

  5. AnKa 19. März 2014 / 20:26

    Ich als alter Paranoiker frage mich da natürlich auch nach dem Datenschutz etc bei einem Gespräch über Skype. An sich ist/wäre das ja echt ne tolle Idee!

  6. Jay 20. März 2014 / 02:52

    Das Problem ist, dass im Falle der breiten Etablierung und Akzeptanz einer Online-Psychotherapie, diese aus Kostengründen, für bestimmte Krankheitsbilder, Pflicht werden könnte – besonders für Kassenpatienten.
    Unter dem Motto: „Sie haben eine Sozialphobie? Da zahlt Kasse XYZ nur Online- Sitzungen, alles weitere nur gegen Selbstbeteiligung.“

  7. Yezrel 20. März 2014 / 11:56

    Ausschließlich online wäre aber nach heutigem wissenschaftlichem Stand nicht ausreichend. Gerade bei Sozialphobie wäre es das Ziel, den Patienten erstmal in die Face-to-Face-Sitzung zu kriegen. Ihn in der Isolation zu lassen, löst das Problem ja nicht. Auf der anderen Seite können z. B. suizidale Borderliner online besser begleitet werden durch diese Tröpfchen-Zuwendung über Internet. Ich wäre auch dafür, der Allgemeinheit psychologische Therapieprogramme kostenlos zur Verfügung zu stellen, für all diejenigen, die noch nicht aus dem System gefallen sind, als Prävention. Damit ließe sich viel Geld sparen durch die Vorbeugung. Die meisten gehen nämlich viel zu spät in Therapie, erst dann, wenn sie ihren Job verloren haben oder schwer somatisiert sind. LG Yezrel

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