Die telefonische Krankmeldung

Krankmeldung

Das Formular für die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist aus gutem Grunde dreiteilig. Der erste und der dritte Teil sind für die Krankenkasse und für den Arzt, auf diesem ist ein Feld für die Diagnosen vorgesehen. Der zweite Teil ist für den Arbeitgeber. Er ist kürzer und daher fällt in diesem kürzeren Durchschlag auch das Diagnosenfeld weg. Und das ist auch richtig so. Den Arbeitgeber gehen die Diagnosen nichts an. Er soll ab dem ersten Tag wissen, wie lange der Arbeitgeber voraussichtlich krank sein wird, ab dem dritten Tag braucht er auch eine Krankmeldung. Aber er braucht zu keinem Zeitpunkt eine Information, woran der Arbeitnehmer erkrankt ist.
Das Formular der AU-Bescheinigung bildet das eigentlich gut ab.

Was soll man also nicht tun:
– Man soll dem Arbeitgeber nicht den ersten Teil der AU mit Diagnose faxen, schicken oder mailen.
– Man soll auch bei der telefonischen Krankmeldung nicht sagen, was man hat. Man soll sagen, dass man krank ist, und wie lange man voraussichtlich krank sein wird. Das reicht völlig aus, und der Arbeitgeber darf auch nicht nachfragen.

Diagnosen sind ein zu Recht hoch geschütztes Gut, und es ist sinnvoll, sie so zu behandeln. Die Möglichkeit, dass eine Diagnose, gerade wenn es eine Diagnose aus dem psychiatrischen Bereich ist, von irgend jemandem falsch verstanden wird, ist ja ganz lebensnah. Also: Schützt, was Schutz verdient.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Prozeß der Krankmeldung gemacht? Wird bei eurem Arbeitgeber erwartet, dass ihr sagt, was ihr habt? Schreibt eure Erfahrungen hier in die Kommentare!

13 Gedanken zu “Die telefonische Krankmeldung

  1. Viktor 26. Oktober 2015 / 09:13

    Auch wenn man dem Arbeitgeber nicht sagt, welchen Grund eine Krankmeldung hat, habe ich es früher immer vorgezogen, mir die Krankmeldung in Absprache mit dem Psychiater/Neurologen vom Hausarzt ausstellen zu lassen.

    Schon der Praxisstempel stigmatisiert ungemein und führt zu üblen Spekulationen.

    Tatsächlich wurde eigentlich immer vom AG nachgefragt und ich habe mir auch bei anderen Erkrankungen angewöhnt, hier bei der Antwort zu lügen.

    Erschien mit taktisch klüger, als mein Recht auf Vertraulichkeit durchzusetzen.

  2. xayriel 26. Oktober 2015 / 13:27

    Ich hatte mal einen AG, der wollte das immer wissen, auch wenn er nie direkt nachgefragt hatte. Dieser AG glaubte nämlich grundsätzlich, dass ihn die AN bei Krankmeldungen übers Ohr hauen. Als ich mich bspw. per EMail krank meldete, weil meine Stimme weg war, kam keine 5 Sekunden später der Anruf, um zu prüfen, ob dem tatsächlich so war, ich krächzte meine Antworten ins Telefon und er war’s zufrieden.
    Bei den nachfolgenden AG wurde nie gefragt oder erwartet, dass man sagte, was man hat.

  3. Mic 26. Oktober 2015 / 14:57

    Ich habe für mich beschlossen, nicht mehr bei der Antwort auf die Frage zu lügen, wenn sie denn durch meine Vorgesetzte (als Ansprechpartnerin bei Krankmeldung) gestellt wird. Wenn ich einen Schnupfen habe, dann kann sie das ruhig wissen. Und wenn ich an einem Tag aus psychischen Gründen nicht kommen kann, dann kann sie das auch ruhig wissen. Ich bin es satt, deswegen zu lügen – zumal mich das nur wieder und stärker unter Druck gesetzt hat. Nach zwei längeren Krankschreibungen fürchte ich mich aber zugegebenermaßen auch davor, dass ansonsten der Eindruck aufkommt, dass „der wieder einen Krankenschein vorbereitet“. Dann spiele ich lieber mit offenen Karten und sage, dass es diesen einen Tag nicht gut war.

  4. tired2013 26. Oktober 2015 / 18:43

    Es ist Wunschdenken das man Gesetze macht die davor Schützen nach Gründen einer AU gefragt zu werden, genauso ist es Wunschdenken das man wegen Krankheit nicht gekündigt werden kann.

    Die Arbeitgeber tarnen ihre Nachfrage als Fürsorge und Interesse, wenn man sich ausschweigt bekommt man es zu spüren wenn man wieder da ist und der Kündigungsgrund ist dann auch schon oft in Arbeit.

    Ich habe mir auch immer eine Pseudoerkrankung überlegt, das funktioniert aber nur solange wie man das selber durchhält und bei längerem, oder gar wiederholt längerem Krankenstand wirds echt schwierig.
    Wobei es dann auch schon egal ist, in den meisten Betrieben hat man als wiederholt Kranker ohnehin ausgedient, selbst wenn man zuvor über Jahre keinen Tag gefehlt hat und immer erreichbar war. Alles vergessen, sobald der gelbe Zettel ins Haus flattert und als Angriff auf das Wohlergehen der Kollegen und vor allem der Firma gewertet, wenn dies öfter passiert.
    Solch Gesetze findet die Gesellschaft und Politik gut, sie stützen das Gewissen der Macher, aber durchsetzen kann sie niemand wenn es den Arbeitgeber nicht interessiert.
    Das sind Gesetze die so anmuten als würden sie auch zu jenen Verpflichtungen gehören, die vor allem auf freiwilliger Basis funktionieren und ansonsten für die Tonne sind.
    Der Ottonormalbürger hat kaum etwas davon und ist nicht wirklich geschützt, er muss immer noch lügen um den Nachfragen entgehen zu können.
    Nur wenn er mal vors Arbeitsgericht ziehen muss und „Zeugen“ hat, dann mag es für wenige hilfreich sein.

  5. Ovid 26. Oktober 2015 / 18:58

    Im Allgemeinen wird es durchgehalten.
    Als ich mal stationär in der Psychiatrie war und eine Krankmeldung brauchte, ging der diensthabende Psychiater extra los, um einen allgemeinen Krankenhausstempel zu besorgen. Das fand ich sehr rücksichtsvoll.

  6. Clara 27. Oktober 2015 / 20:28

    Anfang des Jahres hat mich mein Hausarzt für einige Wochen arbeitsunfähig geschrieben. Nachdem physische Gründe für die Symptomatik ausgeschlossen wurden, bekam ich dann die Überweisung zum Psychiater, der prompt eine Depression diagnostizierte.
    Ich habe auch überlegt, ob ich die Folge-AU vom Psychiater haben will, denn damit wäre der Personalabteilung die Richtung klar.
    Ich habe mich sehr schnell entschieden, mit offenen Karten zu spielen. Meinen Chef habe ich über die Diagnose informiert, die AUs kamen vom Psychiater.
    Schlussendlich war ich mehrere Monate AU und ich kann über den Umgang der Firma mit nicht meckern. Nachdem ich wieder arbeitete bin ich auch Kollegen ggü. offen bzgl. der Diagnose gewesen.
    Allerdings muss ich dazu sagen, dass mein AG u.a. ein Antidepressivum herstellt; wo wenn nicht dort hätte ich offen sein können? 😉
    Trotzdem würde ich vermutlich auch bei einem anderen AG offen sein.

  7. Anna_Cranach 7. November 2015 / 14:43

    Ist bei der Bescheinigung für den Arbeitgeber auch die Unterschrift des Arztes drauf?

    Wenn man weiß, um welchen Arzt es sich handelt, lässt sich dessen Fachrichtung ja recherchieren.

    Bzw. mein ambulanter Psychiater setzt auf alle Dokumente seinen Stempel drauf
    Dr. XY, Facharzt für Psychiatrie und seine Unterschrift über den Stempel. Das ist ungünstig zum Verheimlichen bzw. macht es unmöglich. Da müsste ich dann bei Bedarf auf den Hausarzt ausweichen.

    Bezüglich einer Klinik ist es auch problematisch, wenn die Klinik eine reine Psychiatrie ist, was es ja ziemlich oft gibt.

  8. tired2013 7. November 2015 / 14:53

    Also mein Arzt hat das ganz gut gelöst. Er praktiziert zwar nur Psychiatrie und Psychotherapie, ist aber wie die meisten Psychiater auch Neurologe und so steht dann auch auf seinem Stempel: Arzt für Neurologie und Psychiatrie.

  9. Smurf 15. November 2015 / 01:11

    Tja, das würde ich auch gerne mal wissen, wie es sich eigentlich rechtlich mit diesen Stempeln und KH – Aufenthalten verhält. Die Diagnose geht den Arbeitgeber ja nichts an. Allerdings verrät man ja über solche Stempel schon einiges über seine Erkrankung…! Darf man den Stempel auf der AU schwärzen? Was tun bei einem Klinikaufenthalt in der Psychosomatik o.ä.? … Ausstellung über den Hausarzt ist ansich eine gute Idee, habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß es wohl zunehmend so gehandhabt wird, daß sie sich nicht als zuständig oder fachlich kompetent genug sehen und schnell zum Facharzt abschieben, also ungerne AUs ausstellen….(Wirkt manchmal, als ob sie es nicht mehr dürften.) Das kann doch datenschutzrechtlich nicht in Ordnung sein?

  10. Cengiz 11. September 2017 / 16:59

    Ich war für 1 Woche Krankgeschrieben AG abgerufen und Krank gemeldet, da wollte der AG wissen was mir fehlt wie oben beschrieben habe ich nichts offenbart. Die nächste Woche war ich immer noch Krank und habe eine Anschluss AU geholt, in der Firma angerufen und AG hat wieder nachgehakt was mir fehlt und wieder nichts mitgeteilt. Als ich wieder Arbeiten war kommt mein Meister zu mir und fragt wieso auf beiden AU verschiedene Diagnosen stehen. War ein Bluff, den ich habe definitiv nur die Bescheinigung für AG eingereicht. Dann habe ich ihm gesagt wenn er mir wieder mit so dummen Behauptungen kommt gehe ich zum Betriebsrat, seither fragt er auch nicht mehr was mir fehlt.

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