Welche Kombinationen von Neuroleptika bieten sich an?

Welche Kombinationen von Neuroleptika bieten sich an?

Im ersten Schritt einer antipsychotischen Therapie ist die Monotherapie mit einem Neuroleptikum anzustreben. Bleibt diese erfolglos oder wird sie nicht vertragen, soll man im nächsten Schritt auf ein anderes Neuroleptikum in Monotherapie wechseln. Bleibt auch dies erfolglos, kann man entweder ein drittes Neuroleptikum in Monotherapie geben, oder eine Kombination von zwei Neuroleptika versuchen.

Die Auswahl des richtigen Neuroleptikums ist eine komplexe Angelegenheit. In die Wahl fließen verschiedene Aspekte ein, darunter Vorbehandlungen des Patienten und die Erfahrungen hiermit, individuelle Faktoren wie die Schwere und Akuität der Symptomatik, das zu erwartende Nebenwirkungsprofil des Medikamentes und auch persönliche Präferenzen des Behandlers.

Welches Neuroleptikum ich zu Beginn einer Behandlung nach welcher Überlegung einsetze, habe ich in meinem Buch Psychopharmakotherapie griffbereit und im Blog hier einmal beschrieben.

Aber nach welcher Überlegung wähle ich aus, welche Neuroleptika man gut miteinander kombinieren kann und bei welchen die Kombination kaum zusätzlichen Nutzen verspricht?

Um ehrlich zu sein: Für die Frage nach sinnvollen Kombinationen zweier Neuroleptika habe ich im wesentlichen ein Modell im Kopf: Ich unterteile für mich die Neuroleptika in zwei Gruppen.

  1. Die D2-affine Gruppe: In diese Gruppe gehören für mich alle Neuroleptika, deren Wirkung primär über eine Blockade des Dopamin-D2-Rezeptors zustande kommt. Dazu gehören alle alten, typischen Neuroleptika, wie Haloperidol und Benperidol. Ich zähle auch die atypischen Neuroleptika Risperidon, Amisulprid und Aripiprazol dazu, die in niedrigen Dosierungen kaum EPMS verursachen, die aber doch zu einem erheblichen Teil ihre Wirkung am D2-Rezeptor entfalten.
  2. Die 5HT / D2-affine Gruppe: In diese gehören für mich alle Neuroleptika, die sowohl den D2-Rezeptor als auch in relevantem Ausmaß den 5HT-2a-Rezeptor blockieren. Diese Neuroleptika gehören alle zur Gruppe der atypischen Neuroleptika, weil sie in üblichen Dosierungen keine EMPS verursachen. Dazu zählen für mich Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Sertindol, Ziprasidon und Asenapin.

Diese Gruppenzuordnung ist weder pharmakologisch ganz sauber, noch wissenschaftlich fundiert, noch Expertenkonsens. Egal. Wenn ich von einem Neuroleptikum wegen mangelnder Wirksamkeit oder zu großen Nebenwirkungen auf ein anderes wechsel, dann wechsel ich in der Regel auch zwischen diesen beiden Gruppen. Und wenn ich zwei Neuroleptika miteinander kombiniere, dann kombiniere ich in aller Regel eines aus der einen und eines aus der anderen Gruppe. Gute und bewährte Kombinationen sind zum Beispiel Amisulprid aus Gruppe 1 und Clozapin aus Gruppe 2. Ich habe da mal dieses hübsche Schaubild gemacht. Was haltet ihr von diesem Vorgehen?

7 Gedanken zu “Welche Kombinationen von Neuroleptika bieten sich an?

  1. Lennart 2. Juni 2017 / 09:11

    Im Schaubild steht „Risperidol“. Konnte sich da jemand nicht zwischen Risperdal und Risperidon entscheiden?

  2. Vincent431 2. Juni 2017 / 14:16

    Hey, interessant mal ein paar Hintergründe zu Medikamenten zu lernen, als Patient kennt man meist nur oberflächliches Wissen und es gibt sehr viele Gerüchte usw. zu jedem Medikament. Ich werde hier öfter mal vorbeischauen.. LG

  3. Erwin Rossmann 27. Januar 2019 / 04:47

    ich habe damals, nach Psychose #2 mit Olanzapin angefangen, das vertrug ich überhaupt nicht, war sch… , bekam als Nebenwirkungen zB Akathisie…dann Ziprasidon versucht, war besser…aber das hat meine Negativsymptome auch nicht gebessert. Die Wahl fiel dann auf täglich 300mg Amisulprid. Super, bis auf massive Gewichtszunahme…aber ok. Aber 100% waren’s noch nicht! Bin dann selbstständig zu meinem Psychiater und habe um Kombinationstherapie gebettelt, brauchte gefühlterweise noch was gegen Erregungszustände, Angst und zum Schlafen, was leichtes das nicht zu abhängig macht. Nehme jetzt in „Eigendosierung“ bei Bedarf aber regelmäßig Levomepromazin…25 bis 50 mg/Tag und fahre echt gut damit. Endlich bin ich ein produktives Mitglied der Gesellschaft…

    • PK 31. Januar 2019 / 14:24

      Lieber Erwin,

      vielen Dank für Deine Antwort. Genau auf die Kombination spekuliere ich auch bei meinem nächsten Arztbesuch. Hoffentlich klappts.

  4. Puka 18. August 2020 / 17:34

    Hallo
    bei Patienten mit Demenz und Agressive Verhalten sehe ich die Therapie schwierig besonders wenn auch Niereninsuffizienz vorliegt. Melperon hilft nicht viel, dann wechselt mann zu risperidon und wenn der auch nicht hilft kann mann mit Haloperidol kombinieren oder Haloperidol allein ?

  5. Cleo 23. April 2021 / 10:43

    Kann man Risperdal und Abilify zusammen nehmen?

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