Darf ich Dich auf einen kurzen Besuch in die Drogenszene einladen…

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Der ordentliche Psychiater geht ja eher mal in ein gepflegtes Kammerkonzert als auf eine fesche Speed-Party, und das ist auch gut so. Von Zeit zu Zeit kann es allerdings recht aufschlussreich sein, sich mal kurz in wenig moderierten Foren herumzutreiben, in denen User über ihre Erfahrungen mit Drogen, namentlich illegalen Drogen sprechen. Ich selbst lerne da einiges, was ich nicht so einfach in der Visite erfragen kann oder was mir auch nicht einfach so erzählt wird.

Ein Forum, in dem recht offen gesprochen wird, ist zum Beispiel dieses Schweizer Forum hier:

http://www.eve-rave.ch/Forum der Seite www.eve-rave.ch

Ein Deutsches Forum ist zum Beispiel

http://forum.suchtmittel.de der Seite www.suchtmittel.de.

Geh mal gucken. Der Besuch dieser Seiten ist gesundheitlich unschädlich. Allerdings kann er den einen oder anderen (zum Beispiel mich) streckenweise etwas desillusionieren. Und ich möchte natürlich niemanden ermutigen, selbst tatsächlich Drogen zu nehmen oder damit zu experimentieren. Die Gefahren werden in solchen Foren natürlich ernsthaft unterschätzt. Aber als Informationsquelle für Profis in der Suchthilfe sind sie interessant.

Kennt jemand eine weitere deutsche Seite, die interessant ist?

25 Gedanken zu “Darf ich Dich auf einen kurzen Besuch in die Drogenszene einladen…

  1. Pharmama 5. Februar 2014 / 08:33

    Oh ja – kenne ich. Da lande ich noch gelegentlich, wenn ich einen Verdacht habe … und ja: das ist desillusionierend. Aber trotzdem spannend.

  2. some one 5. Februar 2014 / 16:43

    international: bluelight.org

  3. Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 18:14

    die anderen Foren kenne ich nicht, aber ich lese und schreibe bei http://www.land-der-traeume.de
    Dieses Forum hat meistens intelligente Beiträge und die Risiken von Drogen aller Art werden dort nicht kleingeredet.

    Die Risiken von legalen, illegalen und verschriebenen Drogen (= psychotropen Substanzen).

    Die letzteren werden als Psychopharmaka bezeichnet und gelten als „Medikamente“.

    Es gibt auch bei illegalen Drogen unbedenklichen unschädlichen Konsum dieser Substanzen. Safer Use muss großgeschrieben werden, bei allen Drogen. Kriminalisierung von Drogen gehört abgeschafft.

  4. Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 18:20

    Die einen Drogen, die man freiwillig konsumieren will, kriegt man per Hausdurchsuchung von der Polizei abgenommen,

    andere Drogen werden nach PsychKG (z.B. § 21 PsychKG Niedersachsen) oder nach § 1906 Abs.(3) BGB aufgezwungen.

    In so einem Land leben wir. Es gibt noch nicht mal das Recht auf Nicht-Konsum von Drogen.

    (Außer man legt sich eine Patientenverfügung zu, die psychiatrische Zwangsbehandlung verbietet, dann ist dieses Recht weitgehend gesichert.)

  5. Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 18:41

    Die Drogenszene hat Psychiatern so einiges vorraus.

    In der Drogenszene ist es z.B. allgemein bekannt, dass der tagelange oder wochenlange Konsum von Benzodiazepinen dazu führen kann, dass derjenige nur noch wirres Zeug total durcheinander redet.
    Mir wurde deswegen eine Psychose fehldiagnostiziert.
    Obwohl ich in der Klinik seit 15 Tagen auf 4 mg Tavor/Tag war. (Morgens, mittags, abends, nachts, jeweils 1 mg.)

    Dem Arzt, der mir das Tavor verschrieben hat, dem habe ich gesagt, dass ich wegen 3 Wochen lang 2 mg Tavor am Tag schon mal massive Gedächtnisprobleme entwickelt hatte. Er hat dann gemeint, das braucht sich nicht wiederholen und falls doch, es ist ja reversibel. OK, ich habe es genommen, und ich habe gedacht, wenn ich jetzt Verwirrung entwickele, dann wird das richtig interpretiert.

    Wurde es aber nicht. Ich wurde auf eine andere Station verlegt, nach 15 Tagen. Dort hat man meinen verwirrten Zustand gesehen (z.B. Themawechsel mitten im Satz, ohne es zu merken, planloses Durch-die-Station-Latschen) und mir Psychose diagnostiziert, aber ohne mir das zu sagen und warum. Wenn sie mir das gesagt hätten und mich auf meinen Zustand angesprochen hätten, hätte ich ihnene gesagt, dass das Folge von Tavor ist, aber so fehlte auf beiden Seiten Information. Der Arzt auf der ersten Station hatte das auch nicht in die Akte geschrieben, meine Info, dass mir mit Benzos sowas passieren kann.

    So begann dann für mich ein unfreiwilliges Rosenhan-Experiment. Völlig verständliche und nachvollziehbare Verhaltensweisen und Äußerungen waren für das Personal plötzlich „psychotisch“.

    Als mir die Ärztin dann irgendwann gesagt hat, ich hätte eine „schizoaffektive Psychose“, und ich gesagt habe, nein, das stimmt nicht,

    da kam dann auch noch von ihr „Sie haben eine Psychose und dass Sie das nicht einsehen, zeigt wie krank Sie sind“

    Zum Glück habe ich eine Woche später einen anderen Arzt bekommen. Der hat in die Akte und den Entlassungsbrief geschrieben, dass keine Psychose vorgelegen hat. Vielleicht sollte ich diesen Brief dieser Ärztin mal unter die Nase halten.

    Eine Krankenschwester hat auch zu mir gesagt „Sie haben keine Psychose, Sie sind nur eine ungewöhnliche Persönlichkeit, das kapiert die Ärztin halt nicht.“
    Es gibt unter Psychiatriepersonal auch Leute, die ihren Verstand benutzen, allerdings sind das meinem Eindruck nach die Minderheit.

    Den Junkies im Park wäre sofort klar gewesen, dass ich wegen Benzos so durcheinander rede und mir nicht lange was merken kann, aber den Psychiatern war es das nicht.
    Bzw. erst, als das Tavor ausgeschlichen war und das Seroquel auch. Da war ich völlig geordnet und klar und leistungsfähig und da hat es der Arzt mir endlich geglaubt, dass Tavor schuld gewesen war.

  6. Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 18:55

    Cannabis und andere illegale Drogen werden von den einen unangemessen dämonisiert und von den anderen unangemessen verharmlost. Beidem sollte man entgegentreten. Leider gibt es sehr selten Zeitungsartikel oder andere Äußerungen, die beides leisten.

    Aber eigentlich sollte man es vom Alkohol kennen, der eine säuft sich kaputt, der andere genießt gerne mal 2 Glas Wein. Und der nächste gibt sich 3mal im Jahr auf einem Festival ordentlich die Kante, aber schadet sich damit letztendlich auch nicht.
    Beim Alkohol ist es allgemein akzeptiert, dass Drogenkonsument und Drogenabhängiger (Alkoholiker) nicht automatisch das Gleiche sind.

    Es gehört endlich eine 0,1-Promille-Grenze für den Straßenverkehr her. Und die Polizisten vom Drogendezernat sollten lieber Verkehrspolizisten werden und Leute aus dem Verkehr ziehen, die im Rausch – egal ob durch Alkohol oder Cannabis oder sonstwas verursacht – Auto fahren. Anstatt den Anbau/Laborsynthese und Besitz und Handel strafrechtlich zu verfolgen.

  7. Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 18:56

    In der Psychiatrie laufen die schlimmsten Dealer rum, nämlich das Psychiatriepersonal. Da neigen viele dazu, die von ihnen verschrieben Drogen – von ihnen Medikamente oder Psychopharmaka genannt – zu verharmlosen. Das betrifft wirklich nicht alle, es gibt da sehr ehrliche und aufrichtige Ärzte, die den Patienten die Chancen und die Risiken von Psychopharmaka ehrlich erklären. Aber die meisten nicht. Da muss man dann in die Unibibliothek gehen und sich aufwändig selber belesen.

    • Jay 10. Februar 2014 / 02:33

      Google mal nach dem „Dunning-Kruger-Effekt“, könnte sein, dass der auf Dich zutrifft, bei Deinem geballten „Wissen“, mit dem Du uns hier beglückst.

      • Anna_Cranach 16. Februar 2014 / 23:32

        wo schreibe ich Murks ? Zeig mir das mal, dann können wir darüber diskutieren.

  8. Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 19:22

    – Psychosen durch Konsum von Kokain, Antidepressiva, Cannabis, LSD, Psilocybe-Pilze
    – Es ist nicht selten, dass Leute, die monatelang oder jahrelang Heroin genommen haben, im Laufe der nächsten Wochen beginnen am Rad zu drehen und eine Psychose entwickeln, nachdem sie Entzug gemacht haben.
    – Eifersuchtswahn ist bei Alkoholikern häufig
    – Verwirrung wegen Cannabis oder wegen häufigem Konsum von Benzodiazepinen
    – Angststörungen (Kokain, Cannabis)
    – Depressionen (alles, insbesondere Cannabis, Alkohol, Antipsychotika)
    – Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Anhedonie (alles, insbesondere Antipsychotika) http://schizophreniaresearch.files.wordpress.com/2011/01/awadneurolepticdysphoria2005.pdf ,
    http://schizophreniabulletin.oxfordjournals.org/content/20/2/327.full.pdf zwölfseitiges paper, Tabelle zum Thema Anhedonie auf S. 332
    – depressive Grundstimmung als Folge chronischen Kokainkonsums
    – depressiver Rebound nach Drogenkonsum („Psychokater“)
    – „tardive dysphoria“ (längerer Antidepressiva-Konsum) http://www.madnessradio.net/files/tardivedysphoriadarticle.pdf
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20728491
    – Post-acute withdrawal syndrome (alles, auch Psychopharmaka) http://en.wikipedia.org/wiki/Post-acute-withdrawal_syndrome

    • Anna_Cranach 5. Februar 2014 / 21:41

      uups, bei dem Kommentar habe ich die Überschrift vergessen

      Die Überschrift ist

      „Eine kurze Übersicht über die mögliche Auslösung oder Verstärkung psychischer Probleme durch Drogen“

  9. Oliver S. 6. Februar 2014 / 20:51

    Stimmt es, dass die Zwangserkrankung schwieriger behandelbar ist je weiter sie unbehandelt fortschreitet? Ich habe mal was von einer Deadline von ca 5 Jahren gelesen nach der keine Interventionen außer Medikation mehr hefen.

  10. Jürgen Bromant 7. Februar 2014 / 03:00

    A propos Drogen: Das Thema ‚psycholytische Therapie‘ nach Grof, Leary und (in Deutschland) Leuner, kommt auch alle paar Jahre mal wieder hoch. Scheinbar gibt es in Deutschland und der Schweiz vereinzelt Bestrebungen Drogen zur Therapie einzusetzen. In den letzten, fast fünfzig Jahren, ist dabei ja nicht viel herausgekommen, trotzdem ist es nicht tot zu kriegen.

    • Anna_Cranach 8. Februar 2014 / 00:18

      Gegenfrage: Ist bei anderen Psychotherapieformen viel rausgekommen ?

      • Jay 10. Februar 2014 / 02:21

        Es gibt durchaus Patienten, die sich nach einer konventionellen Psychotherapie besser fühlen und deren Wirksamkeit auch statistisch gesehen, nicht von der Hand zu weisen ist – von daher kann man diese Frage mit ‚ja‘ beantworten.
        Bei der psycholytischen Therapie, unter zu Hilfenahme von bewusstseinsverändernden Drogen, besteht die Gefahr, dass man hierbei dem Patienten dermaßen unsanft die zunächst schützende Decke der Verdrängung wegreißt, dass es zu Schockzuständen bzw. zum erneuten Durchleben diverser traumatischer Erlebnisse kommen kann, die mit erheblichen Folgeschäden für den Patienten verbunden sind.
        Es ist quasi eine Tiefenanalyse mit der Brechstange. Anstatt die vorhandenen Konflikte durchzuarbeiten und behutsam ins Bewusstsein zu integrieren, wird der Patient u.U. ins kalte Wasser geworfen. Die Qualifikation des Therapeuten, eine solche Situation zu vermeiden, bzw. damit umgehen zu können, ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor.

      • Anna_Cranach 17. Februar 2014 / 05:24

        Falls dieses Mißverständnis entstanden sein sollte, ich wollte mit meinem Beitrag nicht die psycholytische Psychotherapie loben, sondern Zweifel an anderen Psychotherapieformen anmelden.

        Übrigens haben auch andere Psychotherapieformen ihre Risiken. Dass Therapeuten an Stellen übermäßig behutsam sind, wo es unnötig ist

        und an anderer Stelle ungewollt der Elefant im Porzellan-Laden sind, sowas passiert.

        Zur Wirksamkeit von Psychotherapie ist hier ein guter Artikel von Hans-Ulrich Gresch:
        http://pflasterritzenflora.ppsk.de/ist-psychotherapie-die-bessere-form-der-psychiatrie/

  11. wicitucr 12. Februar 2014 / 09:33

    Ich bin süchtig nach dem Forum, soll ich jetzt GBL und Pilze reduzieren oder eher mehr alk dazu?

    • Anna_Cranach 17. Februar 2014 / 20:18

      Prost! 😉
      Den Dübel und das Citalopram nicht vergessen

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