4 Gedanken zu “Neues Video: Alles, was Du über Venlafaxin wissen möchtest”
Seelenklempner22. September 2022 / 15:56
Hallo Jan.
Vielen Dank für das neue Video. Was mir dabei aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Du davon sprichst, dass Du in Deinem „Behandlungs-Eskalationsschema“ zunächst SSRI einsetzt und zwar Citalopram oder Escitalopram und ggfs. dann bei fehlender Response einen SNRI einsetzt.
Dazu habe ich 2 Anmerkungen oder auch Fragen:
1. Was ist der Hintergrund davon Citalopram zu geben, wenn es Escitalopram „genauso wirksam und im Zweifel nebenwirkungsärmer“ ist. So hast Du es ja auch völlig richtig in Deinem Post vom 18.02.2022 zum gleichen Thema geschrieben.
Ich verordne Escitalopram seit 2011 gar nicht mehr und habe den angehenden Fachärzten, die ich ausgebildet habe seitdem vermittelt ebenfalls kein Escitalopram zu verordnen. Der Hintergrund ist der, dass man Citalopram und Escitalopram ja nur noch mit Arzneimitteln kombinieren darf, die keine Verlängerung der QTc-Zeit verursachen können. Dazu zitiere ich aus dem Lundbecks Rote-Hand-Brief vom 05.12.2011: „Die gleichzeitige Anwendung von Escitalopram mit anderen Arzneimitteln, die bekannterweise das QT-Intervall verlängern, ist kontraindiziert.“ Das gleiche gilt für Citalopram (RHB vom 31.10.2011). Die Wahrscheinlichkeit, dass QTc-verlängernde Arzneistoffe bei einem Patienten eingesetzt werden ist jedoch nicht nur im Bereich der Psychiatrie allerdings sehr hoch. Das bedeutet, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass genau so eine Komedikation erfolgen wird und man sich damit in einem Haftungsdilemma befindet, dem man nicht (!) durch regelmäßige QTc-Kontrollen abhelfen kann. Ich für meinen Teil nutze als SSRI daher initial Sertralin.
Wie siehst Du die bestehende Problematik?
Viele Grüße,
mh (Fachkollege)
02468023. September 2022 / 03:02
Cytochrom P450 CYP2D6? CYP3A4? Bei Polypharmazie (mit Aripiprazol oder Cariprazin)? Dadurch ansteigende Plasmaspiegel und unerwartete (Neben-) Wirkungen bei den Antipsychotika? Bei dem Enantiomer „Escitalopram“ ggü. dem Racemat „Citalopram“ stärker ausgeprägt?
Was bedeuten eigentlich die „Empfehlungsgrade“ in den Leitlinien konkret? In der neuesten/aktuellen LL zu Schizophrenie und wahnhaften Störungen wird die Gabe / der Versuch von Antidepressiva (bei entsprechender Indikation) zusätzlich zu Antipsychotika/“Neuroleptika“ genannt.
Danke.
Iuz7. Januar 2023 / 17:49
Wie behandelst du denn dann die Angststörungen? Sertralin ist ja ziemlich aufputschend und ich war damit ziemlich überdreht und es hat eine verstärkende wirkung für Psychose, die ich auch sehr stark gespürt habe. Also ich halte Sertralin für nicht ungefährlich und ich denke, der Pilot, der damals den Selbstmord mit der Germanwings Maschine gemacht hat geht aufs Konto von Sertralin.
Das kann schon sehr aggressiv und überdreht machen.
Wird das QT Risiko bei escitalopram nicht ziemlich übertrieben? Bei Citalopram ist es ja deutlich stärker ausgeprägt.
Generell finde ich die Wirksamkeit bei Ängsten von SSRI nur mäßig.
Hast du Erfahrungen zu Buspiron oder Trazodon als Augmentation zu SSRI? Oder wie gehst du bei Angststörungen vor?
Escitalopram ist meiner Erfahrung nach jedenfalls deutlich verträglicher und weniger pushend als Sertralin.
Klaus15. Januar 2023 / 08:52
Venlafaxin macht häufig derart üble Absetz- bzw. Entzugserscheinungen, dass ich es selbst gar nicht mehr ansetze. Die Wirkung überzeugt mich auch nicht wirklich.
Patienten berichten vergleichsweise häufig über sexuelle Nebenwirkungen, es wird auch über eine nach dem Absetzen persistierende emotionale Taubheit berichtet.
Lieber nehme ich Bupropion mit niedrig dosiertem Sertralin. Das ist hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit besser.
Hallo Jan.
Vielen Dank für das neue Video. Was mir dabei aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Du davon sprichst, dass Du in Deinem „Behandlungs-Eskalationsschema“ zunächst SSRI einsetzt und zwar Citalopram oder Escitalopram und ggfs. dann bei fehlender Response einen SNRI einsetzt.
Dazu habe ich 2 Anmerkungen oder auch Fragen:
1. Was ist der Hintergrund davon Citalopram zu geben, wenn es Escitalopram „genauso wirksam und im Zweifel nebenwirkungsärmer“ ist. So hast Du es ja auch völlig richtig in Deinem Post vom 18.02.2022 zum gleichen Thema geschrieben.
Ich verordne Escitalopram seit 2011 gar nicht mehr und habe den angehenden Fachärzten, die ich ausgebildet habe seitdem vermittelt ebenfalls kein Escitalopram zu verordnen. Der Hintergrund ist der, dass man Citalopram und Escitalopram ja nur noch mit Arzneimitteln kombinieren darf, die keine Verlängerung der QTc-Zeit verursachen können. Dazu zitiere ich aus dem Lundbecks Rote-Hand-Brief vom 05.12.2011: „Die gleichzeitige Anwendung von Escitalopram mit anderen Arzneimitteln, die bekannterweise das QT-Intervall verlängern, ist kontraindiziert.“ Das gleiche gilt für Citalopram (RHB vom 31.10.2011). Die Wahrscheinlichkeit, dass QTc-verlängernde Arzneistoffe bei einem Patienten eingesetzt werden ist jedoch nicht nur im Bereich der Psychiatrie allerdings sehr hoch. Das bedeutet, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass genau so eine Komedikation erfolgen wird und man sich damit in einem Haftungsdilemma befindet, dem man nicht (!) durch regelmäßige QTc-Kontrollen abhelfen kann. Ich für meinen Teil nutze als SSRI daher initial Sertralin.
Wie siehst Du die bestehende Problematik?
Viele Grüße,
mh (Fachkollege)
Cytochrom P450 CYP2D6? CYP3A4? Bei Polypharmazie (mit Aripiprazol oder Cariprazin)? Dadurch ansteigende Plasmaspiegel und unerwartete (Neben-) Wirkungen bei den Antipsychotika? Bei dem Enantiomer „Escitalopram“ ggü. dem Racemat „Citalopram“ stärker ausgeprägt?
Was bedeuten eigentlich die „Empfehlungsgrade“ in den Leitlinien konkret? In der neuesten/aktuellen LL zu Schizophrenie und wahnhaften Störungen wird die Gabe / der Versuch von Antidepressiva (bei entsprechender Indikation) zusätzlich zu Antipsychotika/“Neuroleptika“ genannt.
Danke.
Wie behandelst du denn dann die Angststörungen? Sertralin ist ja ziemlich aufputschend und ich war damit ziemlich überdreht und es hat eine verstärkende wirkung für Psychose, die ich auch sehr stark gespürt habe. Also ich halte Sertralin für nicht ungefährlich und ich denke, der Pilot, der damals den Selbstmord mit der Germanwings Maschine gemacht hat geht aufs Konto von Sertralin.
Das kann schon sehr aggressiv und überdreht machen.
Wird das QT Risiko bei escitalopram nicht ziemlich übertrieben? Bei Citalopram ist es ja deutlich stärker ausgeprägt.
Generell finde ich die Wirksamkeit bei Ängsten von SSRI nur mäßig.
Hast du Erfahrungen zu Buspiron oder Trazodon als Augmentation zu SSRI? Oder wie gehst du bei Angststörungen vor?
Escitalopram ist meiner Erfahrung nach jedenfalls deutlich verträglicher und weniger pushend als Sertralin.
Venlafaxin macht häufig derart üble Absetz- bzw. Entzugserscheinungen, dass ich es selbst gar nicht mehr ansetze. Die Wirkung überzeugt mich auch nicht wirklich.
Patienten berichten vergleichsweise häufig über sexuelle Nebenwirkungen, es wird auch über eine nach dem Absetzen persistierende emotionale Taubheit berichtet.
Lieber nehme ich Bupropion mit niedrig dosiertem Sertralin. Das ist hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit besser.