Essentialismus: Meine Top 10 Psychopharmaka

Einfach = Gut.

Stimmt praktisch immer. Wenn Dinge einfach und verständlich sind, dann kann man mit ihnen auch was anfangen. Fast hätte ich mir neulich ein Kochbuch gekauft, in dem lauter Rezepte sind, die man mit 6 Zutaten kochen kann. Ich meine auch, dass man möglichst wenige Gegenstände besitzen soll, und empfehle daher mein Lieblingsspiel: Das Halber-Besitz-Spiel. Ich glaube auch an die Kraft einfacher Regeln: Einfache Regeln für komplexe Situationen. Selbstverständlich bin ich auch leicht dafür entflammbar, daraus gleich eine ganze Weltanschauung zu machen: Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less.

Der Grund ist, dass man mit weniger Dingen im Kopf leichter, freier und am Schluss sicherer ans Ziel kommt, als wenn man über zu viele Gegenstände, Regeln, Verpflichtungen und anderen Ballast nachdenken muss. Der Mensch ist halt so. Mehr ist weniger.

Ich habe mich in diesem Zusammenhang gefragt, wie es aussähe, wenn ich in der Psychopharmakotherapie mit möglichst wenig Medikamenten auskommen müsste. Muss ich nicht, ist und bleibt für immer ein reines Gedankenexperiment, aber das stört ja niemanden. Als erstes habe ich überlegt, mit welchen Medikamenten ich denn gedanklich an den Start gehen würde. Die WHO hat ihre Liste der unverzichtbaren Medikamente, bei denen noch die Veteranen Chlorpromazin, Haloperidol und Diazepam vorkommen.

Nun habe ich überlegt, was man heute in Deutschland mindestens brauchen könnte.

Von jeder Wirkstoffgruppe eines: Meine Top Six

  1. Escitalopram
  2. Risperidon
  3. Lorazepam
  4. Promethazin
  5. Lithium
  6. Polamidon

Damit hätte ich aus jeder relevanten Medikamentengruppe einen wirksamen Vertreter. Als Antidepressivum das gut verträgliche und sicher wirksame Escitalopram; als Antipsychotikum das bewährte Risperidon; unter den Benzos habe ich mir aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit Lorazepam ausgesucht; ein niederpotentes Neuroleptikum wie Promethazin kann man immer gebrauchen; und um ein Phasenprophylaktikum im Köcher zu haben, habe ich mich für Lithium entschieden. Für die Opiatentzugsbehandlung ist ein Opioid unentbehrlich, ich habe Polamidon ausgewählt.

Wie gut käme ich mit diesen sechs Medikamenten aus?

Ich denke, dass ich mit diesen sechs Substanzen bei praktisch allen psychiatrischen Erkrankungen einen ersten Therapieversuch starten könnte. Sechs Substanzen ist wenig? Über Dermatologen sagt man immer, sie könnten mit zwei Substanzen auskommen: Fettcreme mit Kortison und Fettcreme ohne Kortison. Dabei stimmt das nicht, manchmal brauchen Dermatologen auch Zink-Paste…

Wenn die eingesetzte Substanz nicht wirkt, oder Nebenwirkungen verursacht, stände ich aber ratlos da. Dann bräuchte ich zumindest bei einigen Substanzen eine Alternative.

Meine Top 10 Psychopharmaka

  1. Escitalopram
  2. Duloxetin
  3. Risperidon
  4. Olanzapin
  5. Aripirazol
  6. Lorazepam
  7. Promethazin
  8. Lithium
  9. Carbamazepin
  10. Polamidon

Wie gut käme ich mit diesen 10 Medikamenten aus?

Um ehrlich zu sein: Ziemlich gut. Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen lassen sich mit Escitalopram oder Duloxetin in sehr vielen Fällen befriedigend behandeln. Reserveantidepressiva wie Agomelatin oder Moclobemid sind doch meist verzichtbar.

Auch psychotische Symptome lassen sich mit der Auswahl Risperidon, Olanzapin und Aripiprazol oft genug befriedigend behandeln. Gut, Clozapin, Amisulprid und Ziprasidon hätte ich schon auch noch gerne im Koffer, aber die Fälle, in denen die erstgenannten drei Neuroleptika nicht funktionieren, und man auf ein viertes umsteigen muss, sind recht selten. Clozapin wirkt am ehesten unverzichtbar, ist aber, um ehrlich zu sein, dem Rezeptorbindungsprofil nach dem Olanzapin recht ähnlich.

Die Bipolare Erkrankung läßt sich mit Lithium oder Carbamazepin zumeist wirksam behandeln, Valproat ist bei Frauen im gebärfähigen Alter ohnehin nur noch eine Reservemedikament.

Als Sedativa und auch als Schlafmittel sind Promethazin und Lorazepam geeignet, mehr Auswahl bringt hier kaum zusätzlichen Nutzen.

Natürlich müsste man in vielen Fällen auch zwei dieser Substanzen kombinieren. Bei einer agitierten Depression würde ich dann beispielsweise Escitalopram mit Promethazin kombinieren, so brauche ich kein Mirtazapin. In der akuten Manie kann ich ein Phasenprophylaktikum, ein Antipsychotikum und ein Sedativum kombinieren; unter meinen TOP 10 fände ich in den meisten Fällen schon etwas geeignetes.

Deine Wahl?

Klar ist mehr besser, aber wenn man sich beschränken müsste? Wenn Du Dich für eine möglichst kleine Liste an essentiellen Psychopharmaka entscheiden müsstest, welche würdest Du dann auswählen? Vorschläge und Diskussionen bitte gerne in die Kommentare!

61 Gedanken zu “Essentialismus: Meine Top 10 Psychopharmaka

  1. Rapunzel 17. September 2016 / 12:14

    Lithium? Meine Nachbarin, 55 Jahre alt und manisch- depressiv, ist letztes Jahr an einer Lithiumvergiftung fast kaputt gegangen. Nach zig Wochen Klinikaufenthalt mit Intensivstation musste sie erst wieder lernen, zu sprechen und zu gehen. Jetzt darf sie einen Rollator und einen Rollstuhl ihr eigen nennen und ist inkontinent.

  2. Anne Möhring 17. September 2016 / 23:41

    Wie wäre es, wenn Sie mal die Top Ten Ihren psychotherapeutischen Interventionen benennen würden, ebenfalls für alle relevanten Krankheitsbilder? Ihr Blog heißt ja nicht Psychopharmacology to go…

    • Ovid 19. September 2016 / 18:59

      Ja, fände ich auch interessant.

    • Johannes Georg Bischoff 24. September 2016 / 17:56

      Wenn man nur einen Hammer hat ist jedes Problem ein Nagel.

  3. Iuzi 18. September 2016 / 11:54

    Eine tolle Übersicht, vielen Dank!

    Zum Thema Psychotherapie, was hier gerade erwähnt wird.

    Es gibt Studien, dass die Effekte von Psychotherapie gar nicht so sonderlich groß sind und Medikamente teilweise mehr Effekt zeigen. Letztlich sehe ich bei schweren psychischen Erkrankungen Medikamente häufig als notwendig an. Therapie zusätzlich. Bei Neuroleptika gilt möglichst wenig und möglichst kurz

    • Ovid 19. September 2016 / 18:59

      Da kennen wir nicht die gleichen Studien. Bei AD ziehen Placebos gleich und leichter Ausdauersport zeigt sich überlegen. Bei NL weiß überhaupt kein Mensch, ob sie irgendwie wirken, eine These ist, dass durch eine chemische vorrüberhehende Hirnschädigung floride Positivsymptome unterdrückt werden ( und daher dann auch Negativsymptome kommen) Es kann notwendig sein, mit Hilfe von Medikamenten einen Patienten erst psychotherapiefähig machen zu müssen, aber DANN ist die Psychotherapie wichtiger.

      • Iuz 19. September 2016 / 20:19

        Also Klinik und Therapie halfen meiner Angst und zwangsstörung wenig. Wirklich besser wurde es mit Escitalopram. Dafür bin ich jetzt antriebslos 🙂

        In den Studien steht, dass AD bei LEICHTEN Depressionen nicht überlegen sind. Gibt auch negative Studien zu Therapie. Also eine Wirkung haben die AD alle. Nur nicht immer die Gewünschte.

        Eine zu starke dopamin hemmung führt durchaus zu Gehirn Verlust. Ansonsten reduziert die dopamin hemmung schon die positiven Symptome. Allerdings mit vielen Nachteilen bzw. Nebenwirkungen. Wirken tun die Mittel alle, nur müsste die Dosierung jede Sekunde des Tages per Sensor gesteuert werden. Ansonsten ist jedes Medikament nie zu 100% optimal dosiert, daher zu wenig Wirkung oder Nebenwirkungen. Der Körper ist halt ein dynamisches Regalsystem und der Pille fehlt noch die Regelungstechnik, aber daran wird ja fleißig geforscht.

  4. Simsalabim 18. September 2016 / 18:06

    Als In der Psychiatrie tätiger (aber noch nicht lange… 🙂 )
    Olanzapin ist ja auch zur Behandlung von Manien zugelassen (und wir in meiner Klinik dafür benutzt), bei Risperidon müsste ich erstmal nachsehen, glaube ist aber zumindest auch zugelassen. Sie scheinen aber von AAP zur Behandlung der Manie nicht viel zu halten, warum eigentlich nicht? (Zumindest glaube ich nicht allzu viel zu dem Thema in Ihrem Buch gelesen zu haben, kann gerade nicht nachsehen).
    Mit Aripiprazol habe ich bisher keine so guten Erfahrungen gemacht, insb. in der Akutbehandlung. Mir schien die Wirkung nicht Ausreichend. Da hätte ich eher Clozapin genommen, natürlich als Reservemittel. Die (leichte) Überlegenheit der Wirkung wird ja auch von Studien gestützt.
    Bei den Sedativa ist es doch (so glaube ich) fast egal was man da nimmt? (also bsp. alternativ Pipamperon)

    • Ovid 19. September 2016 / 19:03

      Die Hersteller von Risperidon versuchen gerade, diese Zulassung zu bekommen.( Haben sich nicht so sehr darum gekümmert, weil sie der Markt für autistische Kinder und solche mit Verhaltensstörungen mehr interessiert, ist auch deutlich mehr zu verdienen als an den Bipolaren) Was aber wirklich zugelassen ist , ist Quetiapin.

    • soma84 6. Oktober 2016 / 23:03

      Na großartig. Herzlichen Glückwunsch, Sie werden es in dieser Branche weit bringen.

    • Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 03:49

      Ich weiß nicht, ob Risperidon für Manien eine Zulassung hat.

      Mein Bruder wurde aber in einer Klinik in Hessen wegen schwerer Manie behandelt, unter anderem mit Risperidon. (außerdem noch Quetiapin, Valproat und Diazepam zum Risperidon dazu.)

      Zum späteren Zeitpunkt hat er dann 2000 mg Valproat und abends Dominal und Promethazin genommen und Akineton gegen Zittern und einen Betablocker. Ich glaube, der Betablocker war, weil er einen hohen Blutdruck hatte, das hat die Krankenschwester gesagt. Aber werden Betablocker nicht auch gegen Akathisie eingesetzt?)

      Mittlerweile ist das 10 Monate her und er nimmt 900 mg Valproat und sonst nichts.

      Bluthochdruckpatient ist er nicht (wäre mit Anfang 30 auch ein bißchen früh), der hohe Blutdruck war wohl irgendwie eine Nebenwirkung oder woher auch immer der kam.

      Zeitweise war er so voll und geschwächt von Medikamenten, dass er beim Ausgang an beiden Händen gehalten werden musste und auf jeder Parkbank Pause und dann zur nächsten Parkbank. Zweimal ist er auf dem 1 km Spaziergang mit den Beinen eingeknickt und unsere Tante und ich haben ihm aufgeholfen. Treppen steigen konnte er auch nicht mehr.

      Von unserer Mutter angesprochen haben die Ärzte gesagt, der kriegt doch nur 6 mg Risperidon, das sei eine mittlere Dosis. Unsere Mutter hat dann noch nach dem Spiegel im Blut gefragt und der war weit höher als es 6 mg Risperidon vermuten lassen. (je nach individueller Verstoffwechslung stellt sich ja bei der gleichen Dosis und Körpergewicht trotzdem ein unterschiedlicher Spiegel ein.)
      Ab dem nächsten Tag hat er dann 4 mg Risperidon verschrieben bekommen.

  5. Ovid 19. September 2016 / 18:55

    Meine eigene Liste:( zu den AD schreibe ich nix, weil ich mich nicht auskenne)
    1) Lorazepam
    2) Ruhe und Reizabschirmung 😉
    DANACH: Ausdauersport und Krafttraining

    Olanzapin macht fett, Risperidon zumindest bei mir Panikattacken und Aprprazol Akathisie. Also könnte ich alle drei nicht nehmen .

    Und eine Frage: Was ist eigentlich mit Haloperidol? Für katatone Zustände und Delire doch eigentlich unersetzlich, oder?

    • Susanne_Meyer 4. November 2016 / 23:12

      Wichtige Frage, wo ich mich beraten lassen will.

      Meiner Information nach – aber ich müsste mich zu dem Thema noch mal genauer belesen – ist Haloperidol bei Delirien entbehrlich und bei Verwirrtheitszuständen ohne Halluzinationen überhaupt nicht symptombekämpfend.

      Also meine derzeitigen Informationen sind so:

      Bei Alkoholentzug bzw. beim Alkoholentzugsdelirium sind die Benzodiazepine sehr wichtig, um Krampfanfälle und Kreislaufkollaps zu verhindern. Haloperidol ist eher krampffördernd und wird REIN aus psychischen Gründen bei Alkoholentzug verschrieben, wäre also entbehrlich.

      Was Katatonie betrifft, ich glaube, da ist hochdosiertes Tavor das Mittel der ersten Wahl, oder das krampflösende Dantrolen. Erst wenn das nicht hilft, kommen Neuroleptika als Mittel der 2. Wahl.

      Zu genau diesen Themen habe ich vor, mich nächstens beraten zu lassen. Bei meiner Patientenverfügung liegt nämlich eine Liste bei, mit gewünschten Medikamenten. Da steht zum Thema Delirium und zum Thema gefährliche Katatonie noch nichts drin, weil ich mich da noch beraten lassen will.

  6. mesugarcube 20. September 2016 / 08:47

    Risperidon macht mir zu häufig EPS, v.a. Akathisie. Olanzapin nehme ich überhaupt nur, wenn der Pat. damit schon gute Erfahrungen hat. Die Gewichtszunahme ist hier einfach am allerstärksten. Lieber Quetiapin, Amisulprid oder Ziprasidon als initiales AAP. Clozapin bei Therapieresistenz.
    Carbamazepin wegen der Interaktionsgefahr und Nebenwirkungsprofil fast nie (wobei Valproinsäure natürlich mit dem Schwangerschaftsrisiko neu bewertet werden muss, habe ich früher oft verwendet). Dann vielleicht lieber Lamotrigin. Oder, wie der Kollege, eben ein Atypikum.
    Ja, Haloperidol hat auch seinen Wert, jedenfalls in der Akutbehandlung.
    Ein sedierendes AD, a. e. dann wohl Mirtazapin, wäre ja eigentlich auch nicht schlecht in der Liste – man will ja nicht unnötig eine Kombinationstherapie machen, nur damit man weniger in seiner Liste hat. Ich würde Sertralin und Mirtazapin reinnehmen, aber eigentlich braucht man dann noch ein SNRI in Reserve …

  7. Alan 28. September 2016 / 13:09

    Escitalopram ganz klar hilft gegen Ängste,Sozialenbien,Depressionen selbst gegen Psychosen hilft es sehr gut!

    • Iuzi 28. September 2016 / 13:45

      Ja, Escitalopram ist schon ziemlich gut. Leider kann es Zwangsstörung, Ängste und Depressionen selbst in hohen Dosierungen von 50 mg nur begrenzt verbessern mit viel Lethargie und Antriebslosigkeit als Folge. Dennoch ist es insgesamt eines der verträglichsten Arzneimittel.

      Würde mir zwar deutlich mehr Wirkung wünschen, aber dem ist leider nicht so.

  8. angstplusdepression 29. September 2016 / 16:27

    Meine Liste sieht wie folgt aus:

    Escitalopram
    Opipramol
    Lorazepam
    Amitryptilin
    Venlafaxin

    Kurze Begründung: Escitalopram hat mich nach etlichen Versuchen mit anderen Medikamenten nach einem Jahr recht zügig und langanhaltend aus der Depression geholt. Insgesamt nahm ich es knapp 10 Jahre.

    Leider musste ich auf Venlafaxin wechseln. Die Wirkung ist recht gut, die Nebenwirkungen allerdings deutlich spürbar (veränderter Schlaf = länger brauchen um einzuschlafen, unruhigerer Schlaf).

    Lorazepam wirkt klasse in Extremsituationen als Notfallmedikament.

    Als Sedativum auf längere Zeit bevorzuge ich Opipramol und Amitriptylin. Zugegeben: Opipramol wirkt nicht so stark (auch bei 300 mg nicht), hilft mir aber dennoch, einigermaßen zuverlässig durch zu schlafen. Amitryptilin hat bei mir zum schlafen super funktioniert, ich habe dadurch aber zum einen zugenommen und zum anderen war der trockene Mund auf Dauer nervig.

  9. soma84 5. Oktober 2016 / 23:54

    Ich habe mich aufgrund der eigenen Erkrankung viel mit Thema befasst und sehe psychiatrische Behandlungen, aber auch unser Gesundheitssystem generell inzwischen ehrlich gesagt sehr kritisch.

    Hier mal ein paar Beispiele, sozusagen das kleine 1×1 des heutigen Gesundheitssystems (die vielleicht für alle interessant sind, die noch ambulant oder stationär in Behandlung sind und die auch nicht nur für psychische Erkrankungen gelten):

    1) Wie Diagnosen und Behandlungen zustande kommen

    Chefärzte und Stationsteams einer Klinik müssen eine festgelegte Anzahl bestimmter Diagnosen stellen und Behandlungen durchführen. Egal ob sinnlos oder schädlich.

    http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/quarks-und-co/video-wie-die-fallpauschale-aus-heilern-unternehmer-macht-100.html

    http://www.cicero.de/kapital/zehn-jahre-krankenhaus-reform-drg-fallpauschalen-dr-oeconomicus-am-op-tisch/53983

    http://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/krankenhaeuser-kliniken-operationen-simulator-gkv100.html

    2) Weshalb Medikamente verordnet werden

    Bei Anwendungsbeobachtungen (AWB) erhalten Kliniken (oder auch der ambulante Arzt) Geld dafür, dass sie ein bestimmtes Medikament an eine festgelegte Anzahl von Patienten in einer möglichst hohen Dosis über einen langen Zeitraum verschreiben. Auch andere Formen von Umsatzprovisionen sind möglich. Mit Glück bekommt man das richtige, mit Pech das falsche, viel zu lange, in viel zu hoher Dosis. Höchstwahrscheinlich braucht man gar keins.

    http://www.ndr.de/nachrichten/Unikliniken-kassieren-fuer-umstrittene-Studien,anwendungsbeobachtungen104.html

    https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/artikel/2016/03/09/die-schein-forscher/

    Datenbank mit aktuellen AWB: https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/datenbank/

    http://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/gesundheit/medikamente_auf_empfehlung.html

    3) Wie meine Versicherung sich einmischt, wann, wie und ob ich gesund werde

    Zwischen Krankenkassen und Pharmaunternehmen bestehen ähnliche Verträge. Wie genau Umsatzprovisionen oder Gewinnbeteiligungen geregelt sind, muss nicht veröffentlicht werden. Der behandelnde Arzt erhält einen Bonus wenn er sich daran hält.

    https://www.abda.de/themen/recht/verbraucherrecht/rabattvertraege/

    http://gutepillen-schlechtepillen.de/arzneimittelpolitik-rabattvertraege-zwischen-pharmaherstellern-und-krankenkassen/

    http://www.iww.de/amk/archiv/arzneimittelrecht-amnog-impulse-fuer-direktvertraege-zwischen-krankenkassen-und-pharmaunternehmen-f6210

    4) Welchen Risiken ich ausgesetzt bin

    Wenn der Hersteller ordentlich zahlt, werden auch Medikamente verschrieben von denen man weiß, dass sie mehr schaden als nutzen. Da fast alle Medikamentenstudien von den Herstellern finanziert werden, werden negative Wirkweisen möglichst lange verschwiegen.

    http://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/201504/157h/index.php

    http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/neuroleptika-wenn-psychopillen-das-gehirn-schrumpfen-lassen-13379742.html

    Anstatt auf die gesellschaftlichen Ursachen für Depressionenaufmerksam zu machen – das übermäßige Perfektionisstreben, den zunehmenden Druck in der Arbeitswelt, die Anonymität und Schnelllebigkeit – hat sich die Medizin einfach dem Kapitalismus unterworfen. Von psychiatrischen Diagnosen, Medikamenten, Forschungsprojekten, Krankenhausaufenthalten, Therapien profitieren Klinik- und Kassenkonzerne, Pharmahersteller, Ärzte, Therapeuten, Pfleger etc. Am wenigsten allerdings die Patienten selbst, die in einer ziemlichen kranken Welt als Freaks abgestempelt und mit Pillen ruhiggestellt oder sogar zerstört werden.

    Ich denke, dass wir in einer Welt leben, die einfach nicht so schön und perfekt ist, wie es von Politik, Medien und Eliten gerne dargestellt wird. Und dass es normal wäre, da traurig zu sein, nicht mehr zu können, kritisch zu sein und auch mal unperfekt sein zu wollen. Wetten, dass wenn sich die Leistungsgesellschaft ändern würde, alle Psychiatrien schließen könnten? Das wissen auch Psychiatern und Therapeuten. Nur wären sie dann arbeitslos.

    Natürlich kann es einem mit SSRI oder anderen ADs relativ schnell besser gehen – das ist aber auch kein Wunder, da sie pharmakologisch sozusagen „saubere Drogen“ sind, also nicht abhängig machen, aber ähnlich wirken. Ehrlich wäre es aber, wenn man dann nicht mehr von Antidepressiva spricht, die die Krankheit Depression bekämpfen sollen, sondern von dem was sie tatsächlich sind – leistungssteigernde und stimmungsausgleichende Substanzen, die uns in einer extrem komplexen – für den Menschen vielleicht zu schnellebigen – Welt weiter funktionieren lassen. Wir wissen nicht, was eine langfristige Einnahme bewirkt.

    Was aber erwiesen ist (und da steht auch kein Hersteller dahinter ;-)), dass der „Depressive“ die Welt in Wahrheit realistischer sieht als der „Gesunde“. Ich denke, es lohnt sich für jeden mal darüber nachzudenken. Alles ist eine Frage der Betrachtung. Liebe Grüße 🙂

    • Iuz 6. Oktober 2016 / 14:17

      Rabattverträge für Arzneimittel dienen aber dem Patienten, indem sie den Krankenkassen Kosten sparen, die bei den gesetzlichen Krankenkassen, die nicht auf Gewinnerzielung aus sind, in den Beiträgen der Patienten zu Ersparnis führen. Ansonsten würden die Beiträge für die Patienten nur weiter steigen.

      Auch ansonsten finde ich deinen Beitrag sehr negativ dargestellt, auch wenn er gewisse Wahrheiten enthält. Natürlich ist es richtig, dass das heutige Gesundheitswesen durchaus vom Geld bestimmt wird, allerdings ist mir die Darstellung zu einseitig. Ich selber habe diverse Erfahrungen mit Medikamenten und Ärzten. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Behandlung Ärzten . Dabei habe ich die Erfahrung gemacht , dass die Behandlung nunmal von Menschen abhängt , also vom Arzt . Da gibt es viele gute und einige nicht so gute.

      Allgemein kann ich sagen, dass mir Medikamente nicht gerade nach geworfen wurden, man stets eine Diagnose wollte und ich oft um die Verschreibung betteln musste. Also unkritisch wurde nix verschrieben. Genauso sind Nebenwirkungen im Internet nachzulesen, Hersteller müssen sich rechtlich durch deren Erwähnung absichern.

      Selbst bei dem neuroleptika würde ich sagen, das ist sicherlich eine Frage der Krankheit und der Dosierung ist. Natürlich werden Patienten, die sehr unruhig, sehr anstrengend und möglicherweise aggressiv sind vermutlich aus einer gewissen Bequemlichkeit beziehungsweise Personalmangel vermutlich ein bisschen überfordert. Dies ist wahrscheinlich ist bei jedem Arzt anders, wie er damit umgeht. Mir wurde bei neuroleptika immer zur Vorsicht geraten und nie leichtfertig verschrieben.in niedriger Dosierung sind die neuroleptika möglicherweise sogar halbwegs verträglich.

      Als Asperger Autist kann ich jedenfalls sagen, das Medikamente ein Segen sein können.

      Letztlich muss ich dir allerdings trotzdem in einigen Punkten recht geben, fast alle Punkte, die du schreibst, sind natürlich nicht völlig von der Hand zu weisen, allerdings benötigen Sie eine etwas differenziertere Betrachtungsweise. Ganz so einfach ist es dann doch nicht

    • Iuz 6. Oktober 2016 / 14:34

      Im übrigen kann ich auch nicht feststellen, dass Medien die Situation oder das Leben generell zur positiv darstellen, nein, im Gegenteil, oft genug sehe ich extrem kritische Berichte und auch nicht selten eine relativ differenzierte Darstellung, teilweise auch schon, wenn es um Psychopharmaka geht, eine etwas einseitig zu negative Darstellung.
      Positive Berichte finde ich in Medien eigentlich selten. Quote wird auch eher mit negativen Schlagzeilen gemacht, was nicht bedeutet, dass das falsch ist. Von Schönfärberei oder Lügenpresse merke ich jedenfalls meistens nix. Mag mal vorkommen, aber generell höre ich mehr negative als positive Meldungen.

      Und genug kritische Beiträge zum Gesundheitswesen hast du ja selbst verlinkt. Das öffentlich rechtliche Fernsehen hat auch oft genug berichtet. Diverse Ärzte wehren sich bereits gegen den Druck, sinnlose Operationen durchzuführen.

      Und letzten Endes bleibt es niemandem erspart, sich selber zu informieren und seine Behandlung mit in die Hand zu nehmen und Eigenverantwortung zu zeigen. Es gibt dank Internet und Fernsehen mehr als genug Möglichkeiten, sich gründlich in jeder Hinsicht zu informieren und es gibt auch eine Reihe von Ärzten, die durchaus bereit sind einen mündigen Patienten zu akzeptieren. Möglicherweise gilt dieser. Etwas mehr für Hausärzte als für Psychiater, die teilweise die Dinge besser zu wissen meinen, auch wenn es nicht immer zutrifft, aber das ist bei jedem Menschen bzw Arzt nun mal unterschiedlich. In einer Autowerkstatt macht man ja auch verschiedene Erfahrungen. Ein Arzt ist für mich letzten Endes auch ein Dienstleister. Bin ich nicht zufrieden, hört mir der Arzt nicht zu oder weiß alles besser, gehe ich zu einem anderen, Ärzte gibt es schließlich auch genug sofern man nicht gerade auf dem Land wohnt

  10. soma84 6. Oktober 2016 / 18:02

    Danke für deine Antwort. Mein Beitrag ist sicher teils etwas tendenziös ausgefallen. Ich wollte mit dem Beitrag nicht ausdrücken, dass jede ärztliche Behandlung heute per se schlecht verlaufen muss und einem immer mehr schadet als nützt. Es ist aber Fakt, dass es in zu vielen Fällen so ist und man als Patient davon oft überhaupt nichts mitbekommt. Z.B. wenn unsinnige Behandlungen durchgeführt werden. Wenn man kein medizinisches Hintergrundwissen hat oder Mediziner im engeren Verwandten- oder Freundeskreis, muss man dem Arzt blind vertrauen. Das ist im derzeitigen Gesundheitssystem riskant.

    Da du die Rabattverträge und Kassenbeiträge angesprochen hattest:Ddie Beiträge steigen stetig. Und genau aus dem Grund, weil die Akteure unseres Gesundheitssystems, Ärzte, Kliniken, Krankenkassen, Pharmaindustrie und Forschung über ein (zumindest für den Ottonormal-Patienten) ziemlich komplexes Beziehungsgeflecht die Beiträge unter sich verteilen und sich gegenseitig am Leben erhalten. Über den chronisch Kranken. Noch nie waren wir so krank wie heute. Noch nie gab es so viele Depressionsbehandlungen, Herz-/Hüft-/…..OPs. Niemals haben wir so viele Medikamente geschluckt. Warum? Weil die Politik es verpasst hat, dem Gesundheitssystem Grenzen zu setzen. Wenn all diese Akteure vernünftig und weniger gewinnorientiert wirtschaften würden, würden die Beiträge schlagartig sinken. Und wir wären deutlich gesünder.

  11. soma84 6. Oktober 2016 / 18:03

    Um es an einem sehr simplifizierten Beispiel zu verdeutlichen:

    Nehmen wir die aktuell gehypte Demenzdiagnose. Man weiß heute, dass Demenz durch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente ausgelöst wird (durch Mittel mit sogenannten anticholinergischen Nebenwirkungen – z.B. Antiallergika, Neuroleptika, Antidepressiva und viele andere).

    Statt sich darauf zu konzentrieren, wird vonseiten der Hochschulen und Unikliniken „Demenz“ als komplexes Krankheitsbild in die Welt gesetzt, was ja noch völlig unverstanden sei.

    Warum?

    Weil dann Forschungsprojekte dazu durchgeführt werden können. Die (Uni)kliniken bekommen Steuergelder aus dem Forschungsetat und können neue Stellen für die Erforschung der Erkrankung schaffen bzw. Stellen erhalten. Die Forschung zu Krankheiten ist außerdem unerlässlich für Professoren und Lehrstuhlinhaber, um ihre Daseinsberechtigung weiterhin zu rechtfertigen (ihren Job zu behalten) oder sich im Wissenschaftsbetrieb einen Namen zu machen (berühmt zu werden).

    Um Studien durchzuführen reichen staatliche Gelder bei weitem nicht aus. Hier kommt die Pharmaindustrie ins Spiel. Sie finanziert die Forschungsprojekte ebenfalls. Damit sie auch etwas davon hat, werden passende Medikamente zum jeweiligen Krankheitsbild entwickelt. Deren Wirkung wird dann gleich mit in den Studien erforscht und sie kommen deshalb grundsätzlich besser darin weg, als sie eigentlich sind – sonst würden sie die nächste Studie ja nicht bezahlen und das ganze Kartenhaus klappt zusammen.

    Der Patient kommt also in die Klinik, klagt über Demenzbeschwerden, die von seinen Medikamenten ausgelöst werden. Nun verdient die Klinik an seiner Behandlung und der Verschreibung der Medikamente von denen eigentlich erwiesen ist, dass sie mehr schaden als nutzen.

    Damit sich die Krankheit richtig rentiert, muss möglichst viel zu jedem kleinen Firlefanz geforscht werden, denn jedes neue Projekt bringt mehr Geld und hält die Krankheit aufrecht. Wenn für ein Forschungsprojekt nicht genug Patienten zur Verfügung stehen, wird dann gern ein bisschen an der Behandlung getrickst: Man lässt sie ins Leere laufen, damit der Patient sich weiterbehandeln lassen muss – und zwar mit dieser neuen Methode oder dem neuen Medikament, zu dem gerade zufällig auch eine neue Studie läuft.

    Die Krankenkassen wiederum schauen sich den ganzen Hokuspokus natürlich nicht untätig an. Weil sie aber sehen, wie gewinnbringend dieses System für Kliniken und Pharmaindustrie – auf Kosten der Steuergelder – ist, beteiligen sie sich daran. Indem sie Verträge abschließen, die sie direkt an den Gewinnen der Industrie beteiligt.

    So entsteht eine Krankheit, die eigentlich – im engeren Sinne – nicht existiert, sondern aufgrund von schlechten Medikamenten (die wiederum in früheren Studien zu positiv bewertet wurden) entstanden ist und die – zumindest nicht schnell – geheilt werden soll. Dabei ist die Demenz nicht die einzige Krankheit – es ist unter Wissenschaftlern bekannt, dass ein Großteil unserer Erkrankungen auf schlechte Medizin zurückzuführen ist.

    Leider funktioniert unser Gesundheitssystem nicht so, dass man an guter Medizin verdient.

    • Iuz 6. Oktober 2016 / 21:08

      Es gibt Verhaltens Störungen auch bei Tieren. Warum sollte auch nur ein Herz krank sein können und ein Gehirn nicht? Dazu findest du Infos bei Google

      Allgemein schreibst du sehr schwarz und einseitig. Die Welt ist nicht schwarz weiß.
      Ich kritisiere auch gerne die Gesellschaft und schiebe die Schuld von mir. Aber so einfach ist es nicht. Schwarz weiß gibt es nicht.

      Deine Aussagen sind größtenteils teilweise richtig, aber auch teilweise falsch oder nicht sehr differenziert. Anwendungs Beobachtungen betreffen nur neue Medikamente und viele Ärzte verschreiben gerne günstige Generika falls es ähnliche bewährte Medikamente gibt.

      Ich war bei vielen Ärzten und immer hieß es, Tabletten sind nicht die Lösung. Möglichst niedrig dosiert und wenig nehmen. Psychotherapie und Bewegung etc. Sogar in der Psychiatrie gab man mir nix. Bei Psychose mag das anders sein, aber das ist ja auch nicht so einfach.

      Es kennt sich auch nicht jeder Arzt perfekt aus, aber viele sind bemüht. Das im Kapitalismus auch Geld ne Rolle spielt ist klar, aber es ist nur eine Seite der Medaille. Dass wir seit Entwicklung der Landwirtschaft ungesunder Leben ist wohl Tatsache. Aber so schwarz weiß ist die welt nicht, obwohl ich auch gern immer den Kapitalismus und Gesellschaft verantwortlich machen würde.

      • soma84 6. Oktober 2016 / 22:54

        Welche der Aussagen soll falsch sein? Es ist dem Arzt laut Gesetz nicht verboten, Geld für das Verschreiben von Medikamenten zu nehmen. Egal, ob von Kasse oder Medikamentenhersteller. Anwendungsbeobachtungen sind nur ein Weg zusätzlich an der Verschreibung zu verdienen (hatte ich auch so geschrieben).Wie gesagt, auch die Nicht-Verschreibung oder die Verschreibung von Psychotherapie kann man sich von der Kasse als Arzt zusätzlich bezahlen lassen. Meine Kernaussage zum Thema stimmt – leider.

      • soma84 6. Oktober 2016 / 23:08

        Und auch mit Generikaherstellern kann die Krankenkasse Rabattverträge haben. Oder der Arzt Provisionsverträge. Die Realität ist hart.

    • Iuz 8. Oktober 2016 / 13:12

      Demenz wird durch gewisse Medikamente gefördert oder ungünstig beeinflusst, aber zu behaupten, dass es allein dadurch ausgelöst wird und dies der einzige Grund ist, halte ich mal für extrem gewagt. Es gibt mit absoluter Sicherheit eine Menge von Faktoren, die unabhängig von Medikamenten sind.

      Neben dem Alter gibt es mit Sicherheit auch noch eine Menge andere Faktoren, wie Umwelteinflüsse, Umweltgifte, ungesunder Lebensstil, Stress und weitere Dinge, die einen Einfluss auf verschiedenste gesundheitsparameter haben.

  12. soma84 6. Oktober 2016 / 18:09

    Wenn du sagst, dass dir Medikamente nicht nachgeworfen wurden, hattest du vielleicht einfach Glück. Natürlich wird man heute auch genau richtig behandelt, aber leider erschreckend selten.

    Teilweise funktioniert es ja auch in die andere Richtung, dass je nachdem wie die Kasse gerade wirtschaftet auch Behandlungen vorenthalten werden (wofür die Klinik dann ebenfalls einen Bonus kassiert), die man eigentlich braucht. Das kann natürlich auch vorkommen.

    Mal wirst du richtig behandelt, mal überbehandelt, mal unterbehandelt – je nachdem wie du gerade ins System passt!

    Doch wenn wir auf einmal alle gesund wären, würde das System sich ja selbst abschaffen ;).

    Gerade in der Psychiatrie ist die Übermedikation und die Erschaffung von Diagnosen absurd. Ein Psychiater sagte mir, dass er in der geschlossenen Leute erlebt hat, die mit vier verschiedenen Psychopharmaka ruhiggestellt wurden. Weil für die alle der Hersteller eine Provision gezahlt hat und die Klinik das Geld dringend brauchte.

    Bei jedem von ihnen hätte ein einziges Medikament gereicht – aber eben das richtige, in der richtigen Dosierung. Diese Menschen können sich in ihrem Zustand nicht dagegen wehren (was übrigens auch schon bei einem Medikament vorkommen kann, wenn du es falsch dosierst) – geschweige denn, sich darüber informieren.

    Kranke, die nicht informiert sind bzw. sich nicht informieren können und keine Angehörigen haben, die dazu in der Lage sind, sind in unserem System verloren.

    Sehr, sehr viele Ärzte leiden ja auch selbst darunter. Aber wenn sie das öffentlich machen, verlieren nicht nur sie ihren Job sondern es könnte gleich die ganze Klinik schließen. Würdest du das deinen Kollegen zumuten?

    Und die schwarzen Schafe, vor allem auch die ambulanten, können das System auf Kosten von gutgläubigen, alten oder sehr kranken Patienten sehr leicht auszunutzen. Auf „legalem“ Weg, weil wir nicht entsprechende Gesetze haben.

  13. soma84 6. Oktober 2016 / 18:12

    Zu den Medien: sorry, habe ich tatsächlich sehr verallgemeinernd ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, dass die Medien (unbewusst) einen Platz in diesem System einnehmen.

    Auf den Kontext bezogen: Es gibt viele gute kritische Berichte in den Medien, aber die Medien schreiben eben auch sehr oft und sehr viel über Erkrankungen und neueste Forschungsprojekte. Und dafür sprechen Sie mit den Wissenschaftlern und Medizinern und müssen deren Informationen verwenden – Journalisten können ja schlecht vor jedem Artikel Medizin studieren.

    Das Lügenpresse-Gedöns kann man jawohl nicht ernst nehmen…..!

    Zu den Neuroleptika: Sie wurden damals entwickelt, weil die Krankhäuser überfüllt waren und man die Patienten eben ruhig stellen musste. Die Studien haben gezeigt, dass sie den Patienten langfristig mehr schaden als nutzen – und zwar immens schaden. Punkt. Wenn die Arzneimittelkommission das so schreibt (siehe meine Links im ersten Beitrag), kannst du das als gesichert sehen. Und das ist auch schon lange bekannt, nur man kann es eben nicht direkt öffentlich machen, weil…tadaa… Diagnosen, Studien, Behandlungen…….Geld!!! Und da sind wir wieder beim Demenz-Beispiel ;).

    PS: Falls es dich beruhigt, ich war selbst auch vorübergehend im Gesundheitswesen tätig und habe das Glück, sehr viele Mediziner in der Familie zu haben…… ;). Just sayin, hoffe der Beitrag bringt irgendjemandem etwas.

    • Iuz 6. Oktober 2016 / 19:44

      Neuroleptika sind keine Bonbons. Hoch dosiert schon mal gar nicht.

      Frage mich trotzdem., ob ich weiter die unendliche Reizüberflutung ertragen soll und dann an stress sterben oder ob mir ne mini Dosis Risperidon nicht am Ende mehr hilft.

      In hoher Dosis sind neuroleptika schon sehr kritisch

  14. soma84 6. Oktober 2016 / 18:49

    Und noch ganz kurz zur Aspergerdiagnose (oder wahlweise Depression, ADHS, was auch immer):

    Auch hier ist nicht geklärt (bzw. veröffentlicht), inwieweit die Symptome dieser Erkrankungen auf schlechte Medikamente, die die Person oder auch ihre Eltern irgendwann mal genommen haben zurückzuführen sind. Oder inwieweit sie sogar nur rein psychologisch/psychosomatisch durch das Idealbild der Leistungsgesellschaft verursacht sind (Ansprüche von Eltern/Lehrern/Umwelt an Kinder).

    Und es ist nicht erforscht, bzw. wäre nicht gewinnbringend zu erforschen, ob es nicht langfristig viel besser und gesünder wäre, wenn man – anstatt auch hier wieder Diagnosen, Behandlungen und Medikamente zu schaffen – die Gesellschaft umdenken lässt.

    Also toleranter wird und es nicht als negativ oder krank abstempelt, wenn jemand anders denkt, langsamer denkt, komplizierter denkt, kurz: nicht dem Idealbild unserer aktuellen, von der Wirtschaft geschaffenen Leistungsgesellschaft entspricht.

    Vielleicht bräuchten wir einfach einen kollektiven Entzug von Diagnosen, Medikamenten, Therapien – und Egoismus.

    • Iuz 6. Oktober 2016 / 19:37

      Meines Wissens nach existieren die meisten Krankheiten auch bei Tieren und in Natur Völkern, was als Beweis ihrer Existenz dienen kann. Natürlich macht der Leistungs Druck und Stress alles offensichtlicher und verstärkt die Probleme.

      Wobei manche natur Völker psychisch kranke Kinder, die von anderen Kindern nicht akzeptiert werden, einfach umbringen. So geht’s natürlich auch.

      • Ovid 3. November 2016 / 19:34

        Luz, wo hast du deine Infos her? Zu den Tieren: Psychische Krankheiten existieren nicht. Man kann freilich im Tierversuch depressive Verhaltensweisen erzeugen, indem man ein Tier in eine auswegslose Lage bringt. Auch „schizophrene“ Mäuse wurden schon gezüchtet. Aber solange man die Tiere nicht befragen kann, ist nicht erwiesen, dass ihre Verhaltensweisen mit humanen psychischen Erkrankungen identisch sind. Zu den sogenannten „Naturvölkern“. Es kann sein, dass ein Konzept von psychischen Erkrankungen existiert, das von unserem verschieden ist. Bei sehr traditionellen Völkern steht der Betreffende eventuell mit den Geistern in Kontakt und wird Schamane. Bei entwurzelten Völkern gebe ich dir recht, die neigen dazu, in erkrankten Angehörigen nur noch eine Last zu sehen, sperren sie ein oder töten sie.

  15. soma84 6. Oktober 2016 / 20:15

    Natürlich existieren Krankheiten, aber ein gewinnorientiertes Gesundheitssystem, wie wir es jetzt im Augenblick haben, wird sie nicht heilen, sondern unnötig verlängern, dramatisieren und erschaffen.

    • Iuz 8. Oktober 2016 / 13:04

      Also ich war ja schon bei einigen Allgemeinmedizinern und Psychiatern und auch in Kliniken und der stets selbe Ratschlag war, möglichst wenig Medikamente und geringe Dosierung und viel Psychotherapie oder ergotherapie und Sport, Veränderung des Lebensstil, etc etc. Es mag schon sein, dass man Patienten mit Psychose etwas großzügiger Medikamente gibt, allerdings ist hier auch die Problematik eine ganz andere. Jedenfalls habe ich noch nie die Erfahrung gemacht, das Ärzte geradezu mit Medikamenten um sich werfen und einem diese geradezu aufdrängen. Ganz im Gegenteil wurde mir stets die begrenzte Wirkung von Medikamenten klar gemacht und gesagt, dass es besser ist, möglichst wenig zunehmen.

      Dass Krankenkassen oder Ärzte an Generika verdienen, wäre mir neu. Hier gibt es lediglich Rabatte, die Kosten sparen, die die Krankenkassen, zumindest die gesetzlichen, in verschiedener Form wieder an die Mitglieder zurückgeben, sei es durch mehr Leistung oder geringere Beiträge. Schließlich sind die gesetzlichen Krankenkassen im Gegensatz zu den privaten Krankenversicherung dazu verpflichtet, die Beiträge ausschließlich für die Mitglieder zu verwenden und keine Gewinne zu generieren. Werden also Kosten gespart, können Beiträge gesenkt oder weitere Leistungen angeboten werden. Hierzu ist die Krankenkasse verpflichtet beziehungsweise durch die mittlerweile erhöhten Konkurrenzdruck geradezu genötigt. Deine Weltsicht ist also weder völlig falsch noch komplett richtig. Ich würde sagen, bei den meisten deiner Aussagen handelt es sich um Halbwahrheiten

  16. soma84 6. Oktober 2016 / 20:17

    Und zeig mir mal bitte den Hund mit Asperger.

  17. soma84 6. Oktober 2016 / 23:13

    Ich fände es übrigens auch gut, wenn der Betreiber des Blogs sich mal dazu äußert, ob seine Medikamentenempfehlungen hier oder in seinem Buch komplett unabhängig sind.

  18. Iuz 8. Oktober 2016 / 13:19

    Eigentlich ist es wie bei jedem Thema auf der Welt. Es gibt wie immer Befürworter und Kritiker und in den meisten Fällen übertreiben beide Seiten heftig. Letztlich sind sowohl die Argumente von Kritikern und Befürwortern zum Teil wahr, aber auch zum Großteil übertrieben und nicht differenziert genug. Es gibt halt nun mal nicht schwarz oder weiß.

  19. Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 02:30

    Ich habe eine Psychopharmaka-Whitelist, da stehen 8 Psychopharmaka drauf, alles andere lehne ich ab.

    Antidepressivum: Venlafaxin max. 150 mg

    Schlafmittel: vorzugsweise Amitriptylin, als 2. Wahl würde ich Promethazin probieren. Als 3. Wahl max. 25 mg Seroquel

    Neuroleptikum: Seroquel und sonst kommt mir kein Neuroleptikum in den Körper. Seroquel max. 400 mg, maximale Anwendungsdauer 20 Wochen, dann wieder auf null Seroquel. Und nach jedem Anwendungszeitraum von Seroquel kommt danach eine Sperrfrist für Seroquel, die mindestens vier Mal so lange dauert wie der Anwendungszeitraum vorher. Ich will nämlich nicht ein Großteil meiner Lebenszeit den neuroleptisierten Zustand ertragen, auch wenn es „nur“ Seroquel ist. (Ausnahme: 25 mg Seroquel abends als Schlafmittel, da wäre auch jahrelange Anwendung OK.)

    Phasenprophylaxe: Ich nehme Valproat gegen rezidivierende Depressionen und vertrage es gut. Im dem Fall dass ich schwanger würde, würde ich kompromisslos ALLE Psychopharmaka absetzen. Meine Valproat-Dosis ist niedrig genug, dass ich es sofort weglassen kann.

    Die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Missbildungen unter dem Konsum von Valproat der Schwangeren kommt meiner Information nach daher, dass der Körper einen höheren Folsäure-Verbrauch hat, wenn man Valproat nimmt. Auf diese Weise entwickelt man dann leicht einen Folsäure-Mangel und dieser Mangel ist meiner Information nach der Grund für das begünstigte Entstehen von Missbildungen.
    Ich nehme Folsäuretabletten zum Valproat dazu und lasse den Folsäure-Wert im Blutbild bestimmen. Ich hatte mal einen leichten Mangel, seitdem nehme ich diese Folsäure-Tabletten, und seitdem sind alle Blutbilder sehr in Ordnung, bezüglich aller gemessenen Werte.

    Die 2. Wahl in Sachen Phasenprophylaxe wäre bei mir Lamotrigin, die 3. Wahl Carbamazepin.

    Benzo: Da habe ich Tetrazepam gut vertragen, seitdem da die Zulassung ruht, bin ich auf Alprazolam umgestiegen.

    • Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 02:31

      Also Zusammenfassung:

      Whitelist: Venlafaxin, Amitriptylin, Promethazin, Seroquel, Valproat, Lamotrigin, Tetrazepam, Alprazolam.

      Also 8 Psychopharmaka auf der Whitelist, alles andere lehne ich ab.

      • Iuz 11. Oktober 2016 / 04:59

        Mein top Mittel ist Escitalopram. Aber selbst das macht so manche unschöne Nebenwirkung.

        Ansonsten noch Opipramol. Vielleicht Risperidon in WINZIGER Dosis und kurze Zeit

        Ansonsten irgendwie hat Alles Nebenwirkungen

      • Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 19:33

        Bei mir sind diese 8 Psychopharmaka meine Whitelist, völlig unabhängig welche psychiatrische Diagnose. Diese Whitelist gilt auch für schwere Psychose, schwere Manie und sonstwas.

        (übrigens habe ich davon bereits einen ganzen Zoo bekommen, rezidivierende Depression schizoaffektive Psychose, schwere wahnhafte Depression, Bipolar2, schizotypische PS, V.a. leichten Autismus)

      • Iuz 11. Oktober 2016 / 20:19

        Bin kein Fan von Benzodiazepinen und Venlafaxin hat zu viele kardiale Nebenwirkungen und Schwitzen.
        Escitalopram ist doch gut, wo ist das Problem?

        Opipramol ist auch hilfreich

      • Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 21:23

        Wie ich auf dieser Seite geschrieben habe, Escitalopram erhöht meine Kopfschmerzanfälligkeit, das tue ich mir nicht mehr an.

        Venlafaxin war bei mir auch besser antidepressiv, EKG war in Ordnung und ich habe nur ein bißchen mehr geschwitzt, die Nebenwirkung war echt nicht schlimm.

        Die Verträglichkeiten sind eben individuell verschieden.

        Benzos haben bei mir gute Wirkung, sehr entspannend. Allerdings verursacht mir der häufige Konsum von Benzodiazepinen Gedächtnisschwierigkeiten, da muss ich auf die Häufigkeit des Konsums achten. Wenn ich aber die Häufigkeit beschränke, machen mir Benzos keine Probleme.

        Opipramol habe ich auch mal genommen, das hat bei mir aber fast keine Wirkung. Es taugt bei mir weder als Schlafmittel noch als angstlösendes noch als stimmungsaufhellendes Psychopharmakon, da ist einfach nicht viel Wirkung da.
        Ich weiß aber, dass es bei vielen anderen anders ist, viele andere bezeichnen es als sehr nützlich für sich.

  20. Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 03:24

    A1. Escitalopram
    A2. Duloxetin
    A3. Risperidon
    A4. Olanzapin
    A5. Aripirazol
    A6. Lorazepam
    A7. Promethazin
    A8. Lithium
    A9. Carbamazepin
    A10. Polamidon

    (habe vor die Zahlen ein A gesetzt, weil in den Kommentaren Zahlen am Anfang einer Zeile weggelöscht werden.)

    Also von den 10 Medikamenten würde ich 6 davon auf keinen Fall anrühren.

    A1. Escitalopram hat meine Kopfschmerzanfälligkeit erhöht, das tue ich mir nicht mehr an.

    A2. Duloxetin: Das geht bei mir auch nicht. Da habe ich deswegen eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt. Lt. den einen Packungsbeilagen ist das eine seltene Nebenwirkung, in anderen Packungsbeilagen steht „Häufigkeit nicht bekannt“. Aber ich hatte halt dieses Pech, eine seltene Nebenwirkung zu erwischen.
    Es kam definitiv vom Duloxetin, ich nehme es nicht mehr und habe jetzt schon jahrelang wieder eine normale Schilddrüsenfunktion. Das Auskurieren der Unterfunktion war vorübergehend mit Überfunktions-Symptomen (hart und unangenehm spürbarer Herzschlag, Schlafprobleme, Zittern) verbunden und hat gedauert.

    A3. und A4. und A5. Risperidon, Olanzapin, Aripiprazol
    Wie oben erläutert, lehne ich alle Neuroleptika außer Seroquel ab.
    Ich habe mal 7 Wochen Aripiprazol 10 mg genommen. Die Nebenwirkungen waren körperliche Schwäche, keine Kraft und Kondition. Ich konnte nicht mehr schwimmen, weil ich keine Kraft hatte, die Arme durchs Wasser zu ziehen, keine Chance. Die psychischen Nebenwirkungen waren ausgeprägte Freudlosigkeit, Interessenverlust, dauerdeprimierte Stimmung.

    Ich kenne aus eigener Erfahrung die NL Seroquel und Aripiprazol. Seroquel war das kleinere Übel.

    Ich glaube nicht, dass ein drittes NL verträglicher wäre. Seroquel ist schlimm genug.

    A6. Lorazepam: Benzos nehme ich nur als Einzeldosis, dann folgen mindestens 5 Tage Sperrfrist. Ich ziehe Alprazolam vor, aber auch Lorazepam wäre OK, auch damit habe ich Erfahrung und es ist OK.

    A7. Mit Promethazin habe ich keine Erfahrung (außer 1 mal eine 10 mg Tablette, die keinerlei schlafanstoßende Wirkung hatte, es müsste also schon mindestens 20 mg her.) Aber Promethazin wäre mein Schlafmittel der 2. Wahl, nach Amitriptylin.

    A8. Lithium lehne ich aus zwei Gründen ab.

    Ich habe nie Lithium genommen, aber es soll von der psychotropen Wirkung her so ähnlich wie Seroquel sein. Und auch mit Seroquel kommt für mich keine Dauermedikation in Frage, aus psychischen Gründen. Also würde ich mit der ja immer längerfristig angelegten Lithiumtherapie erst gar nicht anfangen.

    Außerdem lehne ich Lithium wegen der körperlichen Risiken ab.

    A9. Carbamazepin wäre mein Stimmungsstabilisierer der 3. Wahl, wie oben erläutert.

    A10. Polamidon

    Ich habe nie Opiat-Substitute genommen, von daher kann ich nicht sagen, ob ich es vertragen würde. Ich habe aber gehört, mit Subutex gäbe es weniger Probleme mit Müdigkeit. Daher würde ich es zuerst mit Subutex probieren und im Fall von Unverträglichkeit auf Polamidon umsteigen.

    Außerdem habe ich gehört, der Dauerkonsum von Polamidon würde immer wieder pharmakogene Depression verursachen, was ist da dran? Und auch da soll Subutex verträglicher sein.

    Wieso wird eigentlich nicht mehr mit Codein substituiert?

    • Susanne_Meyer 11. Oktober 2016 / 19:37

      Also Zusammenfassung: Von den im Blog oben genannten Psychopharmaka kämen Lorazepam*, Promethazin, Carbamazepin und Polamidon in Frage,

      Escitalopram*, Duloxetin*, Risperidon, Olanzapin, Aripiprazol* und Lithium lehne ich ab.

      Bei den mit * gekennzeichneten habe ich bereits eigene Erfahrung damit, die anderen lehne ich aus den oberen erwähnten Überlegungen ab bzw. sie kämen in Frage.

    • Iuz 11. Oktober 2016 / 22:07

      Ja, die Krankenkassen stehen unter Druck. Kommen sie mit dem Geld nicht aus, müssen sie Zusatz Beiträge erheben, dann laufen die Mitglieder weg und die Kasse muss fusionieren.

      Über diese Praxis wurde aber schon vor Jahren berichtet, möglichst Diagnosen zu erwirken, die ne gute Fall Pauschale gibt. Die Fall Pauschalen sind aber auch so eine Sache und nicht immer so optimal.

      Alles nicht so einfach

      • Ovid 13. Oktober 2016 / 16:22

        Hi Luz, was mich sehr interessiert: Wirken bei dir Neuroleptika und Antidepressiva genau so wie bei Neuronormalen?

  21. Ovid 13. Oktober 2016 / 16:21

    Ich könnte hier beeiden, dass ich noch nie ein Psychopharmakon bekommen habe, was mir irgendwie nützlich war. ( außer Tavor, dass gegen Angstattacken gewirkt hat). Alles andere schießt mich ab, ich werde müde und schlafe viel – das wars mit der Wirkung. Da ich das schon nach ca. 4 Monaten wußte, kann man natürlich bemängeln, warum ich das Zeug weitergenommen habe. Der Grund war: Ich hatte massive Absetzprobleme. Ich kam und kam – jahrelang – nicht mehr runter.
    Erst als ich ein Opioid verschrieben bekommen habe ( wegen Schmerzen) konnte ich die Psychopharmaka überhaupt absetzen.

    • Iuz 13. Oktober 2016 / 16:35

      Nun, das kann ich so nicht sagen. Es ist tatsächlich nicht ganz einfach manchmal. Da ich unter Angst, Panik, zwangsstörung und Unruhe leide, bevorzuge ich SSRI mit eher beruhigender Wirkung wie Escitalopram. Dieses macht dann leider logischerweise auch träge, gleichgültig und Antriebslosigkeit.

      Natürlich gibt es auch aktivierende Mittel. Angefangen bei Venlafaxin, das manche in hoher Dosis aktiviert bis psychostimulierende Medis wie Methylphenidat, Bupropion, Atomoxetin und Modafinil oder Antidepressiva wie Milnacipran.

      Ich nehme zum Beispiel Methylphenidat zum Escitalopram zur Besserung der Antriebslosigkeit.

      Allgemein ist Serotonin in meinen Augen eher ein Stress Hemmer und Angst Löser als ein antriebssteigerndes Hormon. Daher nicht für jede Form der Depression geeignet

  22. Iuz 13. Oktober 2016 / 16:46

    Wichtig ist eine umfangreiche Differential Diagnostik und Klärung der Symptome.

    Es gibt zig verschiedene Depressionen, ADHS, ADS, zig Angststörungen, Asperger etc pp

    Genauso gibt es zig Medis.

    Ich bin mal böse und sehe das Problem meistens beim Arzt, der keine Ahnung, Zeit, Lust oder was auch immer hat, eine richtige Diagnose zu machen und die RICHTIGEN Medis zu verschreiben.

    Wenn man einem unruhigen Paniker wie mir Fluoxetin oder Sertralin gibt, ist kein Wunder, dass die Panik, Angst schlimmer wird. Oder unter sertralin fast psychotische Ausmaße annimmt. Nur viele Ärzte wissen nicht wieso.

    Sollten sie vielleicht mal http://www.crazymeds.us lesen, da steht es. Sertralin erhöht signifikant dopamin und ist bei Bipolarität und Psychose sehr sehr riskant.

    • Susanne_Meyer 16. Oktober 2016 / 01:40

      @ Iuz schreibt:

      Hast Du es eigentlich mal mit einem tri- oder tetrazyklischen Antidepressivum versucht?

      Bei Angst, Panik, zwangsstörung und Unruhe wird ja oft Amitriptylin oder Opipramol verschrieben, oft mit Erfolg.

      Amitriptylin kann ziemlich müde machen, wer die Müdigkeits-Nebenwirkung hat, muss halt die gesamte Tagesdosis oder 3/4 davon abends nehmen.

  23. Huo 17. Oktober 2016 / 11:38

    Ich nehme Escitalopram in sehr hoher Dosis gegen meine Angst und Zwangsstörung, die mich leider oft mit extrem schwachsinnigen Gedanken und Ängsten terrorisiert. So hab ich Angst, Dinge zu tun oder Angst, wenn ich viele Gegenstände in einem Raum sehe, fühle ich mich überfordert und will alles kontrollieren und erfassen. Bei einer mathe aufgabe habe ich angst, falsch zu rechnen und ein Gedanke nervt mich immer mit falschen Lösungen. Allgemein kommt mir ständig der Gedanke, das Gegenteil von dem zu tun, was ich gerade machen soll.
    Ständig Rasen verrückte Gedanken durch meinen Kopf wie ich könnte jetzt in das Stück Seife vor mir beißen oder so Unsinn.

    Leider raubt Escitalopram mir jegliche Motivation, jeden Antrieb und ich kann durchgehend im. Bett liegen und im Internet surfen. Arbeiten, Einkaufen etc. sind nicht oder kaum zu schaffen. Ich bin nicht unbedingt extrem müde, aber null Initiative.

    Ich habe schon alle 6 SSRI durch und Venlafaxin. Venlafaxin macht mich auch müde und ich schwitze extrem und hab hohen Puls.

    Fluoxetin bringt starken Antrieb und viel Ängste.
    Sertralin auch und fast psychotische Gedanken

    Frage mich, was ich noch tun kann, ich muss doch wieder arbeiten gehen, kann nicht immer krank sein.
    Jemand eine Idee?
    Die Antriebslosigkeit macht mich wahnsinnig und die zwangsstörung auch, wobei die mit Escitalopram einigermaßen im Griff ist

  24. Iuz 21. Oktober 2016 / 17:44

    Kann es sein, dass psychische Störungen aus einem gestörten Verhältnis von Sympathikus und Parasympathikus entstehen. Stets ist der Antrieb und Stress zu stark oder zu schwach und es kommt zu entsprechenden Symptomen wie Angst, Unruhe, Schlafstörung, Depression, Manie etc

    Mit Pillen wird nun beruhigt oder gepusht. Dabei erlebe ich immer, dass es nie optimal funktioniert, weil entweder zu stark sediert oder angetrieben wird. Schließlich enthält ne Pille weder Sensoren noch Regelungstechnik. Das mag zwar kurzzeitig helfen, löst aber nix. Am Ende hilft nur das System wieder so gut es geht in Gleichklang zu bringen.

    Das geht sicher nicht immer, aber nach dem Testen von zig Wirkstoffen stelle ich fest, dass ich immer zu müde oder lustlos bin oder total in Unruhe oder Angst. Da unterscheiden sich die Medis nur sehr begrenzt. Letztlich geht es anscheinend nur um diese zwei Dinge. Ist vielleicht stark vereinfacht, aber vermutlich trotzdem richtig

  25. M.D. 3. November 2016 / 04:53

    Venlafaxin
    Mirtazapin
    3.Quetiapin
    4.Lorazepam
    5.Haloperidol
    6.Biperiden
    L-Polamidon
    8.Lithium
    9.Pregabalin
    10.Flunitrazepam

    1 -Bis 75 mg ein SSRI Plagiat auf Citalopram Niveau höher dosiert auch das noradregerne , sowie bei höchsten Dosen minimale Dopamin agonistische effekte- Antrieb steigern

    ein sedierendes AD, für mich ein musss, Kombination mit Venlafaxin möglich, eine echte Option bei resistenten Depressionen

    3.Quetiapin- sedierendes moderat antipsychotisch, aber eine gute Option bei negativ- Symptome bei Schizophrenie, sowie bei manien wirksam, leichte stimmungsstabilisierende sowie als Monotherapie leichte Antidepressive Effekte, – in Kombination mit Venlafaxin und Mirtazapin geeignet und selbst hartnäckig ste Depressionen sind nicht unlösbar.

    Lorazepam – im Vergleich zu Diazepam weniger Interaktionen, besser steuerbar, überwiegt die geringere sedierende Eigenschaft, zusätzlich durch noch stärkere Anxiolyse ( höheres Abhängigkeitpotential in der akutpsychistrie nicht von oberste Priorität)
    Haloperidol ist für mich trotz olanzapin u. Risperidon bei akuten Psychotischen Zuständen unverzichtbar, bei initial konsequent ausreichend Dosis in Kombination mit Quetiapin in höheren Dosen, oft Quetiapin in höheren Dosen, GG. Mit sehr niedriger haloperidol Dosis therapierbar.
    biperiden: bei EPS unter haloperidol unverzichtbar
    l-polamidon- zur opiatentzugsbehandlung (-)
    Lithium- bewährte und wirksame Therapie bipolarer Störungen.
    Pregabalin- angstörungen, stimmungsstabilisierende und bei Persönlichkeitsstörung eine der wenigen Symptomsupression Optionen die nicht so sehr Abhängigkeitpotential besitzen wie z.B Lorazepam

    10 Flunitrazepam- für Erregungszustände und Schlaflosigkeit, die nicht unter Kontrolle zu bringen sind. Das Ultima Ratio Mittel bei Versagen von Lorazepam und haloperidol

    • Iuz 3. November 2016 / 13:58

      Leider ist es nur äußerst schwierig, eine optimale Medikation zu finden.

      Leide an starker zwangsstörung, Angststörung und Panik, Sozialphobie, dadurch ausgelöst Depressionen. Hatte immer schon starke Unruhe, ADHS Symptome, Asperger Symptome

      Mit jedem Medikament kann man gewisse Symptome bessern, dafür hakt es dann an anderer Stelle.

      Fluoxetin verschlimmert Angst, Unruhe, Panik
      Fluvoxamin macht depressiv und null Antrieb, immer müde
      Paroxetin starke Unruhe und Panik
      Sertralin hypomanisch, zittrig, starke Panik, fast psychotische Panik, kaum zu bremsen, aber gute Laune ansonsten, wenn gerade keine Panik
      Citalopram sehr müde
      Escitalopram am besten, aber extrem wenig Antrieb und wenig Motivation
      Venlafaxin Schwitzen ohne Ende, Herz rast, Hitze Gefühl, Albträume und teilweise trotzdem sehr müde oder ohne Antrieb
      Methylphenidat zittrig, unruhig, wie getrieben, unangenehm

      Opipramol sehr müde, ruhig
      Risperidon kraftlos, beruhigt, teilweise müde

      Jetzt nehme ich derzeit die riesige Dosis von 50 mg Escitalopram und bin damit relativ ruhig und hab die Angst und zwangsstörung und Unruhe relativ im Griff, aber hab null Antrieb und null Motivation und bin recht gleichgültig.
      Liege fast nur im Bett und krieg wenig auf die Reihe. Versuche mit Kaffee und kleinen Dosen ritalin aus dem Bett zu kommen. Muss aber vorsichtig sein, sonst kommt die Unruhe oder Angst wieder.

      Irgendwie Alles nix Halbes und nix Ganzes. Weiß nicht wirklich, was ich noch versuchen kann.

      Haben Sie als Psychiater vielleicht eine Idee?

      • Susanne_Meyer 3. November 2016 / 17:27

        Ich bin zwar kein Psychiater, aber ich glaube ich habe Dich schon mal gefragt, ob Du es schon mal mit Amitritptylin versucht hast? Das wird bei ängstlichen unruhigen Depressionen verschrieben.

        Wegen der Müdigkeits-Nebenwirkung die gesamte Dosis oder 3/4 der Dosis abends nehmen.

      • Iuz 3. November 2016 / 18:12

        Also ich hab Pregabalin 100 mg mit leichter Wirkung mal getestet. Macht etwas ruhiger, soll aber starke Toleranz bilden

        Opipramol habe ich, macht recht müde

        Amitriptylin soll extrem müde und hungrig machen und einige weitere negative Nebenwirkungen. Sehe da nur Nachteile zu Escitalopram. Brauche ja eher mehr Energie und Motivation.

        Clomipramin hab ich noch hier, hatte ich nur einige Tage genommen, stärker geschwitzt, Mund ziemlich trocken, Puls bei 130 wie bei Venlafaxin. Und das bei nur 75 mg.

        Valproat muss ich mich mal informieren. Glaube aber langsam, dass man sich zwischen Angst, Unruhe oder Antriebslosigkeit oder Sedierung entscheiden muss. Beides Käse.

      • Susanne_Meyer 3. November 2016 / 17:29

        Wenn Du Benzos angenehm findest, dann wäre vielleicht Valproat für Dich eine Idee oder Pregabalin.

        Valproat ist bei mir so wie ganz leichtes Dauer-Benzo, ich finde es sehr angenehm.

  26. Iuz 8. Februar 2018 / 15:47

    http://www.psychotropical.com

    Dieser sehr erfahrene Pharmakologe schwört auf Tranylcypromin bei Depressionen, da er die neuen Medikamente reichlich wenig wirksam findet.

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