Depot Neuroleptika
Depotneuroleptika können in manchen Fällen praktischer sein als oral gegebene Neuroleptika, namentlich, wenn der Patient diese Applikation bevorzugt und eine orale Medikation auf praktische Schwierigkeiten trifft. Eine Depotmedikation ist jedoch ungeeignet, wenn der Patient die Medikation an sich nicht wünscht. Depotgaben gehen, anders als die Tablettenform, regelmäßig mit der Gefahr einher, dass ein Spritzenabszess entstehen kann, sodass aus meiner Sicht diesem Nachteil der Depotform ein eindeutiger Vorteil gegenüber stehen muss.
Umrechnung Orale Dosis Neuroleptikum in Depot Dosis
Bei Einstellung auf ein atypisches Depot ist es in aller Regel sinnvoll, in den ersten 2-4 Wochen den Depotwirkstoff parallel auch oral zu geben, da es üblicherweise so lange dauert, bis ein Blutspiegel im Therapeutischen Bereich aufgebaut ist. Im Zweifel sollte man den Blutspiegel laborchemisch bestimmen.
Es stellt sich dann die Frage, welche Depotdosis zu wählen ist. Es gibt keine einfache Formel, um die oral gegebene Dosis eines Neuroleptikums in eine Depot-Dosis umzurechnen. Aber man versucht es doch immer wieder…. Ich habe hier mal eine Tabelle erstellt, die einen Anhalt gibt, welche Dosierungen oral gegeben welcher Depot-Dosis und welchem Depot Intervall in etwa entsprechen. Wie immer ohne Gewähr, es bildet meine persönliche Anwendung ab, aber keine Wahrheiten…
Der Umrechnungsfaktor ist so zu verstehen: x mg orale Dosis entsprechen x mal Umrechnungsfaktor mg Depotdosis. Dabei ergibt sich in den meisten Fällen die Depot-Dosis, die alle zwei Wochen zu geben ist, manchmal ist der Umrechnungsfaktor aber auch so berechnet, dass sich die Dosis für das das Vier-Wochen Intervall ergibt, je nach dem, welches Intervall bei diesem Depot üblich und pharmakologisch sinnvoll ist. Viele Depots können auch in längeren Intervallen gegeben werden, was die Wahrscheinlichkeit eines Spritzenabszesses entsprechend reduziert.
Dosierung in Worten | Dosierung in Tablettenform | Faktor | Depotdosierung |
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Flupentixol, z.B. Fluanxol® | |||
Niedrig | 4–0–0 mg | 5 | 20 mg alle 2 Wochen |
Mittel | 10–0–0 mg | 5 | 50 mg alle 2 Wochen |
Hoch | 10–10–0 mg | 5 | 100 mg alle 2 Wochen |
❊ | |||
Risperidon, Risperdal Consta® | |||
Niedrig | 0–0–2,5 mg | 10 | 25 mg alle 2 Wochen |
Mittel | 0–0–4 mg | 10 | 37,5 mg alle 2 Wochen |
Hoch | 0–0–5 mg | 10 | 50 mg alle 2 Wochen |
❊ | |||
Paliperidon, Xeplion® | |||
Xeplion® Einstellung auf jede Dosis immer so beginnen: Tag 1: 150 mg deltoidal, Tag 8: 100 mg deltoidal, danach: | |||
Niedrig | 3–0–0 mg | 15 | 50 mg alle 4 Wochen |
Mittel | 6–0–0 mg | 15 | 75 mg alle 4 Wochen |
Hoch | 6–0–6 mg | 15 | 100 mg alle 4 Wochen |
❊ | |||
Haloperidol, z.B. Haldol® | |||
Niedrig | 2–0–2 mg | 10 | 40 mg alle 4 Wochen |
Mittel | 4–0–4 mg | 10 | 80 mg alle 4 Wochen |
Hoch | 6–0–6 mg | 10 | 120 mg alle 4 Wochen |
❊ | |||
Fluphenazin, z.B. Lyogen® | |||
Niedrig | 2–0–3 mg | 5 | 25 mg alle 2 Wochen |
Mittel | 5–0–5 mg | 5 | 50 mg alle 2 Wochen |
Hoch | 10–0–10 mg | 5 | 100 mg alle 2 Wochen |
❊ | |||
Olanzapin, ZypAdhera® (W=Wochen) | |||
Niedrig | 0–0–10 mg | 20 | 210 mg/2 W oder 405 mg/4 W für 8 W. Dann 150 mg/2 W oder 300 mg/4 W |
Mittel | 0–0–15 mg | 20 | 300 mg/2 W für 8 W. Dann 210 mg/2 W oder 405 mg/4 W |
Hoch | 0–0–20 mg | 20 | 300 mg alle 2 Wochen |
Aripiprazol, Abilify Maintena® | |||
Mittel | 10-0-0 mg | 20 | 300 mg alle 4 Wochen |
Hoch | 20–0–0 mg | 20 | 400 mg alle 4 Wochen |
Literatur
- Praktische Psychopharmakotherapie, Laux, G.; Dietmaier, O.; 2012
- Guidelines for the Dosage of Neuroleptics. II: Changing from Daily Oral to long Acting Injectable Neuroleptics. Schulz, P.; Rey, MJ.; Dick, P.; Tissot, R. Inernational Clinical Psychopharmacology, 1989, 4, 105–114
- Fachinformation Fluanxol
- www.zypadhera.de
Copyright
Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.
Zu Depot:
http://www.arznei-telegramm.de/html/2004_04/0404044_03.html
http://www.arznei-telegramm.de/html/2009_02/0902023_01.html
Gibts decentan wieder als Depot? Das wäre ja großartig!
Ja klar, gibts immer noch!
Aber lt. arzneitelegramm hat Merck beide
Depotpräparate vor 3 bzw. 8 Jahren aus dem Handel genommen in Deutschland:
Neuroleptika (N5A)
DECENTAN DEPOT 10 ml i.m. (aH 9/05)
DECENTAN DEPOT Ampullen (aH 11/10)
Tatsächlich, sie haben Recht. Perphenazin (Decentan) ist nicht mehr als Depot erhältlich.
Ich lösche es aus der Liste. Schade, ich fand es immer gut verträglich… Vielen Dank für den Hinweis!
wieso gibts eigentlich nur NL als Depot und AD nicht ?
Kann das daran liegen, dass AD nebenwirkungsärmer und angenehmer sind und deswegen freiwillig genommen werden?
Fluanxöl ist meine meinung eine gutes präperat