Leitlinie Opioidtherapie bei chronischen Schmerzen

Die zweite Aktualisierung der Leitlinie zur Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (LONTS) ist erschienen. Sie ist verfügbar in einer Langfassung für Ärzt:innen1, einer Patientenvariante und einer Kurzform.

Die Leitlinie gibt detailliert zu allen relevanten Krankheitsbildern evidenzbasierte Empfehlungen zum Umgang mit Opiaten als Therapieoption, sie geht auf Nebenwirkungen und Gefahren ein und zeigt eine Fülle an weiterführender Literatur auf, wenn man es wirklich genau wissen will. 

Wenn du im Opioid-Business bist, dann schau mal rein.

Literatur

1Häuser, W. 2. Aktualisierung der S3 Leitlinie „Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen „LONTS“. Der Schmerz 2020; 34, im Druck. Im Internet: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/145-003.html   

Kurzfassung der Leitlinie Unipolare Depression erschienen

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin hat eine Kurzfassung der Leitlinie „Unipolare Depression“ veröffentlicht.Voila_Capture 2017-05-30_08-16-43_AM

Die Kurzfassung gibt einen gut zugänglichen Überblick zu den Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie der Leitlinie Unipolare Depression.

Die Inhalte an sich sind natürlich nicht neu, aber die Aufarbeitung ist wirklich sehr praxisnah gelungen. Die folgende Diashow zeigt euch einige Ausschnitte aus der Kurzfassung, um euch auf den Geschmack zu bringen:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Das PDF könnt ihr hier laden:

http://www.aezq.de/mdb/downloads/nvl/depression/depression-2aufl-vers1-kurz.pdf

Die erste Leitlinie zum Umgang mit CrystalMeth ist veröffentlicht

voila_capture-2016-12-03_10-23-24_amDie Serie „Breaking Bad“ zu sehen, macht Spaß. Aber einem wirklichen CrystalMeth-Abhängigen zu helfen, ist eine eher ernüchternde Angelegenheit. Es besteht ein erstaunlich großes Missverhältnis zwischen der Schwere der Erkrankung – starke Abhängigkeit, offenbar deutliche Neurotoxizität der Substanz, oft früher und rasanter sozialer Abstieg – auf der einen Seite und oft scheinbar fehlendem Behandlungswillen auf der anderen Seite. Bei genauerer Betrachtung fehlt allerdings der Behandlungswille meist nicht, allein, die Sucht ist stärker.
Umso wichtiger ist es, dass die Bundesärztekammer, unterstützt vom Bundesministerium für Gesundheit, mit dieser neuen Leitlinie einmal alle derzeit zugänglichen Empfehlungen zur Prävention und Therapie Methamphetamin-bezogener Störungen zusammengetragen hat und für die einzelnen Interventionen den Grad der Evidenz bewertet hat.

Der eigentlich lesenswerte Teil ist die Kurzfassung, in der die relevanten Ergebnisse zusammengefasst werden. Ihr findet sie hier: „ Methamphetamin Leitlinie: Kurzfassung

Dieser Text ist wirklich lesenswert. Wusstest Du, dass in begründeten Fällen eine stationäre Entzugsbehandlung mit Dexamphetamin retard durchgeführt wird? Oder das Acetylcystein gegen craving hilft?

Darüberhinaus gibt es eine Langfassung, die alle verwendeten Methoden, Übersichtsarbeiten, Studien und Verweise enthällt. Wenn man einen bestimmten Aspekt recherchiert, wird man hier fündig. Die Langfassung findet ihr hier: „ Methamphetamin Leitlinie: Langfassung

Transparenteres Vorgehen in der Erstellung der S3-Leitlinien „Alkohol“ und „Tabak“

Die S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ ist in der gründlich überarbeiteten Version erschienen. Die wichtigste deutschsprachige Fachzeitschrift der Psychiater, Der Nervenarzt widmet dieser Leitlinie und der ebenfalls neu erschienenen S3-Leitlinie „Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums“diese sehr lesenswerte Ausgabe.

Die Methodik der Leitlinienerstellung war transparenter und klarer, als dies früher oft der Fall war. Es war immer schon so, dass sich eine recht große Zahl an Experten zusammengesetzt haben, und in einem jahrelangen Prozess alle relevanten Veröffentlichungen gesichtet haben, um schließlich gemeinsam zu aus diesem Prozess abgeleiteten Empfehlungen zu kommen. So war es auch hier: 60 Experten, 4 Jahre, 41 internationale Behandlungsleitlinien, 83 Cochrane Reviews und 5863 Originalarbeiten später wurden die Leitlinien veröffentlicht.

Was ich bemerkenswert finde, und was früher auch nicht immer so gehandhabt wurde, ist, dass diesmal die abschließenden Abstimmungen, welches konkrete Vorgehen in bestimmten Situationen denn nun in den Leitlinien empfohlen werden soll, nach folgendem Prinzip erfolgt sind:

Vor jeder Abstimmung musste jeder Experte angeben, ob er wirtschaftliche Interessenkonflikte bei dieser Frage hatte. Also wenn beispielsweise über ein teures Medikament entschieden wurde, musste jeder Experte, der von der Firma, die dieses Medikament herstellt, in den letzten drei Jahren Honorare erhalten hatte, dies angeben. Experten mit Interessenkonflikten wurden in der ersten und einzig relevanten Abstimmungsrunde ausgeschlossen.

Danach wurde noch mal abgestimmt, und zwar mit allen Experten, auch denen, die Interessenkonflikte angegeben hatten. Interessanterweise ergaben sich bei rund 99% der mehr als 200 Abstimmungen keine nennenswerten Unterschiede zwischen beiden Abstimmungen (Zitiert nach Mann, K, Nervenarzt 2016.87:1-3).

Neue DGPPN Leitlinien Zwang, Alkohol- und Tabakabhängigkeit

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Die DGPPN hat drei neue Leitlinien vorgestellt.

Alle verfügbaren Leitlinien der DGPPN nach Krankheitsbildern geordnet findet ihr hier.

Die Juristen sagen ja: „Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung„. Mediziner könnten nach reiflicher Überlegung zur Feststellung kommen: „Ein Blick in die Leitlinie erleichtert die Therapiefindung“. Aber Mediziner sind da sehr unterschiedlich. Manche geben kein Tablette Aspirin, ohne die zutreffende Seite der Leitlinie „Kopfschmerzen“ zitieren zu können, andere haben noch nie eine Leitlinie aus der Nähe gesehen.

Zu welcher Gruppe gehört ihr? Findet ihr die DGPPN-Leitlinien praxisnah genug formuliert? Geben sie euch hilfreiche Hinweise und Entscheidungshilfen?

S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien

Die DGPPN hat eine neue Leitlinie für Betroffene und Angehörige zum Thema Psychosziale Therapien herausgebracht. Die Leitlinie informiert kurz und übersichtlich, welche Psychosozialen Therapien es gibt und was man sich von ihnen versprechen kann.

Insbesondere die ambulante Soziotherapie wird aufgrund wenig geeigneter Rahmenbedingungen viel zu selten verschrieben. Kunst-, Ergo- oder Sporttherapie werden schon häufiger auch ambulant durchgeführt. Von besonderer Bedeutung sind die Möglichkeiten, einem Betroffenen zu helfen, wieder ins Arbeitsleben zu finden oder am Sozialleben wieder mehr teilzuhaben. Auch hier informiert die Leitlinie über konkrete Möglichkeiten.

Das kostenlose PDF findet ihr hier.

Neue S3 Leitlinie zur Therapie der Angststörungen ist erschienen

Voila_Capture 2014-06-29_05-24-05_nachmUnlängst ist die neu überarbeitete S3-Leitlinie zur Therapie der Angststörungen erschienen. Hier wird auf eine Kurzversion und die ausführliche Langversion verwiesen.

Das Studium der Kurzversion zeigt einem den nicht wirklich überraschenden Stand der Dinge sowie den jeweiligen Evidenzgrad der einzelnen Empfehlungen, der ganz interessant ist.

In der Langversion kann man sich sehr detailliert darüber informieren, welche Erkenntnisse zu welcher Therapieform bestehen. Wenn ich zum Beispiel wissen möchte, welche Studien zum Einsatz von EMDR bei der Angststörung existieren, kann ich es in der Langfassung genau nachlesen, einschließlich Zusammenfassung und Beurteilung.

Cool.

 

Neue S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen

S3 Leitlinie Bipolare Erkrankungen

Neue Behandlungsleitlinie Bipolare Störungen

Wer Leitlinien mag, wird diese lieben: Eine neue S3 Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Erkrankungen ist erschienen. Es gibt noch keine Kurzfassung, so dass man die Freude hat, sich durch insgesamt 500 Seiten schmökern zu dürfen. Muss man aber nicht. Die Inhalte sind gut sortiert, und so kann man sich schnell einen guten Überblick verschaffen, welche Studienlage beispielsweise zur Wirksamkeit von Lithium in der Rezidivprophylaxe der bipolaren Erkrankung vorliegt und welche Empfehlungen sich daraus ergeben:

Lithium in der Phasenprophylaxe: Seite 239 ff. Sehr gute Wirksamkeit, gut untersucht, Hinweise auf antisuizidale Wirksamkeit. Es finden sich auch Ergebnisse zur Dosis, wobei der neuere Trend, einen Spiegel von „nur“ etwa 0,6 mmol/l zur Phasenprophylaxe zu wählen, gestützt wird.

Oder wie gut die Studienlage zu Quetiapin in der Rezidivprophylaxe ist:

Quetiapin in der Phasenprophylaxe: Seite 256 ff. Es findet sich lediglich eine randomisierte Studie mit 14 mit Quetiapin und 14 mit anderen Phasenprophylaktika behandelten Patienten. Die Leitlinie rät explizit davon ab, Quetiapin in Monotherapie zur Phasenprophylaxe einzusetzen, da es nicht ausreichend untersucht ist.

Die Leitlinie als pdf gibt es hier.

Wie es sich gehört, findet sich bei jeder Studie eine Aussage über Interessenkonflikte, also z.B. die Finanzierung der Studie durch den Hersteller eines der beteiligten Präparate oder Mitwirkung an der Studie durch Angestellte einer Herstellerfirma. Es ist erforderlich, diese Informationen bei der Beurteilung der Studien zu berücksichtigen.

Ebenfalls interessant ist die Erklärung zu Interessenkonflikten der Autoren der Leitlinie (hier). Wie immer haben viele der wesentlichen Mitautoren Vortragshonorare und teilweise Honorare als Berater der Pharmafirmen erhalten, die die in der Rede stehenden Medikamente herstellen.

Ich würde mich freuen, wenn Du an dieser Umfrage hier teilnimmst: „Wenn Du selbst eine bipolare Erkrankung hättest, welches Phasenprophylaktikum würdest Du dann einnehmen?“

Interessant vielleicht auch zwei meiner früheren Umfragen:

  • „Wie dosiere ich Lithium“, nachzuschauen hier.
  • „Welches Neuroleptikum würdest Du selbst einnehmen?“ (Wobei hier jemand 135 mal „Other“ gewählt hat…), nachzuschauen hier.

Homepage S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen « Projektgruppe Leitlinie Bipolar Universitätsklinikum Dresden Carl Gustav Carus: