VisualEditor beta in Wikipedia

Visual Editor

Die Bearbeitung von Wikipedia-Artikeln war bislang immer etwas mühsam, da man die Wikipedia-eigene Auszeichnungssprache beherrschen musste, um auch nur die einfachsten Formatierungen zu machen. Wenn man sich mit html oder wenigsten markdown auskannte, dann kam man schon irgendwie zurecht und konnte die Hieroglyphen-Syntax schon zusammenschustern, aber mehrere links oder Fußnoten einzubauen war einfach recht zeitaufwändig.

Heute habe ich eine Kleinigkeit in einem Artikel in der Wikipedia geändert und durfte zu meiner großen Freude feststellen, dass endlich ein Visueller Editor, wie man ihn aus Textverarbeitungsprogrammen kennt, zur Verfügung steht. Sobald man in einem Artikel auf „Bearbeiten“ geklickt hat erscheint ganz oben (siehe Bild) die Formatierungsleiste. Man kann also einfach los schreiben, und wenn man einen link setzen will, dann geht das so, wie man es aus Word kennt. Das ist ein riesiger Fortschritt, weil es die Hürde deutlich senkt, Artikel zu korrigieren, zu ergänzen und auch neue Artikel einzustellen. Ich selbst habe einen Benutzer-Account bei Wikipedia, was empfehlenswert ist, es sind aber auch „anonyme“ Änderungen möglich.

Die Wikipedia ist unzweifelhaft die wertvollste, universellste und großartigste Wissenssammlung im Netz. Wenn Du einen Fehler findest, wenn ein Artikel unvollständig ist oder wenn Du etwas ganz Neues ergänzen willst: Leg einen Benutzer-Account an und bring Dich ein! Es gibt sogar Mentorenprogramme für neue und engagierte Autoren. Ab heute zählt das Argument: „Ist mir technisch zu komplex“ nix mehr!

Psychiatrische Kliniken aus aller Welt: Manhattan Psychiatric Center

Manhattan Psychiatric Center
Manhattan Psychiatric Center

Nori aus New York hat ein Bild des Das Manhattan Psychiatric Center eingesendet.

Sie schreibt: „Das Manhattan Psychiatric Center liegt auf einer Insel vor New York: Ward’s Island. Früher hiess es Blackwell’s Island Lunatic Asylum und war eine Zeit lang die groesste Psychiatrie der Welt. Heute ist das Center jedoch chronisch unterbelegt (alle gehen ins NYSPI an der Columbia Uni) und die ganze Insel ist relativ ausgestorben, weil dort ausser der Psychiatrie, der forensischen Psychiatrie, einer Klaeranlage und ein paar Sportplaetzen nicht viel ist…“

Vielen Dank für das Bild Nori und beste Grüße nach NY!

NSA und ihre Folgen…

Mich persönlich könnte diese ganze Berichterstattung über die NSA nicht weniger interessieren. Damit wir uns richtig verstehen, ich halte die weltumspannende Überwachung der NSA für absolut schwachsinnig, rechtswidrig und verwerflich. Allerdings gibt es außer dem Ausmaß und der Perfektion einfach nichts daran, was mich wirklich überrascht….
Aber ein Punkt stört mich wirklich:
Wenn mir ein Patient bislang gesagt hat:

“Ich bin mir sicher, dass alle meine Telefonate vom Geheimdienst abgehört werden. Die verfolgen meine Spuren im Internet. Die wissen über alle meine Briefe bescheid. Die überwachen mich übers Internet rund um die Uhr…”

dann habe ich das bislang als Wahn diagnostiziert.

Ja, so war das früher…

Katatone Schizophrenie

Die Schizophrenie (ICD–10: F20) wird in der ICD–10 in vier Unterformen unterteilt:
* Paranoide Schizophrenie (ICD–10: F20.0)
* Hebephrene Schizophrenie (ICD–10: F20.1)
* Katatone Schizophrenie (ICD–10: F20.2) und
* Undifferenzierte Schizophrenie (ICD–10: F20.3)

Die paranoide oder paranoid-halluzinatorische Form ist die mit weitem Abstand häufigste Unterform der Schizophrenie, die unser Bild dieser Krankheit weitgehend prägt. Hebephrene und undifferenzierte Unterformen sind weitaus seltener, aber immer noch häufig genug, dass sie im klinischen Alltag immer mal wieder auftauchen. Aber die katatone Schizophrenie ist so selten, dass man jedes Mal, wenn einem dieses Krankheitsbild begegnet, erst mal irritiert sein kann.

Ein typischer Krankheitsverlauf kann zum Beispiel so aussehen:

Ein 28-jähriger Patient mit einer vordiagnostizierten paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie, der bislang mit Clozapin behandelt worden war, hat laut Familie seit einigen Wochen seine Medikation nicht mehr eingenommen und kommt nun akut-psychotisch und schwer krank zur Aufnahme. Er spricht nicht viel; was er sagt ist ziemlich durcheinander und das Verhalten wirkt ungesteuert, teilweise ungerichtet aggressiv. Am ersten Behandlungstag wird eine Medikation, bestehend aus Risperdal und Diazepam verordnet. Das psychotische Erleben bleibt auch am zweiten Tag bestehen, der Patient zeigt wechselnd Zerfahrenheit und Mutismus. Er liegt überwiegend im Bett, manchmal zeigt er aber auch impulsives Verhalten. Die Medikation wird in der Dosis gesteigert, ein niedermolekulares Heparin wird zur Thromboseprophylaxe angesetzt. Am nächsten Tag entwickelt der Patient Fieber bis 38 Grad Celsius ohne erkennbaren Infektionfocus. Im klinischen Befund fallen eine Steifigkeit der Gelenke und ein Zahnradphänomen linksseitig auf.

Diffentialdiagnostik

In dieser Situation ist zunächst an drei verschiedene Diagnosen zu denken:

  • Fieber bei unklarem Infekt, mitverursacht durch die Bettlägrigkeit, z.B. eine beginnende Pneumonie
  • Malignes neuroleptisches Syndrom
  • Katatone Schizophrenie

Zur Diffentialdiagnostik dieser drei Erkrankungen ist es erforderlich, eine gründliche körperliche Untersuchung mit der Suche nach einem Infektfocus durchzuführen und im Blut Entzündungszeichen und Creatininkinase (CK) zu bestimmen.

  • Bei einem Infekt sollte man neben dem Fieber auch einen symptomatischen Focus finden, wie ein pathologisches Atemgeräusch, Brennen beim Wasserlassen, Diarrhoe oder Ähnliches. Bei auffälligen Untersuchungsbefunden wie einem Erregernachweis im Urin oder ähnlichem ist von einem Infekt auszugehen.
  • Beim malignen neuroleptischen Syndrom findet man häufig eine deutlich gestiegene CK, auch Veränderungen der Natrium- und Kaliumkonzentration im Blut sind nicht selten. Darüber hinaus bildet sich typischerweise eine sehr ausgeprägte Steifigkeit (Rigor) sowie ein Zahnradphänomen an den Exptremitäten aus.

Katatone Schizophrenie

Findet sich kein Hinweis auf einen Infekt, der die Symptome und das Fieber erklären kann und zeigen sich klinisch und laborchemisch nicht die typischen Veränderungen, die ein malignes neuroleptisches Syndrom kennzeichnen, kann es sich um eine Katatone Schizophrenie handeln. Die Katatone Schizophrenie, auch perniziöse Katatonie oder kurz Katatonie genannt, ist gekennzeichnet von folgenden Symptomen:

  • Im Vordergrund stehen psychomotorische Störungen: Sehr lang andauernde bewegungsarme Zuständen (Katatonie) können sich abwechseln mit episodenhaften schweren Erregungszuständen.
  • Zwangshaltungen und -stellungen können lange Zeit beibehalten werden (Katalepsie), die Beweglichkeit der Gelenke wirkt wächsern zäh (flexibilitas cerea).
  • Befehlsautomatismen und Negativismus kommen vor.
  • Mutismus ist häufig.
  • Lebhafte szenische Halluzinationen können vorkommen.
  • Insgesamt zeigt sich klinisch ein schwergradiges Krankheitsbild, der Patient ist kritisch krank.

Therapie

Vor einigen Jahrzehnten verliefen Katatone Schizophrenien nicht selten tödlich. Inzwischen gibt es mehrere sehr wirksame Behandlungsoptionen, sodass gefährliche Komplikationen inzwischen selten geworden sind.

  • Zunächst ist zu beachten, dass ein Patient mit einer katatonen Schizophrenie als kritisch Kranker einzuschätzen ist, eine intensivmedizinische Behandlung kann erforderlich sein.
  • Lorazepam (z.B. Tavor®) wirkt sehr stark gegen die Katatonie. In der Regel sind hohe Dosierungen erforderlich, oft i.v. Eine Gabe von 1–1–1–0 mg Lorazepam i.v. plus 1–3 weitere mg Lorazepam oral oder i.v. pro Tag kann angemessen sein.
  • Ein Neuroleptikum soll gegeben werden. Um die Differentialdiagnose gegenüber dem malignen neuroleptischen Syndrom nicht unnötig zu erschweren und dem Patienten EPMS zu ersparen ist es sinnvoll, ein gut verträgliches aber zugleich wirkstarkes Neuroleptikum zu verordnen, z.B. Risperidon oder Olanzapin.
  • Wenn die Gabe von hochdosiertem Lorazepam in Kombination mit einem Neuroleptikum nicht ausreichend schnell oder ausreichend stark wirkt, kann die Elektrokrampftherapie eingesetzt werden, sie wirkt erfahrungsgemäß schnell und sicher bei der Katatonie.
  • Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten, ggf. i.v.
  • Über den Einsatz eines Antibiotikums bei einem schwer kranken fibrigen Patienten ohne klaren Hinweis auf einen Infektfocus muss im Einzelfall entschieden werden. Bei bestehender diagnostischer Unsicherheit kann dies im Zweifel sinnvoll sein.

Raider. Twix. Psychologen in Weiterbildung

Raider heißt jetzt Twix, müßte aber PIW heißen

Der Lebensweg des Psychologen sieht so aus, dass er zunächst einmal ein Hochschulstudium der Psychologie macht und dann mit einem Bachelor oder Master abschließt. Dann hat er ein abgeschlossenes Hochschulstudium und kann sich irgendwo einstellen lassen und sich Master nennen und auch so bezahlen lassen, wie sich Menschen mit abgeschlossenem Studium eben bezahlen lassen. Er kann auch sagen, dass er noch eine Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten machen will. Dann muss er eine umfangreiche theoretische und praktische Weiterbildung machen, ein 12 Monate langes Pflichtpraktikum in einer Psychiatrischen Klinik und ein 6 Monate langes Pflichtpraktikum in einer Psychologischen Praxis machen. Wie heißt er in dieser Zeit?

Raider-Phase: Früher hieß er in dieser Zeit PIP´ler, was Psychologe im Praktikum bedeutete. Das lehnte sich sicher an den früher benutzten Begriff Arzt im Praktikum an, der aber inzwischen abgeschafft ist.

Twix-Phase: Aktuell heißt er politisch korrekt PIA, was Psychologe in Ausbildung bedeutet. Ausbildung ist aber leider auch falsch, denn eine Ausbildung ist eine erste Berufsausbildung, während eine Weiterqualifikation nach abgeschlossener erster Ausbildung Weiterbildung heißt. Korrekt müssten PIA´s also

PIW-Phase: PIW´s heißen: Psychologe in Weiterbildung.

Lebenszyklus Arzt in Weiterbildung zum Facharzt PIA
Abgeschlossenes Hochschulstudium Ja Ja
Weiterbildung, um eine Anwartschaft auf eine Kassenzulassung zu haben Ja Ja
Approbation Ja Nein
Bezahlung tariflich mau bis mager

Nachdem das Landesarbeitsgericht Hamm ja unlängst entschieden hatte, dass es sittenwidrig ist, PIA’s kein Gehalt zu zahlen, hat es sich durchgesetzt, in städtischen Gegenden zwischen 0 und 1000 € und in ländlichen Gegenden zwischen 800 und 3000 € für PIP’ler brutto monatlich zu zahlen.

Merke: PIA´s sind in einem Ausbildungsabschnitt, der im wesentlichen der Weiterbildung eines Arztes zum Facharzt entspricht.

Leitsymptom Borderlinestörung

Leitsymptom der Borderline Persönlichkeitsstörung

Bei der Diagnostik der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind eine Reihe von Symptomen zu beachten und in einen Gesamtkontext zu stellen. Ein Leitsymptom ist folgendes:

“Kennen Sie das, dass Sie plötzlich eine starke innere Anspannung verspüren, eine schwer zu beschreibende Mischung aus verschiedenen Gefühlen, die sehr unangenhem ist, und die Sie unbedingt beenden wollen, ohne genau zu wissen, wie?”

Oder abstrakt formuliert:

Ein Leitsymptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine einschießende, starke Spannung, die als äußerst aversiv erlebt wird und keiner klaren, handlungsweisenden Emotion zugeordnet werden kann.

Menschen mit BPS kennen das in aller Regel und beantworten diese Frage mit “Ja.” Menschen ohne BPS fragen meistens so etwas wie: “Also wie meinen Sie das jetzt genau, also dass ich schon mal wütend war oder was?”

Das Wesen dieses borderlinespezifischen Affektes ist eben, dass er wie eine glühende, zusammengeschmolzene Mischung aus unterschiedlichen Gefühlen wie Angst, Wut, Schmerz, Trauer und eben nicht erkennbaren oder benennbaren Gefühlen besteht. Und dieses Gefühl ist sehr unangenehm.
Patienten mit Narben an den Unterarmen kann man dann noch fragen: “Hilft Schneiden, das Gefühl zu beenden?”
Patienten ohne Narben an den Unterarmen fragt man das besser nicht.

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Umstrittene Therapie: Autistische Kinder brauchen Befehle

EU-Drogenbericht: Viele neue Designerdrogen erreichen Europa

Affektstörung: Lithium senkt Suizidrisiko

Schizophrenie: Meta-Analyse widerlegt Neuroleptika-Dogmen

Neues Online-Hilfsportal für Opfer von sexuellem Missbrauch

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Todesfälle nach Olanzapin i.m.

Software MACH: Gesprächs-Coach hilft bei sozialen Phobien und wappnet für wichtige Dates (Video)

Cannabis drosselt die Dopaminsynthese

Es gibt hin und wieder Studien, die wirklich etwas erklären: Diese hier ist eine davon.

Cannabis und Dopamin

Untersucht wurde bei 19 chronischen Cannabis-Konsumenten mit psychotischen Symptomen und 19 gesunden Kontrollprobanden, ob die Cannabis-Konsumenten vielleicht eine erhöhte Dopamin-Synthese zeigen. Das würde die psychotischen Symptome erklären. Denn es wurden ja eben nicht regelmäßige Cannabis-Konsumenten untersucht, die von psychotischen Symptomen bislang verschont geblieben sind, sondern 19 Probanden mit psychotischen Symptomen.

Es kam heraus, dass die chronischen Cannabis-Konsumenten eine deutlich geringere Dopamin-Synthese hatten. Chronischer Cannabis-Konsum drosselt also die Dopamin-Synthese, zumindest bei Probanden, die psychotische Symptome zeigen. Sollte dieser Befund auch für nicht-psychotische Cannabis-Konsumenten gelten, wären damit zwei Befunde sehr gut zu erklären:

Das Amotivationale Syndrom

Chronische Cannabis-Konsumentne entwickeln nach einigen Monaten, spätestens nach wenigen Jahren, recht zuverlässig ein amotivationales Syndrom. Dem Dauerkiffer ist einfach alles recht egal, er hängt am liebsten so rum und rafft sich nicht so gerne auf, um was zu reißen. Weit entfernte Ziele, deren Erreichen Anstrengung bedeutet, werden nicht mehr angegangen. Dieses Syndrom würde sich verdammt gut erklären lassen, wenn es stimmt, dass Cannabis die Dopamin-Synthese drosselt. Dopamin ist nämlich der Stoff, der vermittelt: Das hier ist bedeutend, das hier ist wichtig. (Bei der Psychose, bei der zuviel Dopamin im Hirn unterwegs ist, wird daher auch eigentlich unwichtigen Dingen eine Bedeutung zugemessen). Dopamin ist auch einer der Botenstoffe, die beim Gefühl der Belohnung eine Rolle spielen. Mit weniger Dopamin gibt es auch weniger oft das Gefühl, dass sich eine Anstrengung gelohnt hat. Und also wiederholt man die Anstrengung nicht so gerne.

Psychosen nach dem Absetzen von Cannabis

Es ist bekannt, dass chronischer Cannabis-Konsum Psychosen auslösen kann. Und man sieht auch oft Patienten, die regelmäßig Cannabis konsumieren und dann darunter psychotisch werden. Aber man sieht auch nicht selten Patienten, die über lange Zeit regelmäßig viel Cannabis konsumiert haben, dann aus freien Stücken damit aufgehört haben, und dann vier bis sechs Wochen nach dem letzten Joint erstmalig eine Psychose entwickelt haben. Die Cannabis-Absetz-Psychose. Gibt es echt. Die würde sich vielleicht dadurch erklären, dass im Gehirn des chronischen Kiffers die Dopamin-Synthese lange Zeit runter reguliert war, und nach Absetzen des THC plötzlich ein relatives Überangebot von Dopamin bestand, und dieses dann die Psychose ausgelöst hat.

Quelle der oben zitierten Studie und deutsche Zusammenfassung: Notiz im Deutschen Ärzteblatt hier.