Mein Skill für mehr Ausgeglichenheit: Laufen

Du suchst nach Skills gegen Anspannungen, Grübeln, Sorgenkreise? Du überlegst, ob ein Beruhigungsmittel wie Promethazin, Pipamperon, Truxal oder Diazepam das Richtige für Dich ist? Kann sein, aber erst, wenn Du es zuerst mit Bewegung versucht hast. Und zwar Bewegung bis an Deine individuelle Erschöpfungsgrenze! Ich nehme Dich auf einen langen Lauf mit und zeige Dir, wie mein Energieniveau sich während des Laufes immer mehr in Richtung Vollentspannung bewegt. Unterwegs treffe ich zufällig auf den #ZeroHungerRun Köln, melde mich spontan an und laufe ihn mit!

Welches Benzodiazepin gibt man im Delir am besten?

Im Alkoholentzugsdelir gibt man in der Regel ein Benzodiazepin (oder Clomethiazol) und ein Neuroleptikum. Auch bei anderen Delirursachen ist die Gabe eines Benzodiazepins oft hilfreich.

Allerdings sind nicht alle Benzodiazepine gleich geschaffen.

Gerade das früher sehr häufig eingesetzte Diazepam ist im Delir aus drei Gründen nicht die beste Wahl:

1.) Diazepam hat eine relevante anticholinerge Wirkung. Anticholinerge Wirkungen verstärken in aller Regel die delirante Symptomatik. Im Delirmanagement ist neben dem Grundsatz, die Ursache zu beheben, wahrscheinlich der zweitwichtigste Grundsatz, die Gesamtlast der anticholinergen Wirkung der verwendeten Medikamente zu reduzieren. Hier ist Diazepam ein Kandidat auf eine Umstellung auf ein anderes Benzodiazepin mit geringerer anticholinerger Komponente.

2.) Diazepam ist aufgrund seiner langen Halbwertszeit schlecht steuerbar.

3.) Diazepam wird über die Leber eliminiert, was bei Leberfunktionsstörungen zu einer noch einmal verzögerten Elimination führen kann.

Welches Benzodiazepin ist besser geeignet?

Lorazepam (z.B. Tavor®) ist besser steuerbar, wird kaum über die Leber abgebaut und ist daher problemlos auch für leberkranke Patienten eliminierbar und hat kaum anticholinerge Nebenwirkungen. Daher ist Lorazepam im Delir besser geeignet als Diazepam. Auch Clonazepam (z.B. Rivotril®) ist gut geeignet.

 

P.S.: Mit bestem Dank an die Pharmakologin Fr. Prof. Martina Hahn, in deren Workshop ich das gelernt habe. Merke: Klinische Pharmakologen gehören zu einer qualitätsgesicherten Pharmakotherapie im Krankenhaus einfach dazu…

Diazepam Kumulation

Sie behandeln einen Patienten mit einer Tablette Diazepam 10 mg pro Tag. Wie kommt es eigentlich, dass dieser Patient nach einer Behandlungsdauer von ungefähr fünf Tagen immer scheinbar plötzlich so müde wird? Die Antwort ist natürlich ganz einfach: Diazepam kumuliert aufgrund der langen Halbwertszeit von etwa 50 Stunden mit jeder Gabe immer mehr. (Hier finden Sie eine Liste mit den Halbwertszeiten gängiger Benzodiazepine.)
Gehen wir das mal in einem einfachen Gedankenexperiment durch:
Sie geben ihrem Patienten am Montag morgen 10 mg Diazepam. Dies kommt ins Blut. Die Halbwertszeit beträgt vereinfacht gesagt etwa 48 Stunden, also zwei Tage. Das bedeutet, dass von der Montagsgabe nach zwei Tagen, also am Mittwoch Morgen, noch 5 mg im Blut sind. Und davon sind zwei Tage später, also am Freitag, immer noch die Hälfte, also 2,5 mg im Blut.
Das ist das Schicksal der Montagsgabe. Aber sie geben ja Dienstag, Mittwoch und Donnerstag auch wieder Diazepam. Ich habe ihnen in der folgenden Tabelle mal aufgeschrieben, was aus den Gaben des jeweiligen Tages so wird und wie die kumulierte Dosis sich aus der Summe der einzelnen Teile ergibt:
Die Tabelle ist so zu lesen: In der ersten Zeile steht, was mit der Diazepam-Dosis von Montag passiert und wieviel davon ungefähr an jedem weiteren Tag noch im Blut ist. Im ersten Feld der ersten Zeile stehen die 10 mg, die als Tablette am Montag gegeben werden. Im zweiten Feld stehen 7,5 mg, das ist die Menge Diazepam, die von der Montagsgabe am Dienstag noch übrig ist. Am Mittwoch sind von der Montagsgabe eben noch 5 mg übrig, da die Halbwertszeit von Diazepam eben zwei Tage beträgt und die Hälfte von 10 mg 5 mg sind.
In der zweiten Zeile, der Dienstagszeile, steht in der ersten Spalte (Montag) 0 mg, da die Dienstagstablette montags ja noch nicht gegeben wurde. In zweiten Feld der Dienstagszeile stehen 10 mg, das ist die Gabe von 10 mg Diazepam am Dienstag morgen. Jedes weitere Feld zeigt das Schicksal der Dienstagsdosis an.
Und so fort für jeden Tag bis Sonntag.
Die letzte Zeile zeigt dann die jeweilige Diazepam Gesamtsumme für diesen Tag an.
Montags ist das leicht zu berechnen: 10 mg.
Am Dienstag sind es dann die 7,5 mg, die noch vom Montag übrig sind plus die 10 mg, die mit der Dienstagsgabe dazu kommen, also 7,5+10=17,5 mg. Und so fort.

Wochentag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag
Montag 10 mg 7,5 mg 5 mg 3,5 mg 2,5 mg 1,8 mg
Dienstag 0 mg 10 mg 7,5 mg 5 mg 3,5 mg 2,5 mg
Mittwoch 0 mg 0mg 10 mg 7,5 mg 5 mg 3,5 mg
Donnerstag 0 mg 0 mg 0 mg 10 mg 7,5 mg 5 mg
Freitag 0 mg 0 mg 0 mg 0 mg 10 mg 7,5 mg
Samstag 0 mg 0 mg 0 mg 0 mg 0 mg 10 mg
Summe 10 mg 17,5 mg 22,5 26 mg 28,5 30,3

So, und mit einer kumulativen Dosis von 28,5 mg im Blut sind die Patienten dann natürlich plötzlich sehr müde. Die kumulative Dosis steigt dann am Samstag nicht mehr so stark an, weil dann die Gaben vom Anfang der Woche langsam wirklich abgebaut sind. Der steady state wird nach etwa 5 Halbwertszeiten oder im Falle des Diazepams nach etwa 10 Tagen erreicht.

Welches Schlafmittel gebe ich wem?

“Ich kann nicht schlafen!” ist eine häufig gehörte Beschwerdeschilderung beim Psychiater, wahrscheinlich bei allen Ärzten. Ich kann jetzt hier nicht alles aufschreiben, was man an dieser Stelle tun sollte, aber ich beschreibe einige wenige Punkte, an denen ich mich orientiere.

Diagnostik

Wenn man mal nicht schlafen kann, ist das keine Schlafstörung, das ist ganz normal. Erst wenn man mehrere Nächte hintereinander sehr wenig schläft UND jeweils am nächsten Morgen nicht-erholt aufwacht, kann man von einer Schlafstörung sprechen.

Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gesetzt. Das gilt auch für Schlafstörungen. Es gibt immer eine Ursache für die Schlafstörung, und es ist immer sinnvoll, diese zu behandeln. Das kann eine körperliche Erkrankungen sein, wie etwa eine Herz-oder Lungen Erkrankung, eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein Schlafapnoe-Syndrom. Die notwendige körperliche Diagnostik kann von einer einfachen Blutabnahme über verschiedene apparative Untersuchungen bis hin zu einem zweitägigen Aufenthalt im Schlaflabor gehen. Und diese Diagnostik muss halt erfolgen, wenn es entsprechende Hinweise gibt. Natürlich kann auch eine psychische Erkrankung die Schlafstörung verursachen, wie etwa eine Depression, eine Angsterkrankung oder eine Manie. Auch hier ist eine sorgfältige Diagnostik und eine entsprechende zielgerichtete ursächliche Therapie erforderlich. Neben der ursächlichen Diagnostik hat es sich darüber hinaus bewährt, die Schlafstörung beschreibend als “Einschlafstörung”, “Durchschlafstörung” oder “Ein- und Durchschlafstörung” einzuteilen. Auch diese Einteilung gibt diagnostische Hinweise.

Schlafhygiene

Nachdem eine Arbeitsdiagnose gestellt ist, sollte immer eine Beratung erfolgen, welche Verhaltensweisen vielleicht nicht so ideal sind. Folgende Punkte haben sich in der Beratung bewährt:

  • Nicht mehr als drei Tassen Kaffee am Tag. Kein Kaffee, kein Tee und keine Cola nach 16:00.
  • Im Bett nur Schlafen, Lesen oder Sex haben. Nicht fernsehen, nicht streiten und nicht grübeln.
  • Erst ins Bett gehen, wenn man wirklich müde ist. Bleibt man länger als 10 Minuten wach, soll man das Bett verlassen und irgendetwas machen, bis man wirklich müde ist. Dann darf man wieder ins Bett gehen.
  • Alkohol hilft zwar beim Einschlafen, stört aber das Durchschlafen. Langfristig stört Alkohol die Schlafarchitektur. Man soll Alkohol nicht regelmäßig trinken, auch nicht in moderaten Mengen.
  • Sport hilft sehr gut gegen Schlafstörungen. Am besten am frühen Abend, nicht unmittelbar vor dem Einschlafen.
  • Das Schlafzimmer soll kühl, aufgeräumt und schön sein.

Schlafmittel

Schlafmittel sind keine dauerhafte Lösung. Abhängigkeit und Mißbrauch von Schlafmitteln gehören zu den häufigsten Gründen für Schlafstörungen. Schlafmittel sollten daher eigentlich nur in den maximal sechs Wochen gegeben werden, bis die ursächliche Behandlung gewirkt hat. Nach spätestens sechs Wochen sollte man normalerweise alle suchterzeugenden Schlafmittel absetzen, selbst wenn noch eine Schlafstörung beklagt wird.

Hier nun eine Stufenskala von zunehmend wirkstarken schlaffördernden Substanzen:

Stufe Wirkstoff Dosis Bemerkung
1 Warme Milch mit Honig Ein schönes Glas
2 Baldrian 20-40 Tropfen oder Hopfen, Kräutertee,…
3 Doxylamin (z.B. Hoggar night®) 25–50 mg frei verkäuflich
4 Promethazin, (z.B. Atosil®) 25–50mg niederpotentes Neuroleptikum
5 Mirtazapin (z.B. Remergil®) 7,5-15 mg ist ein Antidepressivum
6 Zolpidem (z.B. Stilnox®) Frauen: 5 mg, Männer: 10 mg Halbwertszeit 2-3 Stunden, wirkt gegen Einschlafstörungen
7 Zopiclon (z.B. Ximovan®) 7,5 mg Halbwertszeit 4-6 Stunden, wirkt gegen Ein-und Durchschlafstörungen
8 Diazepam 5-10 mg kumuliert über mehrere Tage zu mehr Wirkung
9 Flunitrazepam 1-2 mg wirkt auch beim manischsten Patienten schlaffördernd

Welches Schlafmittel verordne ich nun wem?

Diagnose Schlafhygiene und Schlafmittel der Stufe:
Früher schon mal eine Abhängigkeit von Benzodiazepinen gehabt Stufe 1-5
Psychogene Schlafstörung bei Konflikterleben Stufe 1-7
Angststörung Stufe 2-5
Depression Stufe 2-8
Psychose Stufe 4-8
Manie Stufe 4; 6-9

Die akute Amphetaminintoxikation und wie sich die Sache dann in der Notaufnahme darstellt…

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Dieses Fallbeispiel ist fiktiv, aber typisch.

Die Notaufnahme des nahe gelegenen Allgemeinkrankenhauses ruft an und berichtet, ein junger Mann sei eben zu ihnen gekommen, wohl betrunken aber irgendwie sehr komisch. Er habe ohne erkennbaren Grund in einer Kneipe einem anderen Kneipengast gesagt, er solle ihm aus dem Weg gehen. Kurz darauf habe er ihn geschlagen. Der Rettungsdienst habe beide ins Krankenhaus gebracht. Der eine habe eine Platzwunde, der andere sei komisch. Er rede sehr schnell, sei misstrauisch und glaube, irgend etwas sei hier wohl im Gange. Ob man ihn mal in der Psychiatrie vorstellen könne? Kann man natürlich. Soll man auch.

Kurz darauf betritt ein 24 jähriger Mann das Untersuchungszimmer. Er ist modisch gekleidet, wirkt nicht betrunken, aber gehetzt, fahrig, unruhig. Er ist erkennbar angespannt und fährt den Untersucher zur Begrüßung erst mal scharf an:

„Glaubt bloß nicht, ihr könnt mich hier verarschen! Ich weiß, dass ihr´s auf mich abgesehen habt, aber ich hab´ nix getan. Ich geh´jetzt weiter feiern!“

Da kann man schon mal einen Verdacht schöpfen. Der Alkoholtest ergibt 0,3 Promille. Das ist nicht genug, um eine Veränderung des psychischen Befundes zu erklären. Auf die Nachfrage, was ihn in´s Krankenhaus führt, gibt er an:

„Die haben mich hier ins Krankenhaus gebracht, weil ich denen nicht angepasst genug bin. Ich lebe halt meine Gefühle aus. Das könnt ihr Spießer halt nicht verstehen! Ich bin jetzt schon zwei Stunden hier auf kalten Fluren und in langweiligen Blechkisten unterwegs, ich habe mir den Abend auch schöner vorgestellt.“

OK, es gibt also keine Hinweise darauf, dass der Patient zeitlich, örtlich oder zur Situation nicht richtig orientiert ist. Störungen der Merkfähigkeit bestehen ebenfalls nicht.

„So und nun erklär ich Euch Schnarchnasen mal, was hier geht! Ich habe ´ne Firma, die macht so Internetsachen, da könnt´ ich Euch alle einstellen, mach ich aber nicht, weil ihr mir einfach zu langsam seid. Ich hab´ die letzte Nacht durchgearbeitet und durchgefeiert! Ich zieh jetzt mein Ding durch, dann werdet ihr schon alle sehen, was abgeht. Und wenn sich hier irgendwer mir in den Weg stellt, dann gibt´s echt Ärger. Ich mach das jetzt, klar?

Es zeigt sich ein erhöhter Rededrang. Die Sätze kommen schneller als beim normalen Gespräch, die Inhalte springen in rascher Folge von einem Punkt zum nächsten, wobei stets nachvollziehbar bleibt, welche Überlegung nun an welche Vorüberlegung anknüpft. Der Gedankengang ist also etwas beschleunigt und beginnend ideenflüchtig. Die Stimmung ist leicht gehoben, das Selbstbild unrealistisch überhöht. Es besteht ein reduziertes Schlafbedürfnis.

„Wollen Sie mir was anhängen? Stecken Sie mit der Polizei unter einer Decke? Wollen Sie mich provozieren?“

Der Patient zeigt sich misstrauisch und vermutet Geheimnisse und Bedrohungen, wo keine sind. Auf Nachfragen werden Wahrnehmungsstörungen wie Stimmenhören, Verfolgungsgefühle oder Beeinträchtigungsgedanken verneint. Nachdem er vor Kurzem ohne nachvollziehbaren Grund jemanden geschlagen hatte, bestehen Hinweise auf eine reduzierte Steuerungsfähigkeit. Auf weiteres Nachfragen berichtet er zu seinem Konsum:

„Ja OK, ich habe gestern Abend und heute zusammen vielleicht 2-3 Gramm Amphetamine gesnieft. Mach ich nur, wenn ich feiere. Alkohol interessiert mich nicht.“

Amphetamine: Akute Intoxikation

Dies ist ein typisches Bild für einen akuten Amphetaminrausch, so wie er sich in der Notaufnahme präsentiert. Beschleunigter, etwas ideenflüchtiger formaler Gedankengang, feindlich-misstrauische Gereiztheit, keine Halluzinationen. Und oft in Schlägereien oder Stress verwickelt gewesen. In Kombination mit Alkohol wird´s nicht besser.

Diesem Patienten würde ich empfehlen, einen Tag stationär zu bleiben. Ich würde ihm 10 mg Diazepam anbieten. Wenn er stärkere Wahrnehmungsstörungen berichtet hätte, hätte ich ihm einmalig ein niedrig dosiertes Neuroleptikum empfohlen, zum Beispiel 200 mg Amisulprid. Am nächsten Tag wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ganz normal. Ich würde ihn dann darüber aufklären, dass Amphetamine psychosenahe Denkstörungen auslösen können und das es nächstes Mal auch schlimmer kommen kann. Auch über die Gefahr einer Amphetamin-induzierten Psychose würde ich ihn aufklären, denn die ist nicht nach einem Tag vorbei und solche Amphetamin-induzierten Psychosen sind wirklich keine seltene Folge des Amphetamin-Gebrauchs. Sie sind inzwischen ein recht häufiges Krankheitsbild geworden. Oft zeigen sich echte psychotische Symptome wie Stimmenhören, Verfolgungsgefühle und erhebliche Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit, die viele Wochen bis Monate andauern können.

Bei diesem Patienten wäre vielleicht schon am nächsten Tag wieder alles abgeklungen, er würde wahrscheinlich gehen wollen und auch wieder völlig normal sein. Dann wird er natürlich entlassen.

Anxiolytika sind keine Sedativa

Benzodiazepine sind keine Beruhigungsmittel

Benzodiazepine sind Anxiolytika, zu Deutsch Angstlöser. Das will uns sagen, dass man Benzodiazepine gibt, um die Angst zu lösen oder zu mindern. Dafür sind Benzodiazepine da.

In höheren Dosierungen wirken sie natürlich auch sedierend. Aber das soll einen eben gerade nicht verleiten, Benzodiazepine dauerhaft mit dem Ziel der Sedierung zu verordnen. Dafür gibt es die Sedativa; niederpotente Neuroleptika wie Promethazin oder Chlorprotixen. Die machen nicht abhängig und können dauerhaft gegeben werden.

Wir rekapitulieren. Es gibt:

  • Benzodiazepine. Wirken gegen ANGST. Dagegen soll man sie auch verschreiben. Zum Beispiel bei einer akuten Psychose, die mit großer psychotisch bedingter Angst einher geht, bevor die Neurolepsie diese ursächlich beseitigt. Aber nicht dauerhaft geben. Machen abhängig.
  • Niederpotente Neuroleptika. Sedieren. Kann man immer dann verordnen, wenn jemand zeitweilig stark unter innerer Unruhe oder innerer Anspannung leidet. Verordnet man sinnigerweise am ehesten bei Bedarf. Eine Verordnung „auf Schiene“ kann natürlich bei bestimmten Krankheiten mal für eine kurze Zeit sinnvoll sein, aber kaum sehr lange… Sedativa sollen beruhigen. Sie sollen in der Regel in einer Dosis verordnet werden, die zur Beruhigung führt, aber nicht zum Schlaf.
  • Schlafmittel: Sind entweder Benzodiazepine, benzodiazepinähnliche Wirkstoffe, niederpotente Neuroleptika oder eines von einigen chemisch und pharmakologisch sehr unterschiedlichen Medikamenten, die mit dem Ziel verordnet werden, Schlaf auszulösen. Beachte: Auch ein Benzodiazepin, das als Schlafmittel verordnet wird, macht abhängig.

Natürlich gibt es Situationen, in denen man Anxiolyse, Sedierung und Schlafanstoß gleichzeitig beabsichtigt. (Dann gibt man ein Benzodiazepin). Dennoch sind das drei unterschiedliche Ziele, die man mit einem Medikament dieser Gruppen anstreben kann. Es ist sinnvoll, sich bei jeder Verordnung klar zu sein, was man bewirken will: Anxiolyse, Sedierung oder Schlaf. Und wenn man lediglich Sedierung will, ist es nicht sinnvoll, dauerhaft Benzodiazepine zu verordnen.

Benzodiazepin Umrechnungstabelle

Benzodiazepin Umrechnungstabelle

WirkstoffHalbwertszeit in Stunden10mg Diazepam entsprechen
Alprazolam6-120,5
Bromazepam10-205-6
Chlordiazepoxide5-3025
Clobazam12-6020
Clonazepam18-500,5
Clorazepate36-20015
Diazepam20-10010
Estazolam10-241-2
Flunitrazepam18-261
Flurazepam40-25015-30
Halazepam30-10020
Ketazolam215-30
Loprazolam6-121-2
Lorazepam10-201
Lormetazepam10-12

1-2

Medazepam36-20010
Midazolam27,5
Nitrazepam15-3810
Nordazepam36-20010
Oxazepam4-1520
Prazepam36-20010-20
Quazepam25-10020
Temazepam8-2220
Triazolam20,5
Benzodiazepinähnliche Wirkstoffe
WirkstoffHalbwertszeit (in Stunden)10mg Diazepam entsprechen
Zaleplon220
Zolpidem220
Zopiclone5-615

Ich selbst komme bei meinen Behandlungen mit zwei Benzodiazepinen aus. Lorazepam (Tavor) und Diazepam. OK, manchmal verschreibe ich auch schon mal ein Benzodiazepin ähnliches Schlafmittel (Zolpidem oder Zopiclon). Das wars. Mehr brauche ich nicht.

Es ist sinnvoll, sich auf einige wenige Medikamente zu konzentrieren, und die dann auch wirklich zu kennen. Es macht keinen Sinn, mit einer Vielzahl von Benzodiazepinen zu jonglieren, die sich nicht wirklich unterscheiden. Daher ist es zu Beginn einer Behandlung manchmal sinnvoll, ein Benzodiazepin, das jemand anderes verschrieben hat, umzustellen auf eines, mit dem man immer arbeitet. Insbesondere in den Entgiftungsbehandlungen hat es sich bewährt, von den 20 verschiedenen Sorten, mit denen unterschiedliche Patienten kommen, auf eine Sorte umzusteigen, in der Regel Diazepam, und das in der Regel in Tropfenform, so kann man auch im niedrigen Dosisbereich gut in kleinen Schritten reduzieren, bevor man ganz absetzt.

Die Benzodiazepine unterscheiden sich in der Wirkstärke pro Milligram und in der Halbwertszeit. Die Halbwertszeit von Lorazepam beträgt etwa 10 Stunden, die klinische Wirkung hält in der Regel etwa 6 Stunden an. Diazepam hat eine wesentlich längere Halbwertszeit von 24–48 Stunden, einige aktive Metabolite haben eine Halbwertszeit von bis zu 100 Stunden, weshalb es nach mehrtägiger Gabe oft kumuliert.

Wenn nun jemand kommt und ein ungewöhnliches Benzodiazepin mitbringt, kann man sehr gut die unten stehende Tabelle konsultieren: (http://www.adfd.org/wissen/Hilfen_zum_Absetzen_von_Benzodiazepinen). Es ist leicht, hiermit jede Dosis in Diazepam umzurechnen, so dass man dann so die Äquivalenzdosis bestimmen und umstellen kann.

Beispiel: Ein Patient nimmt pro Tag 4 mg Lorazepam. 10 mg Diazepam entsprechen laut Tabelle 1 mg Lorazepam. Also entsprechen 4 mg Lorazepam 40 mg Diazepam. Das ist dann die Ausgangsdosis. Und von der kann man dann langsam reduzieren.

Beim Reduzieren muss man beachten: Wenn Benzos über lange Zeit eingenommen worden sind, ist es sinnvoll, langsam zu reduzieren. Alles andere geht mit einer großen Gefahr eines Rückfalls einher. Nach 5 Jahren Abhängigkeit kann eine Reduktion über 3 Monate angemessen sein. Klassische stationäre Behandlungen sind natürlich kürzer, man muss aber wissen, dass eine Reduktion über 3 Wochen vielleicht am Anfang unter stationären Bedingungen noch mitgemacht wird, aber nach einigen weiteren Wochen, meist dann nach der Entlassung, kann es schwierig werden.

Copyright

Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.